08.07.2014
Mit vereinten Kräften für ein gesundes Aufwachsen
Gesundheitsministerkonferenz unterstützt die Aktivitäten des Kooperationsverbundes Gesundheitliche Chancengleichheit
Klaus-Peter Stender, ehem. Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz der Freien und Hansestadt Hamburg
Schlagwörter:Gesundheitspolitik, Konferenz, Partnerprozess
Auf der 87. Gesundheitsministerkonferenz (GMK) am 26. und 27. Juni 2014 in Hamburg unter Vorsitz von Hamburgs Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks haben die Ministerinnen und Minister, Senatorinnen und Senatoren für Gesundheit der Länder den Beschluss „Unterstützung des kommunalen Partnerprozesses ‚Gesund aufwachsen für alle!‘ und Umsetzung gesundheitsziele.de" gefasst.
- Der Beschluss begrüßt den kommunalen Partnerprozess und hebt ihn als eine geeignete Initiative für kommunale Strategien für das Gesundheitsziel "gesund aufwachsen" hervor.
- Die Gesundheitsministerkonferenz setzt sich dafür ein, den Partnerprozess im Rahmen der in Ländern und Kommunen vorhandenen Kooperationsstrukturen zu stärken und die von Ländern und Krankenkassen finanzierten Koordinierungsstellen Gesundheitliche Chancengleichheit in die Begleitung und Steuerung der Aktivitäten für ein gesundes Aufwachsen einzubeziehen.
- Die Programme zur Förderung der Frühen Hilfen und der Partnerprozess sollen stärker miteinander verbunden werden.
- Die GMK bittet den Bund, die Gesetzlichen Krankenkassen, die Jugend- und Familienministerkonferenz (JFMK) sowie die Kultusministerkonferenz (KMK) der Länder, das Anliegen des Partnerprozesses im Handlungsfeld gesund aufwachsen jeweils auf geeignete Weise zu unterstützen.
- Die Förderung der Koordinierungsstellen Gesundheitliche Chancengleichheit in den Ländern durch die Gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) wird sehr begrüßt - die GMK bittet, diese Förderung zur Unterstützung des Partnerprozesses angemessen zu erweitern.
Mit den Handlungsempfehlungen „Gesundheitschancen von sozial benachteiligten Kindern und Jugendlichen nachhaltig verbessern!“ wurde im Rahmen des Kooperationsverbundes Gesundheitliche Chancengleichheit eine fachliche Basis geschaffen, um Ansätze und Strategien zur Stärkung von Kindern, Jugendlichen und Familien in belasteten Lebenslagen zu formulieren. Seit 2011 begleitet der langfristig angelegte kommunale Partnerprozess „Gesund aufwachsen für alle!“ die Umsetzung vor Ort. Zentrale Unterstützer des Partnerprozesses sind die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), die kommunalen Spitzenverbände, der Deutsche Städtetag, der Deutsche Städte- und Gemeindebund und der Deutsche Landkreistag - sowie das Gesunde Städte-Netzwerk.
Unterstützung integrierter kommunaler Strategien
Der GMK-Beschluss ist ein weiterer Beitrag, die Bündelung von Gesundheitsförderung und Prävention im kommunalen Rahmen zu stärken. So beschreibt der Leitfaden Prävention des GKV-Spitzenverbandes in seiner aktuellen Fassung von 2010 (S. 31):
„Die Kommune / der Stadtteil bietet ein besonders geeignetes Setting der Gesundheitsförderung, weil die kommunale Lebenswelt von hoher gesundheitlicher Relevanz für die dort lebenden Menschen ist und diese hier zugleich in ihren alltäglichen Lebenszusammenhängen erreicht werden können.“
Mit ihrer gemeinsamen Empfehlung von 2013 streben die kommunalen Spitzenverbände und die gesetzliche Krankenversicherung an, „durch eine intensivierte Kooperation im Rahmen primärpräventiver und gesundheitsfördernder Maßnahmen von Städten, Gemeinden und Landkreisen und Krankenkassen Synergien zu erschließen“ (S. 2).
Mit ihrem Beschluss hat die GMK eine Vorlage gegeben, die Bedeutung der kommunalen Ebene für Gesundheitsförderung und Prävention hervorzuheben. Die gesundheitsfördernde Gestaltung lokaler Lebenswelten und das gemeinsame und möglichst abgestimmte Wirken der verschiedenen Akteure gehört auch zu den Zielen, die mit einem Präventionsgesetz verbunden werden.
In der Pressemitteilung zur GMK heißt es dazu: „Die Länder halten auch mit Blick auf die demografische Entwicklung ein Gesundheitsförderungs- und Präventionsgesetz für dringend geboten. In die Konzeption des Gesetzes sollen bisherige erfolgreiche Ansätze auf Länderebene einfließen. Prävention und Gesundheitsförderung müsse sich über alle Altersstufen erstrecken und vor allem in den lokalen Lebenswelten stattfinden.“
Diese kooperative Orientierung wird in dem GMK-Beschluss selber praktiziert, indem Partner des Gesundheitsbereichs wie die Jugend- und Familienministerkonferenz, die Kultusministerkonferenz, der Bund oder die Kassen gebeten werden, mit ihren Mitteln den Themenkomplex des gesund Aufwachsen mit zu befördern.
Für die Akteure in den Kommunen und Ländern ist solch ein Beschluss ein wichtiger Beleg, dass deren Arbeit politisch wahrgenommen und unterstützt wird.
Frau Prof. Dr. Elisabeth Pott, die Direktorin der BZgA, hebt gerade diesen Aspekt besonders hervor:
„Ich bin sehr froh, dass das gesunde Aufwachsen aller Kinder und Jugendlichen an ihren Wohnorten nun auch die entschiedene Unterstützung durch die Landesregierungen erfährt. Durch die Stärkung der Kooperationsstrukturen werden die Voraussetzungen für die Qualitätsentwicklung erheblich verbessert."
Der Partnerprozess bietet Kommunen ein Forum, um sich über die Entwicklung und Umsetzung lebenslauforientierter Gesundheitsstrategien bundes- und landesweit auszutauschen und in gemeinschaftliche Lern- und Entwicklungsprozesse einzutreten. Aktuell beteiligen sich mittlerweile 40 Kommunen mit einer offiziellen Vereinbarung am Partnerprozess, weitere 35 nehmen am Fachaustausch über die Internetplattform www.inforo-online.de teil. Die Koordinierungsstellen Gesundheitliche Chancengleichheit, die es in allen Bundesländern gibt, stellen die zentrale praktische Unterstützungsstruktur dar.
Den genauen Wortlaut des Beschlusses können Sie hier (externer Link) einsehen.
Die Gesundheitsministerkonferenz ist eine der Fachministerkonferenzen der Länder und besteht seit über 60 Jahren. Ihr gehören die Gesundheitsministerinnen und Gesundheitsminister sowie die Gesundheitssenatorinnen und Gesundheitssenatoren der Länder an. Der Bundesgesundheitsminister ist ständiger Gast der GMK. Der Vorsitz der GMK wechselt jährlich - nach Hamburg wird im kommenden Jahr Rheinland-Pfalz Vorsitzland.
Die Beschlüsse der 87. Gesundheitsministerkonferenz stehen unter https://www.gmkonline.de zur Verfügung.