Soziale Lage in Bremen
In der Freien Hansestadt Bremen leben 676.908 Menschen, davon 557.464 im Stadtgebiet Bremen (Stand 2015) und 119.444 im Stadtgebiet Bremerhaven (Stand 2017) (Statistisches Landesamt Bremen 2017, Magistrat der Stadt Bremerhaven 2017). Mit einer Fläche von rund 400 km² ist Bremen zwar das kleinste Bundesland, es ergibt sich jedoch eine Besonderheit durch die beiden Städte Bremens, die gut 50 Kilometer voneinander entfernt liegen und durch die Weser verbunden sind. Die Stadtgemeinde Bremen ist in fünf Stadtbezirke gegliedert (Mitte, Süd, Ost, West und Nord). Bremerhaven wiederrum ist in die Stadtbezirke Nord und Süd unterteilt.
Abbildung: Karte der politischen Gliederung von Bremen
Bevölkerungsentwicklung
Von 2015 bis 2035 wird die Bevölkerung im Land Bremen laut einer Vorausberechnung des Statistischen Landesamtes von 2017 um ca. 5 Prozent wachsen. Dies hat verschiedene Gründe: Anstieg der Geburtenrate, weiterer Anstieg der Lebenserwartung sowie eine erhöhte Zuwanderung aus dem Ausland bis 2022. Die Altersstruktur wird sich voraussichtlich wie folgt ändern: Bis 2021 geht das Durchschnittsalter durch die höhere Geburtenrate und die Zuwanderung leicht zurück. Anschließend steigt es wieder leicht an. Die ältere Bevölkerung (65 Jahre und älter) wächst; die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter hingegen geht zurück. (Statistisches Landesamt Bremen 2017)
Armut in Bremen
Der 2. Armuts- und Reichtumsbericht des Landes Bremen, welcher 2015 veröffentlicht wurde, enthält Daten und Analysen zu materieller Armut und zu deren Auswirkungen auf die Lebenslagen armer Menschen (den vollständigen Bericht finden Sie hier). Alle folgenden Angaben beziehen sich auf den Bericht, wenn nicht anders gekennzeichnet.
In Bremen sind 23,1 Prozent der Bevölkerung armutsgefährdet (Stand: 2012). Damit belegt Bremen einen negativen Spitzenplatz im Ländervergleich. Unter den Großstädten liegt die Stadt Bremen mit einem Wert von 22,3 Prozent im oberen Drittel.
Eine Gruppe, die besonders von Armut bedroht ist, stellen die Erwerbslosen dar. Die Arbeitslosenquote in der Stadt Bremen liegt bei 13,2 % (Stand 2015) und in der Stadt Bremerhaven bei 15,1 % (Stand 2015) (Statistisches Landesamt Bremen 2017, Magistrat der Stadt Bremerhaven 2016).
Besondere Armutsrisiken bestehen auch für alleinerziehende Frauen. Knapp 30 Prozent aller Familien mit Kindern im Land Bremen sind alleinerziehend. Der Frauenanteil beträgt dabei 85,7 Prozent. Da alleinerziehende Frauen anders als alleinerziehende Männer häufig nicht erwerbstätig sind, ist ihr Armutsrisiko, insbesondere mit kleinen Kindern, sehr hoch. Im Jahr 2014 lag die Erwerbstätigenquote bei 58 Prozent, was den niedrigsten Wert im Bundeslandvergleich darstellt (Arbeitnehmerkammer Bremen 2017). Weitere Informationen zu Alleinerziehenden im Land Bremen, u. a. auch zur gesundheitlichen Situation, sind in einer aktuellen Veröffentlichung der Arbeitnehmerkammer Bremen dargestellt (die Veröffentlichung finden Sie hier).
Auch Menschen mit Migrationshintergrund stellen einen Personenkreis dar, der zunehmend von Armut bedroht ist. In der Stadt Bremen liegt der Anteil der Bevölkerung mit Migrationshintergrund an der Gesamtbevölkerung bei 32,5 Prozent; bei den unter 18-Jährigen sind es 53,3 Prozent (Stand 2015) (Statistisches Landesamt Bremen 2017). Für die Stadt Bremerhaven liegen hierzu keine Daten vor.
Eine besondere Bedeutung hat in Bremen auch das Thema Kinderarmut: Der Anteil der Kinder unter 18 Jahren in Familien im SGB-II-Bezug liegt in Bremen bei 31,6 Prozent (Stand 2015). Damit liegt Bremen deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 14,7 Prozent. (Bertelsmann Stiftung 2016)
Eine Besonderheit, die sich in Bremerhaven zeigt, ist die hohe Anzahl an Teenagerschwangerschaften (Frauen zwischen 15 und 19 Jahren): Mit 17 pro 1000 Geburten liegt die Rate deutlich über der Rate der Stadt Bremen (10 pro 1000) und ist auch im deutschlandweiten Vergleich hoch (Seils 2015).
Gesundheit und soziale Lage
Betrachtet man den Gesundheitsindikator „Lebenserwartung“ auf Stadtteilebene kann für Bremen Folgendes festgehalten werden: Obwohl in den vergangenen Jahren die Lebenserwartung in allen Stadtteilen gestiegen ist, gibt es nach wie vor große Differenzen zwischen den einzelnen Stadtteilen. Die größten Unterschiede innerhalb der Stadtgemeinde Bremen sind zwischen den Stadtteilen Schwachhausen und Gröpelingen festzustellen: Die Lebenserwartung der Männer ist in Gröpelingen 8 Jahre geringer als in Schwachhausen (Die Senatorin für Soziales, Jugend, Frauen, Integration und Sport 2015). Beim Indikator „vorzeitige Sterblichkeit“ weisen die Ergebnisse in eine ähnliche Richtung: In sozial benachteiligten Stadtteilen sterben mehr Menschen unter 65 Jahren als in privilegierten Stadtteilen (Die Senatorin für Arbeit, Frauen, Gesundheit, Jugend und Soziales 2010).
Als weiterer Indikator für Gesundheit und soziale Lage kann die Säuglingssterblichkeit betrachtet werden. Hier zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen Bremen und Bremerhaven: In der Stadt Bremen ist die Sterberate für Kinder im ersten Lebensjahr von den 1990er Jahren bis 2008 auf 4,8 Todesfälle pro 1000 Lebendgeborenen gesunken, während sie in Bremerhaven im selben Zeitraum auf 8,8 Todesfälle angestiegen ist (Die Senatorin für Arbeit, Frauen, Gesundheit, Jugend und Soziales 2010).
Auch die subjektive Bewertung der eigenen Gesundheit stellt einen wichtigen Indikator für den Gesundheitszustand einer Bevölkerung dar. Auf die Frage „Wie würden Sie Ihren Gesundheitszustand im Allgemeinen beschreiben?“ antwortete in einer Umfrage ein Viertel der Befragten mit „ausgezeichnet oder sehr gut“, ein weiteres Viertel mit „weniger gut oder schlecht“ und die Hälfte mit „gut“. Auch hier zeigte sich der Einfluss der sozialen Lage: Je höher der Schulabschluss (als ein Indikator für soziale Lage), desto besser wird der Gesundheitszustand beurteilt. (Die Senatorin für Arbeit, Frauen, Gesundheit, Jugend und Soziales 2010)
Abbildung: Subjektiver Gesundheitszustand im Land Bremen nach höchstem Bildungsabschluss, nach Geschlecht, Ergebnisse der Bremer Gesundheitsumfrage 2009 (Die Senatorin für Arbeit, Frauen, Gesundheit, Jugend und Soziales 2010)
Die verwendete Literatur liegt bei den Verfasserinnen.