Mut tut gut!
Welche Ziele werden angestrebt?
- Befähigung von erwerbslosen psychisch belasteten Frauen ressourcenorientierte Schritte zur Verbesserung ihrer Lebenssituation und Gesundheit einzuleiten
- Ausbau personaler und sozialer Kompetenzen
- Erleben von Möglichkeiten der Einflussnahme auf die psychische Befindlichkeit
- Förderung einer realistischen Einschätzung der aktuellen Situation
- Förderung der Selbstverantwortung für die psychische Gesundheit
- Emotionale und psychische Stabilisierung sowie Erhaltung psychischer Gesundheit
- Verbesserung der individuellen Voraussetzungen zur Aufnahme von Erwerbsarbeit bzw. zur Teilnahme an Qualifizierungsmaßnahmen sowie zu einer (erneuten) Teilhabe am gesellschaftlichen Leben
Um welche Art von Maßnahme handelt es sich?
„Mut tut gut!“ ist ein psychosoziales Gesundheitstraining für langzeiterwerbslose Frauen
Worum geht es in der Maßnahme?
Der zehnwöchige Kurs in einer konstanten Gruppe von 12 Frauen greift Basisthemen der psychischen Gesundheit auf und vermittelt den Teilnehmerinnen Wissen und Handwerkszeug zur emotionalen Stabilisierung.
Das psychosoziale Gesundheitstraining umfasst individuelle Vorgespräche, 10 Wochen Kurs an drei Vormittagen in der Woche, 5 begleitende psychologische Einzelberatungen, sowie ein Nachtreffen ca. 6 Wochen nach dem Kursende. In Kooperation mit dem Jobcenter Kiel werden jährlich drei Maßnahmen in Kursform angeboten.
Wer soll erreicht werden?
- Frauen mit geringem Selbstwertgefühl
- Frauen mit wiederholter Neigung zu depressiven und Angstreaktionen
- Frauen mit psychosomatischen Beschwerden
- Frauen, die aufgrund belastender Erwerbsarbeitserfahrungen Bemühungen zur Neuaufnahme von Erwerbstätigkeit vermeiden
Alle Teilnehmerinnen sind im Bezug von Arbeitslosengeld II.
Es nehmen jeweils 12 Frauen an einem Kurs teil. Die Teilnahme erfolgt freiwillig, in der Regel auf Vorschlag des Jobcenters und nach einem Gespräch mit der Projektkoordinatorin.
- Schwerpunktthemen des Kurses bilden: Erhaltung psychischer Gesundheit und Fähigkeit zur Selbstregulation; emotionale Kompetenz; Hintergründe zu Angst und Depressionen, Stress und Anforderungen; Umgang mit Krisen und Problemen; Selbstbehauptung und Kommunikation
- Die Themen werden durch Einführung von Modellen wie Problemlösestrategien, Workshops zum Thema Selbst-Bewusstsein/Selbstbehauptung oder Einzelarbeit in und mit der Gruppe zur Standortbestimmung und Ressourcenklärung nähergebracht
- Die Vermittlung der Inhalte erflogt durch Information, Reflexion, Erfahren/Erleben sowie Übungen und Training
- Neben dem Kurs findet eine Ergänzung durch ein Aktiv-Angebot an jedem Kurstag statt:
- „Sport zum Schnuppern“ (verschiedene Bewegungsangebote zum Ausprobieren)
- „Atem und Stimme“ (Zugang zur und Stärkung der Stimme)
- Entspannung (Vorstellung und Weinübung unterschiedliche) - Grundlage des Unterrichtes sind lerntheoretische/verhaltenstherapeutische Erklärungsansätze auf der Grundlage eines humanistischen Menschenbildes
- Im Sinne des Empowerments steht ein ressourcenorientiertes Vorgehen im Vordergrund
Wer ist Träger des Angebots?
- Psychosoziale Frauenberatungsstelle donna klara in Kiel
Welche Kooperationspartner sind beteiligt?
- Das Angebot wird in Kooperation mit den Jobcentern in Kiel durchgeführt. Die fachliche Ausgestaltung obliegt der Frauenberatungsstelle.
- Bedingt durch die spezielle Kooperation der Stadt Kiel mit dem Jobcenter als ARGE gibt es zudem eine enge Zusammenarbeit mit der Stadt Kiel. Diese hat die Entstehung des Projektes durch das Angebot, modellhafte innovative Projekte für Erwerbslose zu entwickeln, mit gefördert.
- Der Kurs findet in den Räumen der Nordelbischen Kirche statt, die inhaltlich nicht beteiligt ist, aber durch barrierefreie und großzügige Räume förderlich ist.
Wie wird das Angebot finanziert?
Die Maßnahme wurde inzwischen aus der Modellphase in die Projektfinanzierung durch die Stadt Kiel übernommen.
Was sind förderliche Bedingungen?
- klare Struktur im Ablauf des Kurses, sowie ein konstanter und überschaubarer Rahmen von 12 Teilnehmerinnen schaffen Sicherheit und ermöglichen auch psychisch sehr belasteten Frauen eine Teilnahme
- Grundregeln für das Miteinander: Verbindlichkeit, Verschwiegenheit nach Außen, Nicht über Dritte reden, Selbstverantwortung und Freiwilligkeit, Respekt und Anteilnahme
- Beschränkung auf 3 Kurstage in der Woche entspricht in der Regel der psychischen und/oder familiären Belastbarkeit der Teilnehmerinnen
- Angebot verschiedener Lernformen (Information, Reflexion, Erleben/Erfahren, Training/ Übung) unterstützt dabei Bildungsunterschiede zu überbrücken und fördert gesünderes Verhalten auf unterschiedlichen Ebenen
- Die körperlichen Aktivierungs- und Erlebnisangebote (Sport, Atem + Stimme, Entspannung) machen Selbstwirksamkeit und Selbstbewusstsein direkt erfahrbar
- Die Gestaltung als Unterricht betont den generalisierenden und damit verbindenden Aspekt. Eine distanzierte Betrachtung von Befindlichkeit wird möglich und vermindert die Tendenz zur Individualisierung und Selbstanklage.
- Häufige Wiederholungen tragen der Tatsache Rechnung, dass Gewohnheiten schwer veränderbar sind und wiederholt Unterstützung nötig ist.
- Ausschließliche Teilnahme von Frauen ist für viele Frauen ein entlastender und solidarisierender Rahmen
- Die 5 begleitenden Einzelgespräche in der Beratungsstelle schaffen einen geschützten Rahmen für persönliche und individuelle Problematiken
- Die Empfehlung der Frauen durch die Jobcenter (oder andere Professionelle) fördert den Zugang von Frauen, die gesundheitsfördernde Angebote üblicherweise nicht oder kaum nutzen.
Welche Herausforderungen gilt es zu meistern?
- häufige chronifizierte psychische Erkrankungen der Teilnehmerinnen
- Einhalten der Kursform auch bei heterogener Gruppe (bezüglich sozialer Herkunft, Bildung, Erwerbsarbeitserfahrung und Vorerfahrung mit psychologischer Beratung/Therapie)
- Das Thema Gesundheit in den Vordergrund zu stellen und die Wiedervermittlung bzw. Arbeitsförderung erst nachrangig zu berücksichtigen
- finanzielle/existenzielle Notlagen der Teilnehmerinnen
- Gewalterfahrungen (häusliche Gewalt, Fluchterfahrungen bei Migrantinnen) der Teilnehmerinnen
Wie fördert das Angebot die Gesundheit der Teilnehmerinnen?
- Die Bedeutung des wertschätzenden Umgangs mit sich selbst wird im Angebot fokussiert
- Wertschätzung, Empathie und Anteilnahme bilden zusammen die Grundhaltung der Referentinnen
- Das Angebot bietet Anregungen für gesundheitsförderliche Verhaltensweisen
- Begegnung mit Frauen, die ähnliche Probleme und Ängste haben, haben eine entastende und stärkende Wirkung
- Eine kontinuierliche Gruppe ermöglicht das Ausprobieren von Kontakt und sozialem Miteinander - ein bedeutsamer Aspekt insbesondere für Frauen, die aufgrund langer Erwerbslosigkeit isoliert leben
- Eine ganzheitliche Arbeitsweise sowie die gezielte Förderung von Achtsamkeit und Selbstwahrnehmung unterstützt die Selbstregulation der Emotionen, das Erfahren von positiven Alltagserlebnissen und die Vermittlung von einer neuen Erfahrungsebene, die nicht von Bewertungen und Deutungen belastet ist
- Praxis-Einheiten, die sich dem Unterricht anschließen (Sport/Bewegung, Atem/Stimme und Wahrnehmung/Entspannung) schaffen Möglichkeiten der Sinneswahrnehmung und Erlenen des eigenen Körpers
Welche Aussagen über die Wirksamkeit des Angebotes können getroffen werden?
- Sowohl die Teilnehmerinnen als auch die Integrationsfachkräfte der Jobcenter bestätigen eine nachhaltig stabilisierende und aktivierende Wirkung des Angebotes
- Ab Herbst 2011 wird eine Evaluation innerhalb des Zentrums für empirische psychologische Forschung der Universität Koblenz-Landau durchgeführt.
- Erfolge:
- Mehr als 50% der Teilnehmerinnen beginnen nach Beendigung des Kurses mit einer ärztlichen, psychotherapeutischen, psychosozialen oder anderen Hilfe, die bis dahin aus unterschiedlichen Gründen nicht aufgenommen wurde (Vermeidung, Unwissenheit, Angst, Vorbehalte)
- Auffallend geringe Abbrecherinnenquote (0 - 10%)
- Die Frauen selbst nennen wiederholt folgende positive Auswirkungen:
- Reduzierung der Einsamkeit und der sozialen Isolierung
- Aufnahme von angenehmen Aktivitäten und damit einer stärkeren Alltagsstrukturierung und Selbstfürsorge
- Reduzierung der Häufigkeit und Stärke der depressiven und/oder ängstlichen Reaktionen
- gestiegenes Selbstwertgefühl, verbesserte Selbstakzeptanz und damit gewachsenes Vertrauens in die eigenen Fähigkeiten
- Reduzierung der Tabuisierung der persönlichen Probleme in Richtung eines angemessenen offenen und konstruktiven Umgangs damit
- verbesserte Kommunikations- und Problemlösefähigkeiten in schwierigen Lebens- und Konfliktsituationen sowie flexiblere Bewältigungsstrategien (Entspannung, Kommunikation, Problemlösen)
- genauere, individuelle und realistische Orientierung und Reflexion von Zielen und Zukunftsplänen
- größere Bereitschaft, sich Hilfs- und Behandlungsangeboten zu öffnen und diese für sich zu nutzen
Besonderheiten
Die Maßnahme wurde inzwischen aus der Modellphase in die Projektfinanzierung durch die Stadt Kiel übernommen.
Die Kurse sind mit 12 Teilnehmerinnen regelmäßig ausgelastet.