Gute Praxis konkret: Empowerment bei Kindern und Jugendlichen
Durch Empowerment werden Kinder und Jugendliche befähigt, sich in einer immer komplexer werdenden Welt zurecht zu finden, eigene Ziele zu erkennen und diese mit den eigenen Stärken und Fähigkeiten aktiv zu verfolgen. Ziel ist es, Kindern und Jugendlichen ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen. Hierfür müssen die personalen, familiären und sozialen Ressourcen der Kinder und Jugendlichen nachhaltig gestärkt werden. Je nach Entwicklungsalter lassen sich unterschiedliche Inhalte und Zugänge finden, um Selbstwirksamkeit, Selbstvertrauen und Alltagskompetenzen der Kinder und Jugendlichen zu fördern. Empowerment liefert somit einen wichtigen Beitrag zur Resilienzförderung.
Ressourcen
Kinder und Jugendliche sind häufig noch unvoreingenommen und stehen Neuem offen gegenüber. Ihre Begeisterungsfähigkeit ist eine wichtige Ressource, wenn es um Empowerment dieser Zielgruppe geht. Ist einmal ihr Interesse geweckt und stimmen die Rahmenbedingungen, bringen sie sich gerne ein, entwickeln neue Ideen und übernehmen selbstbestimmt Verantwortung. Die große Heterogenität der Zielgruppe, was Alter aber auch Interessen anbelangt, ist Herausforderung und Ressource zugleich: So bieten sich auf diese Weise immer neue Zugangswege, beispielsweise durch die Ansprache unterschiedlicher Peer-Groups.
- Empowerment ermöglicht Kindern und Jugendlichen wichtige Selbstwirksamkeitserfahrungen - eine Ressource, die sich sowohl auf verschiedene Lebensbereiche wie Schule, Familie oder Umgang mit Gleichaltrigen als auch auf ihre weitere Entwicklung positiv auswirkt.
So macht es das Projekt "MICK - Mädchen kicken mit"
Im Rahmen des Projektes „MICK - Mädchen kicken mit“ werden Mädchen als Fußballassistentinnen ausgebildet. Zusammen mit den Vereinstrainerinnen leiten diese die Fußball-AGs in den Schulen, welche dazu dienen, interessierte Mädchen an das Angebot Mädchenfußball heranzuführen. Durch den Peer-Ansatz wird einerseits die Entwicklung sozialer Kompetenzen gefördert und andererseits die soziale Integration in Gleichaltrigen-Gruppen ermöglicht. Dieses Vorgehen wirkt identitätsstiftend, ausgleichend bei altersspezifischen Belastungen in Pubertät und Jugendalter und ist wegweisend auch für späteres soziales Engagement.
- Kinder und Jugendliche wissen oft ganz genau was sie wollen und was für sie am besten ist. Sie müssen hiernach gefragt werden und brauchen sodann die nötigen Rahmenbedingungen wie finanzielle Mittel, Räumlichkeiten oder anleitende professionelle Unterstützung, um ihre Ideen umzusetzen.
So macht es das Projekt „Kinderbrücke - Hilfen für Kinder psychisch kranker Eltern“
Die „Kinderbrücke - Hilfen für Kinder psychisch kranker Eltern“ als Projekt der Brücke Dithmarschen e.V. will einen Beitrag zur Reduzierung der psychosozialen Belastungen der Kinder psychisch kranker Eltern leisten und die Isolation der Kinder durchbrechen. Die Kinder werden in die Programmplanung und Ausgestaltung der Gruppennachmittage stets mit einbezogen. Gruppenfähigkeit, das Ergreifen von Eigeninitiative und ein gewisses Verantwortungsgefühl werden in gemeinsamen sozialen Lernprozessen gefördert. Dass dies gelingt, zeigt eine Gruppe von Mädchen, die sich der „Kinder-Brücke“ entwachsen fühlt und derzeit die Gründung eines Mädchentreffs in Angriff genommen hat. Unterstützend stehen die ihnen bekannten Mitarbeiterinnen der „Kinder-Brücke“ weiterhin zur Seite, jedoch nur, wenn sie diese Unterstützung anfordern.
- Neue Medien bilden einen guten Zugangsweg zu Jugendlichen, deren Interessen und bereits vorhandenen Ansätzen von Selbstorganisation.
So macht es das Medienprojekt „Wir lassen uns nicht manipulieren“
Aktive Medienarbeit wird im Projekt „Wir lassen uns nicht manipulieren“ genutzt, um die allgemeinen Lebenskompetenzen und die Medienkompetenz der Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu stärken. In dem Prozess der eigenständigen Entwicklung von Medienprodukten (zum Beispiel eines Nichtraucherwerbespots etc.) setzen die Kinder und Jugendlichen sich mit Werbung für Tabakwaren und den dahinter stehenden Motiven der Tabakindustrie auseinander und enttarnen deren manipulative Elemente. Dabei werden auch eigene Lebensstile, Wünsche und Bedürfnisse diskutiert. Die Heranwachsenden bearbeiten auf eine für den schulischen Alltag ungewöhnliche Art und Weise das Thema Nichtrauchen und werden befähigt, Medien selbstverantwortlich zu nutzen.
- Empowerment kann sich auch in ganz kleinen Schritten vollziehen, bspw. wenn Alltagskompetenzen erst aufgebaut bzw. gefestigt werden müssen. Hier kommt es darauf an, die bestehenden Ressourcen zu berücksichtigen und verstärkt zu fördern, die Kinder und Jugendlichen also dort abzuholen, wo sie stehen.
So macht es das Kooperationsprojekt „Kleeblatt“
Das Kooperationsprojekt „Kleeblatt“ bietet psychisch auffälligen Kindern Hilfe an, deren persönliche, familiäre und soziale Ressourcen oft geringer ausgeprägt sind. Den Kindern fehlen häufig Alltagskompetenzen wie regelmäßiges Waschen, gemeinsames Essen, aber auch die Fähigkeit, sich auszudrücken, ihre Bedürfnisse zu äußern und anderes. Im Projekt werden, orientiert am jeweiligen (Entwicklungs-)Stand des einzelnen Kindes, zum Beispiel über Rituale beim Ankommen am Morgen ganz alltägliche Dinge wie Frühstücken und Händewaschen oder das Zubereiten einer gesunden, vollwertigen Mahlzeit eingeübt. Die Kinder lernen dabei, Alltagsfertigkeiten zeitgleich auch im häuslichen Umfeld oder in der Freizeit eigenverantwortlich und selbstbestimmt umzusetzen. Die schulische Integration in die allgemein bildende Schule und die Reintegration in das Wohnumfeld sind die primären Ziele des Projektes.
Herausforderungen
In Abhängigkeit von Alter und Entwicklungsstand wandelt sich Empowerment. Jugendliche haben deutlich andere Bedürfnisse und Möglichkeiten als Kinder. Dementsprechend unterschiedlich gestalten sich der Zugang und die Ansprache. Für Empowerment bei Kindern können insbesondere Eltern, Erzieher/innen und Lehrer/innen wichtige Zugänge bilden. Um die Gefahr der vererbten Armut zu verringern, ist es insbesondere für sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche wichtig, sich ihrer Fähigkeiten bewusst zu werden und diese weiter auszubauen.
Eine Herausforderung für das Empowerment von Jugendlichen ist das Benennen von Interessen sowie die Gestaltung neuer Handlungsoptionen, um neue Kompetenzen aufzubauen und das Selbstbewusstsein zu stärken.
Ähnlich wie bei der Partizipation müssen die Erwachsenen mitunter erst lernen, die Ergebnisse von Empowerment-Prozessen bei Kindern und Jugendlichen zu akzeptieren und sie nicht als Bedrohung, sondern als Bereicherung wahrzunehmen.
- Eine Herausforderung besteht darin, dass sich die Kinder und Jugendlichen das Projekt „zu eigen“ machen. Gesundheitliche Themen können so transportiert werden, ohne dass sie plakativ benannt werden müssen, was gerade bei Jugendlichen eher zu Ablehnung führen würde.
- Erfolgreiches Empowerment bei Kindern und Jugendlichen sollte auf das Entwicklungsalter und die damit verbundenen Entwicklungsaufgaben sowie Alltagsanforderungen angepasst sein.
So macht es das Projekt „Bus mit Füßen“
Das Projekt „Bus mit Füßen“ führt Vorschulkinder und Kinder der 1. und 2. Klasse an das selbständige zu Fuß zur Schule Gehen heran. Ziel ist es, wieder Bewegung in den Alltag der Kinder zu bringen, richtiges Verhalten im Straßenverkehr zu üben und den Kindern ein Stück Selbständigkeit zurückzugeben. Unter Einbeziehung der Eltern und Lehrer werden die Kinder spielerisch an die Themen nachhaltige Mobilität und Verkehrssicherheit herangeführt.
- Bezugspersonen stellen einen wichtigen Zugangsweg zu Kinder und Jugendliche dar und sind darüber hinaus essentiell für einen nachhaltigen Kompetenzaufbau. Daher ist auch die Einbeziehung von Bezugspersonen in entsprechende Maßnahmen von Bedeutung.
So macht es das Projekt „Das schmeckt gut!“
Das interkulturelle Ernährungsprojekt „Das schmeckt gut!“ zielt darauf ab, bei Kindern und Eltern ein Bewusstsein für die Wichtigkeit gesunder Ernährung zu entwickeln und entsprechende Umsetzungshilfen an die Hand zu geben. Zu diesem Zweck wurde einzeln mit Eltern und Kindern gearbeitet, um zielgruppengerecht über gesunde Ernährung zu informieren und eine Reflexion der Ernährungsgewohnheiten anzustoßen. Darüber hinaus wurden Eltern-Kind-Nachmittage durchgeführt, an denen gemeinsam Mahlzeiten zubereitet wurden. Dass gesundes Essen auch gut schmecken kann, war das zentrale Motto des Projekts und wurde bei den verschiedenen interkulturellen Mahlzeiten für Eltern und Kinder erlebbar.
- Empowerment braucht Handlungs- und Begegnungsräume. Hier können Kinder und Jugendliche ihre erworbenen Fähigkeiten ausprobieren, trainieren sowie im Gespräch mit der Gruppe reflektieren, um so einen selbst bestimmten Umgang mit der eigenen Gesundheit zu entwickeln.
So macht es die Regelschule "Werner Seelenbinder"
Im Rahmen der Schulpädagogischen Sozialarbeit und Schuljugendarbeit an der Staatlichen Regelschule „Werner Seelenbinder“ in Apolda wurden ein Frühstückangebot für die Schüler/innen geschaffen, ein Schülercafé aufgebaut und Interessensgemeinschaften gebildet. Ziel ist die Stärkung der personalen und sozialen Ressourcen der Jugendlichen. Für alle diese Angebote können durch die Kooperation des lokalen Jugendclubs mit einer Regelschule die notwendigen Räume zur Verfügung gestellt werden.
- Erfolgreiches Empowerment bei Kindern und Jugendlichen setzt voraus, dass diese Möglichkeiten erhalten, mitzureden und sich zu beteiligen. Das impliziert zum einen die Berücksichtigung der Interessen und Bedürfnisse der Zielgruppe sowie zum anderen das Anbieten von Handlungsspielräumen für die Zielgruppe.
So macht es das Projekt "Kiezdetektive"
Im Rahmen des Projektes „Kiezdetektive - Kinderbeteiligung für eine gesunde und zukunftsfähige Stadt“ werden Kinder im Alter von 6 bis 14 Jahren dazu befähigt, ihre Lebenswelt selbständig zu erforschen, zu verstehen und zu hinterfragen. Die Kinder lernen, dass gesunde Wohnbedingungen und ein gesundes Wohnumfeld wichtige Voraussetzungen für das persönliche Wohlbefinden sind und dass sie ihre Umwelt aktiv mit gestalten und verändern können.
- Eine ressourcenorientierte Betrachtung der Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen durch alle beteiligten Akteure ist erforderlich. Kinder und Jugendliche als autonom handelnde Subjekte zu betrachten, die sich ihre Lebenswelten eigenständig, kompetent und aktiv aneignen und sie gestalten, stellt eine zentrale Voraussetzung für Empowerment dar.