Glossar zu den Arbeitshilfen „Aktiv werden für Gesundheit“
Angebote und Maßnahmen
Angebote und Maßnahmen sind konkrete Handlungen oder ein Set konkreter Handlungen mit festgelegten Terminen und Verantwortlichkeiten, die durchgeführt werden, um ein Ziel oder Zwischenziel zu erreichen. Im Gegensatz zu Projekten sind hier in der Regel zeitlich unbefristete Regelangebote gemeint.
Geschlechterperspektive in der Gesundheitsförderung
Aus einer Geschlechterperspektive zu handeln, heißt die Bedeutung der Kategorisierungen nach Geschlecht auf den verschiedenen Ebenen (sozial, physisch, psychisch, und/oder kulturell-symbolisch) bei der Planung und Durchführung von Projekten zu beachten. Dies kann auf zwei Wegen umgesetzt werden: 1. geschlechtsspezifische Gesundheitsförderung - richtet sich an geschlechtshomogene Gruppen (z B. Kochkurse für junge Männer) 2. geschlechtssensible / geschlechtsbewusste Gesundheitsförderung - richtet sich an gemischte Gruppen mit der Geschlechterperspektive im Bewusstsein (Bewegungsförderung, bei der die unterschiedlichen Bedürfnisse von Jungen und Mädchen berücksichtigt werden).
Empowerment
Empowerment hat zum Ziel, dass Menschen die Fähigkeit entwickeln und verbessern, ihre soziale Umwelt und ihr Leben selbst zu gestalten, um ein eigenverantwortliches und selbstbestimmtes Leben zu führen.
Handlungsfelder
Handlungsfelder bezeichnen die verschiedenen Ebenen, auf denen bestimmte Ziele der Gesundheitsförderung umgesetzt werden. Die Soziale Stadt nennt z.B. strategische (z.B. Aktivierung und Beteiligung der Anwohnerinnen und Anwohner) und inhaltliche (z.B. Umwelt und Verkehr) Handlungsfelder. Klassische Handlungsfelder der Prävention und Gesundheitsförderung sind gesunde Ernährung und Bewegung, Stressbewältigung und Suchtprävention.
Kohärenzsinn
Der Kohärenzsinn bezeichnet ein positives, aktives Selbstbild und die Gewissheit, sich selbst und die eigenen Lebensbedingungen steuern und gestalten zu können. Nach Antonovsky entsteht der Kohärenzsinn aus 1) dem Gefühl der Verstehbarkeit der Welt, 2) der Beeinflussbarkeit der eigenen Lebensbedingungen einschließlich der Bewältigbarkeit von Schwierigkeiten und 3) der Sinnhaftigkeit bzw. Bedeutsamkeit des Lebens und der Anforderungen.
Multiplikatorinnen, Mulitiplikatoren
Multiplikatorinnen und Multiplikatoren sind in der Gesundheitsförderung alle Personen oder Gruppen, die professionell oder ehrenamtlich im Rahmen von Projekten und Maßnahmen auf die Stärkung der Gesundheit bei den Zielgruppen hinwirken. Zum einen können sich Projekte direkt an Personengruppen wenden, die einen hohen Multiplikationseffekt haben (z.B. Fortbildungsveranstaltungen für Erziehende oder Lehrende zum Thema Mehr Bewegung in Kindertagesstätte / Schule). Zum anderen kann das Ziel sein, Betroffene (sozial Benachteiligte) im Verlauf des Projektes zu Multiplikatorinnen und Multiplikatoren auszubilden (z.B. Mütter mit Migrationshintergrund, die gesunde Ernährung in ihre Familien weiter tragen sollen).
Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeit gesundheitsfördernder Angebote und Maßnahmen besteht dann, wenn die beabsichtigten Wirkungen eines Angebots nach Ablauf weiterhin bestehen. Eine besondere Bedeutung für die Nachhaltigkeit hat die Kontinuität eines Projektes, d.h. wenn eine dauerhafte Fortführung gesichert und selbsttragende Strukturen entwickelt werden.
Niedrigschwelligkeit
Niedrigschwellige Projekte warten nicht darauf, dass die Zielgruppen Kontakt zu ihnen aufnehmen, sondern gehen auf sie zu („die Menschen da abholen, wo sie sich befinden“). Geeignete Wege sind:
- das Aufsuchen der Zielgruppe in ihrer Lebenswelt (z.B. alleinerziehende Mütter im Stadtteil, Jugendliche in der Schule oder in Freizeiteinrichtungen)
- zielgruppenorientierte Öffnungszeiten von Einrichtungen (z.B. Frauenbadezeiten)
- offene Angebote zur Kontakterleichterung
Partizipation
Partizipation (Beteiligung) ist nicht die Teilnahme an bzw. Akzeptanz von vorgegebenen Programmen oder Interventionen. Partizipation - als ein zentrales Prinzip gesundheitsförderlicher Aktivitäten - soll vielmehr dazu befähigen, eigene Strategien zu entwickeln, sich aktiv in die Gestaltung der Lebenswelt einzumischen und Kontrollmöglichkeiten (in Beiräten, Gremien usw.) zu besitzen.
Partizipation kann als Entwicklungsprozess verstanden werden, in dem alle Beteiligten (Bürgerinnen und Bürger ebenso wie Expertinnen und Experten) ihre Erfahrungen machen müssen.
Prävention
Prävention ist die Verhütung von Krankheiten durch vorbeugende Maßnahmen zur Ausschaltung von Krankheitsursachen und -risiken, durch Früherkennung und Frühbehandlung oder durch die Vermeidung des Fortschreitens einer bestehenden Krankheit. In der Regel wird unterschieden zwischen Primär-, Sekundär- und Tertiärprävention.
Primärprävention meint Ressourcenstärkung bzw. Belastungssenkung zur Verhinderung von Krankheit. Sekundärprävention ist das Eingreifen in den Entstehungsprozess einer Krankheit durch Früherkennung und adäquate Frühbehandlung und damit positive Beeinflussung des Verlaufs der Krankheit. Tertiärprävention soll Rückfälle und Chronifizierung bei Erkrankten verhindern.
Projekt
Projekte sind konkrete Handlungen oder ein Set konkreter Handlungen mit festgelegten Terminen und Verantwortlichkeiten, die durchgeführt werden, um ein Ziel oder Zwischenziel zu erreichen. Projekte sind zeitlich begrenzte Vorhaben.
Risikofaktoren
Risikofaktoren begünstigen die Entstehung von Krankheiten. Sie können in drei Gruppen eingeteilt werden: genetische, physiologische und psychische Disposition (z.B. Arterienverengung, Neubildungen, psychische Überlastung), Verhaltensweisen (z.B. Rauchen, ungeschützter Geschlechtsverkehr) und regionale, umweltbezogene Bedingungen (z.B. schlechte Wohnbedingungen, Lärm).
Ressourcen
Werden auch Schutzfaktoren oder Protektivfaktoren genannt. Es werden interne (personale) und externe (soziale und ökologische) Ressourcen unterschieden:
interne: z.B. individuelle Lebenskompetenzen, Persönlichkeitsmerkmale, spezifische Bewältigungsstrategien
externe: z.B. soziale Integration und Unterstützung, Sicherung der Grundbedingungen (Ernährung, Wohnung, Arbeit etc.), Zugang zu Gesundheitsversorgungseinrichtungen
Salutogenetische Perspektive
Verständnis der Entwicklung von Gesundheit und Krankheit nach Aaron Antonovsky. Gefragt wird nicht nur, was krank macht (Risikofaktoren), sondern vor allem, wodurch Gesundheit entsteht und erhalten wird (Ressourcen). Man geht von einem Kontinuum aus, auf dem Gesundheit und Krankheit die entgegen gesetzten Endpunkte bilden. Die Balance zwischen Risikofaktoren und Ressourcen bestimmt dabei das Gesundheitsniveau.
Setting / Lebenswelt
Unter Setting wird ein soziales System verstanden, welches die Vielzahl relevanter Umwelteinflüsse auf eine bestimmte Personengruppe umfasst. Gleichzeitig ist es ein System, in dem die Gestaltung dieser Bedingungen von Gesundheit und Krankheit möglich ist. Beispiele für Settings sind Kommunen, Schulen, Kindertagesstätten, Krankenhäuser und Betriebe.
Sozialkapital
Das Sozialkapital kennzeichnet die Stärke des sozialen Zusammenhalts. Die Qualität der sozialen Interaktionen (Respekt, Vertrauen, Akzeptanz, Anerkennung) ist bedeutend für das Wohlbefinden des Einzelnen und der Gemeinschaft. Das Sozialkapital ist die Basis für gemeinschaftliches Handeln im Sinne des Gemeinwohls.
Sozialraum
Der Sozialraum bezeichnet - in Abgrenzung zum Begriff Lebenswelt (Setting) - die örtliche, regionale und institutionelle Struktur eines Ortes, an dem sich Menschen aufhalten und miteinander in Beziehung treten.
Quartier mit besonderem Entwicklungsbedarf / Benachteiligtes Quartier
In der Definition des Programms Soziale Stadt sind Quartiere mit besonderem Entwicklungsbedarf Stadtund Ortsteile, „die infolge sozialräumlicher Segregation davon bedroht sind, ins soziale Abseits abzurutschen. Es handelt sich dabei meist um hochverdichtete, einwohnerstarke Stadtteile in städtischen Räumen, die im Hinblick auf ihre Sozialstruktur, den baulichen Bestand, das Arbeitsplatzangebot, das Ausbildungsniveau, die Ausstattung mit sozialer und stadtteilkultureller Infrastruktur, die Nahversorgung sowie die Qualität der Wohnungen, des Wohnumfeldes und der Umwelt erhebliche Defizite aufweisen“ (Leitfaden der ARGEBAU 2005, S. 2). Diese Quartiere erhalten durch das Programm Soziale Stadt eine gezielte Förderung.