Veröffentlichung: 2008
GESUND LEBEN LERNEN
Kurzbeschreibung mit Zielen und Maßnahmen
Ziel des Projektes Gesund Leben Lernen ist es, die Organisation Schule zu einer gesunden Lebenswelt für alle in ihr Arbeitenden und Lernenden zu entwickeln. Im Mittelpunkt stehen die Stärkung von vorhandenen Gesundheitsressourcen und der Abbau von Über- bzw. Fehlbelastungen. Durch beteiligungsorientierte Interventionen (Bildung einer Steuerungsgruppe, Arbeit in Gesundheitszirkeln) wird die Partizipation der betroffenen Gruppen eingefordert und zunehmend erreicht. Die wichtigsten Akteure sind die Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und Eltern. Von daher richtet sich das Projekt an alle Altersgruppen ab dem Grundschulalter. Methodisch betrachtet geht es bei dem Projekt GLL darum, die Systematik und die Instrumente des Betrieblichen Gesundheitsmanagements für gesundheitsförderliche Schulentwicklung zu nutzen und bedarfsgerecht anzupassen. Die teilnehmenden Schulen werden durch Fachkräfte aus dem Präventionsbereich über einen Zeitraum von zwei Jahren begleitet.
Dokumente zur Darstellung des Angebotes
Kontakt
Herr Jan Kreie
Fenskeweg 2
30165 Hannover (Niedersachsen)
Telefon: 0511 / 388118932
E-Mail: jan.kreie(at)gesundheit-nds.de
Website: http://www.gll-nds.de
Projektträger
Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e.V.
Fenskeweg 2
30165 Hannover
Hintergrund
GESUND LEBEN LERNEN startete 2003 als Kooperationsprojekt zwischen den Spitzenverbänden der gesetzlichen Krankenkassen und den Landesvereinigungen für Gesundheit in Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Rheinland-Pfalz. Die jeweiligen Länder führten ihre Projekte eigenständig durch und unterschieden sich in ihren Ansätzen. Während Rheinland-Pfalz die Ausbildung von Gesundheitsmoderatoren in den Schulen forcierte, wählten Sachsen-Anhalt und Niedersachsen einen projektbezogenen Ansatz, bei dem mit den Instrumenten des Betrieblichen Gesundheitsmanagements direkt in den Schulen gearbeitet wurde. Die Projektlaufzeit war auf drei Jahre angelegt. Die Ziele, die die gesetzliche Krankenversicherung mit dem Projekt verbunden hat, finden sich in der Präambel des „Leitfaden Prävention\" der Spitzenverbände, 2. korrigierte Auflage vom 15. Juni 2006: „Die Krankenkassen haben seit dem Jahr 2000 mit dem § 20 Abs. 1 und 2 SGB V wieder einen erweiterten Handlungsrahmen in der Primärprävention und der betrieblichen Gesundheitsförderung erhalten. Die zur Umsetzung dieser Normen unternommenen Aktivitäten wurden seither kontinuierlich ausgeweitet und optimiert. Maßnahmen zur Primärprävention sollen den allgemeinen Gesundheitszustand verbessern und insbesondere einen Beitrag zur Verminderung sozial bedingter Ungleichheit von Gesundheitschancen leisten. Die Spitzenverbände der Krankenkassen begrüßen die Wiedereinführung dieser Leistungen. Dadurch wird es den Krankenkassen möglich, den Gesundheitszustand der Versicherten unter deren aktiver Beteiligung zu verbessern und gesundheitlichen Beeinträchtigungen frühzeitig und wirksam entgegenzuwirken, anstatt sie kostenintensiv zu kurieren“.
Zum Projektbeginn im Jahr 2003 informierten die Projektinitiatoren in Niedersachsen Förder-, Haupt- und Grundschulen aus benachteiligten Stadtteilen beziehungsweise strukturschwachen Regionen über das Modellprojekt GESUND LEBEN LERNEN. Acht Schulen erklärten sich bereit, daran teilzunehmen. Die Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e.V. übernahm die Beratung und Betreuung dieser ersten acht Modellschulen. Eine Länderberatergruppe, bestehend aus Vertretern des niedersächsischen Kultusministeriums, des niedersächsischen Ministeriums für Soziales, Frauen, Familie und Gesundheit, der gesetzlichen Krankenkassen des Landes, des niedersächsischen Landesamtes für Lehrerbildung und Schulentwicklung, der gesetzlichen Unfallkassen und der Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e.V., steuerte das Projekt und entwickelte es weiter.
Als die Modellphase im Juni 2006 endete, zeigte sowohl die externe (durch die Spitzenverbände der gesetzlichen Krankenkassen) wie die interne Evaluation (durch leitfadengestützte Interviews der Sprecherinnen der Steuerungskreise Gesundheit in den Schulen), dass das in GESUND LEBEN LERNEN vertretene Konzept eines integrierten Gesundheitsmanagements zu guten Erfolgen in den Schulen führt. Es gelingt mit diesem Ansatz, die Weiterentwicklung der Schule zu einer gesundheitsförderlichen Lern- und Arbeitswelt anzustoßen. Sowohl Schülerinnen und Schüler als auch Lehrkräfte erlebten im Projekt, dass sie mit Hilfe der vorgeschlagenen Ansätze und Instrumente und der kontinuierlichen externen Beratung relativ schnell zu positiven Veränderungen in ihrer Schule kamen (s. Praxisbereich Evaluation).
Deshalb beschlossen die Kooperationspartner in Niedersachsen, das Projekt auf Landesebene weiterzuführen und allen niedersächsischen Schulen anzubieten; die Spitzenverbände der Krankenkassen beteiligten sich mit einer Anschlussförderung an der Verbreitung des Ansatzes. Um eine deutlich größere Zahl von Schulen unterstützen zu können, bot die Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e.V. allen Projektpartnern an, Fachkräfte für schulisches Gesundheitsmanagement fortzubilden, was die AOK Niedersachsen in großem Umfang sowie der Landesverband der IKK Niedersachsen für ihre Präventionsfachkräfte nutzten.
Aktualisierung zum Hintergrund (Stand: 02/2016)
Bislang sind über 200 Schulen dabei, das Programm GESUND LEBEN LERNEN umzusetzen (Stand: Februar 2016).
Als neue Kooperationspartner sind seit 2016 die hkk Handelskrankenkasse, die BKK Mobil Oil und der NTB Niedersächsische Turnerbund im Projekt eingebunden.
Vorgehen
In der Modellphase wurden nur Schulen mit sozial benachteiligten Schülerinnen und Schülern in das Projekt aufgenommen (Grund-, Haupt- und Förderschulen in strukturschwachen Stadtteilen/Gebieten). Mittlerweile können sich Schulen aus ganz Niedersachsen und allen Schulformen in jedem Jahr für das Projekt und damit für eine zweijährige Begleitung eines gesundheitsförderlichen Schulentwicklungsprozesses bei der Koordinationsstelle der Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e.V. bewerben. Bei der Auswahl werden Schulen mit sozial benachteiligter Schülerklientel weiterhin bevorzugt. Die Ausschreibung wird in jedem Frühjahr im niedersächsischen Schulverwaltungsblatt veröffentlicht.
Die Fachkräfte für schulisches Gesundheitsmanagement unterstützen die Schulen dabei, eine Projektstruktur für schulisches Gesundheitsmanagement aufzubauen. Kernelement dabei ist die Steuerungsgruppe, in der idealerweise Lehrer, Schüler und Eltern vertreten sind. Aus der betrieblichen Gesundheitsförderung abgeleitet bestimmt die Steuerungsgruppe die schulinternen Ziele, erstellt einen Projektplan, koordiniert den Projektverlauf vor Ort und bewertet die Ergebnisse. Dabei werden sie von den Fachkräften für Gesundheitsmanagement begleitet und unterstützt.
Die Schulen orientieren sich innerhalb des Projektes an folgendem Lernzyklus, der sich stark an dem prozessorientierten Vorgehen aus dem Bereich des Betrieblichen Gesundheitsmanagements orientiert.
Die konkrete Entwicklung einzelner Maßnahmen übernehmen dann die sogenannten Gesundheitszirkel, die sich jeweils eines bestimmten Themas annehmen: zum Beispiel Neugestaltung des Schulhofs und der Klassenzimmer, saubere und menschenwürdige Toiletten, Verbesserung der allgemeinen Arbeits- und Lernatmosphäre, die von gegenseitigem Respekt geprägt sein soll, oder bessere Kommunikation innerhalb des Lehrerkollegiums und mit der Schulleitung. In einer berufsbildenden Schule beispielsweise, an der Schüler nur an bestimmten Tagen unterrichtet werden, muss die Kommunikation auf anderen Wegen erfolgen als in einer Gesamtschule, in der der Unterricht jeden Tag stattfindet und das gesamte Lehrerkollegium anwesend ist.
Ein Thema, das in einem Gesundheitszirkel einer Förderschule behandelt wurde, war die Leistungsüberprüfung. Die Lehrer in der Schule suchten nach alternativen Möglichkeiten, um die Leistungen ihrer Schüler zu bewerten. Hat ein Schüler zum Beispiel 100 Fehler in einem Diktat gemacht, setzt sich dann hin und übt und hat danach nur noch 80 Fehler, dann ist das eine Verbesserung um 20 Prozent. Das deutsche Leistungsbewertungssystem mit Noten von eins bis sechs bietet in diesem Fall aber keine Möglichkeit, die Bemühungen und den Erfolg solcher Schüler zu würdigen, denn auch 80 Fehler im Diktat bedeuten immer noch unweigerlich die Note sechs. Deshalb wollten die Lehrer eine Möglichkeit erarbeiten, ihren Schülern auf eine andere Art und Weise zu zeigen, dass sie ihre Bemühungen und Anstrengungen schätzen und anerkennen. Insgesamt lässt sich zeigen, dass (wie auch im Betrieblichen Gesundheitsmanagement) besonders hohe Effekte für Gesundheit und individuelles Wohlbefinden erreicht werden, wenn es einer Schule gelingt, eine Kultur der gegenseitigen Wertschätzung aufzubauen, die Kommunikationsstrukturen zwischen allen Gruppen zu verbessern und so das Schulklima zu optimieren.
Die Schulen gehen bei ihrer Arbeit problemorientiert vor: Sie analysieren mögliche Ursachen für bestehende Schwierigkeiten und suchen nach Lösungswegen. Hier unterstützen die Fachkräfte für schulisches Gesundheitsmanagement die Schulen bei der Befragung von Lehrern und Schülern beispielsweise zur gegenwärtigen Situation an der Schule und helfen bei der Moderation von Gesundheitszirkeln.
Nachdem ein Gesundheitszirkel zu einem bestimmten Thema gearbeitet hat und Lösungsansätze entwickelt wurden, geht es dann um die Umsetzung dieser Maßnahmen. Vieles kann oftmals in Eigenregie entwickelt und umgesetzt werden. Hierzu zwei Beispiele aus den Projektschulen:
- Neugestaltung und Verschönerung des Schulhofbereiches durch Schülerinnen und Schüler innerhalb einer Projektwoche
- Entwicklung von Vereinbarungen zur verbesserten Informationsweitergabe und gezielteren Absprachen innerhalb eines Kollegiums.
Auch die Zusammenarbeit mit den Eltern hat sich in einigen Projekten als sehr erfolgreich herausgestellt. Oftmals sind in der Elternschaft Ressourcen vorhanden, die für die Umsetzung von Maßnahmen ausgesprochen hilfreich sind. Auch hier wieder ein Beispiel aus einer Projektschule:
- Die Mutter einer Schülerin war bereit, ihre Kenntnisse aus dem Bereich des Feng Shui kostenlos bei der Umgestaltung eines Klassenraumes zur Verfügung zu stellen. Dieser Raum gilt nun als Vorzeigeexemplar der Schule.
Die Bedeutung der räumlichen Innen- und Außengestaltung der Schulen für das Schulklima, aber auch für Lernen und Erziehung ist gar nicht hoch genug einzuschätzen. In der Architekturpsychologie gilt der Raum als „der dritte Lehrer“ (neben den Peer und der Lehrkraft), der nicht nur ein erwünschtes Sozialverhalten, sondern auch Lernen ermöglicht bzw. verhindert durch die Wirkung von Farbe, Akustik, Beheizung/Kühlung, Sonnenschutz, ergonomische Einrichtung, individuelle Möblierung usw.
Bei der Umsetzung der Maßnahmen werden die Schulen dazu ermutigt, sich verschiedener Unterstützungsmöglichkeiten zu bedienen. Dabei wird je nach Thema die Zusammenarbeit mit Schulträgern, den Beratungsangeboten der Landesschulbehörden, regionalen Unternehmen, Fachhochschulen usw. empfohlen.
Die Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e.V. und die Projektpartner organisieren zudem Informationsveranstaltungen für die Projektschulen, in denen sie Kenntnisse zum integrierten Gesundheitsmanagement vermitteln. Sie bieten darüber hinaus Workshops zu den Themen Ressourcenmanagement, Sponsoring sowie Presse- und Öffentlichkeitsarbeit an. Ziel ist es stets, die Selbstständigkeit der Schulen zu fördern und sie langfristig von der Beratung unabhängig zu machen.
Dabei werden verschiedene Zielgruppen angesprochen. So gibt es Fortbildungen für Schulleiter, Tagungen für Schülerinnen und Schüler oder auch Informationsveranstaltungen für SteuerungskreissprecherInnen.
Für Schulen, die noch nicht sicher sind, ob das Programm für sie das Richtige ist, besteht mittlerweile die Möglichkeit, ein „Probejahr“ zu durchlaufen. Die Schulen werden in dieser Zeit von einer Fachkraft für schulisches Gesundheitsmanagement betreut, um GESUND LEBEN LERNEN und die Arbeit im Programm kennenzulernen.
Schulen, die sich für die Durchführung des Programms entschieden haben und nach einer zweijährigen Betreuungsphase in die Selbständigkeit entlassen wurden, wird ein regionales Netzwerk GESUND LEBEN LERNEN als Forum zum Informationsaustausch und zur gegenseitigen Unterstützung bei der Weiterarbeit angeboten.
Good Practice in
Settingansatz
Die Basis des Projektes GESUND LEBEN LERNEN bildet der Settingansatz. Das Projekt bezieht sich direkt auf die Lebenswelt Schule. Die Interventionen und Maßnahmen setzen am Gesundheitsverhalten der Beteiligten an (Lehrerschaft, Schülerschaft, nichtlehrendes Personal, Einbezug von Eltern). Dabei wird darauf Wert gelegt, dass nicht nur das Verhalten der Personen, sondern auch die Bedingungen und Strukturen in der Schule in den Blick genommen werden.
In den Projekten wurden bereits Veränderungen im Bereich der Räumlichkeiten, der Arbeitsorganisation oder der Regelungen zur Pausengestaltung durchgeführt. In einer Schule nahm sich beispielsweise ein Gesundheitszirkel des Problems an, dass Lehrern und Schülern bei weit auseinanderliegenden Schulgebäuden häufig nicht ausreichend Zeit bleibt, in der Pause zwischen zwei Unterrichtsstunden das Klassenzimmer für die nächste Stunde zu erreichen. Hier erarbeiteten die Mitglieder des Gesundheitszirkels Vorschläge für einen besseren zeitlichen Rhythmus von Unterricht und Pause. Die von dem Problem betroffenen Personen erarbeiteten so eigenständig für ihr Umfeld eine für sie geeignete Lösung des Belastungsphänomens.
In einer Grundschule in einem sozial benachteiligten Gebiet wurde deutlich, wie wertvoll und wichtig die Ressourcen von Eltern bei einer gesundheitsfördernden Schulentwicklung sind. Einige Väter organisieren dort für Jungen jeden Freitagnachmittag gemeinsame Unternehmungen wie Fußball spielen, in den Wald gehen oder werken. Hintergrund dafür ist die Tatsache, dass viele der Jungen allein von den Müttern betreut werden und es an der Schule auch nur weibliche Lehrkräfte gibt – eine männliche Bezugsperson fehlt dort oftmals. Durch die Thematisierung dieses Problems konnten aus eigener Kraft aus dem Umfeld der Schule wichtige Ressourcen genutzt werden.
Partizipation
Das Projekt gibt den Schulen ein Vorgehen und Instrumente an die Hand, mit denen ein hoher Grad an Partizipation erreicht werden kann. Durch die Erprobung der beteiligungsorientierten Instrumente des Betrieblichen Gesundheitsmanagements (Bildung einer Steuerungsgruppe und Arbeit in Gesundheitszirkeln) innerhalb der Schulen kann die Partizipation der betroffenen Gruppen eingefordert und zunehmend erreicht werden. Insbesondere können Schülerinnen und Schüler z.B. durch Befragungen oder Gesundheitszirkel konkret ihre Problembereiche benennen und an der Lösungsfindung mitarbeiten. Die Schulen machen die Erfahrung, dass die Einbeziehung der Schülerperspektive zu einer Ressource im Umgestaltungsprozess wird.
An einer Schule gab es beispielsweise große Unzufriedenheiten mit dem tristen und vernachlässigten Schulhof. Sowohl die Schülerinnen und Schüler als auch die Lehrkräfte wurden befragt, welche Ideen sie zur Umgestaltung des Schulhofs haben. Diese Ideen waren der Ausgangspunkt dafür, dass von der Stadt Wipp- und Schaukelgeräte sowie Baumstämme zum Balancieren auf dem Schulhof aufgestellt und Sitzgelegenheiten installiert wurden. Die graue Mauer des Schulhofes wurde zusammen mit den Schülerinnen und Schülern weiß gestrichen und anschließend im Kunstunterricht kreativ gestaltet. Ein Spieleverleih (Feder- und Fußbälle, Schläger, Kleingeräte) wurde von den Schülerinnen und Schülern eingerichtet und wird von ihnen selbst organisiert.
Auch in der Lehrerschaft werden durch Belastungsanalysen und die Bearbeitung von identifizierten Problembereichen gesundheitsfördernde Arbeitsbedingungen angestrebt. An einer Förderschule erarbeitete das Lehrerkollegium, dass es weitere Kompetenzen im Umgang mit schwierigen und aggressiven Schüler/innen benötigt. Um auf diesem Gebiet mehr Selbstsicherheit zu erlangen, entschied das Kollegium, dass eine entsprechende Fortbildung notwendig ist und organisierte die Teilnahme daran.
Auf der Ebene des Gesamtprojektes wird von Seiten der Projektkoordination das gesamte Thema der Beteiligung von Schülerinnen und Schülern noch einmal in den Fokus genommen. Mit der regelmäßigen Durchführung von Schülertagungen, auf denen alle Projektschulen vertreten sind, soll den teilnehmenden Kindern und Jugendlichen ihr eigenes Handlungsvermögen deutlich gemacht werden. In Schülerworkshops stellen die Schülerinnen und Schüler jeweils den anderen Schulen ihre Schule vor und erarbeiten in einem weiteren Schritt Bereiche, in denen sie Verbesserungs- bzw. Änderungsbedarfe sehen. Diese Ergebnisse nehmen die Kinder und Jugendlichen anschließend mit in ihre Schule und stellen sie dort vor (z.B. in der Steuerungsgruppe oder vor dem Schulvorstand). Angestrebt wird dabei, dass mindestens eine Idee während des Projektes umgesetzt wird. Einige Ergebnisse der Schülertagungen sind hier genannt:
Eine Grundschule
Das finden wir gut: Gesundes Frühstück, das Winterkino, die langen Pausen, Bücherei, Betreuung, grünes Klassenzimmer
Das wünschen wir uns: Kiosk, Klettergarten, Schaukel auf dem Schulhof, \"wieder mal eine Pizza aus der Schulküche\"
Eine Förderschule
Das finden wir gut: Spielplatz, Backhaus, Musik - AG, Apfelfest
Das wünschen wir uns: Pausen attraktiver gestalten (Bälle zum Ausleihen, Tischkicker, Kiosk-Verkauf), Pausenhofgestaltung (Basketballkörbe, mehr Grünflächen zum Spielen), Gestaltung der Klassenräume (Wände farbig streichen, Pflanzen und Blumen, mehr Steckdosen), Bushaltestelle näher an der Schule
Dokumentation und Evaluation
Evaluation in der Modellphase
In der Modellphase 2003 bis 2006 ist das Gesamtprojekt GESUND LEBEN LERNEN im Auftrag der Spitzenverbände der Gesetzlichen Krankenkassen evaluiert worden (GESOMED und UKE). Zentrale Ergebnisse zum niedersächsischen Teilprojekt sind u.a. folgende:
- Je mehr Zeit in die Projektarbeit investiert wurde, desto besser sind die Ergebnisse.
- Professionelle und kontinuierliche Unterstützung von außen wirkt sich auf den Projektverlauf positiv aus.
- Je schlechter die strukturelle Ausgangslage der Schule ist, desto größer sind die spürbaren Verbesserungen.
Durch die Projektteilnahme während der dreijährigen Modellphase sind deutliche Veränderungen in den Schulen in Gang gekommen (die 8 Modellschulen haben ca. 90 Teilprojekte durchgeführt), besonders auch in den angestrebten Bereichen Schulklima, Identifikation mit der Einrichtung, Selbstwirksamkeit. Von großer Bedeutung für die Schulen war die langfristige und kontinuierliche externe Betreuung und Unterstützung. Dieses Ergebnis hat in Niedersachsen dazu geführt, dass im laufenden Projekt jeder Projektschule zwei Jahre lang eine Fachkraft für schulisches Gesundheitsmanagement zur Verfügung gestellt wird.
Neben der externen wurde bei der Landesvereinigung eine weitere interne Evaluation durchgeführt. Eine Praktikantin hat für ihre Examensarbeit leitfadengestützte Interviews mit allen Sprecherinnen der Steuerungskreise in den Modellschulen durchgeführt. Diese qualitative Befragung kam zu ähnlichen Ergebnissen.
Evaluation mit der Medizinischen Hochschule Hannover
Zusammen mit der Medizinischen Hochschule Hannover wurde eine weitere Evaluation zwischen 01/2009 und 12/2012 durchgeführt unter dem Titel „Schulentwicklung durch Gesundheitsmanagement. Entwicklung einer Kennzahlentoolbox, Bewertung der Zielerreichung, der Wirksamkeit und der Kosten“. Die Mittel dazu kamen vom Bundesforschungsministerium.
Ergebnisse der Evaluation sind u.a., dass Schulen die externe Unterstützung durch die Gesundheitsfachkräfte als sehr förderlich wahrnehmen und das die Errichtung von Steuerungsgruppen und Gesundheitszirkeln zu einer besseren Kommunikation und Zusammenarbeit innerhalb der Schule geführt hat.
Unter dem Titel \"Schulisches Gesundheitsmanagement - eine explorative Studie zur Nachhaltigkeit des Programms Gesund Leben Lernen\" ist 2015 eine weitere Studie der Medizinischen Hochschule Hannover vorgestellt worden. Der Studie nach kann Gesund Leben Lernen als nachhaltiges schulisches Gesundheitsmanagementprogramm betrachtet werden, da dessen Strukturen auch nach Abschluss der Intervention zum überwiegenden Teil im Schulalltag fortgeführt werden.
Gesammelte Erfahrungen (Lessons Learned)
Für eine erfolgreiche Umsetzung des Programms GESUND LEBEN LERNEN ist die kontinuierliche externe Betreuung der Schulen von besonderer Bedeutung. Der „Blick von außen auf die Institution“ ermöglicht auch einen notwendigen Perspektivwechsel innerhalb der Schule. Erst mithilfe der Unterstützung durch die Fachkräfte können viele Schulen Ansätze des Gesundheitsmanagements in ihre alltägliche Arbeit integrieren.
Zu berücksichtigen ist jedoch, dass der Schulalltag, die Arbeitsorganisation und die Routinen vieler Schulen den im Gesundheitsmanagement angestrebten strukturierten, gezielten und langfristig geplanten Veränderungsprozessen entgegenstehen. Es kostet viel Zeit, Schulen davon zu überzeugen, dass eine andere Arbeitsform und -organisation auf Dauer Entlastung bringt und Ressourcen schont. Zudem muss, in Abhängigkeit von der Schulgröße, der Schulform und dem Organisationsgrad, ein nahezu „individuelles“ Vorgehen zum Aufbau eines internen Gesundheitsmanagements gefunden werden. Hierbei kann es erforderlich sein, zumindest zeitweise, vom üblichen Vorgehen abzuweichen; z.B. ist bei kleinen Schulen die Umsetzung eines Gesundheitszirkels kaum möglich – hier müssen andere Lösungen gefunden werden.
Wesentlich für die gelingende Zusammenarbeit aller PartnerInnen im Projekt ist der gemeinsame (politische) Wille, dass das Vorhaben ein Erfolg wird. Dabei müssen Konkurrenzen untereinander minimiert werden. Die Steuerung des Gesamtprojekts auf Landesebene durch eine von allen PartnerInnen akzeptierte „neutrale“ Institution wie die Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin e.V. ist dafür unverzichtbar. Darüber hinaus ist die Erschließung von (vorhandenen) Unterstützungsnetzwerken für die Schulen ein wichtiger Aspekt. Wenn man Schulen Möglichkeiten zur Unterstützung anbieten kann, sind diese motiviert und engagiert, die nötige Arbeit in die Veränderung und Weiterentwicklung zu investieren.
Laufzeit des Angebotes
Beginn: 2003
Abschluss: kein Ende geplant
Welche Personengruppe(n) in schwieriger sozialer Lage wollen Sie mit Ihrem Angebot erreichen?
Menschen in schwieriger sozialer Lage sind ein wichtiger Teil der Zielgruppe, auch wenn sich das Angebot in erster Linie an alle richtet.
- Personen mit gesundheitsbelastenden und / oder prekären Arbeitsbedingungen
Das Angebot richtet sich insbesondere an folgende Altersgruppen
- Altersgruppenübergreifend
Das Angebot umfasst geschlechtsspezifische Angebote für
- Keine geschlechtsspezifischen Angebote
Kooperationspartnerinnen und Kooperationspartner
Niedersächsisches Kultusministerium / Niedersächsisches Ministerium für Soziales, Frauen, Familie, Gesundheit und Integration / LVG & AFS Niedersachsen e. V. / AOK Die Gesundheitskasse für Niedersachsen / GUVH/LUKN Gemeinde-Unfallversicherungsverbände Hannover, Oldenburg und Braunschweig Landesunfallkasse Niedersachsen / IKK classic / SVLFG Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau / BKK Landesverband Mitte / Landesverband Niedersachsen der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes e. V.
Schwerpunkte des Angebotes
- Betriebliche Gesundheitsförderung
- Bildung
- Organisationsentwicklung
Das Angebot wird hauptsächlich in folgenden Lebenswelten umgesetzt
- Schule
Qualitätsentwicklung
Was machen Sie, um die Qualität Ihres Angebotes weiterzuentwickeln?
Zusammen mit der Medizinischen Hochschule Hannover wurde eine Evaluation zwischen 01/2009 und 12/2012 durchgeführt. Ergebnisse dieser Studie dienen unter anderem dazu, die Qualität des Angebotes weiterzuentwickeln.
Im laufenden Projekt dokumentieren die betreuenden Fachkräfte der Schulen die Entwicklung sowie die Ergebnisse der Projektschulen. Diesbezügliche Rückmeldungen dienen der qualitativen Weiterentwicklung des Angebotes.
Welche Erfahrungen haben Sie bei der Qualitätsentwicklung Ihres Angebotes gemacht?
Welche Stolpersteine haben Sie festgestellt?
Die Qualitätsentwicklung oder auch Weiterentwicklung des Angebotes basiert auf den Erfahrungen der Beteiligten. Eine Rückspiegelung der Erfahrungen, die an den Schulen gemacht werden, ist für die Qualitätsentwicklung des Angebotes ausschlaggebend.
Wie dokumentieren Sie Ihre Arbeit? (z.B. Konzepte, Handreichung)
Die Entwicklung sowie die Ergebnisse der Projektschulen werden im laufenden Projekt durch die betreuenden Fachkräfte der Schulen dokumentiert und an die LVG & AFS übermittelt.
Quelle der Veröffentlichung/URL: Interne Dokumentation über die Aktivitäten der Projektschulen
Es ist bereits ein Ergebnisbericht vorhanden.
Titel des Berichts bzw. Kurzbeschreibung: Schulentwicklung durch Gesundheitsmanagement - Entwicklung einer Kennzahlentoolbox, Bewertung der Zielerreichung, der Wirksamkeit und der Kosten -
Die Qualitätsentwicklung und Ergebnissicherung sind in ein Qualitätsmanagementsystem eingebunden.
Stand
28.05.2024