Veröffentlichung: 2007
JobFit Regional
Kurzbeschreibung mit Zielen und Maßnahmen
Arbeitslosigkeit vor allem, wenn sie über längere Zeit andauert ist häufig mit Beeinträchtigungen der Gesundheit verbunden, wie durch epidemiologische Studien belegt werden kann (Paul und Moser 2001; Elkeles 2001; Grobe und Schwartz 2003). Hinsichtlich der Morbidität gibt es jedoch keine bestimmte Arbeitslosenkrankheit. Repräsentative Untersuchungen (Mikrozensus 2003) belegen eine höhere Gesundheitsbelastung Arbeitssuchender mit vielfältigen Symptomen und Beschwerden. Hinsichtlich der Prävalenz psychischer Störungen, wie depressiver Verstimmungen, sind bedeutsame Unterschiede zu Erwerbstätigen erkennbar. Bei Arbeitssuchenden zeigt sich oftmals ein vielfältiger Komplex psychischer, psychosozialer und psychosomatischer Beeinträchtigungen. Sozialer Rückzug, Selbstzweifel und Depression sind vielfach Verhaltensweisen, die die Betroffenen nicht nur belasten, sondern auch die Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt erschweren.
Um dem entgegenzuwirken, ist ein sektorenübergreifendes Engagement sinnvoll, in dem sowohl arbeitsmarktpolitische Maßnahmen als auch gesundheitsfördernde Ansätze Berücksichtigung finden. In dem BKK-Modellprojekt JobFit Regional konnte diese Verknüpfung erstmals in Deutschland verwirklicht werden. Gefördert wurde das Projekt von November 2004 bis Juni 2006 mit dem Ziel, mindestens 500 Arbeitslose zu erreichen. Durch die begleitende Dokumentation und die extern durchgeführte Evaluation konnte gezeigt werden, dass die Integration von gesundheitsfördernden Modulen im Setting von Beschäftigungs- und Qualifizierungsträgern geeignet ist, die Zielgruppe für gesundheitsfördernde Module zu sensibilisieren. Unter den insgesamt 540 Teilnehmerinnen und Teilnehmern sind zu zwei Dritteln langzeitarbeitslose Menschen vertreten, die im Vergleich zur Gesamtbevölkerung überproportional häufig einen niedrigen Bildungsstand oder einen Migrationshintergrund aufweisen.
Die Beschäftigungsfähigkeit und gesundheitliche Indikatoren konnten im Verlauf messbar verbessert werden. Das Projekt wird bis Ende 2011 unter dem Namen JobFit NRW" fortgeführt. Aufbauend auf den Erfahrungen von JobFit Regional und dem Nachfolgeprojekt JobFit NRW wurden mittlerweile ein von Krankenkassen anerkanntes Präventionskurskonzept mit Übungseinheiten und Trainermanual (Und keiner kanns glauben - Stressfaktor Arbeitslosigkeit, Hrsg. BKK Bundesverband 2008) sowie ein Leitfaden für die motivierende Gesprächsführung (Die FIT-Beratung Motivierende Gesundheitsgespräche für Arbeitslose, Hrsg. BKK Bundesverband 2005) veröffentlicht.
Dokumente zur Darstellung des Angebotes
Kontakt
Frau Monique Faryn
August-Bebel-Straße 58
33602 Bielefeld (Nordrhein-Westfalen)
Telefon: 0521 16 39 4711
E-Mail: monique.faryn(at)teamgesundheit.de
Website: www.jobfit-ansatz.de
Weitere Ansprechperson
Frau Barbara Hordt
Im Blankenfeld 4
46238 Bottrop (Nordrhein-Westfalen)
Telefon: 02041 / 767250
E-Mail: b.hordt(at)gib.nrw.de
Hintergrund
Die Zahl der Arbeitssuchenden in Deutschland ist seit den 90er-Jahren kontinuierlich gestiegen und hat sich seit 2002 mit Arbeitslosenquoten um 10,5% verfestigt. Im Mai 2006 waren etwas mehr als 4,5 Millionen Arbeitslose registriert, was einer Quote von 10,8 % entspricht.
Nicht zuletzt aufgrund der durch Hartz IV verschärften finanziellen Bedingungen entstehen Belastungen, die sich unter anderem auch in gesundheitlichen Folgen und verändertem Gesundheitsverhalten wie zum Beispiel erhöhtem Alkoholkonsum manifestieren können. Auch der Verlust potenziell gesundheitsförderlicher Aspekte der Erwerbsarbeit wie der Kontakt zu Kunden und Kollegen bzw. Kolleginnen können unter anderem dazu beitragen, dass gesundheitliche Beeinträchtigungen entstehen. Die Veränderungen der Lebensbedingungen führen in vielen Fällen zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen oder beschleunigen den Verlauf bestehender Krankheiten und Beschwerden. Gleichzeitig sind bereits gesundheitlich eingeschränkte Personen aufgrund schlechterer Chancen auf dem Arbeitsmarkt verstärkt von Arbeitslosigkeit betroffen. Hier entsteht eine Wechselwirkung, denn Krankheit schränkt die Chancen der Betroffenen ein, am sozialen und ökonomischen Leben der Gesellschaft teilzuhaben. Auf der anderen Seite wirkt sich Arbeitslosigkeit negativ auf die Gesundheit aus, sodass wiederum die Chancen auf dem Arbeitsmarkt geringer sind.
Bisherige Maßnahmen der Gesundheitsförderung für Arbeitslose haben gezeigt, dass diese Zielgruppe schwer zu erreichen ist. Während Arbeitnehmerinnen und -nehmer in der Regel sehr gut über den Setting Betrieb eingebunden werden können, fehlt bei Arbeitslosen ein solcher Zugangsweg. Ausnahmen bilden hier Aus- und Weiterbildungseinrichtungen, da bei diesen Institutionen die notwendigen strukturellen Verhältnisse gegeben sind.
Vor diesem Hintergrund ist es um so sinnvoller, arbeitsmarktpolitische Maßnahmen und gesundheitsbezogene Angebote zu verbinden, um sowohl gesundheitliche Belastungen zu reduzieren als auch die Beschäftigungsfähigkeit zu verbessern. Der BKK-Bundesverband hat diese Notwendigkeit erkannt und gemeinsam mit dem Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales NRW das Modellprojekt „Job Fit Regional“ gefördert, in dem erstmals diese zwei Bereiche verknüpft wurden. Wesentlicher Projektansatz ist die Verortung verschiedener Gesundheitsmodule bei Beschäftigungs-, Bildungs- und Qualifizierungsträgern. Dieser innovative Ansatz spiegelt sich auch in der Projektumsetzung wider. Die Gesellschaft für innovative Beschäftigungsförderung mbH (G.I.B.) koordinierte das Projekt und wurde dabei vom Institut für Prävention und Gesundheitsförderung an der Universität Duisburg-Essen (IPG Essen) fachlich unterstützt.
Vorgehen
Im Rahmen von „JobFit Regional“ konnten insgesamt neun Beschäftigungs-, Bildungs- und Qualifizierungsträger in sieben Städten Nordrhein-Westfalens erproben, wie und mit welchen Maßnahmen der Gesundheitsförderung Arbeitslose für eine Teilnahme an Gesundheitsangeboten gewonnen werden können und welche Auswirkungen dies auf Gesundheitszustand und -verhalten und damit auch auf die Beschäftigungsfähigkeit hat.
Auf der Basis bereits erprobter Ansätze der Gesundheitsförderung und Arbeitsmarktberatung wurden jeweils diverse Modelle zur Implementierung von bedarfsorientierten Maßnahmen der Gesundheitsförderung entwickelt. Besonderes Augenmerk wird einerseits auf die parallele Angebotsstruktur aus individueller Gesundheitsberatung und Gruppenangeboten sowie andererseits auf die Vernetzung vorhandener Strukturen und Zugangswege zu Krankenkassen und weiteren Akteuren aus dem Gesundheitswesen gelegt.
In Abbildung 2 sind die verschiedenen Gesundheitsmodule dargestellt. Es handelt sich dabei um drei individuelle Beratungsmodule und fünf gruppenbezogene Angebote, die sich in Dauer und Umsetzungsschwerpunkt unterscheiden. Der Einstieg in das Gesundheitsprojekt verlief bei allen Projektträgern identisch: ausgehend von dem Modul der Gesundheitskompetenzberatung konnten Teilnehmerinnen und Teilnehmer innerhalb des vorgegebenen Rahmens die unterschiedlichen Angebote des Trägers in Anspruch nehmen. Die Gruppenangebote selbst wurden entweder in Anlehnung an klassische Präventionskurse der GKV konzipiert (zum Beispiel Nikotinentwöhnungskurse), sind zum Teil aber auch aufgrund der Interessen der Arbeitslosen konzipiert worden (zum Beispiel „Geizhalskochkurse – gesund & günstig kochen). Auf diese Weise konnte ein flexibles Angebot, das ganz auf die individuellen Bedarfe und Situationen einzelner Arbeitsuchenden abzielte, ermöglicht werden, da die Träger zudem auf durchaus verschiedene Teilzielgruppen fokussierten. So sind insbesondere Langzeitarbeitslose und prekär Beschäftigte als Hauptzielgruppen definiert worden.
In persönlichen Gesundheitsgesprächen (Gesundheitskompetenzberatung), die den Prinzipien des Motivational Interviews folgten, thematisierten die vor Projektbeginn geschulten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Beschäftigungs-, Bildungs- und Qualifizierungsträger die individuelle Situation der Teilnehmerinnen und Teilnehmer, deren gesundheitliche Verhaltensweisen und diesbezügliche Veränderungsbereitschaft. Auf dieser Grundlage wurden in der Regel persönliche Gesundheitsziele erarbeitet und formuliert (Gesundheitsförderplan), die dann durch die Teilnahme weiterführender Gesundheitsangebote vor Ort oder durch Vermittlung in entsprechende Präventionskurse der Krankenkassen erreicht werden sollten.
Die Inhalte der Gruppenmodule wurden von den Trägern vor dem Hintergrund der speziellen Situation ihrer jeweiligen Klientel festgelegt und stammen aus den „klassischen Gesundheitsfeldern“ Bewegung, Ernährung, Stress bzw. Entspannung und Sucht. Die Gruppenangebote zeichneten sich überwiegend dadurch aus, dass sie vor dem Hintergrund der spezifischen Situation in der Arbeitslosigkeit durchgeführt wurden. Beispielsweise thematisierten Angebote aus dem Ernährungsbereich immer auch die Finanzierbarkeit gesunder Lebensmittel. Durch die flexible Gestaltung der einzelnen Module konnten zudem vielfach mehrere Gesundheitsthemen kombiniert werden. Ferner wurden bestehende Qualitätsstandards bei der Entwicklung der gesundheitsbezogenen Gruppenmodule berücksichtigt, da alle Module in Anlehnung an die Qualitätsforderungen des Handlungsleitfadens der Spitzenverbände der Krankenkassen konzeptioniert wurden.
Good Practice in
Dokumentation und Evaluation
„JobFit Regional“ wurde während der gesamten Projektlaufzeit durch ein begleitendes Monitoring dokumentiert, gleichzeitig wurde eine externe Evaluation durchgeführt. Durch diese vorbildliche Vorgehensweise konnten sowohl Erkenntnisse bezüglich der Ansprache und der Angebotsentwicklung seitens der Beschäftigungs-, Bildungs- und Qualifizierungsträger als auch Wirkungen bei den Teilnehmenden gewonnen werden.
In Einzelberatungen, regelmäßigen Workshops mit den Projektverantwortlichen sowie in qualitativen Interviews am Ende der Projektlaufzeit wurden die Erfahrungen der beteiligten Beschäftigungs-, Bildungs- und Qualifizierungsträger zu wesentlichen Projektbausteinen erhoben. Zu nennen sind in diesem Zusammenhang die Teilnehmergewinnung sowie die Auswirkungen der Teilnehmenden an den Gesundheitsmodulen auf Maßnahmeabbruch, Krankmeldungen, Frustrationstoleranz und Bewerberverhalten. Insbesondere bezüglich der Ansprache und Motivation von Arbeitslosen bzw. spezifischer Teilgruppen, wie beispielsweise älterer Langzeitarbeitsloser, erwies sich der Austausch als außerordentlich fruchtbar. Die während der Projektlaufzeit in Workshops eingebrachten Erfahrungen wurden diskutiert und sind prozesshaft wieder in die praktische Arbeit eingeflossen. Aber auch die regionale und überregionale Vernetzung des Arbeitsförderungssektors mit dem Gesundheitssystem wurde begleitend dokumentiert; die gewonnenen Erkenntnisse den Beteiligten wurden außerdem rückgemeldet.
Aus den qualitativ angelegten Interviews mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Projektträger am Ende der Projektlaufzeit ist deutlich geworden, dass für die Gewinnung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer wesentlich war, dass die Angebote keinen verpflichtenden Charakter hatten, sondern die Beratungen in einer offenen und vertrauensvollen Atmosphäre stattfanden. Insgesamt hat sich die parallele Durchführung von Einzelberatungskontakten und Gruppenangeboten bewährt. Über die Hälfte aller Teilnehmenden machen sowohl von einer individuellen Beratung als auch von gruppenbezogenen Angeboten Gebrauch. Nicht bewährt hat sich hingegen die Modulform der nachgehenden Beratung. Diese ließ sich nur schlecht organisatorisch in den Maßnahmealltag der Beschäftigungs- und Qualifizierungsträger integrieren.
Die Erkenntnisse aus den qualitativen Interviews mit den Projektträgern untermauerten und erhärteten die extern durchgeführte quantitative Evaluation. In der von FB +E Berlin durchgeführten Ergebnisevaluation kann erstmalig in Deutschland die Wirksamkeit gesundheitsfördernder Maßnahmen für die Zielgruppe der arbeitslosen Menschen empirisch nachgewiesen werden.
In der Prä-/Post-Evaluation zeigen sich signifikante Ergebnisse bezüglich der Zunahme an sportlichen Aktivitäten, einer häufiger ausgewogenen Ernährung sowie vermehrter sozialer Kontakte. Darüber hinaus ist insbesondere die signifikant verbesserte Einschätzung der subjektiven Arbeitsfähigkeit beeindruckend, womit das Projekt das vorab gesetzte Ziel zweifelsfrei erreicht hat. Zudem konnte in leichter Tendenz ein verbesserter Gesundheitszustand und eine Reduktion der psychosozialen Beschwerden nachgewiesen werden.
Diese Ergebnisse sind umso bemerkenswerter, als die Teilnehmenden im Vergleich zur Gesamtbevölkerung einen überproportional schlechten Gesundheitszustand aufweisen.
Multiplikatorenkonzept
Von Ausnahmen abgesehen sind die Berührungspunkte von Qualifizierungs- und Beschäftigungsträgern zur Prävention und Gesundheitsförderung nur marginal bzw. selten systematisch. Aus diesem Grund und durch die erforderliche Standardisierung einzelner Module des Gesundheitsförderungsprogramms fand für alle ausgewählten Projektträger, Beraterinnen und Berater zu Projektbeginn eine Qualifizierungsschulung statt. Voraussetzung zur Teilnahme war ein abgeschlossenes Studium aus dem pädagogischen Bereich sowie einschlägige Berufs- bzw. insbesondere Beratungserfahrung.
In der Schulungswoche wurden neben den wesentlichen Eckpfeilern des Modellprojekts, folgende Schwerpunkte gesetzt:
- Einführung in Prävention und Gesundheitsförderung,
- Vermittlung der wesentlichen gesundheitsrelevanten Belastungen von Erwerbslosen,
- Erkenntnisse aus der Gesundheitsförderung von Erwerbslosen,
- Informationen zu den klassischen Gesundheitsthemen wie Bewegung, Ernährung, Alkohol, Rauchen,
- Stress und Entspannung, Bewältigungsmöglichkeiten in der Arbeitslosigkeit,
- Tages- und Zeitstruktur von Erwerbslosen,
- theoretische Grundlagen zu Verhaltensänderung, Motivation, Depression, Stress,
- Gesprächstechniken,
- Techniken und Methoden zum Aufbau von Veränderungsmotivation,
- Motivation zu gesundheitsförderlichem Verhalten.
Das Konzept beinhaltet neben dieser Qualifizierungseinheit auch eine nachgehende zweitägige fallbezogene Reflexion der Praxis.
Durch die Qualifikation von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen im Setting und der Nutzung vorhandener Ressourcen sind Voraussetzungen für den Aufbau kommunaler Netzwerke geschaffen worden. In der abschließenden Projektträgerbefragung wurde deutlich, dass durch das Modellprojekt und die Qualifizierung der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen vor Ort eine rudimentäre Basis geschaffen wurde, um eine institutionalisierte Integration von krankheitsvorbeugenden und gesundheitsfördernden Aspekten in den angebotenen Dienstleistungen rund um die Arbeitsvermittlung aufzubauen.
Ein positiver Nebeneffekt der Qualifizierungsschulung wurde in der Prozessevaluation deutlich, da nicht nur Auswirkungen auf die Projektteilnehmenden feststellbar waren. Die Auseinandersetzung mit dem Projekt zeigte auch bei den Projektmitarbeiterinnen und -mitarbeitern Effekte, die eigenen Verhaltensweisen zu reflektieren und zu verändern. Darüber hinaus wurde auch auf institutioneller Ebene verstärkt über gesundheitsfördernde Maßnahmen im Betrieb nachgedacht, sodass die gewonnenen Erfahrungen und Kompetenzen bereits zum Teil in andere Bereiche übertragen werden konnten.
Nachhaltigkeit
Durch die Einbindung von Qualifizierungs- und Beschäftigungsträgern wurde erstmals ein Zugang zu den Arbeitslosen erprobt, der sich als erfolgreich erwiesen hat. Diverse Projekte aus der Vergangenheit haben gezeigt, dass es besonders schwierig ist, diese Zielgruppe für Gesundheitsförderungsmaßnahmen zu gewinnen. Dies gilt insbesondere für Langzeitarbeitslose, die in „JobFit Regional“ zu ca. zwei Dritteln erreicht werden konnten. Bedingt durch den erfolgreichen Zugang und die überragenden Ergebnisse der Evaluation soll an den Erfolgen des Projekts angeknüpft werden.
In einem Gemeinschaftsprojekt mit dem Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales NRW sollen in einem Folgeprojekt ARGEN und Optionskommunen (also die SGB-II-Träger) mit dem Ziel einbezogen werden, die entwickelten Ansätze und Maßnahmen in reguläre Förderangebote der Arbeitsverwaltung umzusetzen. Während es sich bei „JobFit Regional“ um eine teilnehmerbezogene Förderung handelte, liegt der Schwerpunkt des Folgeprojekts im Aufbau und der Stärkung von Strukturen. In fünf Modellregionen werden ab Juli 2006 ARGEN und Optionskommunen partizipativ von G.I.B. und IPG Essen im Hinblick auf arbeitsmarktintegrative Gesundheitsförderung beraten.
Auf der Grundlage der bisherigen Erkenntnisse und unter Einbezug der Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaften als Umsetzungsebene sollen tragfähige Strukturen geschaffen werden, sodass Gesundheitsförderung für die Zielgruppe der Arbeitslosen integraler Bestandteil arbeitsfördernder Maßnahmen werden kann.
Gesammelte Erfahrungen (Lessons Learned)
In der Projektlaufzeit von „JobFit Regional“ hat es sich zur Erreichbarkeit der Zielgruppe als besonders erfolgreich erwiesen, die beiden Module a) individuelle Gesundheitsberatung und b) die Durchführung von Gruppenangeboten (gesundheitsfördernde Aktivitäten/Trainings) miteinander zu verknüpfen. Es wurde zudem deutlich, dass (Langzeit-)Arbeitslose insbesondere dann für eine Teilnahme an Gesundheitsangeboten gewonnen werden können, wenn die Gesundheitsberatung und die gesundheitsbezogenen Kurse beim gleichen Träger stattfinden. Weniger erfolgversprechend ist hingegen, wenn die beiden Module von verschiedenen Einrichtungen umgesetzt werden, z. B. wenn die Beratungen durch eine SGB II-Behörde (z. B. dem Jobcenter) und die Kursangebote in einer anderen Institution erfolgen. Es ist davon auszugehen, dass Einrichtungen, die über leistungsrechtliche Ansprüche entscheiden und von der Zielgruppe mit Sanktionen assoziiert werden, an deutliche Grenzen in der offenen Beratung in Gesundheitsangelegenheiten kommen. Als geeignetes Setting haben sich daher vor allem Qualifizierungs- und Bildungseinrichtungen herausgestellt, bei denen arbeitslose Menschen Integrationsangebote wahrnehmen. Es ist ratsam, dass die Mitarbeiter/innen der Qualifizierungs- und Bildungseinrichtungen gewisse Qualitätsstandards für eine motivierende Gesundheitsberatung berücksichtigen, um die Zielgruppe angemessen anzusprechen und erfolgreich für gesundheitsfördernde Aktivitäten in Form von Kursangebote zu gewinnen.
Aus der Erprobung verschiedener Formate von Gruppenangeboten im Rahmen von „JobFit Regional“ (z.B. Intensivtraining, Tagesseminar etc.) erscheint letztlich die Form eines Kurses empfehlenswert. In einem längerfristig angelegten Kurs können solche Themen, die die Zielgruppe interessieren (wie Stressbewältigung, Ernährung, Bewegung und Entspannung), am ehesten aufgegriffen und mit Trainingseinheiten verbunden werden. Hierbei ist es wiederum von Vorteil, wenn auf ein qualifiziertes Konzepte zurückgegriffen wird.
Es gibt keine Informationen darüber, inwieweit die Gesundheitsberatung und Gesundheitskurse auch über die Projektlaufzeit von „JobFit Regional“ hinaus in den beteiligten Einrichtungen fortgeführt werden. Die Umsetzung des JobFit-Ansatzes erfordert letztlich immer das Engagement der Mitarbeiter/innen und Träger von Qualifizierungs- und Bildungseinrichtungen. Als wesentliche Voraussetzung für die nachhaltige Integration von Themen der Gesundheitsförderung und Prävention in diesem Setting wird die entsprechende Fortbildung der Praktiker/innen hervorgehoben.
Literatur
Bellwinkel, M. (Hrsg.) (2007): JobFit Regional – Ein Modellprojekt zur Verbesserung der Beschäftigungsfähigkeit von Arbeitslosen durch Gesundheitsförderung. In: Gesundheitsförderung und Selbsthilfe, Band 20. Wirtschaftsverlag NW, Bremerhaven.
Elkeles, T. (2001): Arbeitslosigkeit und Gesundheitszustand. In: Mielck, A., Bloomfield, K. (Hrsg.): Sozialepidemiologie. Eine Einführung in die Grundlagen, Ergebnisse und Umsetzungsmöglichkeiten. Reihe Gesundheitsforschung 2001. Juventa, Weinheim und München, S. 71–82.
Grobe, T. G., Schwartz, F. W. (2003): Arbeitslosigkeit und Gesundheit. Gesundheitsberichterstattung des Bundes, Heft 13. Robert Koch-Institut, Berlin.
Paul, K., Moser, K. (2001): Negatives psychisches Befinden als Wirkung und als Ursache von Arbeitslosigkeit: Ergebnisse einer Metaanalyse. In: Zempel, J., Bacher, J., Moser, K. (Hersg.): Erwerbslosigkeit, Ursachen, Auswirkungen und Interventionen. Psychologie sozialer Ungleichheit, Band 12, Leske & Budrich, Opladen, S. 83–110.
Statistisches Bundesamt (2003): Mikrozensus 2003. Download unter www.destatis.de.
Laufzeit des Angebotes
Beginn: November 2004
Abschluss: kein Ende geplant
Welche Personengruppe(n) in schwieriger sozialer Lage wollen Sie mit Ihrem Angebot erreichen?
Menschen in schwieriger sozialer Lage stellen keine besondere Zielgruppe des Angebotes dar.
Das Angebot richtet sich insbesondere an folgende Altersgruppen
- 18 bis 29 Jahre
- 30 bis 49 Jahre
Das Angebot umfasst geschlechtsspezifische Angebote für
- Keine geschlechtsspezifischen Angebote
Schwerpunkte des Angebotes
- Stressbewältigung
Qualitätsentwicklung
Wie dokumentieren Sie Ihre Arbeit? (z.B. Konzepte, Handreichung)
Quelle der Veröffentlichung/URL: JobFit Regional
Es ist kein Ergebnisbericht vorhanden.
Die Qualitätsentwicklung und Ergebnissicherung sind nicht in ein Qualitätsmanagementsystem eingebunden.
Stand
28.05.2024