Veröffentlichung: 2005
Vorbeugen ist besser als Heilen - Vorbeugen ist billiger als Heilen
Kurzbeschreibung mit Zielen und Maßnahmen
Das Projekt „Vorbeugen ist besser als heilen – Vorbeugen ist billiger als heilen“ ist ein regionales und überregionales Projekt der vernetzten Suchtprävention. Es leistet einen Beitrag zur primären Prävention durch gesundheitsfördernde Maßnahmen für Kinder und Jugendliche. Das Gesundheitsamt als Träger versteht sich dabei als Initiator, Koordinator und Kommunikator. Es bündelt qualifizierte Präventionsarbeit zahlreicher Partner, um vorhandene Ressourcen effizienter nutzen zu können. Im Projekt finden Strukturen aus Kita und Schule ebenso Berücksichtigung wie die soziale Lage der Familien und Inhalte von anderen Präventionsanbieterinnen und -anbietern.
Durch den Einsatz des evaluierten schulischen Suchtpräventionsprogramms „Fit und stark fürs Leben“, unter besonderer Berücksichtigung der durch die jeweiligen Settings vorgegebenen Bedingungen, wird ein gesundheitsförderlicher Umgang mit Suchtmitteln erreicht. Der EU-geförderten Modellphase (2002–2004) folgt die Verstetigungsphase seit 2005.
Kontakt
Frau Gudrun DM Sommer
Glashüttenstr. 10
15890 Eisenhüttenstadt (Brandenburg)
Telefon: 03364 / 5054365
E-Mail: gudrun.sommer(at)l-os.de
Website: http://www.landkreis-oder-spree.de
Weitere Ansprechperson
Frau Heike Dudek
Trebuser Straße 60
15517 Fürstenwalde (Brandenburg)
Telefon: 03361 / 5993412
E-Mail: heike.dudek(at)landkreis-oder-spree.de
Weitere Ansprechperson
Frau Monika Held
Glashüttenstraße 10
15890 Eisenhüttenstadt (Brandenburg)
Telefon: 03364 / 5054357
E-Mail: monika.held(at)landkreis-oder-spree.de
Projektträger
Landkreis Oder-Spree
Glashüttenstr. 10
15890 Eisenhüttenstadt
Hintergrund
Mitte der 90er-Jahre nahm die Amtsärztin im Landkreis Oder-Spree wahr, dass die Zahlen der Klientinnen und Klienten in Suchtberatungsstellen kontinuierlich anstiegen und Probleme mit Suchtmitteln besonders bei Kindern und Jugendlichen zunahmen. Das Gesundheitsamt bemühte sich im Landkreis Oder-Spree bereits um das Handlungsfeld Suchtprävention. Angesichts der wahrgenommenen Entwicklungen mussten jedoch die Strategien überarbeitet werden. Schwerpunkte der neuen Konzeptionen waren: Vernetzung der Akteurinnen und Akteure, langfristige Arbeit und ein früher Beginn suchtpräventiver Arbeit. Die Zielstellungen richteten sich auf Verhaltensprävention. Das vorliegende Konzept zur Suchtprävention im Landkreis orientiert sich am Konzept der Gesundheitsförderung der WHO. Der Fokus liegt auf Selbstbestimmung, Selbstständigkeit und Selbsthilfe des und der Einzelnen. Das größtmögliche Gesundheitspotenzial soll unter Berücksichtigung der jeweiligen subjektiven Lebenszusammenhänge entfaltet werden. Eine alltagsorientierte Lebenskompetenzförderung bildet dementsprechend den Ausgangspunkt suchtpräventiven Handelns bei Kindern und Jugendlichen.
Es geht weniger um Wissensvermittlung als um eine ganzheitliche Stärkung der Persönlichkeit, unter Berücksichtigung der individuellen Lebensumwelten. Kinder sollen befähigt werden, gesundheitsfördernde Entscheidungen zu treffen und so Verantwortung für sich und ihre Umwelt zu übernehmen. Umgesetzt wurde eine gemeinsame grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit einer Partnerregion in Polen, dem Kreis Sulecin.
Das Projekt findet im Bereich der Kindertagesstätten (Kitas) und Grundschulen statt. In der Modellphase nahmen auf deutscher Seite 14 Kitas, fünf Grundschulen und eine Förderschule teil. Einige der Kitas und Schulen auf deutscher Seite liegen in sozial benachteiligten Stadtteilen. Drei Schulen haben einen sehr hohen Anteil von Migrantinnen und Migranten.
Das Projektteam des Gesundheitsamtes besteht aus einer Zahnärztin, einer Sozialarbeiterin, der Projektkoordinatorin und der Koordinatorin für Gesundheitsverwaltung. Dieses Team entwickelte das Konzept zum Projekt, konzipierte ein zehntägiges Blockseminar für Multiplikatorinnen und Multiplikatoren und koordiniert die Projektumsetzung.
Vorgehen
1. Phase der Konzeptentwicklung und Ausbildung der Multiplikatorinnen und Multiplikatoren
Das Konzept der Primärprävention berücksichtigt die Bereiche:
- Selbstwahrnehmung und Einfühlungsvermögen,
- Umgang mit Stress und negativen Emotionen,
- Kommunikation,
- Kritisches und kreatives Denken,
- Strategien zur Problemlösung,
- Körperbewusstsein.
Die Schulungen für die pädagogischen Fachkräfte erfolgten auf der Basis der Handreichung „Fit und stark fürs Leben“ 8 und wurden durch einen Ernährungsbaustein und eine Kreativwerkstatt ergänzt. Die Anleitung erfolgte über das „Erfahren“ der einzelnen Bausteine durch die Teilnehmenden und hatte einen hohen Anteil an praktischen Übungen.
Parallel dazu wurde die Schaffung eines externen Netzwerks von Expertinnen und Experten initiiert. Auf diese Kontakte konnten die Multiplikatorinnen und Multiplikatoren auch nach Beendigung der Weiterbildungen zurückgreifen.
2. Umsetzung des Projekts in den Einrichtungen
Auch während der Umsetzung der Projektidee mit den Kindern wurden die pädagogischen Fachkräfte engmaschig durch zweimonatige Fortbildungsveranstaltungen betreut. Ein zusätzliches Supervisionsangebot wurde umfassend genutzt.
In den Kindertagesstätten war der „Hase Kasimir“ ständiger Projektbegleiter in der Arbeit mit den Kindern, während im Schulbereich die „Igelstunden“ mit dem „Igel Igor“ zur Vermittlung der Inhalte dienten. Als Höhepunkte gestaltete Projekttage ergänzten die tägliche Arbeit. Im Kita-Bereich lag ein besonderer Schwerpunkt auf der Einbeziehung der Eltern. Zu diesem Zweck wurde nach einer allgemeinen Einführung zum Thema „Prävention in der Kita“ an der Schärfung der Wahrnehmung sowie an den Kompetenzen für Gesprächsführung und Kommunikation gearbeitet.
Good Practice in
Partizipation
Das Grundkonzept „Vorbeugen ist besser als heilen – Vorbeugen ist billiger als heilen“ konnte in allen teilnehmenden Einrichtungen an die Bedingungen angepasst werden. Jede Einrichtung setzte Schwerpunkte und legte den zeitlichen Rahmen fest. Somit wurde die Planungsphase durch die Multiplikatorinnen und Multiplikatoren und die Einrichtungsleitungen angepasst und modifiziert. Die Kinder selbst waren in die Umsetzung der Stunden mit „Hase Kasimir“ oder „Igel Igor“ aktiv einbezogen. Sie gestalteten die unter- schiedlichen Themen mit, reflektierten darüber, was ihnen gut und weniger gut getan hatte, was sie schon gut konnten und was weiter geübt werden müsste. Der Grundansatz des Projekts ist auf Selbstwahrnehmung und Stärkung des Selbstwertgefühls ausgerichtet. Durch die Suche nach Lösungen bei Konflikten sowie die Beschäftigung mit der eigenen Verantwortung für Gesundheit und Suchtvorbeugung waren die Kinder und Jugendlichen zu jedem Zeitpunkt in die Umsetzung des Projekts integriert.
Die Befragung der Kinder ergab, dass sie viel Spaß am Projekt hatten. Die Eltern sowie die Pädagoginnen und Pädagogen reflektierten über Einstellungsänderungen und das spürbar veränderte Klima in den Projektgruppen. Durch die Projektaktivitäten konnten viele Faktoren innerhalb des Settings positiv beeinflusst werden. Aufgrund dieses deutlichen Erfolges wird das Projekt weitergeführt und durch kontinuierliche und langfristige Arbeit nachhaltig gesichert.
Multiplikatorenkonzept
Die Aktivitäten zur Umsetzung der Projektidee gingen vom Gesundheitsamt Oder-Spree aus. Als Multiplikatorinnen und Multiplikatoren dienten die beteiligten pädagogischen Fachkräfte sowie die Eltern. Ihre Fortbildungen fanden in der ersten Projektphase statt. Externe Beratungspersonen wurden während des gesamten Prozesses hinzugezogen. Die ausgebildeten Multiplikatorinnen und Multiplikatoren führten anschließend die Projektumsetzung in den Einrichtungen durch. Regelmäßige Fortbildungen sowie Supervisionsangebote gab es auch während der Projektumsetzung. Einige Kitas arbeiteten nach der Fortbildungsphase selbstständig multiplikativ und bildeten die Erzieherinnen und Erzieher im eigenen Haus weiter.
Settingansatz
Das Projekt fand in Grundschulen und Kitas statt. Einige davon liegen in sozial benachteiligten Stadtteilen. Drei Schulen haben einen sehr hohen Anteil von Migrantinnen und Migranten. Da das Projekt im Setting Kita bzw. Grundschule stattfand, hatten alle Kinder gleichermaßen Zugang zum Projekt. Die Angebote wurden im Rahmen der Kita-Arbeit („Lernen mit dem Hasen Kasimir“) und der Unterrichtsstunden („Igelstunden“) wahrgenommen. In den Settings fand eine Abstimmung mit den Beteiligten (pädagogische Teams, Eltern, Leitung, UNI-Begleitung, polnische Partnerinnen und Partner) statt. Sowohl Verhältnisprävention als auch Verhaltensänderung kamen zum Tragen (zum Beispiel die Integration von Entspannungsübungen in die Kita-Arbeit und die Einrichtung entsprechender Räume). Sowohl in den Kita-Plänen als auch in den Lehrplänen der Schulen wurden die Stunden mit dem „Hasen Kasimir“ bzw. „Igelstunden“ fest verankert. Die Teams in den Einrichtungen setzten sich mit den Inhalten und der Durchführung auseinander und bezogen schrittweise weitere Gruppen oder Klassen ein. In einigen Einrichtungen fanden räumliche Veränderungen statt, um die Bedingungen für die Projektumsetzung günstiger zu gestalten und somit den Kindern die Möglichkeiten zur Umsetzung der Strategien zu geben.
Laufzeit des Angebotes
Beginn: 2002
Das Angebot richtet sich insbesondere an folgende Altersgruppen
- 1 bis 3 Jahre
- 6 bis 10 Jahre
- 4 bis 5 Jahre
Schwerpunkte des Angebotes
- Bewegungs- und Mobilitätsförderung
- Stressbewältigung
- Sucht
Das Angebot wird hauptsächlich in folgenden Lebenswelten umgesetzt
- Kindertageseinrichtung / Kindertagespflege
- Schule
Qualitätsentwicklung
Wie dokumentieren Sie Ihre Arbeit? (z.B. Konzepte, Handreichung)
Quelle der Veröffentlichung/URL: \"Vorbeugen ist billiger als Heilen\"; Bezug über: Gesundheitsamt LOS
Stand
11.05.2015