12. Kooperationstreffen Gesundheitliche Chancengleichheit
„Prävention und Gesundheitsförderung in guter Qualität“
Am 7. November 2014 fand das 12. Kooperationstreffen Gesundheitliche Chancengleichheit in der Sächsischen Landesvertretung in Berlin statt.
Lars Rohwer, MdL, Präsident der Sächsischen Landesvereinigung für Gesundheitsförderung, begrüßte die über 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer und hieß sie herzlich in der Landesvertretung willkommen.
Das diesjährige Treffen widmete sich ganz der Frage nach der Qualität im Bereich Prävention und Gesundheitsförderung.
Seit über zehn Jahren arbeiten die Mitglieder des Kooperationsverbundes gemeinsam an der Entwicklung und Umsetzung von Projekten der Gesundheitsförderung und Prävention mit dem Ziel, die Gesundheitschancen von Menschen in schwierigen Lebenslagen zu verbessern. Dabei stand auch stets die Frage nach der Qualität der Arbeit im Fokus. So wurden im Rahmen des Kooperationsverbundes die 12 Kriterien guter Praxis entwickelt und etabliert, und weit über 100 Projekte wurden als Beispiele guter Praxis ausgezeichnet.
„Ein herausragendes Thema für die Qualitätssicherung ist die Vernetzung“, so Prof. Dr. Elisabeth Pott, Direktorin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Deshalb hat die BZgA in diesem Jahr mit „Gesundheitsförderung in Lebenswelten - Entwicklung und Sicherung von Qualität“ ein neues Projekt ins Leben gerufen, das Praktikerinnen und Praktiker bei der Gesundheitsförderung in Lebenswelten unterstützt und dazu beitragen soll, landes- und bundesweite Kompetenznetzwerke aufzubauen.
Selbstverständlich spielte auf dem Kooperationstreffen die Diskussion um den vorliegenden Referentenentwurf zum Präventionsgesetz ebenfalls eine Rolle. In diesem ginge es auch viel um Fragen der Kooperation und Koordination. Hier, so Stefan Pospiech, Geschäftsführer von Gesundheit Berlin-Brandenburg, sei der Kooperationsverbund ein gutes Modell, wie die Zusammenarbeit auf Bundes-, Länder- und kommunaler Ebene funktionieren könne. Auch Frau Prof. Dr. Elisabeth Pott erklärte, sie sei froh darüber, dass im Rahmen des Kooperationsverbundes bereits so viele Überlegungen und Umsetzungen zur Verbesserung der Zusammenarbeit getroffen wurden.
Der Kooperationsverbund wächst
Seit seinem Bestehen ist der Kooperationsverbund stetig gewachsen, neue Mitglieder bringen Ideen und Einflüsse und stärken den Kooperationsverbund in seinem Ziel der Etablierung von gesundheitlicher Chancengleichheit.
Auf dem Kooperationstreffen wurden die Deutsche Arbeitsgemeinschaft Selbsthilfegruppen (vertreten durch Helmut Breitkopf) und die Akademie für öffentliches Gesundheitswesen (vertreten durch Dr. Dagmar Starke) von Prof. Dr. Elisabeth Pott offiziell als neue Partner willkommen geheißen.
Good Practice-Auszeichnung Dormagen
Als eines der prominentesten Beispiele für den Aufbau von Präventionsketten bei Kindern und Jugendlichen erhielt das Dormagener Netzwerk für Familien (NeFF) von Dr. Frank Lehmann, BZgA, die Good Practice-Urkunde für eine beispielhafte Umsetzung der Kriterien „Innovation und Nachhaltigkeit“ sowie „Dokumentation und Evaluation“ überreicht. Bereits seit 2006 arbeiten Partner aus unterschiedlichen Ressorts in Dormagen (Jugend- und Gesundheitsamt, Bildungswesen) Hand in Hand am Auf- bzw. Ausbau einer Präventionskette für Kinder und Jugendliche.
Martina Hermann-Biert, Leiterin des Jugendamtes Dormagen, nahm die Urkunde stellvertretend für das Netzwerk entgegen. Derzeit seien es 800 Netzwerkerinnen und Netzwerker, die gemeinsam an der Präventionskette für Kinder und Jugendliche arbeiteten, deren Angebote bereits vor der Geburt beginnen und bis zur Beendigung der Berufsausbildung reichen.
Zusammenarbeit im Verbund
Stolze 62 Partner hat der Kooperationsverbund inzwischen gewinnen können, doch was genau tun die einzelnen Organisationen im Bereich der soziallagenbezogenen Gesundheitsförderung? Und wie beeinflusst die Mitgliedschaft im Kooperationsverbund ihre Arbeit?
In Form einer wertschätzenden Erkundung (sogenannten Appreciative Inquiry) tauschten sich die Anwesenden zu ihren Aktivitäten aus und gingen der Frage nach, wie ihre Arbeit sich durch die Mitgliedschaft im Kooperationsverbund verändert hat.
Einen detaillierteren Einblick in die Arbeit einzelner Partnerorganisationen konnten die Anwesenden im Anschluss gewinnen. Mit der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Selbsthilfegruppen, der Akademie für Öffentliches Gesundheitswesen und der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (vertreten durch Fritz Bindzius und Andrew Orrie) stellten sich drei Partnerorganisation vor.
Qualitätsentwicklung in den Mitgliedsorganisationen
Thomas Altgeld, Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen (LVG&AFS), hielt ein einführendes Referat zum Thema Qualitätsentwicklung. Dabei stellte er die Herausforderungen, die bereits mit der Definition der einzelnen Begrifflichkeiten Gesundheitsförderung und Qualität einhergehen, unter dem Schlagwort „Doppelte Unschärferelation“ heraus. Sogar Expertinnen und Experten würden sich häufig mit einem fehlenden Überblick über die unterschiedlichen Qualitätskonzepte bzw. einer fehlenden Transparenz über zugrunde liegende Qualitätskriterien konfrontiert sehen. Eine Vielzahl der Konzepte/Kriterien habe bezüglich ihres Bekanntheitsgrades keine große Reichweite. Eines der am weitest verbreiteten Konzepte sind die Good Practice-Kriterien des Kooperationsverbundes.
Vielfache Qualitätsanforderungen seien jedoch schon im Setting selbst verankert (Bsp. gesetzliche Regelungen). Wichtig sei es daher vor allem, nicht etwas völlig Neues von außen einzubringen, sondern die vorhandenen Qualitätsanforderungen miteinzubeziehen und eine Verknüpfung zwischen Gesundheitsförderung, Setting und Qualität zu schaffen.
Genau hier setzt auch das BZgA-Projekt „Qualitätsentwicklung in Lebenswelten - Entwicklung und Sicherung von Qualität“ an, welches von der LVG&AFS Niedersachsen koordiniert wird.
Zunächst geht es dabei um Bestandaufnahmen: Wo gibt es Qualitätssicherungsansätze? Wie kann man diese für die Praxis sichtbar machen, bzw. diese auch an die Erfordernisse der Praxis anpassen? (Informationen zum Projekt und einen Überblick über die Diskussionsergebnisse in den Bundesländern entnehmen Sie bitte den Folien 14-18 der Präsentation von Thomas Altgeld).
Altgeld stellte die Inhalte des Projektes kurz vor und gab einen Überblick über den aktuellen Stand sowie die Ergebnisse der bereits stattgefundenen Diskussionen in den einzelnen Ländern.
Es beteiligen sich 14 Landesvereinigungen für Gesundheitsförderung an dem Projekt, die einzelnen Partner widmen sich dabei in ihren Schwerpunkten Qualität in unterschiedlichen Settings wie beispielsweise „Kommunale Strategien“ oder “Kita“. Erste Ergebnisse aus den Gruppendiskussionen gibt es aus Niedersachsen und Bremen. Hier zeigte sich beispielsweise beim Betrachten des Settings Schule in Niedersachsen, dass bereits sehr komplexe Qualitätsanforderungen bestehen, an welche bezüglich der Gesundheitsförderung angeknüpft werden könne. Der Fokus liege dabei vor allem auf der Gesundheit der Schülerinnen und Schüler und noch zu wenig auf der der Lehrenden. Für den Ausbau der Gesundheitsförderung an Schulen bzw. ihrer Qualität werden schulinterne Kapazitäten statt externer Beratungen gewünscht.
Diskussion in „Qualitätsforen“
Im Anschluss setzen sich die Anwesenden in vier Qualitätsforen mit Fragen rund um die Qualitätsentwicklung in den Mitgliedsorganisationen auseinander.
Was ist wichtig, damit Qualitätsentwicklung funktioniert?
Welches sind wichtige Gelingensbedingungen für die Qualitätssicherung?
Und: Was davon sollte in den Prozess im übergreifenden Projekt „Gesundheitsförderung in Lebenswelten“ berücksichtigt werden?
- Uwe Sandvoss, Stadt Dormagen: Präventionsketten in einer Kommune | zum Plakat (PDF-Datei, 1,2MB)
- Charlotte Lazarus, Landesvereinigung der Gesundheitsförderung Mecklenburg-Vorpommern (Werkstatt Gesunde Kommune) | zum Plakat (PDF-Datei, 597kB)
- Dr. Stefanie Liedtke, AOK-Bundesverband, Theresia Kempf, IKK classic, und Jürgen Hohnl, IKK e.V. (Kita Programme) | zum Plakat (PDF-Datei, 1,0MB)
- Silke Meyer und Stephan Koesling, Sächsische Landesvereinigung für Gesundheitsförderung (Qualitätssicherung in Kitas) | zum Plakat (PDF-Datei, 1,3MB)
Deutlich wurde dabei der Wunsch, Qualitätsprozesse partizipativ zu gestalten. Thomas Altgeld sah damit den Ansatz des BZgA-Projektes bestätigt. Die gegenseitige Wertschätzung, der gemeinsame Dialog und das gemeinsame Ziel "Gesundheitliche Chancengleichheit" zeichne die Arbeit im Kooperationsverbund aus, so Dr. Frank Lehmann. Er äußerte abschließend das Bestreben, die Qualität in Lernschleifen weiterzuentwickeln. Erfahrungen aus den Kommunen und die Vernetzung innerhalb des Partnerprozesses tragen schon jetzt dazu bei, gute Arbeit sichtbar zu machen. Dieser Prozess auf Bund-, Länder- und kommunaler Ebene soll künftig noch weiter in die Fläche getragen werden.
Dokumente
- Tagesordnung zum 12.Kooperationstreffen | hier (PDF-Datei, 79kB)
- Präsentation von Thomas Altgeld, Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e.V. | hier (PDF-Datei, 1,5MB)
- Präsentation zu "JolinchenKids" von Dr. Stefanie Liedtke, AOK-Bundesverband | hier (PDF-Datei, 1,3MB)
- Präsentation zu "Anerkannter Bewegungskindergarten mit dem Pluspunkt Ernährung" von Theresia Kempf, IKK classic | hier (PDF-Datei, 718kB)
„Gesundheitsförderung in Lebenswelten - Entwicklung und Sicherung von Qualität“
Mehr Informationen zum Projekt finden Sie hier.