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15. Kooperationstreffen des Ko­o­pe­ra­ti­ons­ver­bun­des Ge­sund­heit­liche Chan­cen­gleich­heit: "Auf Kurs für ge­sund­heit­liche Chan­cen­gleich­heit"

27. Ok­to­ber 2017, Vertretung des Saarlandes beim Bund, Ber­lin

Be­grü­ßung

Ste­fan Pospiech, Ge­schäfts­füh­rer von Ge­sund­heit Berlin-Brandenburg, begrüßt zum 15. Kooperationstreffen un­ter dem Mot­to „Auf Kurs für ge­sund­heit­liche Chan­cen­gleich­heit“. Er führt als Mo­de­ra­tor durch den Tag.

„Gemeinsam in aller Vielfalt kön­nen wir et­was be­we­gen!“

Dr. Heidrun Thaiss, Lei­te­rin der Bun­des­zen­tra­le für ge­sund­heit­liche Auf­klä­rung (BZgA), begrüßt als Gast­ge­be­rin die Mitglieder des Ko­o­pe­ra­ti­ons­ver­bun­des. Der Ko­o­pe­ra­ti­ons­ver­bund hat sich als feste Struk­tur in der so­zi­al­la­gen­be­zo­ge­nen Ge­sund­heits­för­de­rung in Deutsch­land, so­zu­sa­gen als „Ru­der“, und bei der Um­set­zung des Prä­ven­ti­onsgesetzes etabliert. Gemeinsam konnten schon viele Er­fah­rung­en ge­sam­melt und weitergegeben wer­den. Frau Dr. Thaiss hebt hier die Aktivitäten zu den Leitthemen des Ko­o­pe­ra­ti­ons­ver­bun­des hervor: Qualitätssicherung und Qualitätsentwicklung, Integrierte kommunale Stra­te­gien, Ge­sund­heits­för­de­rung in der Stadtentwicklung und Ge­sund­heits­för­de­rung bei geflüchteten Menschen, auf die im weiteren Ta­ges­ab­lauf Be­zug genommen wer­den wird. Sie hält die Fra­ge, „Was verste­hen wir ge­nau un­ter vulnerablen Ziel­grup­pen?“, für be­son­ders be­deut­sam.

In ihrer Prä­sen­ta­ti­on lenkt Frau Dr. Thaiss den Blick auf die großen Zusammenhänge von sozialer Un­gleich­heit und Ge­sund­heit in Deutsch­land. Mit Zahlen und Fakten un­terstreicht sie die Not­wen­dig­keit für die Wei­ter­ent­wick­lung des Zusammenwirkens der Akteure auf allen Ebe­nen. Das Prä­ven­ti­onsgesetz sorgt da­bei für neuen „Wind und Auf­schwung“. Sie be­tont die besondere Rol­le des Ko­o­pe­ra­ti­ons­ver­bun­des bei der Auf­ga­be „Health in All Policies“: „Wir müs­sen anderen Be­reichen un­se­re Er­fah­rung­en zur Verfügung stel­len und das The­ma ge­gen­über der Politik stär­ken.“ Besonders auch die Zu­sam­men­ar­beit von Wis­sen­schaft und Pra­xis soll gestärkt wer­den.

„Wir ste­hen als Part­ner ger­ne zur Verfügung“

Oli­ver Blatt, Verband der Er­satz­kas­sen e.V. (vdek), stellt in sei­ner Prä­sen­ta­ti­on (siehe Anlage) die Sicht der Kran­ken­kas­sen dar. Er verweist auf das langjährige En­ga­ge­ment der Kran­ken­kas­sen im Be­reich der Prä­ven­ti­on und Ge­sund­heits­för­de­rung und die vielfältigen Projekte, die der vdek im Rahmen des Prä­ven­ti­onsauftrages be­reits un­terstützt. Hier gibt es viele An­ge­bo­te für die von Frau Dr. Thaiss erwähnten vulnerablen Grup­pen, u.a. für arbeitslose Menschen, für Menschen mit Be­hin­de­rung­en, für Menschen mit Migrationshintergrund oder auch für pflegebedürftige Menschen in Pflegeheimen. Herr Blatt wirft die Fra­ge auf, was Prä­ven­ti­on leis­ten kann. Er meint: „Prä­ven­ti­on kann dann ge­sell­schaft­lich ge­lin­gen, wenn sie über Kran­ken­kas­sen hinaus ge­dacht wird.“. Die finanzielle Beteiligung der öffentlichen Haushalte an Prä­ven­ti­on ist zu ge­ring - so sei­ne Bi­lanz. Daher benennt er, „un­se­re einzige Bot­schaft: Wir möchten bit­te nicht mit Mitteln der Beitragszahler Maß­nah­men fi­nan­zie­ren, die im Be­reich der Daseinsfürsorge lie­gen.“

Das Prä­ven­ti­onsgesetz sei ei­ne „große Chan­ce“ - es biete ei­nen strukturellen Rahmen für „mehr Zu­sam­men­ar­beit“. Eine große Herausforderung, die es in Zu­sam­men­ar­beit zu lö­sen gilt, sieht Herr Blatt da­rin, Prä­ven­ti­onsangebote für die Menschen in Lebenswelten aufzubauen, die bis­her nicht gut erreicht worden sind. Hierfür muss „Prä­ven­ti­on ler­nen, mit der Spra­che bei den Menschen anzukom­men“. Die Kom­mu­ne, als zentrales Setting hervorgehoben, bietet hierfür große Potentiale: „Wir wol­len mit Kom­mu­nen ins Ge­spräch kom­men und gute Beispiele und Projekte un­ter­stüt­zen.“ In sei­nem Fa­zit un­terstreicht Herr Blatt die Be­reit­schaft des vdek, sich ge­mein­sam auf Kurs für mehr ge­sund­heit­liche Chan­cen­gleich­heit zu be­ge­ben: „Wir ste­hen als Part­ner ger­ne zur Verfügung!“

Ein­blicke in die Ar­beit des Verbundes

Einen praktischen Ein­blick in die Schwer­punkt­the­men des Ko­o­pe­ra­ti­ons­ver­bun­des ge­ben Vertreterinnen und Vertreter der Ar­beitsgruppen des Beratenden Ar­beitskreises. Die Teilnehmenden er­gän­zen die vielfältigen Aktivitäten und dis­ku­tie­ren zu den Schwerpunkt-Themen:

 

Qualitätsentwicklung und Good Practice

In­put durch Dr. Ur­su­la von Rüden (BZgA) und Holger Ki­li­an (Ge­schäfts­stel­le des Ko­o­pe­ra­ti­ons­ver­bun­des bei Ge­sund­heit Berlin-Brandenburg).

Aus der Diskussion:

  • In Sach­sen ist es ge­lun­gen, die Good Practice-Kriterien als ei­ne Fördervoraussetzung im Rahmen der Landesrahmenvereinbarung zu for­mu­lie­ren. Sie haben da­mit Ein­gang in das Fördergeschehen auf Lan­des­ebe­ne gefunden.
  • Auch von kommunalen Vertreterinnen und Vertretern wer­den die Kriterien als „sehr hilfreich und verständlich“ beschrieben. Der Be­griff „Par­ti­zi­pa­ti­on“ wird je­doch breit genutzt und da­her von Akteuren un­ter­schied­lich interpretiert.
  • Ein besonderes Au­gen­merk sollte auf das Kri­te­ri­um „Do­ku­men­ta­ti­on und Eva­lu­a­ti­on“ gelegt wer­den. Denn: Wir brau­chen ei­ne produktive Feh­lerkultur. Erst wenn wir un­se­re „Feh­ler“ of­fen be­nen­nen kön­nen, kann aus ih­nen ler­nen und die Vorhaben wei­ter­ent­wi­ckeln.
  • Zudem wird der Wunsch nach mehr wissenschaftlicher Be­glei­tung und Do­ku­men­ta­ti­on der Kriterien geäußert. Es gebe noch zu we­nig Rück­mel­dung­en aus der Pra­xis zur Um­set­zung der Kriterien.
  • „Sozial benachteiligt“ meint nicht das­sel­be wie „vulnerabel“ - hier sollten wir drin­gend Klar­heit schaffen!

Integrierte kommunale Strategien

Input durch Ul­ri­ke Leistner (Stadt Leip­zig) und Tanja-Maria Kes­sel (BZgA).

Aus der Dis­kus­si­on:

  • In der Dis­kus­si­on wird ei­ne Dif­fe­ren­zie­rung des Begriffs „Kom­mu­ne“ eingefordert: Ist hier die staatliche Or­ga­ni­sa­ti­on, Verwaltungsstruktur auf politischer Ebe­ne ge­meint oder die Lebenswelt der Menschen als Ort, in der viele Settings angesiedelt sind?
  • Selbstverständlich sind Prä­ven­ti­on und Ge­sund­heits­för­de­rung im kommunalen Kon­text nicht neu, dies wurde auch vor dem Prä­ven­ti­onsgesetz schon gelebt. Es solle da­her mit den Fördermitteln an die bestehenden Strukturen angeknüpft wer­den - so der Ap­pell. Es wird von un­ter­schied­lich ausgeprägter Zu­sam­men­ar­beit zwi­schen Kran­ken­kas­sen und Kom­mu­nen berichtet
  • Immer im Blick be­hal­ten: Die Maß­nah­men zur Ge­sund­heits­för­de­rung und Prä­ven­ti­on müs­sen letzt­end­lich bei den Ziel­grup­pen an­kom­men!

Stadtentwicklung / Ge­sund­heits­för­de­rung im Quar­tier

In­put durch Helene Luig-Arlt (Bü­ro für Stadtteilmanagement Langballig) und Ste­fan Bräunling (Ge­schäfts­stel­le des Ko­o­pe­ra­ti­ons­ver­bun­des bei Ge­sund­heit Berlin-Brandenburg).

Aus der Diskussion:

  • Die Quar­tiersmanagementgebiete des Programms Soziale Stadt sind von zentraler Be­deu­tung für die Ge­sund­heitsplanung und Qualitätsentwicklung, da dort Nachbarschaftsstätten und Stadtteilzentren gefördert wer­den und als Ba­sis fun­gie­ren.
  • Es braucht je­doch die Per­spek­ti­ve über diese Gebietskulisse hinaus, da der Lebenszusammenhang von Menschen in der en­gen Förderkulisse nur schwer erfasst wird. Die integrierten Konzepte der Quar­tiersmanagementgebiete sind mit dem The­ma Ge­sund­heit verknüpft, je­doch stellt dies nur ei­nen klei­nen Teil der gesamten nationalen Stadtentwicklungspolitik dar.
  • Es wird angemerkt, dass das Quar­tiersmanagement der Sozialen Stadt und das Ge­sun­de Städte-Netzwerk verankert, aber nicht vernetzt sind. Es braucht ein bereichsübergreifendes und bedarfsorientiertes Denken und Handeln - d.h. ein „Stark-machen“ der Akteure für In­iti­a­ti­ven der Ge­sund­heits­för­de­rung. Zudem soll ei­ne Mischfinanzierung mög­lich gemacht wer­den.

Gesundheitsförderung mit Geflüchteten

Input durch Prof. Lotte Kaba-Schönstein (Hochschule Esslingen) und Lea Winnig (Geschäftsstelle des Kooperationsverbundes bei Gesundheit Berlin-Brandenburg).

Aus der Diskussion:

  • Die Arbeitsgruppe zu Ge­sund­heits­för­de­rung bei Geflüchteten gibt es seit 2016. In diesem Jahr stand die Satellitenveranstaltung zum Kon­gress Ar­mut und Ge­sund­heit un­ter dem Mot­to „Flucht­punkt Kom­mu­ne“. Die Do­ku­men­ta­ti­on der Ver­an­stal­tung fin­den Sie hier.
  • Im Nach­gang zur Ver­an­stal­tung wird u.a. an der Be­schrei­bung und Be­kannt­ma­chung von Praxisbeispielen gearbeitet. Die Rei­he den Ti­tel „Impulspapiere für die Ge­sund­heits­för­de­rung mit Geflüchteten“ tra­gen.

Ziele des Ko­o­pe­ra­ti­ons­ver­bundes

In drei parallelen Arbeitsgruppen wird über die Ziele und Arbeitsaufgaben im Ko­o­pe­ra­ti­ons­ver­bund so­wie wich­tigen Voraussetzungen für deren Um­set­zung diskutiert. Im Mit­tel­punkt ste­hen da­bei folgende Fra­gen: Welche Aspekte sind wich­tig, um die­ses Ziel zu verwirklichen? Wie trägt meine Or­ga­ni­sa­ti­on zur Verwirklichung die­ses Ziels bei?
Die nach dem Kooperationstreffen überarbeiteten und durch den Steuerungskreis des Kooperationsverbundes beschlossenen Ziele fin­den Sie auf dieser Seite unten (als pdf-Datei zum Herunterladen).

För­de­rung von Trans­pa­renz im Handlungsfeld der so­zi­al­la­gen­be­zo­ge­nen Gesundheitsförderung

Moderation: An­ke Tempelmann, AOK-Bundesverband

1. Einheitliche Spra­che und Ideen

  • Kultur der Vermittlung
  • Information aus ers­ter Hand vermitteln - mit­ei­nan­der re­den, nicht übereinander

2. Pra­xis und Bedarf

  • Bedarfsgerechte Steuerung
  • Gesundheitsberichtserstattung auf Bundes- und Lan­des­ebe­ne, so­wie kommunal

3. Agen­da Setting Arbeitsgruppe

  • Themen set­zen: po­li­tisch, aber auch kollegial

4. Qualitätsentwicklung

  • Soziallagenbezug
  • Trans­pa­renz
  • Nachhaltigkeit

5. Wissenschafts-Pra­xis-Transfer

  • Gegenseitige Befruchtung
  • Erfolge und Feh­ler kom­mu­ni­zie­ren und weitergeben
  • Beispiele „Mehr als ge­wohnt“ und „PartKommPlus“

Diskussion:

  • Wunsch: The­ma ge­sund­heit­liche Chan­cen­gleich­heit wei­ter stark platzieren
  • Idee: Über­sicht/Ras­ter zu den einzelnen Mitgliedern des Ko­o­pe­ra­ti­ons­ver­bun­des er­stel­len, da­bei könnten z.B. im­mer drei The­men­schwer­punk­te ausgewählt wer­den
  • Auf Grund­la­ge des Ras­ters könnten Pos­ter aller Part­ner für das Kooperationstreffen erstellt wer­den.
  • Soziale Me­di­en nut­zen, z.B. inforo.on­line verstärkt einsetzen

Bei allem: Eine zu große In­for­ma­ti­ons­flut mei­den (Stich­wort „Nachfrage-orientierte Trans­pa­renz“)

Un­ter­stüt­zung des Aufbaus und der Wei­ter­ent­wick­lung der strukturellen Rah­men­be­din­gung­en für ei­ne bedarfsorientierte Ge­sund­heits­för­de­rung in Deutschland

Moderation: Carolin Sobiech, Bun­des­zen­tra­le für ge­sund­heit­liche Auf­klä­rung (BZgA)

Bedingungen

  • Austausch för­dern
  • Nicht neue Strukturen schaffen, um mit den Strukturen zurechtzukommen
  • Koordination ist kein Eh­ren­amt! Hier braucht es auch personelle Res­sour­cen.
  • Rolle der KGC: Er­war­tung­en äu­ßern und Trans­pa­renz schaffen

Einstellung und Kultur

  • Wertschätzendes Verhalten
  • Rollen einnehmen
  • Konkurrenzdenken überwinden
  • Gemeinsame Ziele

Instrumente

  • Bedarfsorientierung sicherstellen, z.B. durch Be­zug auf regionale Gesundheitsberichtserstattung
    • Ressortübergreifende Zusammenarbeit
    • Handlungsspielräume nut­zen, auf Leidensdruck re­a­gie­ren und den Spaß nicht verlieren!

Diskussion:

  •   Kleinräumige Daten sind wichtig, Krankenkassen müssen sie nutzbringend auslesen
  •   Schwierigkeit: Fehlende Ressourcen zur Datenerhebung und -auswertung
  •   Sozialraumanalyse als wichtiges Tool
  •   Sozial- und Jugendbereich als Datenquellen nutzen
  •   Nicht zu vergessen: Daten an sich sind nur ein Instrument, es lohnt auch, die Zielgruppen zu befragen!

Bei­trag zur Vernetzung der Akteure und zur Bündelung der vorhandenen Ressourcen

Moderation: Dr. Dag­mar Siewerts, BKK Dach­ver­band

  • Positive Faktoren:
    • politische Wil­lens­bil­dung, die den Gremien den Rücken stärkt
    • Küm­me­rer, der die Menschen am The­ma hält
  • Verschiedene Ebe­nen der Vernetzung un­ter­schei­den (Bund, Land, Kom­mu­ne)
  • Ressourcenfrage: „Vernetzt du noch oder arbeitest du schon?“ - Aus­nah­me: die Vernetzungsarbeit der „Küm­me­rer“
  • Nutzen herausstellen

Diskussion:

  • Herausforderung: Informationsfluss von einzelnen Personen in die gesamte Institution gewährleisten
  • „Struktur der Rückversicherung“
  • Qualitätskriterien für gesundheitliche Chancengleichheit
  • Solidaritäten bauen
  • Teilhabekonferenz - Themen miteinander verbinden und zusammendenken

Aus­blick: Un­ter­stüt­zung kommunaler Strategien

Der Ab­schluss wird mit einer Ge­sprächsrunde auf dem Po­di­um eingeleitet. Anschließend wird das Ge­spräch zur Dis­kus­si­on mit dem Ple­num geöffnet.

Diskutiert wer­den u.a. folgende Fra­gen:

Welches sind ak­tu­elle Ent­wick­lung­en und Pla­nung­en? Wie wird das Prä­ven­ti­onsgesetz in Hinblick auf Kom­mu­nen be­reits umgesetzt?
Was ist ak­tu­ell für den Auf­bau integrierter Stra­te­gien in der Kom­mu­ne nö­tig? Wie sollten die Kom­mu­nen sich jetzt auf­stel­len, auch, um förderfähig zu sein?
Wie kann der Ko­o­pe­ra­ti­ons­ver­bund die Ar­beit künftig noch bes­ser un­ter­stüt­zen?

Teilnehmende an der Ge­sprächsrunde:

  • Prof. Dr. Gesine Bär, Ali­ce Sa­lo­mon Hochschule Berlin
  • Jens Hupfeld, GKV-Spitzenverband, Re­fe­ratsleiter Prävention
  • Zsuzsanna Majzik, Stadt Erlangen, Sportamt, Ge­schäfts­stel­le Ge­sund­heitsregionenplus Kreis Erlangen-Höchstadt / Stadt Erlangen
  • Constanze Planert, KGC Thü­rin­gen, Auf­ga­ben­be­reich „Kom­mu­ne“
  • Ines Weigelt-Boock, Mi­nis­te­ri­um für Ar­beit, Soziales, Ge­sund­heit, Frauen und Fa­mi­lie Bran­den­burg, Re­fe­rat „Grundsatzfragen der Ge­sund­heitspolitik, Ge­sund­heitsziele, Ge­sund­heitsberichterstattung, Psy­ch­iat­rie“

Wirk­sam­keit und Eva­lu­a­ti­on:

  • Die Wirk­sam­keit vernetzter Strukturen zur Stär­kung gesundheitlicher Chan­cen­gleich­heit lässt sich im­mer noch nicht lü­cken­los be­le­gen. Zwar gibt es be­reits viel (gute) Pra­xis, deren Wir­kung­en sind oft aber nur im­pli­zit und nicht ex­pli­zit be­legt. Für die not­wen­digen Eva­lu­a­ti­onen bzw. Datenerhebung müs­sen ent­spre­chend und verlässlich Res­sour­cen in den Haushalten und Projekt-Budgets bereitgestellt wer­den. Gesine Bär

Die Ar­beit in den Kom­mu­nen:

  • Die Stra­te­gien auf kommunaler Ebe­ne sind sehr in­di­vi­du­ell. Die KGC be­glei­ten und un­ter­stüt­zen den Auf­bau und die Um­set­zung die­ser Stra­te­gien. Dabei reicht ein/e kommunale/r Küm­me­rer/in nicht aus, not­wen­dig ist ein Team und ei­ne engagierte Steuerungsgruppe. Hier kön­nen in Thü­rin­gen u.a. die Planungskoordinator/in­nen für Armutsprävention (ESF-Förderung) gute Part­ner sein. Con­stan­ze Planert
  • In Erlangen hat die Ent­wick­lung der kommunalen Stra­te­gie zwei­ein­halb Jahre in An­spruch genommen.
    Wichtig war da­bei z.B. ei­ne enge Ko­o­pe­ra­ti­on mit der „Wis­sen­schaft“ so­wie mit den Kran­ken­kas­sen vor Ort (im Rahmen des Präventionsgesetzes). Unterstützend war auch das Kon­zept der „Gesundheitsregionen“, über die ein Groß­teil des Koordinierungsaufwandes finanziert wurde/wird.  Zsuszanna Majzik
  • Die Kom­mu­nen brau­chen Zeit für die Ent­wick­lung ih­rer Stra­te­gien: Es müs­sen Kompetenzen angeeignet, Kooperationen aufgebaut, Koordinierungsstrukturen geschaffen wer­den. Aktive und engagierte Kom­mu­nen sollten nicht zu früh durch anspruchsvolle Er­war­tung­en oder An­for­de­rung­en an ih­re Ar­beit entmutigt wer­den. Die KGCs kön­nen hier un­ter­stüt­zen. Con­stan­ze Planert
  • Bei sehr vielen Kom­mu­nen bzw. kommunalen Akteuren sind die Inhalte und Mög­lich­keit­en des Präventionsgesetzes noch nicht durchgedrungen. Neben diesem Wissen muss auch „Umsetzungskompetenz“ geschaffen wer­den.
    Partizipative Ansätze (Be­fra­gung und Ein­be­zie­hung der Be­völ­ke­rung) er­for­dern ein Umdenken der professionellen Akteure, die da­für ih­re Häuser verlassen müs­sen. Zsuszanna Majzik

Das Prä­ven­ti­onsgesetz und die GKV als Part­ner:

  • Die Kran­ken­kas­sen bau­en ihr En­ga­ge­ment zur Stär­kung der kommunalen Ge­sund­heits­för­de­rung wei­ter aus und kön­nen die kommunalen Entwicklungsprozesse un­ter­stüt­zen. Grund­la­ge da­für ist wei­ter­hin der Leit­fa­den Prä­ven­ti­on. Außerdem wer­den auch Unterstützungsangebote im Rahmen der BZgA-Beauftragung (GKV-Bündnis für Ge­sund­heit) entwickelt. Wichtig ist ei­ne gesamtgesellschaftliche Per­spek­ti­ve und Verantwortung für die Herstellung gesundheitlicher Chan­cen­gleich­heit. Jens Hupfeld
  • Bei der Ent­wick­lung der Landesrahmenvereinbarung Bran­den­burg ist es lei­der nicht ge­lun­gen, die kommunalen Spitzenverbände als Part­ner der Vereinbarung zu ge­win­nen. Diese kön­nen aber wei­ter­hin je­der­zeit bei­tre­ten. Herausforderung ist, ein koordinierteres Vorgehen der Akteure zu er­rei­chen, z.B. Um­set­zung von Ge­sund­heits­för­de­rung in Kitas mit­tels unterschiedlicher GKV-Programme. In Bran­den­burg bezieht der Pro­zess die be­reits bestehenden Strukturen, z.B. Bünd­nis Gesund Aufwachsen, mit ein. Um er­folg­reich sein zu kön­nen, müs­sen sich nicht nur die Kom­mu­nen, son­dern auch die GKV gut auf­stel­len. Ines Weigelt-Boock
  • Die Ergebnisse auf der kommunalen Ebe­ne, die gesamtgesellschaftliche Verantwortung und die Re­du­zie­rung so­zi­al bedingter und geschlechtsbezogener gesundheitlicher Un­gleich­heit wer­den zentrale Aspekte für die Dar­stel­lung im Präventionsbericht der Nationalen Präventionskonferenz 2019 sein: „Daran wird die Um­set­zung des Präventionsgesetzes ge­mes­sen.“ Jens Hupfeld

Bestehende Part­ner und Strukturen nutzen:

  • Für die Ent­wick­lung kommunaler Stra­te­gien müs­sen un­ter­schied­liche Ent­wick­lungsschienen und -kontexte mög­lich sein und un­terstützt wer­den, z.B. das Ge­sun­de Städte-Netzwerk, das Pro­gramm „Soziale Stadt“ oder der kommunale Part­nerprozess. Im Sinne ei­nes „Auftauens“ sind da­bei die un­ter­schied­lichen Per­spek­ti­ven und „Spra­chen“ der potenziellen Ko­o­pe­ra­ti­onspartner zu be­rück­sich­ti­gen.  Gesine Bär
  • Prä­ven­ti­on und Ge­sund­heits­för­de­rung fin­den in den Kom­mu­nen in ganz verschiedenen Bereichen statt, al­ler­dings nicht im­mer un­ter die­ser Über­schrift. Der Deut­sche Städtetag kann den Pro­zess un­ter anderem durch ein Agenda-Setting, z.B. in seinem Gesundheitsausschuss, un­ter­stüt­zen. Die konkreten Aktivitäten fin­den in den Kom­mu­nen statt. Lutz Decker, Deut­scher Städtetag
  • Um auf kommunaler Ebe­ne verfangen zu kön­nen, sollte/n Ge­sund­heits­för­de­rung/ Prä­ven­ti­on im­mer mit Themen verbunden wer­den, die bei den Bür­ger­meis­ter/-innen und Landräten und -rätinnen ei­ne hohe Priorität haben, z.B. „Si­cher­heit“. Wichtig ist es, sich mit den Handlungsmöglichkeiten und -zwängen der Kom­mu­nen vertraut zu ma­chen. Dazu gehört auch, zwi­schen den Fach­spra­chen zu vermitteln (nicht an­glei­chen!). Interkommunale strategische Lernnetzwerke wie das GSN sind eben­falls hilfreich. Ge­sund­heits­för­de­rung braucht ei­ne stärkere Lob­by. In diesem Kon­text müs­sen praktikable Argumentationen und Materialien für „die Politik“ bereitgestellt wer­den. Die Ergebnisse in der kommunalen Landschaft wer­den stets un­ter­schied­lich und ungleichzeitig sein. Dr. Hans Wolter, Ge­sun­de Städte Netzwerk
  • Gesamtkommunale Prozesse zei­gen oft auch nach zwei bis drei Jahren noch kei­ne umfassenden Erfolge, was der Kom­ple­xi­tät kommunaler Strukturen, aber auch der Ge­stal­tung permanenter Veränderungen durch viele Be­tei­lig­te geschuldet ist. Häufig neh­men sich zu­nächst einzelne Organisationen (z.B. Kitas) oder Part­ner (z.B. Verbände) des Themas an.
    Die Kom­mu­nen müs­sen intensiver über die Mög­lich­keit­en im Rahmen des Präventionsgesetzes informiert wer­den. Gleichzeitig könnte ei­ne Über­sicht von Kom­mu­nen erstellt wer­den, die bislang noch nicht mit der GKV zu­sam­men­ar­bei­ten. Woran liegt dies und wie kann da­ran gearbeitet wer­den?  Ger­da Holz, In­sti­tut für So­zi­al­ar­beit und So­zi­al­pä­da­go­gik e.V.

Impressionen des 15. Kooperationstreffens

Bildnachweise:
Alle Fotos, bis auf das gekennzeichnete auf der Folie zu den kommunalen Strategien, sind von © André Wagenzik.
Die Grafiken zu den Good Practice-Kriterien sind von © Britta Willim.