Handlungsfelder und Schwerpunkte
Die allgemeinen Handlungsfelder der Koordinierungsstelle Gesundheitliche Chancengleichheit Mecklenburg-Vorpommern (KGC MV) liegen in der Information, Vernetzung, Begleitung und Qualifizierung von regionalen Akteuren, die den unterschiedlichsten Settings angehören und dem Thema Gesundheit bzw. Gesundheitsförderung mit Interesse gegenüberstehen.
Die Tätigkeiten der KGC MV orientieren sich schwerpunktmäßig an den Landeserfordernissen und den Erfahrungen, die im Verlauf der praktischen Arbeit gesammelt werden. Als übergeordnete Aspekte gelten die Stärkung gesundheitlicher Chancen von sozial benachteiligten bzw. vulnerablen Personengruppen (z. B. Kinder und Jugendliche, Alleinerziehende, Erwerbslose, ältere Menschen) sowie die Gesundheitsförderung im Setting Kommune. Ebenfalls stehen neben der Vermittlung von Wissen und Kompetenzen im Sinne der Qualitätsentwicklung und -sicherung auch die Förderung der Kommunikation und Vernetzung zwischen regionalen Akteuren im Zentrum der Arbeit.
Die Kernschwerpunkte werden im Einzelnen wie folgt umgesetzt:
Gesundheitliche Chancengleichheit
- für das Thema Gesundheitliche Chancengleichheit sensibilisieren
- bei der Erarbeitung bzw. Umsetzung von Konzepten zur Gesundheitsförderung bei sozial benachteiligten bzw. vulnerablen Personengruppen mitwirken
- Prozess zum Auf- bzw. Ausbau von integrierten kommunalen Strategien (sogenannte Präventionsketten) im Rahmen des Partnerprozesses Gesundheit für alle beratend unterstützen und begleiten
- mit regionalen und landesweiten Netzwerken im Sinne der soziallagenbezogenen Gesundheitsförderung kooperieren
- modellhafte Erprobung von partizipativen Zugangswegen zu vulnerablen Zielgruppen,
z. B. Modellprojekt Peer-Involvement bei Alleinerziehenden (2018/2019)
kommunale Gesundheitsförderung
- Erstberatungen für kommunale Akteure durchführen und bedarfsgerechte Konzepte erarbeiten bzw. Handlungsschritte ableiten
- Entwicklung und Realisierung von lebenswelt- und lebensphasenorientierten Projekten zur Gesundheitsförderung in der Kommune unterstützen
- kommunale Netzwerke in ihren Vorhaben begleiten
- Aufbau nachhaltiger, gesundheitsförderlicher Strukturen in Kommunen initiieren und mitgestalten
- gesundheitsfördernde Projekte bzw. Aktivitäten modellhaft in Kommunen anschieben bzw. bei der Umsetzung mitwirken
- Qualifizierungsangebote für kommunale Akteure erstellen und durchführen (z.B. Weiterbildung Kommunale Gesundheitsmoderation)
- qualitätsgesicherte, datenbasierte Arbeit durch die Erstellung von Handlungsleitfäden und das Angebot spezifischer Beratungsleistungen stärken
Wissensvermittlung und Kompetenzaufbau
- themenspezifische Workshops, Vorträge sowie Schulungen für Multiplikatorinnen und Multiplikatoren in den verschiedenen Lebenswelten vorhalten und in bedarfsgerechten Formaten anbieten bzw. abrufen
- durch Informationsveranstaltungen und Lernwerkstätten u. a. für die Themen Präventionskette und Qualität sensibilisieren
- über Instrumente und Kriterien zur Qualität in der Gesundheitsförderung und Prävention informieren
Kommunikation und Vernetzung
- Entscheidungsträger und Akteure für eine ressortübergreifende Zusammenarbeit sensibilisieren
- Austausch und Zusammenarbeit von Akteuren unterschiedlicher Ressorts bzw. Fachbereiche anregen und die Vernetzung untereinander auf regionaler und/oder landesweiter Ebene fördern
- regionale bzw. landes- und bundesweite Arbeitskreise/Netzwerke/Gremien initiieren, koordinieren oder moderieren bzw. daran aktiv teilnehmen
- bereichsübergreifende Veranstaltungen/Fachtagungen/Konferenzen organisieren und durchführen (z. B. Landesgesundheitskonferenz, überregionale Partnerkonferenz)
- Präventionspreis Mecklenburg-Vorpommern ausschreiben und verleihen
Zielgruppen und Angebote
Das Ausmaß der gesundheitlichen Ungleichheit kann durch Angebote der Gesundheitsförderung entscheidend beeinflusst werden. Im optimalen Fall greifen die konkreten Maßnahmen vor Ort und erreichen die Menschen in ihren jeweiligen Lebenswelten (z. B. Kita, Schule, Betrieb, Kommune).
Je stärker sich die gesundheitsförderlichen Handlungen dabei auf sozial benachteiligte bzw. vulnerable Zielgruppen (z. B. Kinder und Jugendliche, Alleinerziehende, erwerbslose und ältere Menschen, Migrantinnen und Migranten) ausrichten, desto ausgewogener gestalten sich die gesundheitlichen Chancen. Dieser Zusammenhang gilt als Ausgangsbasis für die Arbeit der Koordinierungsstelle Gesundheitliche Chancengleichheit Mecklenburg-Vorpommern (KGC MV).
Zielgruppen der KGC MV
Die Aktivitäten der KGC MV tragen zur Stärkung der Gesundheit von sozial benachteiligten bzw. vulnerablen Personen bei und sind in verschiedenen Lebenswelten angesiedelt (z. B. Kita, Jobcenter, Kommune).
Aufgrund der weitläufigen Strukturen in Mecklenburg-Vorpommern erfolgt keine direkte Ansprache einzelner Zielgruppen - vielmehr wird sich an die Akteure gewandt, die im Sinne ihrer Lotsenfunktion als Vermittler und Unterstützer für die jeweiligen Menschen vor Ort gelten (z. B. Erzieherinnen und Erzieher, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der kommunalen Verwaltung). Die Zusammenarbeit wird durch unterschiedliche Formate ausgestaltet:
- Workshop für Erzieherinnen und Erzieher
- Schulung für kommunale Akteurinnen und Akteure
- Beratung mit den Koordinatorinnen und Koordinatoren für Gesundheitsförderung der kreisfreien Städte und Landkreise Mecklenburg-Vorpommerns
- usw.
kommunale Akteure
Als zentrale Zielgruppe der KGC MV werden die Akteure der kommunalen Verwaltung gesehen, die im Rahmen Ihrer Anstellung eine Verantwortung für das psychische und physische Wohlbefinden verschiedenster Zielgruppen übernehmen, wie z. B. die Mitarbeitenden der kommunalen Verwaltung oder von Jobcentern.
Im Sinne des Multiplikatorinnen und Multiplikatoren-Ansatzes stärkt die KGC MV durch zahlreiche Weiterbildungsangebote die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Kommunen in ihrer Arbeit vor Ort. Einzelne Workshops und Vorträge verhelfen u. a. zu einem fundierten Wissen in den Bereichen Gesundheitsförderung, Gesundheitliche Chancengleichheit, Qualität sowie Netzwerk- und Projektmanagement. Die Vermittlung von theoretischen Grundlagen und praxisrelevantem „Handwerkszeug“ erleichtert die Zusammenarbeit mit verschiedenen Zielgruppen und regionalen Akteuren bzw. Kooperationspartnern.
Parallel steht die KGC MV bei der Unterstützung bzw. Begleitung von gesundheitsförderlichen Vorhaben für die Kommunen und deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zur Verfügung. Hierfür kann u. a. das kommunale Beratungspaket der KGC MV in Anspruch genommen werden. Weitere Informationen finden Sie unter der Rubrik Angebote.
Alleinerziehende
Für die Zielgruppe der Alleinerziehenden wird im Rahmen der KGC MV ein dringender Handlungsbedarf gesehen, da „[…] das Risiko, in Armut zu geraten, stark von der Familienform abhängt, in der Kinder aufwachsen und in welcher der Alltag organisiert wird […].“1
Mit 43,8 % lag 2015 die höchste Armutsquote aller Familien in Deutschland bei den Alleinerziehenden und ihren Kindern. Als Ursachen gelten u. a. die Beschäftigung im Niedriglohnsektor, befristete Arbeitsverhältnisse sowie geringere Chancen auf eine Anstellung in Folge langer Unterbrechungen in der Erwerbsbiografie.
Neben der negativ geprägten Arbeitsmarktsituation lassen sich weiterhin unzureichende Grundsicherungsleistungen und fehlende Kinderbetreuungsmöglichkeiten benennen. Um den Arbeitsumfang auf ein existenzsicherndes Niveau zu erhöhen und ausreichend Zeit für die Erledigung von Familien- und Alltagsaufgaben zu haben, besteht ein hoher Bedarf an flexiblen Kinderbetreuungsangeboten. Verschiedene Arbeitszeitmodelle (Schichtdienst, Arbeit an Wochenenden und Feiertagen) kollidieren jedoch häufig mit den noch starren Schließzeiten der Betreuungseinrichtungen.
In Mecklenburg-Vorpommern gab es im Jahresdurchschnitt 2015 insgesamt 202.400 Familien. 30,2 % der Familien galten als Ein-Eltern-Familien - demnach waren 61.100 Personen alleine für die Erziehung des Kindes bzw. der Kinder verantwortlich. Von diesen waren 86,4 % Frauen.
„Es ist notwendig, die Eltern so zu fördern und zu unterstützen, dass die besonderen Umstände, unter denen sie und ihre Kinder leben, nicht zu Nachteilen führen.“2 Die KGC MV möchte durch ein partizipatives und bedarfsgerechtes Modellprojekt zur Entlastung der Zielgruppe beitragen. Weitere Informationen finden Sie unter der Rubrik Angebote.
ältere Menschen
2015 lebten in Mecklenburg-Vorpommern 371.098 Menschen, die 65 Jahre oder älter waren. Bezogen auf die Gesamtbevölkerung entsprach dies einem Anteil von 23 %. Soziale Isolation, Geldmangel, niedriges Selbstwertgefühl sowie eine fehlende Infrastruktur erhöhen die Gesundheitsrisiken von Senior*innen und reduzieren die Möglichkeiten, ein anerkannter Teil der Gesellschaft zu sein bzw. zu bleiben.
Die Koordinierungsstelle Gesundheitliche Chancengleichheit (KGC MV) setzt mit verlässlichen Förderern und Partnern verschiedene Projekte um, die der soziallagenbezogenen Gesundheitsförderung dienen. Gemeinsam mit der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) wird bspw. das Thema Altern im ländlichen Raum verfolgt.
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1 Der Paritätische Gesamtverband (Hrsg.) (2017): Menschenwürde ist Menschenrecht. Bericht zur Armutsentwicklung in Deutschland 2017. 1. korrigierte Auflage. Berlin. Seite 22.
2 Der Paritätische Gesamtverband (Hrsg.) (2017): Menschenwürde ist Menschenrecht. Bericht zur Armutsentwicklung in Deutschland 2017. 1. korrigierte Auflage. Berlin. Seite. 28
Angebote der KGC MV
Die Koordinierungsstelle Gesundheitliche Chancengleichheit Mecklenburg-Vorpommern (KGC MV) ist seit 2006 aktiv und widmet sich der soziallagenbezogenen Gesundheitsförderung im Land. Durch verschiedene Angebote wird ein Beitrag zur Stärkung der Gesundheit sozial benachteiligter bzw. vulnerabler Personen geleistet. Vor allem erfolgt die Unterstützung von Multiplikatorinnen und Multiplikatoren, die vor Ort für Gesundheitsförderung und Prävention aktiv sind.
Informations- und Erfahrungsaustausch
Die KGC MV sieht sich als Schnittstelle zwischen Theorie und Praxis. Es werden wissenschaftliche Informationen in die Arbeitswelt der Akteure getragen und auf aktuelle Vorhaben und bewährte Instrumente der Gesundheitsförderung hingewiesen. Im Zentrum stehen der kommunale Partnerprozess Gesundheit für alle, die Präventionsketten als ein geeignetes Instrument zur Systematisierung der ressortübergreifenden Zusammenarbeit und die Plattform inforo online. In Form von gemeinsamen Veranstaltungen können zusätzliche Themen nach Bedarf bearbeitet und in die Fläche getragen werden.
themenspezifische Weiterbildungen
Unter anderem können regionale Akteure ihr Wissen und ihre Kompetenzen im Rahmen von zahlreichen Schulungen ausbauen und weiterentwickeln. Die KGC MV hält konkret Module zur Projektentwicklung und Finanzierung von gesundheitsfördernden Projekten oder zum gelingenden Projektmanagement und zu den Kriterien für gute Praxis der soziallagenbezogenen Gesundheitsförderung vor. Die Inhalte können je nach Bedarf in verschiedenen Formaten aufbereitet und abgefordert werden (z. B. Vortrag, Workshop, Inhouse-Schulung). Zudem wird die modulare Weiterbildung Kommunale Gesundheitsmoderation angeboten.
Gerne werden auch weitere für Sie relevante Themen aus dem Bereich der Gesundheitsförderung aufgenommen und in Ihrem Wunschformat vermittelt. Nehmen Sie hierzu einfach Kontakt auf:
Charlotte Lazarus
E-Mail: charlotte.lazarus(at)lvg-mv.de
Tel.: 0385 2007 386 12
Fax: 0385 2007 386 18
kommunales Beratungspaket
Die KGC MV begleitet Kommunen, die sich für Gesundheitsförderung und Prävention engagieren möchten. Gemeinsam ist eine erste Betrachtung der kommunalen Ausgangssituation möglich, die den Grundstein für das weitere Handeln legt. Auf Basis dieser oder einer anderen bereits vorliegenden Analyse kann im Anschluss eine Beratung zu konkreten Projektideen, Maßnahmen und Gesundheitszielen erfolgen. An verschiedenen Stellen kann ein gesundheitsförderlicher Prozess ins Stocken kommen. Die KGC MV möchte in diesen Situationen beratende Impulse setzen und Hilfestellung geben (z. B. konkrete Antragsberatung, Begleitung einzelner Netzwerkphasen).
Gesundheitsförderung bei Alleinerziehenden
In einem zweijährigen Modellprojekt möchte sich die KGC MV einerseits der vulnerablen Zielgruppe der Alleinerziehenden zuwenden, andererseits auf einer Metaebene den Zugang zum schwer erreichbaren Personenkreis über einen sogenannten Peer-Involvement-Ansatz begleiten.
Mit der direkten Einbindung von Alleinerziehenden als Multiplikatorinnen und Multiplikatoren sollen niedrigschwellige Zugänge gefunden und genutzt werden, um den Betroffenen passgenaue Unterstützungs- und Austauschangebote zu unterbreiten. Diese Multiplikatorinnen und Multiplikatoren sollen dann als Expertinnen und Experten für die Zielgruppe fungieren und gemeinsam mit der Projektbegleitung gesundheitsförderliche Themen in Gruppentreffen, Gespräche und weitere Angebote einbringen. Dazu erhalten sie eine grundlegende Schulung zu inhaltlichen und methodischen Aspekten und können die Angebote vor dem Hintergrund ihrer eigenen Erfahrungen gestalten. Die KGC MV steht ihnen dabei als Projektbegleitung zur Seite und hilft, Angebote in den kommunalen Strukturen zu verankern.
Die KGC MV sucht für die Umsetzung des Projektes interessierte und engagierte Alleinerziehende, aktive (Selbsthilfe-)Gruppen und Treffs oder auch Einrichtungen, die mit der Zielgruppe im Kontakt sind und ihre Strukturen in das Vorhaben einbringen möchten. Gerne stehen wir Ihnen auch für ein unverbindliches Gespräch zur Verfügung.
Bei Interesse nehmen Sie einfach Kontakt auf:
Sylvia Graupner
E-Mail: sylvia.graupner(at)lvg-mv.de
Tel.: 0385 2007 386 13
Fax: 0385 2007 386 18