Situation in Mecklenburg-Vorpommern
Mecklenburg-Vorpommern strebt an, „Gesundheitsland Nummer eins" in der Bundesrepublik Deutschland zu werden. Ein Vorhaben, das unter anderem eine starke Orientierung an den jeweiligen Bevölkerungsstrukturen verlangt und die enge Zusammenarbeit aller regionalen Akteure erfordert. Die Koordinierungsstelle Gesundheitliche Chancengleichheit Mecklenburg-Vorpommern (KGC MV) leistet im Rahmen ihrer Arbeit einen Beitrag zu dem gesetzten Ziel.
Allgemeine Daten
Mecklenburg-Vorpommern ist das nordöstlichste Bundesland Deutschlands und weist eine Gebietsfläche von 23.213 km² auf. Die durchschnittliche Einwohnerdichte hat sich bei einer Bevölkerung von über 1,6 Millionen Menschen gegenüber den Vorjahren nicht verändert und beträgt 69 Personen je km². Im deutschlandweiten Vergleich ist Mecklenburg-Vorpommern damit weiterhin das am dünnsten besiedelte Bundesland. (Stand Dezember 2015)
Insgesamt ist die Bevölkerung Mecklenburg-Vorpommerns über das Land hinweg sehr unterschiedlich verteilt. Im Zuge der Kreisgebietsreform vom 4. September 2011 behielten einzig die Städte Schwerin und Rostock als zwei der ursprünglich sechs kreisfreien Städte ihren Status. In diesen Gebieten konzentriert sich mit über 300.000 Einwohner*innen bereits fast ein Fünftel der Gesamtbevölkerung. Die Anzahl der Landkreise Mecklenburg-Vorpommerns wurde während der Kreisgebietsreform von zwölf auf sechs halbiert. Fünf der neu geschaffenen Kreise zählen flächenmäßig zu den größten in Deutschland. (Stand Dezember 2015) Für die regionalen Akteure der gemeindenahen Gesundheitsförderung bedeutet dies, dass sie Teil einer wesentlich größeren Verwaltungseinheit sind, die ein umfangreicheres Gebiet zu betreuen hat.
Die strukturellen Gegebenheiten in Mecklenburg-Vorpommern wirken sich u. a. auf den Umfang und die Qualität der kommunalen Gesundheitsförderung aus. In den Städten gibt es oft zahlreichere Angebote vor Ort, vielfältigere Versorgungsstrukturen, kürzere Wege und eine stärkere Bündelung der Zuständigkeiten als in den Landkreisen.
Die Fülle der Akteure und Angebote ist jedoch insgesamt, in Städten sowie Landkreisen, nicht leicht zu überblicken. Wenn eine kleinräumige und quartiersbezogene Vorgehensweise angedacht ist, stellt diese Aufgabe sowohl in Städten als auch in Landkreisen eine besondere Herausforderung für die Planung gesundheitsförderlicher Maßnahmen dar.
Die ländlichen Räume Mecklenburg-Vorpommerns erschweren zudem den Aufbau bzw. die Wahrung von festen und bewährten Strukturen. Das hohe Aufkommen von Aufgaben und Verantwortlichkeiten bei den einzelnen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern verhindert häufig einen regelmäßigen Kontakt zu regionalen Akteuren - insbesondere zu örtlichen Kooperationspartnern - und schränkt damit eine kontinuierliche Zusammenarbeit im Bereich der Gesundheitsförderung ein. Ebenfalls führen die großen Zuständigkeitsgebiete zum Verlust des regionalen Bezugs und schwächen vor Ort das Wissen um die gesundheitliche Lage der jeweiligen Risikogruppen. Andererseits kann die „dezentrale Not“ in Landkreisen auch zu mehr Flexibilität führen und bewirken, dass viele Ressorts zusammen arbeiten.
Bevölkerungsstruktur und -entwicklung
Mecklenburg-Vorpommern blickt seit 2013 auf Zuwanderungsgewinne aus dem In- und Ausland zurück und verzeichnet für die vergangenen drei Jahre ein leichtes Bevölkerungswachstum. Es ist jedoch davon auszugehen, dass die Zahl der Einwohnerinnen und Einwohner absehbar sinkt, da mehr Menschen sterben als Kinder geboren werden und diese Differenz auf Dauer nicht einzig durch ein positives Wanderungssaldo ausgeglichen werden kann.
2015 lebten in Mecklenburg-Vorpommern insgesamt 1.612.362 Menschen, davon 797.832 Männer und 814.530 Frauen. (Stand Dezember 2015) Gegenüber dem Vorjahr hat sich die Einwohnerinnen- und Einwohnerzahl um 0,8 % (bzw. 13 224 Personen) erhöht. Der Bevölkerungszuwachs für das Land resultierte 2015 ausschließlich aus dem Wanderungsgewinn. Es wurden insgesamt 58.222 Zuzüge und 38.249 Fortzüge festgestellt. Der positive Saldo von 19.973 Menschen ergab sich zu fast 90 % (bzw. 17.758 Personen) aus den Wanderungsbewegungen nichtdeutscher Personen.
Die Altersstruktur der Bevölkerung Mecklenburg-Vorpommerns weist deutliche Verschiebungen auf. Der Anteil der unter 15-Jährigen hat sich von 21,5 % im Jahr 1991 auf 12,3 % im Jahr 2015 verringert. Hingegen hat sich der Anteil der über 65-Jährigen von 11,1 % auf 23 % verdoppelt. 1991 betrug das Durchschnittsalter in Mecklenburg-Vorpommern noch 36,3 Jahre. 2015 war es bereits auf 46,5 Jahre gestiegen.
Im Jahr 2015 wurden 13.298 Lebendgeborene registriert. Damit hat sich die Anzahl der Lebendgeborenen, wie schon im Vorjahr, weiter erhöht und fast das Niveau von 2010 (13.337 Lebendgeborene) erreicht. Das Geburtenniveau (8,3 Lebendgeborene je 1.000 Personen) ist ebenfalls angestiegen und war das höchste Ergebnis seit 1990. Im Vergleich lag Mecklenburg-Vorpommern jedoch aufgrund der landesspezifischen Altersstruktur 2015 weiterhin unterhalb des Bundesdurchschnitts (9,0 Lebendgeborene je 1.000 Personen).
Im Jahr 2015 standen den Geburten 20.315 Sterbefälle gegenüber, 1.397 mehr als im Vorjahr. Damit ist der Sterbefallüberschuss von 7.017 Personen im Jahr 2015 weiterhin ein negativer Faktor bei der Bevölkerungsentwicklung. Bezogen auf 1.000 Einwohner*innen sind somit 12,7 Personen im Jahr 2015 gestorben. Das ist die bisher höchste Rate in Mecklenburg-Vorpommern, die bedingt durch die Altersstruktur auch deutlich über dem Bundesdurchschnitt liegt. Hier betrug der Wert im selben Jahr 11,3 Gestorbene je 1.000 Personen.
Soziale Lage
Der sozioökonomische Status einer Person - also die Kombination aus dem Einkommen, dem Erwerbs- und Familienstand, der Wohnsituation, der gesellschaftlichen Teilhabe und der empfundenen Zufriedenheit - wirkt sich erheblich auf das körperliche und seelische Wohlbefinden aus.
Sozial benachteiligte Bevölkerungsgruppen sind häufig einem höheren Krankheitsrisiko ausgesetzt und besitzen geringere Gesundheitschancen als Menschen, die sich in einer besseren gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lage befinden.
Erwerbstätigkeit
In Mecklenburg-Vorpommern gab es im Jahresdurchschnitt 2016 insgesamt 760.000 Erwerbstätige.
Die Erwerbstätigenquote der Männer im Alter von 15 bis unter 65 Jahren war zu diesem Zeitpunkt mit 73,0 % nur geringfügig höher als die der Frauen mit 71,1 %.
Nach der Altersstruktur der Erwerbstätigen dominierten im Jahresdurchschnitt 2016 die 40- bis 59-Jährigen mit 390.800 Personen bzw. 51,4 %, gefolgt von den 20- bis 39-Jährigen mit 273.000 Personen bzw. 35,9 %. Immerhin 10,7 % der Erwerbstätigen waren 60 Jahre oder älter (81.400 Personen). Junge Erwerbstätige unter 20 Jahren bildeten mit 2,0 % (14.900 Menschen) eine sehr kleine Gruppe.
Insgesamt waren deutlich mehr Erwerbstätige in Mecklenburg-Vorpommern 40 Jahre oder älter (472.200 Personen bzw. 62,1 %) als 39 Jahre oder jünger (287.900 Personen bzw. 37,9 %) - ein deutlicher Hinweis auf die nahenden Chancen der heranwachsenden Generation auf dem künftigen Arbeitsmarkt in Mecklenburg-Vorpommern. Der anstehende Effekt des Nachwuchsbedarfes greift jedoch bezüglich der Beschäftigungsbedingungen für die heute jüngeren Erwerbstätigen noch nicht. Insbesondere die befristete Beschäftigung betrifft junge Arbeitnehmer*innen im Gegensatz zu älteren Beschäftigten deutlich stärker.
Arbeitslosigkeit
In Mecklenburg-Vorpommern wurden 2016 insgesamt 80.389 Arbeitslose registriert, davon 45.597 Männer und 34.792 Frauen. Die Arbeitslosenquote im Land betrug in diesem Jahr durchschnittlich 9,7 % und sank somit im Vergleich zum Vorjahr um 0,7 %. Bundesweit gesehen lag in Mecklenburg-Vorpommern demnach die dritthöchste Arbeitslosenquote vor. Ebenfalls nahm das Land mit 3,6 % im Jahresdurchschnitt 2016 den dritten Platz bei den höchsten Langzeitarbeitsquoten ein. Als Ursachen dürften vor allem der Mangel an Arbeitsplätzen sowie die demographische Entwicklung in Mecklenburg-Vorpommern gesehen werden.
Armut
2015 lag die Armutsquote in Deutschland bei 15,7 %. Die Prozentzahl stand in dem Jahr für 12,9 Millionen Menschen, die rechnerisch unter der Einkommensarmutsgrenze lebten und somit von Armut betroffen waren. Damit war der bisherige Höchststand erreicht. 2016 blieb der Wert konstant.
Für Mecklenburg-Vorpommern ergab sich 2016 eine Armutsquote von 20,4 %. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutete dies einen Rückgang um 1,3 %. Trotz sinkender Zahlen weist Mecklenburg-Vorpommern weiterhin eine überdurchschnittlich hohe Armutsquote auf und reihte sich im deutschlandweiten Ländervergleich nur noch vor Bremen, Berlin und Sachsen-Anhalt ein.