17/70 - Junge Paten für Senioren

Das wichtige Netzwerk Familie wird als Folge zunehmender Kinderlosigkeit zunehmend schwächer. Diese Tatsache ist besonders unter dem Aspekt einer stetig älter werdenden Gesellschaft bedenklich. Es besteht daher die Notwendigkeit, außerfamiliäre informelle Netzwerke zur Unterstützung allein stehender, hilfebedürftiger älterer Menschen zu aktivieren. Mit der Zielsetzung, gesellschaftliche Rahmenbedingungen zu fördern, die ein solidarisches Zusammenleben aller Generationen ermöglichen, sowie Qualifizierung und Ausbildung im Ehrenamt zu verankern, entwickelte die Ehrenamt Agentur Essen das Projekt „17/70 – Junge Paten für Senioren“. Mit diesem Projekt sollen Jugendliche an das Ehrenamt herangeführt werden und den Dialog mit einer ihnen sonst fremden und weit entfernten Generation aufnehmen.

Bei den „Jungen Paten für Senioren“ handelt es sich um Jugendliche ab 14 Jahren, die Kontakt zu alten Menschen in Senioreneinrichtungen knüpfen. Mit unterhaltsamen Besuchen oder Vorlesebesuchen, Begleitung bei Veranstaltungen oder der Gestaltung von Gruppenangeboten sollen die Jungen Paten alten Menschen Kontakte zur Außenwelt vermitteln und sich ehrenamtlich für ein besseres Miteinander von jung und alt engagieren.

Das Konzept des Projekts wurde von Sozialpädagogen, Psychologen sowie Praktikern aus der Arbeit mit Senioren entwickelt. Die jungen Paten werden von Fachkräften für ihre Aufgabe geschult und sind insgesamt 10 -12 Monate in Senioreneinrichtungen tätig. Mit Beginn der Ausbildung erproben die jungen Paten die praktische Anwendung ihrer theoretischen Kenntnisse in den Senioreneinrichtungen. Regelmäßige gemeinsame Supervisionen und individuelle Gespräche für die Jugendlichen sind fester Bestandteil der einjährigen Begleitung durch die Ehrenamt Agentur.

Das Projekt „17/70 - Junge Paten für Senioren“ startete im Mai 2006 mit der Ausbildung der ersten Staffel junger Paten. Bisher wurden insgesamt über 110 junge Paten für den Einsatz in insgesamt 31 unterschiedlichen Senioreneinrichtungen im Raum Essen ausgebildet. Im September 2009 hat die achte Staffel mit 35 Jugendlichen begonnen, die nach der Schulung ab November ihr ehrenamtliches Engagement aufnehmen werden. Weitere 45 Teilnehmer/innen sind derzeit aktiv tätig. Die Schulung findet an 4 Wochenenden in Workshops statt. Erfahrene und engagierte Dozenten führen durch die in acht Ausbildungstage aufgeteilte Vorbereitung. Den „Jungen Paten für Senioren“ werden in der Ausbildung sowohl Schlüssel- und Methodenkompetenzen, wie z.B. Akzeptanz, Empathie, Eigeninitiative und Teamfähigkeit, als auch Fachkompetenzen, wie z.B. Alter aus medizinischer Sicht und der Umgang mit dementiell veränderten Menschen, vermittelt. Ein anschließendes Coaching mit der Ausbildungsleitung rundet die Ausbildung ab. Während des Einsatzes in den Senioreneinrichtungen nehmen die Jungen Paten an Supervisionsterminen teil, bei denen sie ihre Erfahrungen mit den Senioren und den Einrichtungen austauschen können.

Die Jungen Paten profitieren in vielerlei Hinsicht von der Teilnahme an dem Projekt „17/70“. Die Arbeit gibt den engagierten Jugendlichen das gute Gefühl, gebraucht zu werden und sich für einen guten Zweck einzusetzen. Sie erhalten einen Einblick in Lebenserfahrungen und Lebensrealitäten anderer Menschen und lernen auch mit schwierigen Themen, wie z.B. Tod, Krankheit oder Pflegebedürftigkeit umzugehen. Ganz nebenbei erhalten die „Jungen Paten“ Einblicke in pädagogische, therapeutische oder pflegerische Berufe, die möglicherweise zur späteren Berufswahl beitragen. Der persönliche Lebenslauf der Jungen Paten wird dadurch aufgewertet. Der Umgang mit den Senioren wirkt sich nicht nur positiv auf die Persönlichkeitsentwicklung der Jugendlichen aus: Besonders in freiwilligen und gemeinnützigen Tätigkeiten können Kompetenzen nicht nur erhalten, sondern weiter ausgebaut werden, die für Lebens- und Berufsbiographien von nicht zu unterschätzender Bedeutung sind. Mit anderen Worten: Die Jungen Paten können durch ihr Engagement ihren persönlichen Werdegang aufpolieren und erhöhen somit gleichzeitig ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Die Jungen Paten erwerben im Rahmen ihres Engagements Kompetenzen, die sowohl für ihren späteren Beruf als auch für ihr Privatleben wichtig sind und auch immer wichtig sein werden, denn im Gegensatz zu reinem Fachwissen gibt es bei der Kompetenzentwicklung keine Halbwertszeit. Darüber hinaus stehen soziale und kommunikative Fähigkeiten bei Personalverantwortlichen hoch im Kurs – unabhängig vom Berufszweig. Gemeint ist neben einer Erweiterung bestimmter Wissenselemente vor allem die Ausprägung sozialer Kompetenzen, die auch für eine Gestaltung betrieblicher Entwicklungsprozesse zunehmend wichtig werden. Insgesamt soll die Bereitschaft zu einem bürgerschaftlichen Engagement von Jugend an verankert werden.