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Angebotsdarstellung

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Lübecker Modell Bewegungswelten - Ein Gruppentraining für ältere Menschen mit Pflegebedarf unter dem Dach der stationären Pflege

Kurzbeschreibung mit Zielen und Maßnahmen

Das Lübecker Modell Bewegungswelten (LMB) ist ein Teilprojekt des Präventionsprogrammes "Älter werden in Balance" der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) gefördert durch den Verband der privaten Krankenversicherung e.V. (PKV). Es handelt es sich um ein präventives bewegungsförderndes Trainingsprogramm, das von der Forschungsgruppe Geriatrie Lübeck am Krankenhaus Rotes Kreuz mit verschiedenen Kooperationspartnerinnen und -Partnern zur Bewegungsförderung in Pflegeeinrichtungen entwickelt wurde und die Interessen und Ziele, aber auch die Leistungsgrenzen älterer Personen mit Pflegebedarf berücksichtigt. Bei dem LMB handelt es sich um ein körperlich, geistig und sozial aktivierendes Trainingsprogramm, welches in Pflegeeinrichtungen zweimal wöchentlich für die Dauer von 60 Minuten in Kleingruppen von 8 anwesenden Personen durchgeführt wird. Das LMB richtet sich an pflegebedürftige Ältere der (teil-)stationären Pflege
- mit familiärem oder professionellem Unterstützungsbedarf im Bereich der Grundpflege (mindestens 1x wöchentlich),
- mindestens sicherer Stehfähigkeit (ggf. mit Hilfsmitteln),
- Eignung für ein Gruppentraining (ausreichende kognitive, Hör- und Sehfähigkeit) und
- Motivation zur regelmäßigen Teilnahme
Neben den in den Pflegeeinrichtungen Wohnenden können auch pflegebedürftige Personen, die zu Hause leben, teilnehmen.

Das LMB wird seit 2015 als Pilotprojekt in acht städtischen sowie zwei freigemeinnützigen Pflegeeinrichtungen der Hansestadt Lübeck umgesetzt. Nach erfolgreicher Pilotphase in Schleswig-Holstein ist seit Sommer 2017 die bundesweite Implementierung gestartet. Speziell vom Referenzzentrum Lübeck geschulte LMB Übungsleitende führen das Training durch.

Das LMB beinhaltet eine Aktivierung des gesamten Körpers. Die Übungen zielen auf die Förderung der Kraft, Ausdauer, Koordination, Beweglichkeit und Gedächtnisleistung ab. Das sichere Gehen und andere Aspekte der Selbstständigkeit sowie auch die geistige Leistungsfähigkeit sollen so nachhaltig gefördert werden.
Ergänzt wird das standardisierte Gruppentraining durch "Mein tägliches Bewegungsprogramm" (MtB), das Übungen für jeden Tag bietet und dazu dient, den Alltag bewegungsaktiver zu gestalten.
Im Mittelpunkt jeder Trainingseinheit steht eine Bewegungswelt (z. B. "Im Wald", "Am Strand", "Auf dem Bauernhof"). Die Übungen nehmen typische Bewegungsabläufe aus dem jeweiligen Thema auf. So nimmt beispielsweise die Bewegungsanweisung "Äpfel pflücken" Handlungen auf, welche als Erfahrungswissen teilautomatisiert sind und so von den TN leichter umgesetzt werden können. Die Themen regen die Phantasie an und unterstützen den Erfahrungsaustausch. So wird neben einem körperlichen Übungsprogramm die geistige Regsamkeit trainiert, das soziale Miteinander und Spaß an der Bewegung gefördert.

Eine umfassende wissenschaftliche Evaluation erfolgt durch das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, Abteilung Supportivangebote Sport- und Bewegungstherapie in Kooperation mit dem Institut für Sportwissenschaft der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und der der Universität Bielefeld, Institut für Pflegewissenschaft.

Die Forschungsgruppe Geriatrie Lübeck, welche das LMB von Beginn an konzipiert, entwickelt dieses kontinuierlich durch in Kooperation mit im Programm aktiven ÜL, u. a. Mitarbeitenden der Pflegeeinrichtungen, weiter. Dies gewährleistet, dass sich die Bewegungswelten und Trainingsinhalte stark an den Ressourcen und Bedürfnissen der Zielgruppe orientieren. Regionale und überregionale Anregungen zur Weiterentwicklung des Programms sind stets willkommen!


Kontakt

Frau Anja Krahnert
Krankenhaus Rotes Kreuz Lübeck - Geriatriezentrum, Referenzzentrum Lübeck
Bonnusstraße 3
23568 Lübeck (Schleswig-Holstein)

E-Mail: lmb(at)geriatrie-lübeck.de

Website: http://www.aelter-werden-in-balance.de/luebecker-modell/


Projektträger

Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
Maarweg 149-161
50825 Köln


Laufzeit des Angebotes

Beginn: Juli 2015

Abschluss: Dezember


Welche Personengruppe(n) in schwieriger sozialer Lage wollen Sie mit Ihrem Angebot erreichen?

  • Pflegebedürftige Personen in schwieriger sozialer Lage

Das Angebot richtet sich insbesondere an folgende Altersgruppen

  • 66 bis 79 Jahre
  • Ab 80 Jahre

Das Angebot umfasst geschlechtsspezifische Angebote für

  • Keine geschlechtsspezifischen Angebote

Multiplikatorinnen und Multiplikatoren

Im Lübecker Modell Bewegungswelten fungieren in erster Linie speziell geschulte und im Bereich "Ältere" ausgebildete LMB Übungsleitende als Multiplikatorinnen und Multiplikatoren. Darüber hinaus sind Hausärzte, Kliniken, Sportvereine und Mitarbeitende der Pflegeeinrichtungen wichtige Multiplikatorinnen und Multiplikatoren des Angebotes.


Kooperationspartnerinnen und Kooperationspartner

Regionale Partnerinnen und Partner:

Hansestadt Lübeck

Seniorinnen- und Senioreneinrichtungen der Hansestadt Lübeck

Caritashaus Simeon

Krankenhaus Rotes Kreuz Schwesternschaft

Krankenhaus Rotes Kreuz Lübeck, Geriatriezentrum

Lübecker Ärztenetz

Überregionale Partnerinnen und Partner:

Landesvereinigung für Gesundheitsförderung in Schleswig-Holstein e.V.

Ministerium für Soziales, Gesundheit, Wissenschaft und Gleichstellung des Landes Schleswig-Holstein

Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, Abteilung Supportivangebote Sport- und Bewegungstherapie

Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Institut für Sportwissenschaft

Universität Bielefeld, Institut für Pflegewissenschaft

Kompetenzzentrum Demenz

Qualitätsverbund Netzwerk im Alter Pankow e.V. (QVNIA)


Schwerpunkte des Angebotes

  • Bewegungs- und Mobilitätsförderung
  • Kognitive Einschränkungen / Demenz
  • Kommunale Strategie / Netzwerkarbeit
  • Sonstiges

Das Angebot wird hauptsächlich in folgenden Lebenswelten umgesetzt

  • Pflegeheim / Tagespflegeeinrichtung / betreutes Wohnen

Qualitätsentwicklung

Was machen Sie, um die Qualität Ihres Angebotes weiterzuentwickeln?

Ein wichtiger Baustein für eine nachhaltige und zielgruppenorientierte Durchführung des Lübecker Modell Bewegungswelten (LMB) sind gut ausgebildete und im Bereich „Ältere“ erfahrene Übungsleitende mit mindestens einer ÜL-C-Lizenz Sport in der Prävention mit dem Schwerpunkt „Ältere“. In den nächsten Jahrzehnten wird der Bedarf an engagierten Übungsleitenden, die präventive Programme anbieten können, kontinuierlich steigen. Es reicht daher nicht aus, die Qualifizierung zum Übungsleitenden im LMB nur bestimmten qualifizierte Personengruppe anzubieten. Es ist sinnvoll sowohl Bewegungsfachkräfte wie Physio- und Ergotherapeuten als auch ehrenamtlich tätige Übungsleitende einzubeziehen. Vor allem die Therapeuten mit Bezug zu dem pflegebedürftigen Klientel sind prädestiniert für die Umsetzung des LMB.
Für die Qualifizierung zum lizensierten LMB Übungsleitenden hat das Referenzzentrum Lübeck ein modulares Schulungskonzept entwickelt. Dieses beinhaltet eine Hospitation, einen zweitägigen Grundkurs, ein Coaching und regelmäßige Qualitätszirkel. Die Lizenz wird nach erfolgreichem Abschluss des Theorie- und Praxisteils für die Dauer von drei Jahren verliehen. Für die Umsetzung des LMB werden Übungsleitende speziell darin geschult, das Programm anhand präziser praxiserprobter Handlungsanweisungen durchzuführen. Die Standardisierung ist eine wichtige Voraussetzung für die wissenschaftliche Evaluation und eine erfolgreiche überregionale Implementierung und unterscheidet das Konzept von bereits vorhandenen Ansätzen. Das LMB ist so konzipiert, dass alle praktizierenden LMB-Übungsleitenden monatlich eine Rückmeldung über ihre Erfahrungen an das Referenzzentrum der Forschungsgruppe Geriatrie Lübeck leiten. U.a. auf dieser Basis erfolgt unter Berücksichtigung wissenschaftlicher Erkenntnisse die Weiterentwicklung des Programms. Die Übungsleitenden werden in regelmäßigen Abständen über die Aktualisierung informiert.

Welche Erfahrungen haben Sie bei der Qualitätsentwicklung Ihres Angebotes gemacht?
Welche Stolpersteine haben Sie festgestellt?

Die im LMB aktiven Übungsleitenden schätzen den Austausch untereinander und mit dem Lübecker Team. Es kommen sowohl bei der Pflegeeinrichtung als auch bei den Übungsleiter/innen Fragen zur Eignung von älteren Personen für eine Teilnahme am LMB auf. Ältere Personen, die einen Pflegebedarf haben, noch stehfähig sind (ggf. mit Hilfsmittel) und an einem Gruppentraining teilnehmen können/wollen werden mit dem LMB adressiert. Einige Übungsleitende haben erstmalig Kontakt mit dem Setting Pflegeeinrichtung, sodass der sensible Umgang mit einer pflegebedürftigen Zielgruppe mit ihren speziellen Bedürfnissen und die Individualisierungsmöglichkeiten des Trainings zunächst erprobt werden müssen. Ein enger Austausch mit in dem Bereich erfahrenen Übungsleitenden und Mitarbeitern der Pflegeeinrichtung ist daher wichtig.

Wie dokumentieren Sie Ihre Arbeit? (z.B. Konzepte, Handreichung)

Im Rahmen der Schulung erhalten die Übungsleitenden ein Kursmanual, dass ein Handbuch und die ausgearbeiteten Bewegungswelten (Planungs- und Dokumentationsbogen) enthält.

Es ist kein Ergebnisbericht vorhanden.

Das Vorgehen der Qualitätsentwicklung kann ganz unterschiedlich sein. Einiges haben Sie bereits genannt. Welches der folgenden Verfahren wenden Sie zusätzlich an?

Erläuterung

Die Forschungsgruppe Geriatrie Lübeck (FGL) wird im Rahmen einer prospektiven quasi-randomisierten Kohortenstudie prüfen, ob eine „Veränderung der Selbsthilfefähigkeiten von geriatrischen Nutzern eines motorisch-kognitiv aktivierenden Trainings in Pflegeinstitutionen“ zu erwarten ist. Außerdem werden die von den Übungsleiter/innen dokumentierten Übungseinheiten sowie das Tägliche Bewegungsprogramm auf seine Akzeptanz und Umsetzbarkeit hin untersucht.

Erläuterung

Das Angebot wird sowohl einer quantitativen als auch einer qualitativen Evaluation unterzogen. Im Rahmen der Effektevaluation wird eine prospektive kontrollierte quasi-randomisierte Kohortenstudie durchgeführt. Es handelt sich um eine low-risk-Studie, die die „Veränderung der Selbsthilfefähigkeiten von geriatrischen Nutzern eines motorisch-kognitiv aktivierenden Trainings in Pflegeinstitutionen“ untersucht. In Lübeck werden Studienteilnehmer/innen für die Interventionsgruppe rekrutiert, in Kiel (dort wird das Training nach dem Lübecker Modell Bewegungswelten zunächst noch nicht angeboten wird) für die Kontrollgruppe.
Ob sich die Teilnehmer/innen hinsichtlich ihrer Selbsthilfefähigkeit, Lebensqualität, motorischen Fähigkeiten und Kognition von Nicht-Teilnehmer/innen unterscheiden wird mittels einer umfassenden Assessment-Batterie ein Jahr lang alle 3 Monate +- 2 Wochen untersucht.
Der Interventions-Kohorte wird zweimal wöchentlich eine Trainingsstunde mit 45 Minuten Bewegungstraining in einer Pflegeeinrichtung angeboten. Etwa 10 verschiedene Veranstaltungsorte bieten das Training an. Das Training wird durch „Mein tägliches Bewegungsprogramm“ ergänzt, das die Teilnehmer/innen selbstständig im Alltag durchführen können. Das Gros der prospektiven Teilnehmer wird über Mitarbeiter der Senioreneinrichtung zur Teilnahme vorgeschlagen, in denen diese pflegebedürftigen Älteren wohnen. Außderdem können auch andere an der Pflege oder medizinischen Behandlung beteiligte Personen die Rekrutierung initiieren.
Im Rahmen der qualitativen Evaluation wird die Durchführbarkeit und Akzeptanz des Angebotes untersucht. Bei der formativen Evaluation soll u.a. überprüft werden, welche hemmenden und welche fördernden Bedingungen die Umsetzung des Angebots beeinflussen, wie sich die Teilnahme an der Intervention auf den Pflegebedarf bei den Teilnehmer/innen auswirkt und wie die Mitarbeiter/innen in den Organisationen das Angebot und seine Umsetzung beurteilen.

Welche Methoden werden bei der externen Evaluation angewendet?

Effektevaluation
- Barthel plus
- Testung der Allgemeinen Ausdauer
- Six Item Screener
- Lebensqualität/Bewertung des Trainingsprogramms
- Teilnahme an anderen Aktivitäten
- 4-m-Gehtest (habituell und forciert)
- Test zur Schulterbeweglichkeit
- 20-Cents-Test
- Balance-Tests (Romberg-Stand und Einbeinstand)
- Timed up an go (ohne Distraktion und kognitiv)
- Handkraftmessung
- Stuhlaufstehtest (Five Chair Rise Test)

Formative Evaluation
- Teilstrukturierte und problemzentrierte Interviews
- Teilnehmende Beobachtungen
- Dokumentenanalysen
- Standardisierte, schriftliche Erhebungen von Strukturdaten der Einrichtungen sowie Befragungen der Mitarbeiter

Wer führt die die externe Evaluation des Angebotes durch?

Ob sich nachhaltige positive Effekte bei den TN feststellen lassen („Effektevaluation“), wird vom Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, Abteilung Supportivangebote Sport- und Bewegungstherapie unter der Leitung von Dr. Thorsten Schmidt in Kooperation mit dem Institut für Sportwissenschaft der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (Leitung: Prof. Dr. med. Weisser) untersucht.

Dr. Annett Horn und Thomas Kleina vom Institut für Pflegewissenschaft der Universität Bielefeld (Leitung: Prof. Dr. Doris Schaeffer) überprüfen die Durchführbarkeit und Akzeptanz des Programms in den Pflegeeinrichtungen („Formative Evaluation“).

Qualitätszirkel

In Schleswig-Holstein werden in Kooperation mit dem Landessportverband Schleswig Holstein zweimal jährlich Qualitätszirkel angeboten, die sich an alle aktiven Übungsleiter/innen des Lübecker Modell Bewegungswelten richten. Die Inhalte orientieren sich eng an den Bedürfnissen der Übungsleiter/innen. Der Qualitätszirkel dient u.a. dem Erfahrungsaustausch, der Spezifizierung inhaltlicher Aspekte des Trainings, der Präsentation von Veränderungen und fachlichen Beiträgen z.B. zum Thema Demenz, Umgang mit der hochbetagten Zielgruppe, Verknüpfung motorischer und kognitiver Aspekte des Trainings oder Möglichkeiten zur Individualisierung der Übungen.

Die Qualitätsentwicklung und Ergebnissicherung sind nicht in ein Qualitätsmanagementsystem eingebunden.


Stand

13.06.2018

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