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Angebotsdarstellung

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TRIAS networking

Kurzbeschreibung mit Zielen und Maßnahmen

Hauptziel: Verbesserung der gesundheitlichen Versorgung von suchtkranken Migranten im Großraum Bonn und Rhein-Sieg durch Kooperation

Teilziele:
1. Etablierung von speziellen Angeboten gemessen an den Versorgungsdefiziten in Bezug auf die suchtkranken Migranten im Großraum Bonn
2. Schwerpunktsetzungen in der Versorgung suchtkranker Menschen mit Migrationshintergrund in Bonn
3. Verbreitung eines kultursensiblen Ansatzes in der Behandlung und Betreuung von suchterkrankten Menschen
4. Zugänglichmachen von gendersensiblen Ansätzen auch für MigrantInnen mit Suchterkrankungen
5. Vernetzung ambulanter und stationärer Hilfeangebote im Großraum Bonn und Rhein-Sieg
6. Öffentlichkeitsarbeit und Fachpublikationen zur Information von Betroffenen, der allgemeinen Öffentlichkeit und dem suchtmedizinisch-psychiatrischen Fachpublikum
7. Kontinuierliche Weiterentwicklung aller Angebote

Das Hauptziel der Transkulturellen Institutsambulanz Sucht der Abteilung für Abhängigkeitserkrankungen und Psychotherapie, kurz TRIAS, ist die Verbesserung der gesundheitlichen Versorgung von suchtkranken Migranten im Großraum Bonn und in den angrenzenden Landkreisen. Dazu hat neben der Entwicklung von kultursensiblen, auf MigrantInnen zugeschnittenen Behandlungsansätzen vor allem das Networking – im Sinne der Vernetzung mit den lokalen Suchthilfe- und Suchttherapieangeboten – zentrale Bedeutung.

Das übergeordnete Ziel gliedert sich in Teilziele, deren Inhalte und Methoden im Folgenden ausgeführt werden.
1. Etablierung von speziellen Angeboten gemessen an den Versorgungsdefiziten in Bezug auf die suchtkranken Migranten im Großraum Bonn
In der Stadt Bonn liegt der Ausländeranteil mit 16,0% weit über dem bundesdeutschen Durchschnitt von 8,9%, im Rhein-Sieg-Kreis liegt er bei 8,4% (vgl. BAMF 2008; LDS NRW 2008; Statistisches Bundesamt 2008). Die größten nationalen Bevölkerungsgruppen in Bonn sind dabei türkische, marokkanische, italienische, polnische und russische Einwanderer, im Rhein-Sieg-Kreis türkische, griechische, italienische, polnische und russische (LDS NRW 2008), sowie jeweils eine hohe Anzahl russischsprachiger Spätaussiedler aus den ehemaligen GUS.
Die Behandlungszahlen ergaben, dass vergleichsweise wenige PatientInnen/ KlientInnen dieser Bevölkerungsgruppen in den beteiligten Institutionen behandelt werden und dass die behandelten Patienten vergleichsweise hohe Abbrecher- und Rückfälligkeitsquoten aufwiesen.
Um die Bedürfnisse der MigrantInnen und SpätaussiedlerInnen zu erfüllen, wurden von der TRIAS spezielle Angebote für russisch-, türkisch- und polnischsprachige Migrantinnen und Migranten etabliert. Die Erfahrungen mit diesen Angeboten werden im Netzwerk ausgetauscht und mit den Erfahrungen der Partnerorganisationen verglichen.
Die weiteren Ziele sind eine Ausweitung der Angebote auf weitere spezifische Migrantengruppen, sowie die Etablierung eines kulturallgemeinen Ansatzes, der eine kultursensible Behandlung aller Migrantengruppen, Kulturkreise, gesellschaftlichen Schichten und Gruppen ermöglicht.

2. Schwerpunktsetzungen in der Versorgung suchtkranker Migranten in Bonn
Die Bonner Kooperationspartner im Arbeitskreis „Migration und Sucht“ verfolgen eigene Zielsetzungen und Schwerpunkte in der Arbeit mit suchtkranken MigrantInnen, die hier kurz vorgestellt werden. Die Koordination der Suchthilfe- und Suchttherapieangebote zu einem umfassenden Bonner Netzwerk erfolgt im gemeinsamen Austausch im Arbeitskreis „Migration und Sucht“.

Stadt Bonn:
Die Stadt Bonn fördert drei spezielle Suchthilfeprojekte, die sich an abhänigkeitserkrankte Migrantinnen und Migranten aus den ehemaligen GUS-Staaten wenden, deren Muttersprache Russisch ist. Gefördert werden Migrationsprojekte der LVR-Klinik Bonn, des Vereins für Gefährdetenhilfe gB-GmbH und der Fachambulanz Sucht Caritas/Diakonie.
Die Stadt Bonn legt besonderen Wert auf die Vernetzung der geförderten Migrationsprojekte, um Angebotsstrukturen zu optimieren, Zugangswege zu den Suchthilfeangeboten zu erleichtern und angemessen auf die unterschiedlichen Problem- und Bedürfnislagen von suchtkranken Migrantinnen und Migranten reagieren zu können.
So wurde im Jahr 2005 auf Initiative der Stadt Bonn der Arbeitskreis "Migration und Sucht" gegründet. Dieser zielt auf eine verstärkte Koordination der jeweiligen Angebote sowie auf eine Erhöhung der Wirksamkeit der Tätigkeiten. Inhalte des Arbeitskreises sind neben Koordinationsleistungen vor allem die Einbindung in das Bonner Hilfesystem.
Ende 2007 wurde der Arbeitskreis erweitert um Vertreterinnen und Vertreter der speziellen Angebote der LVR-Klinik Bonn für suchtkranke Migrantinnen und Migranten aus dem islamisch geprägten Kulturraum sowie für polnischsprachige Suchtkranke.

Kooperationsprojekt Straßensozialarbeit:
Das Angebot des Kooperationsprojekt Straßensozialarbeit richtet sich an jugendliche und junge erwachsene Migranten bis einschließlich 26 Jahre (laut Kinder- und Jugendhilfegesetz), die gefährdet beziehungsweise von Ausgrenzung bedroht sind und von den herkömmlichen Angeboten der Jugend- oder Sozialarbeit nicht oder kaum mehr erreicht werden. Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen werden in ihren selbst gewählten Räumen (Straßen, Parks usw.) und Treffpunkten aufgesucht. Das Kooperationsprojekt bietet Gesprächs- und Beratungsmöglichkeiten, Unterstützung in persönlichen und Krisensituationen wie auch Angebote zur Prävention und Suchthilfe auch für Migranten und Migrantinnen.

Verein für Gefährdetenhilfe:
Die Beratungsstelle für suchtmittelabhängige Aussiedler beim Verein für Gefährdetenhilfe (VFG) wendet sich mit ihrem Hilfeangebot an volljährige Bonner, vorrangig drogenabhängige Aussiedler aus den Staaten der ehemaligen GUS, wobei vereinzelt auch alkoholabhängige Aussiedler das Hilfeangebot in Anspruch nehmen. Da zudem bei der Zielgruppe des VFG in aller Regel besonders schwierige soziale Lebensverhältnisse vorliegen, gilt es, neben der Überwindung der Suchtmittelabhängigkeit durch die Vermittlung von Hilfeangeboten wie Entgiftungsbehandlung, Therapie oder Substitutionsbehandlung, ebenfalls die besonderen sozialen Schwierigkeiten zu überwinden. Letzteres beinhaltet insbesondere die soziale Absicherung durch Hilfe bei der Sicherstellung des Lebensunterhalts, Besorgung von Ausweispapieren, Unterbringung in Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe, Wohnungssuche, Arbeitssuche, Schuldenregulierung, Klärung der strafrechtlichen Situation, Kontaktaufnahme zu Familienangehörigen etc.

Fachambulanz Sucht der Caritas/Diakonie:
In der Fachambulanz Sucht, Kooperation von Caritasverband und Diakonischem Werk, werden im Rahmen des Angebots russischsprachige Jugendliche, Erwachsene und Familien bei allen Fragen und Problemen im Zusammenhang mit Substanzkonsum beraten, behandelt und betreut.
Die Präventionsangebote der Fachambulanz Sucht richten sich schwerpunktmäßig an Eltern, Familien und das soziale Umfeld der Betroffenen.

Jugendmigrationsdienst Heimstatt e.V.:
Der Jugendmigrationsdienst Bonn (JMD) ist vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend mit der Beratung von Neuzuwanderern im Alter von 12 bis 27 Jahren sowie länger ansässigen Migranten/innen bei integrationsbedingten Problemen beauftragt worden. Vorrangig ist die Arbeit mit nicht mehr allgemein schulpflichtigen jungen Menschen mit Migrationshintergrund. Der Zuständigkeitsbereich umfasst die Städte Bonn, Bad Honnef und Königswinter. Bei Bedarf wird gezielte Einzelfallbegleitung (Integrationsförderplan) im gesamten Integrationsprozess angeboten. Jugendliche und junge Erwachsene finden beim Jugendmigrationsdienst: Information, Beratung (muttersprachliche Beratung in den Sprachen russisch, polnisch und kroatisch), Begleitung. Der Jugendmigrationsdienst bietet Information und passgenaue Vermittlung in Deutsch- und Integrationskurse, sozialpädagogische Begleitung von jungen Integrationskursteilnehmern/innen, Hilfeleistung bei der Aufnahme in Schulen, Unterstützung bei schulischer und beruflicher Qualifizierung, Hilfe bei der Anerkennung von Schul- und Berufsabschlüssen, Beratung bei Fragen zu Kindergarten, Schule, Berufsausbildung, Sozialleistungen, Aufenthaltsrecht, Arbeitssuche, Wohnen, Freizeit und Kontaktmöglichkeiten, freiwilliges und ehrenamtliches Engagement, Beratung der Eltern bei Integrationsschwierigkeiten ihrer Kinder.

3. Verbreitung eines kultursensiblen Ansatzes in der Behandlung und Betreuung von Suchtkranken
Durch interkulturelle Trainings, die Teilnahme an externen Fachfortbildungen sowie die Durchführung hausinterner Fortbildungsveranstaltungen wird die Auseinandersetzung mit eigenen und fremden kulturellen Selbstverständlichkeiten unter den MitarbeiterInnen angeregt und die dazu notwendigen Kompetenzen gefördert. Es werden konkrete Hilfestellungen, sowie ein Leitfaden für die Anamneseerhebung von suchkranken MigrantInnen entwickelt. Diese Erfahrungen werden im Netzwerk aber auch in den anderen Abteilungen der LVR-Klinik verbreitet.

4. Zugänglichmachen von gendersensiblen Ansätzen auch für MigrantInnen mit Suchterkrankungen
In der bisherigen Arbeit mit MigrantInnen wurde deutlich, dass Geschlechterrollen kulturell differieren, dass Frauen und Männer andere Migrationserlebnisse schildern und gehäuft bestimmte Bewältigungsstrategien und Krankheitsbilder aufweisen, was sich auch im Bereich der Suchterkrankungen und Psychiatrie ausdrückt. Um diesen Bedürfnissen gerecht zu werden, wird der gendersensible Ansatz auch in der Arbeit mit suchtkranken MigrantInnen berücksichtigt. Es werden spezielle Angebote für Frauen und Männer konzipiert.

5. Vernetzung ambulanter und stationärer Hilfeangebote im Großraum Bonn und Rhein-Sieg
Die Transkulturelle Ambulanz wird von der Stadt Bonn finanziell unterstützt, um die zusätzlichen migrationsspezifischen Angebote und Professionen realisieren zu können.

Im Oktober 2005 wurde in Bonn der „Arbeitskreis Migration und Sucht“ gegründet. Dort arbeitet die Transkulturelle Ambulanz mit folgenden lokalen Institutionen der Suchthilfe zusammen: dem Verein für Gefährdetenhilfe, dem Jugendmigrationsdienst Heimstatt e.V., dem Kooperationsprojekt Streetwork, der Fachambulanz Sucht der Caritas/Diakonie und der Stadt Bonn. In regelmäßigen Treffen wird zum einen gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit betrieben, wobei ein gemeinsamer mehrsprachiger Flyer erstellt wurde. Zum anderen werden Erfahrungen in der Behandlung und Beratung von suchtkranken Migranten ausgetauscht und weitergegeben sowie Versorgungsangebote koordiniert, um sowohl kommunale Minder- als auch Doppelversorgung zu reduzieren.

6. Öffentlichkeitsarbeit und Fachpublikationen zur Information von Betroffenen, der allgemeinen Öffentlichkeit und dem suchtmedizinisch-psychiatrischen Fachpublikum
In deutsch- und fremdsprachigen Lokalmedien wird über Suchterkrankungen und die jeweiligen Behandlungsmöglichkeiten informiert. Neben Vorträgen und Publikationen für das interessierte Fachpublikum werden Evaluationen durchgeführt. Durch Evaluationen und standardisierte Verfahren werden die verschiedenen Projekte der Transkulturellen Ambulanz auf ihre Wirkung und Qualität hin untersucht. Zusätzlich werden Daten erhoben, um die Patientengruppen näher spezifizieren zu können und die Angebote dementsprechend weiterentwickeln zu können. In dieser Versorgungsforschung wird ein Beitrag zur wissenschaftlichen Erforschung von Kultur und Sucht geleistet.

7. Kontinuierliche Weiterentwicklung aller Angebote
Anhand der gewonnenen Ergebnisse der Angebote, anhand von Evaluationen, ermittelten Bedürfnissen von Patientinnen und Patienten, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie anhand von gesellschaftlichen Veränderungen wird die TRIAS kontinuierlich weiterentwickelt.


Kontakt

Frau Karoline F. Spiske
Kaiser-Karl-Ring 20
53111 Bonn (Nordrhein-Westfalen)

Telefon: 0228551 / 2211

E-Mail: suchtmedizin-bonn(at)lvr.de

Website: http://www.klinik-bonn.lvr.de


Projektträger

LVR-Klinik Bonn, Abteilung für Abhängigkeitserkrankungen und Psychotherapie
Kaiser-Karl-Ring 20
53111 Bonn


Laufzeit des Angebotes

Beginn: Oktober 2005

Abschluss: kein Ende geplant


Welche Personengruppe(n) in schwieriger sozialer Lage wollen Sie mit Ihrem Angebot erreichen?

  • Migrant/-innen in schwieriger sozialer Lage
  • Suchtkranke Personen

Das Angebot richtet sich insbesondere an folgende Altersgruppen

  • 18 bis 29 Jahre
  • 30 bis 49 Jahre
  • 66 bis 79 Jahre
  • 50 bis 65 Jahre

Das Angebot umfasst geschlechtsspezifische Angebote für

  • Jungen / Männer
  • Mädchen / Frauen

Schwerpunkte des Angebotes

  • Sucht

Das Angebot wird hauptsächlich in folgenden Lebenswelten umgesetzt

  • Krankenhaus
  • Stadt / Stadtteil / Quartier / Kommune

Stand

07.03.2014

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