19.02.2018
1. Präventionskonferenz in Marburg "Gesundheit fördern - Versorgung stärken" am 24.01.2017 im Landratsamt des Landkreises Marburg-Biedenkopf
Rolf Reul, Landkreis Marburg-Biedenkopf Fachbereich Gesundheitsamt
Tina Sass, Hessische Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung e.V. (HAGE)
Schlagwörter:Health in All Policies, Kommunen, Präventionsketten
Auf der 1. Präventionskonferenz für den Landkreis Marburg-Biedenkopf und der Universitätsstadt Marburg wurde im Plenum und in verschiedenen Arbeitsgruppen diskutiert, wie die Gesundheitsförderung und Prävention in der Zukunft gestaltet werden kann, so dass die Bevölkerung davon profitiert. Die Landrätin Kirsten Fründt und der Oberbürgermeister der Universitätsstadt Marburg Dr. Thomas Spies machten in ihren Grußworten deutlich, dass hierbei die Bedarfe und Bedürfnisse der Menschen in der Region im Vordergrund stehen. Die ressortübergreifende Zusammenarbeit im Sinne des WHO Ansatzes „Health in All Policies“ spielt dabei ebenso eine zentrale Rolle, wie das im Jahr 2015 in Kraft getretene Präventionsgesetz.
Den gemeinsamen Willen, die damit verbundenen Aufgaben anzugehen, hatten Frau Fründt und Herr Dr. Spies bereits im September bekräftigt, als sie die Urkunde zum Beitritt zum Partnerprozess „Gesundheit für alle“ der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung unterzeichnet haben. Stadt und Landkreis haben sich damit, so hob es Dieter Schulenberg, Geschäftsführer der HAGE, in seinem Grußwort bei der Präventionskonferenz hervor, in einer bisher in Deutschland einmaligen Konstellation zur Zusammenarbeit entschlossen. Sie wollen „Gesundheit für alle“, also unabhängig von Alter, Geschlecht, kulturellem Hintergrund und der sozialen Lage, durch die Entwicklung einer integrierten kommunalen Präventionsstrategie fördern. Dabei sollen gesundheitsfördernde Maßnahmen öffentlicher und privater Träger auf kommunaler Ebene besser aufeinander abgestimmt und zu einer Präventionskette zusammengeführt werden.
Im Anschluss an die Grußworte stellte Frau Dr. Birgit Wollenberg, Leiterin des Gesundheitsamtes die Initiative „Gesundheit fördern - Versorgung stärken“ für Stadt und Landkreis vor. Hauptziel ist, dass Maßnahmen zur Stärkung gesundheitsfördernder Lebensverhältnisse und gesunder Lebensstile allen Menschen in den drei Lebensphasen „Gesund aufwachsen - Gesund bleiben - Gesund altern“ zugänglich gemacht werden. Die Einbeziehung der Bedarfe der Menschen in den kreisangehörigen Städten und Gemeinden ist hierbei von zentraler Bedeutung. Die bereits im letzten Jahr begonnen Gespräche des Gesundheitsamtes mit den Bürgermeistern lieferten erste wichtige Hinweise zu möglichen Handlungsfeldern in den verschiedenen Lebensphasen. Die Geschäftsstelle der Initiative ist beim Gesundheitsamt angesiedelt.
Zsuzsanna Majzik von der Gesundheitsregion plus Erlangen-Höchstadt und Erlangen zeigte in ihrem Impulsvortrag, wie die Etablierung von integrierten kommunalen Strategien in der Praxis bedarfsorientiert funktionieren kann und welche Schritte bedacht werden müssen. Mittels einer partizipativen Bedarfsanalyse wurden in Erlangen die Zielgruppen bestimmt und Strategien entwickelt. Zu den Zielgruppen zählen unter anderem Alleinerziehende, Langzeitarbeitslose 50 +, junge Mütter in schwierigen Lebenslagen, Menschen mit Migrationshintergrund und Menschen mit Behinderung. Die Übergänge wurden dabei besonders beachtet, wie beispielsweise vom Erwerbsleben in das Rentenalter. Deutlich wurde, dass eine gelingende Kooperation die Bereitschaft braucht aufeinander zuzugehen, aber auch Verlässlichkeit und Verbindlichkeit sowie Wertschätzung und die Begegnung auf Augenhöhe. Frau Majzik hob die förderlichen Rahmenbedingungen in Bayern seit 2015 hervor. Das Land finanziert und baut flächendeckend Gesundheitsregionen in den Landkreisen auf.
Vor der Mittagspause diskutierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in moderierten Kleingruppen zu den Fragen „Was bedeutet für mich Gesundheit?“ und „Welche Bedingungen braucht es, um in Stadt und Landkreis ein gesundes aufwachsen, gesundes bleiben und gesundes älter werden zu ermöglichen?“. Deutlich wurde, dass es niederschwellige, interdisziplinäre und vernetzte Angebote braucht, finanzielle und materielle Ressourcen für die einzelnen Projekte zur Verfügung stehen müssen, Angebote für unterschiedliche Zielgruppen verfügbar sind und die Mobilität in der Fläche verbessert wird. In lebensphasenbezogenen Arbeitsgruppen wurden an Hand von guten Praxisbeispielen diese Diskussionen fortgesetzt.
Im Abschlussplenum wurden die Kernaussagen aus den Arbeitsgruppen noch einmal aufgegriffen. Es wurde darauf hingewiesen, dass es „Kümmerer“ braucht, die aufbauend auf einer Bedarfsanalyse gesundheitsfördernde Angebote und Maßnahmen entwickeln und miteinander vernetzen. Gleichzeitig muss der Zugang zu solchen Angeboten verbessert werden. Es fehlt vielfach an der notwendigen Transparenz bei den Angeboten und die Zielgruppen werden zu wenig bei der Umsetzung der Maßnahmen beteiligt. Dabei darf nicht übersehen werden, dass die Menschen oft mit anderen Problemen, wie z. B. ein gesundheitsschädliches Wohnumfeld oder unzureichenden Zugang zu gesunden Nahrungsmitteln, beschäftigt sind. Die Lebenssituationen müssen stärker berücksichtigt werden.
Die Anwesenden wurden darauf aufmerksam gemacht, dass in der zukünftig einmal jährlich geplanten Präventionskonferenz unterschiedlichen Fragen in der Gesundheitsförderung und Prävention nachgegangen wird. Gleichzeitig sollen neue Impulse für Maßnahmen gesetzt werden, welche dazu beitragen gemeinsam erarbeitete Gesundheitsziele zu erreichen. Ein wichtiger Baustein sind hierbei die vorgesehenen Arbeitskreise „Gesund aufwachsen“, “Gesund bleiben - Mitten im Leben“ und „Gesund altern“. Diese sollen innerhalb der nächsten drei Monate ihre Arbeit aufnehmen. Unterstützt werden sie dabei von der Geschäftselle der Initiative „Gesundheit fördern - Versorgung stärken” und dem Projekt „Gesunde Stadt“ bei der Universitätsstadt Marburg. Die Arbeitskreise sind als partizipatives Instrument zu verstehen, bei dem alle Beteiligten die Möglichkeit haben sich mit ihrem Wissen und Erfahrungen einzubringen.
Ein herzliches Dankeschön an alle Referentinnen und Referenten, Moderatorinnen und Moderatoren sowie an alle, die zum Gelingen der 1. Präventionskonferenz in Marburg beigetragen haben!
Einige Präsentationen stehen Ihnen zum Download auf www.hage.de zur Verfügung.