06.05.2013
Aktiv- und Bewegungsräume für Jung und Alt im öffentlichen Raum - gesundheitsfördernd, integrierend, generationenverbindend
Marisa Elle, Gesundheit Berlin-Brandenburg
Schlagwörter:Auszeichnung, Bewegungsförderung, Wettbewerb
Das Europäische Jahr 2012 stand unter dem Motto „Aktives Altern und Solidarität zwischen den Generationen“. Zahlreiche Aktionen und Projekte boten eine Plattform, um u. a. zu diskutieren, wie ein aktives und auch gesundes Altern möglich ist und welchen Beitrag generationenverbindende Aspekte leisten können.
Die Koordinierungsstelle Gesundheitliche Chancengleichheit Brandenburg hat in diesem Zusammenhang am 11. Juni 2012 die Fachtagung „Generationen Hand in Hand. Für ein gesundes und aktives Älterwerden in Zeiten demografischer Veränderungen“ in Kooperation mit dem Ministerium für Arbeit, Soziales, Frauen und Familie des Landes Brandenburg veranstaltet.
So sind die demografischen Veränderungen in Brandenburg bereits deutlich spürbar. Vor allem junge Menschen und Familien wandern ab. Hinzu kommen strukturelle Besonderheiten ländlicher Regionen, die schon heute eine große Herausforderung für ein gesundes und aktives Älterwerden darstellen. Um den Lebens- und Arbeitsalltag dennoch organisieren zu können, müssen Menschen verschiedener Generationen Hand in Hand zusammenwirken.
In Potsdam erörterten unterschiedliche Akteur/innen, unter welchen Bedingungen ein Für- und Miteinander machbar ist und wie der Zusammenhalt der Generationen vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklungen gelingen kann. Die Dokumentation der Veranstaltung kann hier (PDF-Datei, 3,8 MB) heruntergeladen werden.
Wettbewerb „Aktivplätze, fertig, los!“
Ein gesundes und aktives Älterwerden bedarf auch eines entsprechenden Umfeldes oder Lebensraumes. Gerade in strukturschwachen Regionen, in denen Wege weit werden und Mobilität ein Hindernis darstellen kann, ist dies eine Herausforderung. Vor diesem Hintergrund haben sich bereits zahlreiche Akteur/innen im Land, wie Wohnungsunternehmen oder Wohlfahrtsverbände, auf den Weg gemacht und Maßnahmen zur Verbesserung des Wohn- und Lebensumfeldes initiiert. Gerade ältere Bürgerinnen und Bürger profitieren von diesen Maßnahmen. Aber auch junge Menschen und Familien nutzen Begegnungs- und Bewegungsplätze im öffentlichen Raum.
Ein aktiver Lebensstil wirkt sich positiv auf die Gesundheit und das allgemeine Wohlbefinden aus. Körperliche Aktivität und Bewegung hält gesund, fördert die Mobilität und Selbstständigkeit, welche gerade im Alter so wichtig ist. Bedarfsorientierte und auf die Zielgruppe abgestimmte Maßnahmen und Angebote sind notwendig. Neben konkreten Bewegungsangeboten kann eine bewegungsförderliche Wohnumfeldgestaltung oder ein Aktivplatz in der Nähe dazu einladen, Bewegung in den Alltag zu integrieren und aktiv zu sein: Aktiv an Bewegung und in Begegnung mit anderen.
Generationenverbindende Aktivplätze sind Orte der aktiven Freizeitgestaltung und des sozialen Miteinanders. Neben Spielgeräten für Kinder bieten speziell für Erwachsene sowie ältere Bürger konzipierte Aktivbereiche und eine bewegungsfreundliche Untergrundgestaltung die Möglichkeit der Bewegung und Begegnung an der frischen Luft. Die im öffentlichen Raum gelegenen Aktivplätze haben einen hohen Aufforderungscharakter für Bewegung und Spaß. Durch Gemeinschaftsplätze (z.B. Schach, Boule) kann die Attraktivität dieser Orte für Jung und Alt erhöht werden. Der öffentliche Raum ist sehr gut geeignet für die Etablierung von Aktivplätzen, denn in ihm kann ein Beitrag zur Zugehörigkeit aller Menschen geleistet und die Chance auf Teilhabe und Gesundheit unterstützt werden. Viele Menschen - ob jung oder alt und unabhängig von ihrer Herkunft - können sich mit ihren Interessen wiederfinden und einbringen. Voraussetzung ist der Abbau von Barrieren. Dies entspricht dem Grundgedanken der Inklusion und ist nur dann realisierbar, wenn die Umsetzung von Aktivplätzen eingebettet ist in eine kommunale und nachhaltige Gesamtstrategie.
Vor diesem Hintergrund hat Gesundheit Berlin-Brandenburg im Herbst 2012 den Wettbewerb „Aktivplätze, fertig, los!“ ausgelobt. Unterstützt durch das Ministerium für Arbeit, Soziales, Frauen und Familie des Landes Brandenburg und aus Mitteln des Mauerfonds finanziert, wurden Kommunen, freie Träger und alle interessierten Akteur/innen im Land dazu aufgerufen, ihre Vorhaben zur Schaffung von Aktivplätzen einzureichen. Dabei wurden Beiträge unterstützt, die in 2013 einen Aktivplatz zur Gesundheits- und Bewegungsförderung insbesondere älterer Menschen planen und umsetzen.
Insgesamt wurden 26 Beiträge mit Konzept, Planungsskizze und Finanzplan eingereicht und anhand folgender Kriterien bewertet:
Konzeption
Als Grundvoraussetzung zur Teilnahme am Wettbewerb lag eine Konzeption vor. Aus ihr ging der Zusammenhang zur Gesundheits- und Bewegungsförderung hervor. Der Wettbewerbsbeitrag beschrieb drüber hinaus, wie Bewegung und soziale Interaktionen zwischen den Zielgruppen mit Hilfe einer bewegungsfreundlichen, zielgruppengerechten, bedarfsorientierten und den Austausch fördernden Gestaltung des Aktivplatzes gefördert werden. Er gab zudem Informationen darüber, welche Kriterien bei der Auswahl der Freifläche zur Umsetzung des Aktivplatzes berücksichtigt wurden (z.B. Lage, Erreichbarkeit, Akzeptanz der Anwohner/innen etc.). Die Konzeption wurde durch eine grobe Planungsskizze des Aktivplatzes ergänzt.
Zielgruppe(n)
Die Zielgruppe(n) der älteren Menschen sowie Kinder und deren Familien waren in der Konzeption beschrieben. Ein generationenverbindender Charakter prägte das Beschreibungsbild. Aus der Konzeption ging hervor, wie viele Menschen mit dem Vorhaben erreicht werden sollen.
Partizipation und Empowerment
Der Wettbewerbsbeitrag stellte dar, wie
- die entsprechenden Zielgruppe(n) unter der Berücksichtigung ihrer Stärken und Ressourcen bei der Planung und Umsetzung des Vorhabens beteiligt und einbezogen werden bzw. wurden
- die Bedarfe/Wünsche/Ideen der Zielgruppe(n) in die Konzeption des Vorhabens einflossen
Integriertes Handlungskonzept
Der Wettbewerbsbeitrag stellte dar, wie
- eine ressourcenbündelnde und fach- bzw. ressortübergreifende Zusammenarbeit unterschiedlicher Akteure und Partner zur Realisierung des Vorhabens gestaltet wird und/oder wurde
- kommunale Strukturen und Akteure berücksichtigt und einbezogen werden und/oder wurden
Inklusion
Nach dem Prinzip der Wertschätzung und Vielfalt aller Menschen beschrieb der Wettbewerbsbeitrag, wie der Aktivplatz für alle Menschen mit ihren jeweils individuellen Möglichkeiten zugänglich und nutzbar ist.
Nachhaltigkeit
Das Vorhaben strebt eine langfristige und aktive Nutzung des Aktivplatzes an. Der Wettbewerbsbeitrag stellte dar, wie eine Betreuung und Pflege des Aktivplatzes durch lokale Akteure gewährleistet werden kann.
Kosten-Nutzen-Relation
Es lag ein Finanzplan zum Vorhaben vor. Des Weiteren wurde aus der Konzeption ersichtlich, wie zukünftig anfallende Kosten getragen werden. Dabei wurde aufgezeigt, dass die Kosten in einem angemessenen Verhältnis zum Nutzen stehen.
Eine Jury, u. a. bestehend aus Vertreter/innen der Ministerien unterschiedlicher Ressorts, dem Städte- und Gemeindebund Brandenburg, dem Familienverband sowie dem Seniorenrat des Landes Brandenburg, wählte anhand der Bewertungskriterien die Preisträger/innen aus.
Preisverleihung
Am 18. März 2013 fand die feierliche Preisverleihung in Potsdam statt. Stefan Pospiech, Geschäftsführer von Gesundheit Berlin-Brandenburg, setzte mit seinem Vortrag (PDF-Datei, 80kB) die Preisverleihung in ihre fachliche Perspektive. Anhand von drei Thesen zeigte er, dass Gesundheits- und Bewegungsförderung bei älteren Menschen mehrdimensional zu betrachten sei:
- Für das Bewegungsverhalten älterer Menschen sind Veränderungen der räumlich-strukturellen Einflussfaktoren auf kommunaler Ebene wichtig.
- Bewegungs- und Gesundheitsförderung vermehrt den sozialen Zusammenhalt und die Netzwerkbildung.
- Bewegungs- und Gesundheitsförderung ist ein intersektorales Bindeglied.
Anschließend ehrte Minister Günter Baaske (Ministerium für Arbeit, Soziales, Frauen und Familie) die sechs Preisträger/innen und überreichte ihnen ihre Urkunden. Insgesamt wurden Preisgelder in Höhe von 170.000 Euro vergeben, welche der Umsetzung der geplanten generationenverbindenden Aktivplätze dienen.
In kollegialen Gesprächsrunden tauschten sich die Teilnehmenden zu ihrem Vorhaben aus. So entstand eine lebendige Diskussion mit vielen Anregungen und Kontakte wurden geknüpft.
Preisträger/innen
Zu den Preisträger/innen zählen die Stadt Jüterbog, der DORV-Club Seddin e.V., die Stadt Ludwigsfelde, die Wohnungsgenossenschaft „Einheit“ Hennigsdorf e.G., der Verein Slubfurt e.V. aus Frankfurt/Oder sowie das AWO Mehrgenerationenhaus „Krümelkiste“ in Neuruppin.
Die sechs ausgezeichneten und durch die Jury als besonders förderwürdig eingeschätzten Vorhaben reichen vom klassischen Aktivplatz bis zum Generationengarten oder Stadtpark. Besonders hervorzuheben ist die aktive Einbeziehung und Beteiligung der Zielgruppen bei der Planung des Vorhabens - Jung und Alt sind teils selbst Gestalter/innen. Durch großes Engagement wurden Ideen entwickelt, Konzepte geschrieben und Unterstützung und Beteiligung eingeworben. Im Fokus der Vorhaben stehen die Bewegung und Begegnung insbesondere älterer Menschen. Durch eine kreative und barrierefreie Gestaltung der Aktivplätze sowie deren auffordernder Multifunktionscharakter werden alle Menschen eingeladen, sich nach ihren Möglichkeiten zu bewegen und zu begegnen.
Die Laudationes für die Preisträger/innen können hier (PDF-Datei, 5,4 MB) eigesehen werden.
„Aktivplätze, fertig, los!“ - dieser landesweite Wettbewerb war richtungweisend im Kontext der Gesundheits- und Bewegungsförderung sowie generationenverbindender Aktivitäten. Er zeigte auf, in welch vielfältiger, innovativer Art und Weise die Brandenburgerinnen und Brandenburger sich für diese Themen einsetzen.
In diesem Sinne wünscht Gesundheit Berlin-Brandenburg noch einmal allen Teilnehmenden des Wettbewerbes viel Erfolg für eine gelingende Umsetzung ihrer Vorhaben.