17.04.2013
AktivA Jahresrückblick 2012: Bundesweit 150 Trainerinnen und Trainer ausgebildet
Susann Mühlpfordt, Technische Universität Dresden
Roland Schulz, WissensImpuls Dresden
Schlagwörter:Beschäftigungsfähigkeit, Erwerbslosigkeit, Ressourcen
Das Gesundheitsförderungsprogramm "AktivA - Aktive Bewältigung von Arbeitslosigkeit" zieht eine positive Bilanz für das Jahr 2012: Im letzten Jahr wurden durch unsere Dozentinnen und Dozenten in freien und Inhouse-Schulungen bundesweit insgesamt 153 AktivA-Trainerinnen und -Trainer ausgebildet. Erstmals fand der größere Teil der Trainerausbildungen außerhalb Sachsens statt, was für die wachsende Bekanntheit des Gesundheitsförderungsprogramms spricht - und auf eine zunehmende Sensibilisierung für die besonderen psychosozialen Gesundheitsrisiken von Erwerbslosen hinweist.
Evaluation: Hohe Zufriedenheit mit der Trainerausbildung
Am Ende jeder unserer Trainerausbildungen baten wir um eine kurze Einschätzung zum Kurs. Dabei erhielten wir im vergangenen Jahr insgesamt 142 vollständig ausgefüllte Antwortbögen.
Wir freuen uns sehr, dass die überwältigende Mehrheit mit dem AktivA-Programm sehr zufrieden (40,1%) bzw. zufrieden (49,3%) ist (s. Grafik 1).
Grafik 1: Zufriedenheit der Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der AktivA-Trainerausbildung mit dem AktivA-Programm
Nahezu drei Viertel (73,8%) würden das Seminar weiterempfehlen (s. Grafik 2).
Grafik 2: Bereitschaft, die AktivA-Trainerausbildung weiter zu empfehlen.
Der Großteil (82,4%) sieht das AktivA-Programm als eine Hilfe bei der zukünftigen Arbeit (s. Grafik 3).
Grafik 3: Einschätzung, ob das AktivA-Programm künftig eine Hilfe bei der eigenen Arbeit sein wird.
Besonders wertvoll sind die Ergebnisse für unsere Dozentinnen und Dozenten, welche die Bewertungen zum Ansporn nehmen, die Trainerausbildung weiter zu verbessern.
Neu gestaltete Teilnehmerunterlagen
Wichtigste Verbesserung im letzten Jahr war die Neugestaltung der AktivA-Teilnehmerunterlagen. Seit dem Sommer 2012 können die komplett im AktivA-Design gehaltenen Hefte bestellt werden. Damit entfällt das zeitaufwendige und teure Selbstausdrucken - eine spürbare Entlastung für den Arbeitsalltag.
Die neuen Teilnehmerunterlagen zum Modul 1 - Aktivitätenplanung können Sie hier kostenlos als PDF-Datei herunterladen: PDF-Download
Die neuen Unterlagen sind deutlich ansprechender: Farbliche Abgrenzungen der einzelnen Themenbereiche und kurze Hilfetexte schaffen eine übersichtliche Struktur und erleichtern die Arbeit. Die zahlreichen positiven Rückmeldungen bestätigen uns, dass dieser Schritt längst überfällig war. Im Zuge dessen wurden auch die Trainermaterialien angepasst.
AktivA in der Praxis
Möglichkeiten zur Umsetzung von AktivA beschreibt die AktivA-Trainerin Christiane Höflinger: "Die AWO Drogen- und Suchtberatungsstelle Strausberg setzt das Programm AktivA an zwei Stellen in ihrer Arbeit mit Suchtmittelgefährdeten und -abhängigen ein: Zum einen im Rahmen einer Informations- und Motivationsgruppe, die sich aus Teilnehmenden im SGB II-Bezug mit Suchtmittelgefährdung oder Abhängigkeitsdiagnose zusammensetzt und die suchtstoffübergreifend vor einer ambulanten/stationären Entwöhnungsbehandlung angesiedelt ist. Als besonders wertvoll erweisen sich in diesem Zusammenhang die Module "Aktivitätenplanung" und "Soziale Kompetenz und Unterstützung" (darunter das Rollenspiel "Recht durchsetzen"). Zum anderen finden die Trainingseinheiten, die unserer Erfahrung nach eine gewisse Stabilität, Reflexionsvermögen bzw. Therapieerfahrung voraussetzen, wie die Kapitel zum systematischen Problemlösen und konstruktiven Denken, im Rahmen unserer ambulanten Nachsorge im Gruppensetting Anwendung (besonders das Kapitel und die Arbeitsblätter zum ABC-Modell)."
Ausblick
Auch im neuen Jahr arbeiten wir weiter daran, AktivA bundesweit zu etablieren und möglichst vielen Menschen die Möglichkeit zu geben, von dem Gesundheitsförderungsprogramm zu profitieren.
Zudem werden wir mit "AktivA in der Praxis" verstärkt Workshops zum Erfahrungs- und Methodenaustausch anbieten. "AktivA in der Praxis" richtet sich an interessierte Personen, welche mit dem AktivA-Training arbeiten und schon eine entsprechende Trainerausbildung absolviert haben. Dabei wird insbesondere auf kritische Situationen eingegangen, welche während des Trainings und in der Arbeit mit Langzeiterwerbslosen auftreten können. Zusätzlich werden neue methodische Ansätze vorgestellt, um das Handlungsspektrum für die eigene Arbeit zu erweitern.
Eine kleine Befragung zur Umsetzung des AktivA-Programms in Berlin
Im Dezember 2011 wurden 14 AktivA-Multiplikatorinnen und -Multiplikatoren aus Berlin sowie weitere drei AktivA-Schulungsteilnehmerinnen, die in Jobcentern außerhalb von Berlin tätig sind, zur Umsetzung des AktivA-Programms befragt. In dem Fragebogen wurden die Erfahrungen der Teilnehmenden bei der Umsetzung von AktivA insbesondere in Bezug auf förderliche Bedingungen und Herausforderungen, Strukturen und Rahmenbedingungen, inhaltliche Schwerpunkte sowie Kooperationen fokussiert. Bei insgesamt 11 Rückmeldungen haben vier Befragte AktivA bereits durchgeführt. Fünf weitere Teilnehmerinnen und Teilnehmer der AktivA-Multiplikatorenschulung planten bereits die konkrete Durchführung einer Schulung.
Die Umsetzung von AktivA fand im Rahmen von AGH-Entgelt- und MAE-Maßnahmen mit psychisch und/oder gesundheitlich eingeschränkten Teilnehmer/innen, im Rahmen eines Pilotprojekts einer gemeinnützige Initiative mit Langzeitarbeitslosen sowie in einer Beschäftigungsmaßnahme mit Suchtmittelabhängigen statt und wurde hierüber finanziert. Maßnahmen, Suchtberatungsstellen und Wohnprojekte wurden als Zugang bei einer durchgeführten Schulung benannt. Das Programm wurde nicht immer als Workshop bzw. Schulung, sondern auch im Rahmen der Projekt- und sozialpädagogischen Betreuung durchgeführt. Als förderlich hat sich bei einer Durchführung herausgestellt, AktivA im Kontext einer innovativen Maßnahme zur Vermittlung von motivierten Langzeitarbeitslosen in den ersten Arbeitsmarkt einzusetzen.
Es fand bei allen Durchführungen eine Modifizierung des Programms in Bezug auf die Zielgruppen statt: Es wurden Auszüge von AktivA durchgeführt, der Zeitplan verändert (z.B. 8 x 3 Stunden oder 1 bis 2 Mal pro Woche für 2 Stunden), einzelne Module reduziert (z.B. ABC-Modell) und durch weitere Module ergänzt (z.B. Entspannung).
Inhaltliche Schwerpunkte wurden bei einer Durchführung auf die Bereiche Tagesstrukturierung und soziale Kompetenz gelegt. Bei einer anderen Umsetzung von AktivA wurden alle Module mit einbezogen, allerdings durch Einzelgespräche ergänzt und um die Rollenspiele reduziert. Eine weitere Multiplikatorin setzte die Schwerpunkte auf Aktivitätenplanung, Selbsthilfe und Suchtproblematik. Bei einer Durchführung wurde von den Teilnehmer/innen die Thematik Alltagsstrukturierung als überflüssig rückgemeldet.
Bei einer anderen AktivA-Schulung wurden die Module "Umgang mit Zeit" und "Eigene Bewertungsmuster" positiv von den Teilnehmer/innen aufgenommen. Anderseits war diese Zielgruppe für Sport, Bewegung und Entspannungstechniken nicht zugängig. Bei einer weiteren Schulung wurde Achtsamkeitsübungen und Stressbewältigung gut von den Teilnehmern angenommen. Es wurde angemerkt, statt der Übungseinheit "Sympathie wecken" einen Fokus auf die Bewältigung von Ängsten und die Steigerung des Selbstwertgefühls zu legen.
Eine homogene Zielgruppe wie auch eine freiwillige Teilnahme wird von zwei Befragten als besonders wichtige Voraussetzung zur erfolgreichen Umsetzung von AktivA benannt. Diese Freiwilligkeit ist allerdings in AGH-Entgelt- und MAE-Projekten meist nicht gegeben.
- Einen guten Einstieg in das Thema "Gesundheitsförderung bei Arbeitslosen" bietet das Interview mit Prof. Dr. emer. Peter Richter, Dresden: "Die Vernetzung der einzelnen Aktivitäten ist entscheidend für den Erfolg": www.gesundheitliche-chancengleichheit.de/service/meldungen/interview-mit-prof-dr-richter
- Zudem wurde ein aktueller Artikel zur Evaluation von AktivA veröffentlicht: Rothländer, K., Mühlpfordt, S. und Richter, P. (2012). Evaluation des Gesundheitsförderungsprogramms "Aktive Bewältigung von Arbeitslosigkeit (AktivA)". Zeitschrift für Gesundheitspsychologie, 20 (3), 115-127