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13.04.2022

Aus der Krise lernen

Auf dem Weg zu einer resilienten Gesundheitsförderung

Maike Voss, Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG)
Jennifer Hartl, Gesundheit Berlin-Brandenburg e.V.

Schlagwörter:Gesundheitsförderung, Gesundheitliche Chancengleichheit

Covid-19 lehrt uns, dass vor allem in Krisenzeiten gesundheitsfördernde Angebote und Strukturen politisch nicht priorisiert werden. Ansätze der soziallagenbezogenen Gesundheitsförderung sind jedoch in allen Lebenswelten ausschlaggebend bei der Bewältigung eines Schocks. Die Frage vor allem in von Covid-19 geplagten Gesundheitseinrichtungen bleibt jedoch: Wie kann die Gesundheitsförderung der Zukunft in einer Krise weiterhin gestaltet werden, und inwiefern können Ansätze der Resilienzforschung hierbei unterstützen?

Diese Fragen standen auch im Mittelpunkt des 19. Jahrestreffens des Kooperationsverbundes Gesundheitliche Chancengleichheit, welches am 18. und 25. November 2021 mit dem Schwerpunkt "Future Now: Für eine resiliente Gesundheitsförderung nach der Corona-Pandemie" digital stattfand. Dort diskutierten im Rahmen der Auftaktveranstaltung und unter dem Titel "Quo vadis? Die Gestaltung der Gesundheitsförderung von morgen" vier Panelist*innen aus dem Bereich der Öffentlichen Gesundheit gemeinsam mit allen Teilnehmenden. Ihre Expertise auf dem digitalen Podium brachten ein:

  • Dr.in Claudia Böhm (Nachwuchsnetzwerk Öffentliche Gesundheit)
  • Uta Maercker (Landesvereinigung für Gesundheitsförderung Thüringen e.V.)
  • Dr. Johannes Nießen (Gesundheitsamt Stadt Köln)
  • Prof.in Dr.in Eike Quilling (Hochschule für Gesundheit Bochum)

Die Diskutierenden, die Moderatorin Maike Voss (KLUG/CPHP) und das Publikum näherten sich hier der Frage, wie das Feld der Gesundheitsförderung so weiterentwickelt werden kann, damit ihre Akteur*innen und Strukturen auf mögliche zukünftige Krisen und Systemschocks (wie Pandemien und die Auswirkungen des Klimawandels) angemessener vorbereitet und reaktionsfähiger sind, dass Angebote und Strukturen im Krisenfall aufrechterhalten werden können und gleichzeitig die gesundheitliche Chancengleichheit gestärkt wird.

Die zentralen Diskussionspunkte des digitalen Podiums sowie weitere Inhalte des 19. Kooperationstreffens flossen in diesen Beitrag und wurden durch die Autorinnen weitergedacht.

Was uns die Covid-19 Pandemie über Resilienz lehrt

Was Kernelemente und Mehrwerte von resilienten Systemen sind und was diese fördert und hemmt, veranschaulichte Dr. Florian Roth (Fraunhofer Institut ISI) in seinem Impulsvortrag "Bouncing forward: Wie Erkenntnisse aus der Resilienzforschung in der Corona-Krise helfen können" (Roth 2021). Resilienz beschreibt aus Perspektive der Resilienzforschung die Fähigkeit nach Belastungen in das Ausgangsstadium „zurückzuspringen“.

In der Physik und den Ingenieurswissenschaften wird Resilienz mit der Widerstandsfähigkeit von Materialien und Strukturen beschrieben. Die Psychologie nutzt das Konzept auf Individualebene. Doch können Resilienz-Konzepte auch dabei helfen, komplexe Systeme und deren Reaktionen in Bezug auf Systemschocks zu analysieren. Dabei geht es vor allem um Schnelligkeit: Ein System ist dann resilienter, wenn es zeitnah in seine Ausgangssituation zurückgelangt; es also eine Fähigkeit zum „bounce back“ besitzt (Roth 2020). In der Covid-19 Pandemie nutzte der UN-Generaldirektor António Guterres dieses Konzept, entwickelte es weiter und sprach von der Notwendigkeit zu einem „bounce forward“ und „build back better“ (The United Nations Department of Global Communications 2020).

In der aktuellen Bewältigung der Covid-19-Pandemie in Deutschland sind alle Gesundheitsakteur*innen nach wie vor stark belastet, sodass eine aktive Auseinandersetzung mit der Fähigkeit und Förderung der eigenen Resilienz schwerfällt. Zudem hat die Pandemie soziale und gesundheitliche Ungleichheiten weiter verschärft und das Ziel der gesundheitlichen Chancengleichheit in die Ferne gerückt (Jensen et al. 2021; Holz et al. 2020). Gleichzeitig haben sich aber durch die Ausnahmesituation neue Netzwerke und Partnerschaften gebildet, die vor allem auf lokaler Ebene neue Handlungsmöglichkeiten eröffnen.

Ein positives Beispiel hierfür sind die Bremer Projekte zu stadtteilbezogenen Unterstützungsangeboten im Rahmen der Covid19-Pandemie. Unter anderem durch den Einsatz von Gesundheitsfachkräften in benachteiligten Quartieren wird der Zugang zu Bevölkerungsgruppen, die bisher schwer erreicht wurden, verbessert. Zu den zentralen Aufgaben der Gesundheitsfachkräfte gehört es beispielsweise, Bewohner*innen über die aktuell geltenden Hygiene- und Infektionsschutzmaßnahmen sowie über die Impfangebote zu informieren.

Auf Bundesebene hat der Kooperationsverbund Gesundheitliche Chancengleichheit die eigene Kooperationserklärung aktualisiert: Mitglieder stehen eng zusammen mit dem gemeinsamen Ziel sich aktiv dafür einzusetzen, gesundheitliche und soziale Ungleichheiten abzubauen sowie sozial benachteiligten Menschen bessere Gesundheitschancen zu ermöglichen (Kooperationsverbund Gesundheitliche Chancengleichheit 2021).

Der Blick auf mögliche zukünftige Systemschocks, wie beispielsweise die Folgen des Klimawandels durch Extremwetterereignisse, macht transformatives Handeln hin zu einem resilienten und klimaneutralen Gesundheitswesen notwendig. Aktuell ist das deutsche Gesundheitswesen beispielsweise weder auf kommunaler noch auf Länder- oder Bundesebene ausreichend auf mögliche Hitzewellen vorbereitet. Neben der Bewältigung akuter Schocks besteht zudem dringender Handlungsbedarf, sich auf wahrscheinliche Herausforderungen noch besser vorzubereiten. Dafür beschreibt die Weltgesundheitsorganisation in einem Manifest die Dringlichkeit einer "healthy and green recovery". Dieser "Wiederaufbau" oder diese "Erholung" soll auf gesundheitlicher Chancengleichheit fußen, Gesundheitsschutz für alle verbessern und gleichzeitig negative Auswirkungen des Gesundheitswesens auf die Umwelt reduzieren (World Health Organisation 2020b).

Neben diesem Manifest gibt es viele Instrumente und Rahmenwerke, die für eine Transformation des Gesundheitswesens genutzt werden können. Übergeordnet steht die Agenda 2030 der Vereinten Nationen mit ihren Zielen für Nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs). Das Ziel drei, „Gesundheit und Wohlbefinden für alle“, ist bisher jedoch für das deutsche Gesundheitswesen noch nicht ausreichend operationalisiert. Bezogen auf Deutschland hat das Zukunftsforum Public Health ein Eckpunkte-Papier für eine Nationale Public Health-Strategie entwickelt, die die politische Agenda informieren soll (Zukunftsforum Public Health 2021).

Auf Länder- oder Städteebene spielen Konzepte zur urbanen Resilienz eine wichtige Rolle zur robusten, adaptiven, gesunden und zukunftsfähigen Stadtentwicklung (Bundesministerium des Innern 2021). Um Gesundheitseinrichtungen auf ihrem Weg zur Klimaneutralität zu begleiten, wurde das Rahmenwerk „Klimagerechte Gesundheitseinrichtungen“ von der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit erarbeitet (Dickhoff et al. 2021).

Fehlende politische Priorität

Obwohl die Covid-19-Krise viel Aufmerksamkeit auf die Gesundheitspolitik und die Krankenversorgung gelenkt hat, wurden Maßnahmen der Gesundheitsförderung und Prävention keine politische Priorität eingeräumt. Zudem wurden die Angebotsstrukturen stark eingeschränkt. Dies zeigte sich beispielsweise daran, dass der Fixanteil für präventive Maßnahmen durch die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) politisch ausgesetzt wurde (Bundesministerium für Gesundheit 2020). Expert*innen aus der Gesundheitsförderung wurden nicht in den öffentlichen Diskurs zur Pandemiebewältigung einbezogen (oder konnten sich kein Gehör verschaffen) – ihr Wissen sowie ihre Erfahrungen fanden somit kaum Berücksichtigung bei der politischen Entscheidungsfindung.

Die neue Bundesregierung positionierte sich in ihrem Koalitionsvertrag zu neuen gesundheitspolitischen Maßnahmen (Bundesregierung 2021). Dazu gehört die Erarbeitung eines neuen Nationalen Präventionsplans und die Umsetzung des Paktes für den Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD). Dringende Fragen dabei sind nun, ob und wie diese angekündigten Maßnahmen für Gesundheitsförderung und Prävention genutzt werden können und auch, ob sie ausreichen, um dem Ziel der gesundheitlichen Chancengleichheit näher zu kommen. Der Pakt für den ÖGD hat bereits viel neues Personal in Gesundheitsämter gebracht, jedoch ist eine Einarbeitung und Erarbeitung neuer Handlungsfelder zeitaufwändig und schwierig, wenn nicht auf ein ausgeprägtes „institutionelles Gedächtnis“ zurückgegriffen werden kann.

Resilienz in einer Gesundheitskrise aufzubauen und zu stärken, ist eine Herausforderung an sich. Idealerweise wird die Fähigkeit zur Bewältigung einer Krise aufgebaut, bevor diese eintritt – durch strategische Planung, das Vorhalten ausreichender Kapazität und durch sektorübergreifende und regelmäßige Übungen; ähnlich wie Krisenübungen im Katastrophen- und Bevölkerungsschutz. Dabei haben vor allem wohnortnahe und sozialbezogene Gesundheitsförderung und Prävention eine hohe Relevanz für die Krisenprävention und sind ein maßgeblicher Faktor zur Krisenbewältigung und der Stärkung von Resilienz.

Resilienz der Gesundheitsförderung stärken

Die Resilienzforschung beschreibt Merkmale sowie förderliche Faktoren, die für den Aufbau und die Stärkung der Resilienz von sozialen Systemen wie beispielsweise der Gesundheitsförderung relevant sind. Sie zeichnet sich durch Führung und Selbstorganisationen innerhalb von Einrichtungen der Gesundheitsförderung, aber auch auf übergeordneter Governance-Ebene aus. Die Covid-19 Pandemie war für alle Akteur*innen unterschiedlicher Handlungsfelder eine große, neue Herausforderung. Eine agile Steuerung vor allem in Zeiten hoher Unsicherheit verlangt eine Bereitschaft (insbesondere der Führungsebene) zur kreativen Problemlösung und einem konstruktiven Umgang mit Fehlern.

So eine Fehlerkultur muss Experimentierräume sowie Reflexionen zwischen den Mitarbeitenden über Hierarchieebenen hinweg und zwischen Institutionen zulassen. Diversität in der Mitarbeiter*innenschaft kann wiederum dabei helfen, Herausforderungen aus unterschiedlichen Perspektiven bestmöglich zu bewältigen (Roth 2021). Ein resilientes System, wie beispielsweise die Gesundheitsförderung, ist daher auf der einen Seite eine Frage der strategischen Ausrichtung in und zwischen Gesundheitskrisen und auf der anderen Seite eine Frage der Mitarbeiter*innenführung in, während und nach Schocksituationen.

Ziele einer resilienten Gesundheitsförderung sind es demnach, das eigene Handlungsfeld so auszurichten, dass es erstens vorausschauend und strategisch auf zukünftige Krisen vorbereitet ist, zweitens innerhalb und außerhalb von Gesundheitskrisen bei der Entwicklung von krisenbezogenen Gesundheitsmaßnahmen von entscheidenden Akteur*innen berücksichtigt und eingebunden wird und drittens in der Lage ist, gesundheitsfördernde und präventive Angebote und Strukturen im Krisenfall effektiv und sichtbar zu unterstützen. Um dieses Ziel in und nach der Pandemie zu erreichen, ist es aktuell notwendig, die vielfach strapazierten Mitarbeitenden zu entlasten und Raum für Erfahrungsaustausch zu ermöglichen.

Eine der Herausforderungen, vor denen das Handlungsfeld schon vor der Pandemie stand, ist die Klärung des eigenen Selbstverständnisses und die deutliche Benennung des eigenen Mehrwertes gegenüber politischen Entscheidungstragenden auf allen Ebenen. Das eigene Verständnis und Auftreten hat Einfluss auf die Fremdwahrnehmung anderer. Um zu Beginn und während einer Gesundheitskrise nicht von der politischen Agenda zu fallen und zwischen Krisen den eigenen Handabdruck zu erhöhen, ist es notwendig, aktiv die politische Agenda zu bespielen und klar den Mehrwert der Gesundheitsförderung für die Krisenvorbeugung, -vorbereitung, -bewältigung und Nachsorge hervorzuheben.

Ein großer Mehrwert, den Akteur*innen der Gesundheitsförderung liefern können, ist ihre Erfahrung in der intersektoralen Zusammenarbeit und in der Qualität ihrer Netzwerke auf allen, aber insbesondere auf kommunalen Ebenen. Gesammelte Erfahrungen während der Pandemie zeigen, dass dort, wo bereits stabile Netzwerke in den Kommunen existierten, Gesundheitsrisiken schneller erkannt, aufgefangen und bewältigt werden konnten. Die Nähe zu den Menschen und ihren Bedarfen und ein enger Austausch vor Ort schafften Vertrauen in die Akteur*innen der Gesundheitsförderung und in das Gesundheitswesen als Ganzes. Eine zentrale Rolle kann hierbei der Sozialen Arbeit zugeschrieben werden, da diese Fachkräfte die Bedürfnisse und Bedarfe der Menschen und vor allem der Familien vor Ort kennen.

Die Kernkompetenzen der Gesundheitsförderung schließen Empowerment und Partizipation von Zielgruppen und ein Fokus auf Settings (statt auf Individuen) sowie Erfahrungen erfolgreicher Koordinierung unterschiedlicher Disziplinen im Gesundheitswesen ein. Auch in der Wissensvermittlung und in der ansprechenden Darstellung von "Good Practice"-Beispielen, die vielversprechend für die Umsetzung in anderen Settings oder in der Fläche sind, liegen Kompetenzen von Akteur*inneen der Gesundheitsförderung.

Doch war vor allem die Netzwerkpflege und der -aufbau in den Covid-19 bedingten Lockdowns stark eingeschränkt. Netzwerkpflege ist zeit- und ressourcenaufwändig und muss daher vor allem zwischen Krisen priorisiert werden, damit in Krisenzeiten auf sie zurückgegriffen werden kann.

Der Blick nach vorn

Um die Gesundheitsförderung für zukünftige Krisen zu wappnen, gilt es die Erkenntnisse der Resilienzforschung zu berücksichtigen und das Handlungsfeld als soziales, adaptives System zu stärken ("bouncing foward") und António Guterres‘ Konzept hin zu einem "build back better" für sich zu nutzen.

Auf dem Weg zu einer resilienten Gesundheitsförderung können folgende Überlegungen unterstützen:

Resilienz als aktiver Prozess

Der Aufbau von Resilienz ist ein Anpassungsprozess, der aktiv und langfristig gestaltet werden sollte. Es können Netzwerke und Kooperationsstrukturen entwickelt und gestärkt werden. Der Kooperationsverbund Gesundheitliche Chancengleichheit, das Nachwuchsnetzwerk Öffentliche Gesundheit, die deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit oder das Zukunftsforum Public Health sind Beispiele dafür. Zudem könnten Formate und Prozesse entwickelt werden, um Leistungen anderer Fachbereiche (formell und informell) anzuerkennen. Langfristig braucht es eine gemeinsame Aus- und Weiterbildung, zum Beispiel in Form von interdisziplinären, gesundheitsassoziierten Studiengängen. Dies alles hätte Einfluss auf ein gemeinsames und gestärktes Selbstverständnis und könnte zu einer gegenseitigen Anerkennung der Leistungen der verschiedenen Fachbereiche untereinander führen.

Resilienz durch Vernetzung

Vernetzung von Akteur*innen im Handlungsfeld kann auf mehreren Ebenen und zwischen unterschiedlichen Sektoren gefördert werden. Besonders relevant für die zukünftige Resilienz der Gesundheitsförderung ist die Vernetzung zwischen Wissenschaft und Praxis (einschließlich des ÖGD). Im Dialog können Reflexionsräume geschaffen werden, in denen sich sowohl Wissenschaftler*innen als auch Praktiker*innen rückversichern, eigene Stärken identifizieren und Schwächen ausgleichen. Dabei kann auf bestehende Netzwerke und Beziehungen zurückgegriffen werden, von denen viele in den letzten Jahren ruhten. Auf strategischer Ebene sollten Kommunikationsanlässe geschaffen werden; auch um gemeinsam einen kollektiven Umgang mit der Pandemie als Trauma zu finden. Simulationen, Szenarien-Workshops und gemeinsame Übungen können dabei helfen, auf die nächste Gesundheitskrise besser vorbereitet zu sein.

„Health in All Policies“ als Kommunikationsaufgabe verstehen

Die Bundesregierung hat das Handlungsfeld der Prävention mehrfach im Koalitionsvertrag aufgegriffen. Um dieses Handlungsfeld und seine Akteur*innen als Praxispartner*innen darzustellen, ist ein stärkerer Fokus auf Kommunikation sinnvoll. Akteur*innen der soziallagenbezogenen Gesundheitsförderung sind sehr erfahren in zielgruppenspezifischer Kommunikation. Dies könnte stärker für ein politisches Publikum genutzt werden.

Kommuniziert werden sollte auf der Grundlage der verfügbaren Evidenzen und Evaluationsergebnisse mit dem Ziel, die eigene Arbeit in andere Kommunen und Settings übertragbar zu machen und einen wechselseitigen Mehrwert mit anderen Politikbereichen zum Beispiel im Sinne von „Gesundheitsschutz ist Klimaschutz – und andersherum“ aufzuzeigen. Zielkonflikte und -kongruenzen mit anderen Sektoren und Politikfeldern können so sichtbar gemacht und Prioritäten und Lösungen für gemeinsame Herausforderungen herausgearbeitet werden.

Dazu gehört auch, politische Entscheidungen im Hinblick auf gesundheitliche Auswirkungen zu bewerten, zum Beispiel in Form von "health impact assessments" oder Gesundheitsnachhaltigkeitsprüfungen. Um diese Methodiken anzuwenden und ihre Ergebnisse erfolgreich in die Politik zu kommunizieren, können Zusammenarbeit mit Wissenschaftler*innen und gemeinsame Trainings hilfreich sein. Die Verständigung auf eine gemeinsame Sprache erhöht zudem die Wertschätzung der beteiligten Akteur*innen untereinander und hilft gemeinsame Zielhorizonte (wie zum Beispiel eine Public Health-Strategie für Deutschland) zu formulieren.

Inter- und transdisziplinäre Zusammenarbeit fördern

Insbesondere die Zusammenarbeit und der Einbezug der Sozialen Arbeit, Klimamanager*innen und weiterer Berufsgruppen, die mit Menschen in Kommunen arbeiten, ist entscheidend für eine resiliente Gesundheitsförderung. In den vergangenen Pandemiejahren wurde auf allen Ebenen viel gelernt – Lehren wurden bereits vielfach beschrieben, aber aufgrund des Zeitdrucks der alltäglichen Arbeit noch nicht umfänglich gelernt und umgesetzt. Dazu gehört auch der strategische Ausbau des ÖGD und ein stärkerer Fokus auf Interdisziplinarität, der wiederum auch eine Stärkung für das Handlungsfeld der Gesundheitsförderung und Prävention bedeuten kann.

Resilienz durch Transformation in Settings

Für ein gesundes Leben für alle wird es in Anbetracht des Klimawandels notwendig sein, sich stärker auf Klimawandelfolgen vorzubereiten und diese durch verändertes Verhalten und belastbare Strukturen abzumildern. Dies bietet die Chance für gesundheitsfördernde Settings, zum Beispiel in der Stadtplanung und -entwicklung. Dabei sollten in der Gesundheitsförderung zukünftig stärker der wechselseitige Mehrwert (Co-Benefits) betont und bearbeitet werden. Hier hilft eine Priorisierung auf Arbeitsfelder, die sowohl gut für "die Menschen" als auch gut für "den Planeten" sind.

  •  Die Dokumentation des 19. Kooperationstreffens finden Sie hier.

Referenzen und Literatur

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