26.05.2016
Bewegt und mobil älter werden: Beiträge und Ergebnisse des Bundeswettbewerbs "Gesund älter werden in der Kommune - bewegt und mobil"
Christa Böhme, Difu - Deutsches Institut für Urbanistik
Bettina Reimann, Difu - Deutsches Institut für Urbanistik
Schlagwörter:Dokumentation, Wettbewerb, Ältere
Erfolgreicher Wettbewerb durchgeführt
Auf Initiative der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) wurde im Programm „Älter werden in Balance“ mit Unterstützung des Verbandes der Privaten Krankenversicherung e.V. 2015/2016 erstmalig ein Wettbewerb „Gesund älter werden in der Kommune“ durchgeführt - mit dem zentralen Ziel, kommunale Strategien der Gesundheitsförderung und Prävention für ältere Menschen stärker als bislang in die Öffentlichkeit zu rücken und zu würdigen. Betreut wurde der Wettbewerb vom Deutschen Institut für Urbanistik. Die Wettbewerbsergebnisse belegen den großen Erfolg dieser Initiative und machen anschaulich deutlich, dass mit der Ausrichtung auf Bewegungs- und Mobilitätsförderung bei älteren Menschen ein Thema gewählt wurde, dessen Ausgestaltung maßgeblich und auf vielfältige Weise durch Kommunen beeinflusst wird.
Breite Beteiligung aus den Kommunen
Zunächst ist hervorzuheben, dass der Wettbewerb auf eine breite Beteiligung gestoßen ist. Insgesamt wurden 94 Beiträge eingereicht. Mitgemacht haben Städte, Gemeinden und Landkreise aus dem gesamten Bundesgebiet. Nach Kommunetypen differenziert (vgl. Abbildung 1) zeigt sich, dass die kreisangehörigen Kommunen, die mehr als die Hälfte aller Bewerbungen stellen, die stärkste Teilnehmergruppe sind. Die kreisfreien Städte umfassen rund ein Drittel der Beiträge, die Landkreise stellen - vergleichsweise gering - 15 Prozent der Beiträge.
Besonders erfreulich ist, dass alle Bundesländer mit Beiträgen vertreten sind. Zwar ist der Anteil der teilnehmenden östlichen Länder insgesamt niedriger ausgeprägt sowie der Anteil der Kommunen aus Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg vergleichsweise hoch. Werden diese Teilnahmequoten aber in Relation zum jeweiligen Bevölkerungsanteil dieser Länder an der Gesamtbevölkerung Deutschlands gesetzt, lassen sich die Ergebnisse besser einordnen - die Bundesländer sind demnach weitgehend entsprechend ihrem Bevölkerungsanteil vertreten.
Hohe Qualität - starke Bedarfsorientierung
Jenseits der Zahlen ist das qualitativ hohe Niveau der Beiträge zu würdigen. Die Beiträge illustrieren, dass die Bewegungs- und Mobilitätsförderung älterer Menschen bedarfsorientiert ausgerichtet ist. In der Regel fußen die Maßnahmen auf einer sorgfältigen Untersuchung der Ausgangslage, wobei sie insbesondere in den großen Städten auf einer umfassenden, meist durch quantitative Daten gestützten Bedarfsanalyse basieren. Die darauf aufbauende konzeptionelle Arbeit ist allerdings vielerorts noch ausbaufähig, insbesondere was die Einbettung in gesamtstädtische oder landkreisweite Konzepte betrifft. Dass gleichwohl Wert auf Qualitätsentwicklung und -sicherung gelegt wird, zeigen die vielfältigen und in einer großen Zahl der Teilnehmerkommunen durchgeführten Aktivitäten und Maßnahmen zur Begleitung und Evaluation. Das Spektrum reicht hier von Feedback- und Reflexionsrunden zwischen den beteiligten Akteuren bis hin zu stadtweiten Datenerhebungen und einem regelmäßigen Monitoring.
Zielgruppenausrichtung und Arten der Bewegungs- und Mobilitätsförderung
Hinsichtlich der Zielgruppen lassen die Wettbewerbsbeiträge eine Fokussierung auf die Gruppe der über 65-Jährigen bis 80-Jährigen erkennen; die Gruppen der „jungen Alten“ und der „Hochbetagten“ sind ebenfalls relevant, aber demgegenüber etwas nachgeordnet. Zudem richten sich viele Beiträge an aktive und mobilitätsstarke, aber auch an gesundheitlich bzw. mobilitätseingeschränkte ältere Menschen. Deutlich weniger Maßnahmen werden für pflegebedürftige ältere Menschen durchgeführt. Gleichwohl gibt es ein breites Spektrum an Aktivitäten sowie herausragende Projekte, die sich auf Demenzkranke fokussieren. Zusätzlich enthält mehr als die Hälfte der Beiträge Maßnahmen für Multiplikatoren sowie - demgegenüber etwas nachgeordnet - für Pflegende und Angehörige. Viele der Beiträge richten sich inhaltlich auf Bewegungsförderung, häufig auf Bewegungsparcours und Stadtteilspaziergänge, Sport- und Bewegungsgruppen sowie auf Maßnahmen zur Sturzprävention. Hervorzuheben ist auch hier wieder die Vielzahl der Bewegungsangebote für Hochbetagte und Demenzkranke. Demgegenüber sind Beiträge zur Mobilitätsförderung - beispielsweise Mobilitätsdienste oder ein verbessertes Angebot des Öffentlichen Personennahverkehrs - in der Minderheit.
Erfolgsfaktoren in der Projektumsetzung
Die Ergebnisse des Wettbewerbs illustrieren eindrücklich, dass vielerorts Maßnahmen zur Bewegungs- und Mobilitätsförderung älterer Menschen erfolgreich umgesetzt werden. Hierbei werden mehrheitlich verhältnis- und verhaltensbezogene Präventionsmaßnahmen erfolgreich miteinander verknüpft. Deutlich wird zudem, dass Partizipation und ehrenamtliches Engagement für die nachhaltige Wirkung und den Erfolg der Maßnahmen unerlässlich sind und bereits bei Konzepterstellung und Bedarfsplanung zum Einsatz kommen sollten. Beteiligung und Ehrenamt sind fester Bestandteil nahezu aller Beiträge; sie sind integrales Element einer guten Präventionsarbeit. Zudem wird anschaulich illustriert, dass Bewegungs- und Mobilitätsförderung bei älteren Menschen mehr als konkrete Maßnahmen und Projekte erfordern. Insbesondere mit Blick auf ihre Breitenwirkung und Nachhaltigkeit sind Arbeits-, Kooperations- und Netzwerkstrukturen aufzubauen, zu pflegen und weiterzuentwickeln. Die Beiträge zeigen zudem eindrücklich, dass die in den Teilnehmerkommunen vorhandenen Kooperationsstrukturen breit angelegt sind und weit über das verwaltungsinterne Akteursspektrum hinausreichen. Die Zusammenarbeit zwischen Kommunen und Sportvereinen verläuft hierbei besonders erfolgreich. Die Kooperation mit Krankenkassen wird vielerorts praktiziert, gleichwohl kann dies als ein noch ausbaufähiges Handlungsfeld bezeichnet werden. Dass diese Netzwerke in größeren und kleineren Städten sowie in Landkreisen bereits seit mehreren Jahren bestehen, ist der vielleicht beste Erfolgsbeleg einer guten Präventionsarbeit vor Ort.
Preisträger
Eine Jury aus Wissenschaft und Praxis ermittelte aus den Wettbewerbsbeiträgen die neun Preisträger. Für die prämierten Wettbewerbsbeiträge stellte die BZgA ein Preisgeld in Höhe von insgesamt 60.000 Euro zur Verfügung. Die Preisverleihung fand am 25. April 2016 in Berlin statt. Für die Gruppe der „Kreisfreien Städte“ wurden die Stadt Köln (Platz 1), die Landeshauptstadt Stuttgart (Platz 2) und mit zwei dritten Plätzen die Landeshauptstadt Dresden und die Stadt Heidelberg ausgezeichnet. Für die Gruppe der „Kreisangehörigen Städte und Gemeinden“ erlangte die Gemeinde Dötlingen den ersten Platz, die Stadt Gladbeck Platz 2 und die Stadt Rödental den dritten Platz. Für die Gruppe der „Landkreise“ wurden der Landkreis Havelland (Platz 1) und der Kreis Euskirchen (Platz 2) ausgezeichnet.
Veröffentlichung der Wettbewerbsergebnisse
Um die Breite der eingereichten Wettbewerbsbeiträge und die insgesamt herausragenden Aktivitäten der teilnehmenden Kommunen einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen und anderen Kommunen einen Anreiz zu geben von den Erfahrungen zu lernen sind die Wettbewerbsergebnisse in einer Dokumentation veröffentlicht.
Bestellung der Wettbewerbsdokumentation
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
Maarweg 149-161, 50825 Köln
E-Mail: order@bzga.de,
Fax: +49 221 8992-257
Bestellnummer: 60582381
Außerdem sind alle Wettbewerbsbeiträge sowie die Wettbewerbsdokumentation hier zu finden: