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09.02.2011

Bundestag berät medizinische Versorgung von Kindern und Jugendlichen

Das Risiko, in der gesundheitlichen Entwicklung beeinträchtigt zu sein, ist in Deutschland besonders hoch für arme Kinder. Dies stellt Dr. Thomas Lampert (Robert Koch-Institut) in einer öffentlichen Anhörung der Kinderkommission am 26. Januar fest. Anlass der Anhörung war ein gemeinsamer Antrag der Fraktionen CDU/CSU, SPD, FDP und Bündnis 90/Die Grünen aus dem Jahr 2002. Dieser hatte zum Ziel, die medizinische Versorgung von Kindern und Jugendlichen zu verbessern. Im Rahmen der Anhörung sollte nun eine Bilanz gezogen werden.

Anhand der Daten des Kinder- und Jugendgesundheitssurveys  (KiGGS) verdeutlichte Lampert den Zusammenhang von sozialer Lage und Gesundheit. Dabei wurde sichtbar, wie wichtig eine gerechte Bildungspolitik für die Gesundheitschancen von Kindern und Jugendlichen ist. Schaffen sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche den Sprung auf das Gymnasium, stiegen die Gesundheitschancen. „Deshalb muss eine Stärkung durch bessere Bildungspolitik stattfinden“, so Lampert.

Dr. Ulrich Fegeler vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte plädierte für eine systematische Gesundheitserziehung als Pflichtfach in der Schule. Dies komme, laut Fegeler, im Besonderen sozial benachteiligten Kindern und Jugendlichen zugute. Zudem forderte Fegeler die begleitende Werbung für Süßigkeiten in den Medien gesetzlich zu verbieten.

Eine unzureichende Finanzierung von Pädiatrien, die auf seltene Erkrankungen spezialisiert sind, wurde von Prof. Fred Zepp von der Deutschen Gesellschaft für Kinder und Jugendmedizin kritisiert. Zudem beklagte Zepp eine mangelnde finanzielle Unterstützung bei der Erforschung seltener Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter. „Es ist ein Netzwerk für medizinische Studien notwendig, denn Kinder haben ein Recht auf Teilhabe am Fortschritt in der Medizin“, so Zepp.

Prof. Hans-Michael Straßburg von der Universitäts-Kinderklinik in Würzburg machte sich in seinem Statement für einen gerechteren Zugang im Bereich der Kinderrehabilitation stark. So werde jeder zweite Antrag auf Kinderrehabilitation heute abgelehnt, wobei im Besonderen sozial schwache Familien hiervon betroffen seien, da sie komplizierten Antragswege nicht bewältigen könnten. Auch Wolfgang Niemeyer, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Rehabilitation von Kindern und Jugendlichen, kritisierte die zurzeit vorherrschende „Ablehnungspraxis“. „Vor dem Hintergrund, dass 92 Prozent der abgelehnten Anträge, die mit einem Arzt zusammen in den Widerspruch gegangen sind, schließlich doch angenommen werden, muss etwas geschehen“, so Niemeyer.

Weitere Informationen zur Anhörung finden Sie hier. Informationen zur Arbeit der Kinderkommission finden Sie hier.

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