08.05.2014
Deutsches Kinderhilfswerk und berlinbewegt e.V. gründen "Fördergemeinschaft Bewegungsbaustelle"
Uwe Kamp, Deutsches Kinderhilfswerk e.V.
Schlagwörter:Bewegungsförderung, Kindesentwicklung, Sprachförderung
Das Deutsche Kinderhilfswerk und berlinbewegt e.V. haben die „Fördergemeinschaft Bewegungsbaustelle“ ins Leben gerufen. Die Fördergemeinschaft hat das Ziel, Kitas, Grundschulen und Freizeiteinrichtungen in Berlin bei der Anschaffung einer Bewegungsbaustelle zur Gesundheitsförderung, Bewegungserziehung und Sprachentwicklung zu unterstützen. Insgesamt sollen bis zu 30 Bewegungsbaustellen im Gesamtwert von 50.000 Euro finanziert werden.
Kindertagesstätten, Grundschulen, Vereine und freie Träger in Berlin sind eingeladen, sich um Fördermöglichkeiten zur Anschaffung einer Bewegungsbaustelle zu bewerben. Die Fördergemeinschaft vermittelt Sponsoren und private Geldgeber, die die Einrichtungen beim Kauf einer Bewegungsbaustelle unterstützen. Möglich ist auch die Finanzierung nach dem Bausparmodell. Dabei können sich die Einrichtungen mit einer Anzahlung sofort eine Bewegungsbaustelle anschaffen. Die Restsumme wird dann im Laufe von ein bis zwei Jahren abbezahlt. Partner der Fördergemeinschaft sind die Berliner Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft, die Unfallkasse Berlin und die movy world UG.
Eine Bewegungsbaustelle besteht aus einfachen Holzbauteilen, die wie überdimensionale Bauklötze zusammensetzbar sind. Sie ist für Kinder zwischen zwei und zwölf Jahren geeignet. Die Kinder entwickeln, konstruieren und erproben damit Spiel- und Bewegungsräume, die immer wieder umgebaut werden können. Die einzelnen Bauteile kann man alleine nur schwer bewegen. Viel mehr Spaß macht es, mit anderen zu bauen. Es entstehen dabei Bewegungslandschaften, die vielseitig beklettert und bespielt werden können. Die Bewegungsbaustelle fördert nicht nur die Motorik, sondern gleichzeitig die Kreativität und die geistige, soziale und kognitive Entwicklung. Denn wer rückwärts balancieren kann, kann auch rückwärts rechnen. Somit bietet die Bewegungsbaustelle mehr als reine Bewegungsförderung und lässt sich nicht nur im Unterrichtsfach Sport in den Schulalltag integrieren. Kinder erlangen mithilfe der Bewegungsbaustelle technisches Verständnis, sprachliche Kompetenzen oder können mit ihr sogar musizieren.
Oft hindert das gesteigerte Sicherheitsbedürfnis der Eltern Kinder daran, sich kreativ austoben zu können. Es ist an dieser Stelle deshalb notwendig, nicht nur Pädagoginnen und Pädagogen durch Schulungen mit der Bewegungsbaustelle vertraut zu machen und Anregungen zur Integration in den Schulunterricht oder Kitaalltag zu geben, sondern ebenso Elternvertreterinnen und Elternvertretern die Bewegungsbaustelle durch Veranstaltungen, wie gemeinsame Spielenachmittage, näherzubringen. Das selbstständige Bauen und Konstruieren, die Erprobung und das Experimentieren vermitteln die Fähigkeit, Risiken einzuschätzen. Beim Spielen gehört auch dazu, dass Kinder ihre Grenzen erfahren. Nicht unbedingt das Fernhalten von jedem Gegenstand, der bei unsachgemäßem Umgang gefährlich werden kann, sondern gerade die Erziehung des Kinder zu verantwortungsbewusstem Umgang mit einem solchen Gegenstand und dessen Nutzung ist häufig der bessere Weg, das Kind langfristig vor größeren Schäden zu bewahren. Denn Fallen lernt man nur durch Fallen. Jedes Kind hat das Recht auf eine eigene Beule, solange es sich, wie bei der Bewegungsbaustelle, um ein kalkulierbares Risiko handelt.
Die Bewegungsbaustelle ist auch ein Instrument zur Förderung der Sprachentwicklung, das sich Lehrer und Erzieher nutzbar machen können. Beim Spiel mit den schweren Baustellenmaterialien lernen die Kinder die Notwendigkeit kennen, sich miteinander zu verständigen, mit anderen zu kooperieren, gegenseitig Rücksicht zu nehmen, Verantwortung zu tragen, aber auch eigene Standpunkte zu vertreten und durchzusetzen.
Das Deutsche Kinderhilfswerk ist seit November 2012 Mitglied im „Kooperationsverbund Gesundheitliche Chancengleichheit“.
Das Deutsche Kinderhilfswerk setzt sich seit 1972 für Kinderrechte, Beteiligung und die Überwindung von Kinderarmut ein. Es stellt sich seiner Aufgabe, für Kinder und Familien eine kinderfreundliche Lebenswelt zu schaffen. Im Handlungsfeld „Gesundheitliche Chancengleichheit“ unterstützt das Deutsche Kinderhilfswerk z.B. mit seinem Ernährungsfonds „Eine Mahlzeit für alle Kinder“ Grundschulen, Kindergärten und Kinderhäuser, die in sozialen Brennpunktgebieten liegen.
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