20.05.2019
Ein Ankerpunkt im Kiez, der etwas bewegt
Angebote zum Thema gesunde Ernährung für Eltern und ihre Kinder im Rollbergkiez zur Stärkung der Ernährungskompetenzen
Tina Hilbert, (bis Dezember 2020) Gesundheit Berlin-Brandenburg
Danielle Dobberstein, Gesundheit Berlin-Brandenburg
Schlagwörter:Ernährung, Nachbarschaft, Quartier, Soziale Stadt, Verein
Beim Kiezanker e.V. wird gelebte Beteiligung großgeschrieben. Mit Mitteln der Krankenkassen, die im Rahmen der Clearingstelle Gesundheit für Quartiere der Sozialen Stadt zur Verfügung stehen, werden in Neukölln Angebote zum Thema Ernährung für Eltern umgesetzt.
Der Kiezanker e.V. ist seit 2014 im Rollbergkiez in Neukölln aktiv. Sechs Frauen gründeten den Verein, darunter Yildiz Yilmaz, eine Elternvertreterin an der benachbarten Regenbogenschule. Seitdem engagieren sich die Frauen zum Großteil ehrenamtlich im Quartier. Ein Elterntreff in den Räumen des Vereins, Elterncafés an Grundschulen, Kiezfeste, Info-Veranstaltungen - all das wird durch den vom QM Rollbergsiedlung unterstützten Kiezanker e.V. möglich.
Im Quartiersgebiet stellt der Verein einen Ankerpunkt für die Elternarbeit dar. Die Elternschaft, die den Kiezanker in der Falkstraße 24 besucht, ist bunt gemischt und bildet die Zusammensetzung im Quartier ab: Es sind Eltern oder alleinerziehende Mütter mit türkischen, afrikanischen, arabischen Hintergründen, oft aus einkommensschwachen Haushalten.
Die Familien bewegen viele Fragen, z. B. zum Bildungssystem und zur Erziehung ihrer Kinder. Der Verein motiviert die Familien aktiv zu werden und bietet dabei Unterstützung an: Wo gibt es geeignete Beratungsstellen vor Ort? Wen könnte man in den Treffpunkt einladen? Wer von den Eltern kann einen Kontakt herstellen? Empowerment wird im Verein gelebt. Der Schlüssel der Arbeit, so Yildiz Yilmaz, liegt in einer offenen Haltung, ohne zu bewerten, jedem seine Freiheit lassend.
Förderung von gesunder Ernährung
Dieses Jahr kann mit Mitteln der Krankenkassen, die im Rahmen der Clearingstelle Gesundheit für Quartiere der Sozialen Stadt bereitstehen, beim Kiezanker e.V. ein Gesundheitsmodul umgesetzt werden. Die Krankenkassen stellen 2019 in 16 Berliner Quartiersmanagementgebieten eine Kofinanzierung zu Soziale Stadt-Projekten in Höhe von 90.000 Euro (ca. 5.600 Euro pro Quartier/Jahr) zur Verfügung. Mit der Weitergabe der Mittel sowie der Unterstützung bei Projektentwicklung und -umsetzung ist die Clearingstelle Gesundheit im Rahmen der Koordinierungsstelle gesundheitliche Chancengleichheit Berlin (KGC) betraut. Ansatz ist stets, die Menschen in den Quartieren der Sozialen Stadt zu erreichen.
Die Frauen im Verein Kiezanker möchten sich mit dem Thema „gesunde Ernährung“ befassen. Mit den Mitteln des Gesundheitsmoduls werden gemeinsam mit Kindern Mahlzeiten hergestellt, z. B. Obstsalat, vegetarische Lasagne oder Schokocreme mit Datteln anstelle von Zucker. Das Ausprobieren der neuen Lebensmittel weckt die Neugierde der Kinder. Zudem berät eine Ernährungswissenschaftlerin die Eltern zu unterschiedlichen gesundheitsbezogenen Fragestellungen. Denn, so Frau Yildiz, die Zusammenarbeit mit den Eltern als Vorbilder für ihre Kinder ist wichtig, wenn sich etwas im Ernährungsverhalten ändern soll.
Die Bestandteile von Lebensmitteln werden in einer Ausstellung unter die Lupe genommen. Dadurch wird deutlich, wieviel Zucker sich in einzelnen Produkten verbirgt. Die Ausstellung kommt so gut an, dass die Frauen sie auch an anderen Orten im Kiez zeigen möchten, z. B. in der Regenbogengrundschule. Hier gibt es eine besondere Herausforderung: Der Bäcker direkt neben der Schule bietet viele sehr süße Teigwaren an. Gemeinsam mit der Mensa der Schule möchte der Verein in der Ausstellung den Zuckeranteil in Backwaren deutlich machen und dazu gleichzeitig gute, gesunde Alternativen anbieten.