23.04.2019
Empfehlung zur maximalen Zuckerzufuhr in Deutschland
Angela Bechthold, Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V.
Schlagwörter:Adipositas, Ernährung, Gesundheitsbewusstsein
Eine hohe Zuckerzufuhr fördert nicht nur die Entstehung von Übergewicht und Adipositas sowie zahlreiche damit einhergehenden Erkrankungen wie Diabetes mellitus Typ 2 und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, sondern auch die Entstehung von Karies.
Aus diesem Grunde veröffentlichten die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE), die Deutsche Adipositas-Gesellschaft e. V. (DAG) und die Deutsche Diabetes Gesellschaft e. V. (DDG) im Dezember 2018 gemeinsam ein Konsensuspapier zur maximalen Zufuhr freier Zucker in Deutschland.
Weniger als 10 Prozent der Gesamtenergiezufuhr aus Zucker sind empfehlenswert
Mit dem Konsensuspapier schließen sich die drei Fachgesellschaften der Empfehlung der Weltgesundheitsorganisati (WHO) aus dem Jahr 2015 an und sprechen sich für eine maximale Zufuhr freier Zucker von weniger als 10 Prozent der Gesamtenergiezufuhr aus. Bei einer Gesamtenergiezufuhr von 2.000 kcal/Tag entspricht dies einer maximalen Zufuhr von 50 g freien Zuckern/Tag. Diese Empfehlung der drei Fachgesellschaften ist dabei als maximale Obergrenze zu verstehen. Zu freien Zuckern zählen neben Einfach- und Zweifachzucker (Monosaccharide und Disaccharide) wie z. B. Glucose und Saccharose, die Lebensmitteln zugesetzt werden auch natürlich vorkommende Zucker aus Honig, Sirupen, Fruchtsäften und Fruchtsaftkonzentraten.
Zuckerzufuhr ist in Deutschland insbesondere bei jungen Menschen zu hoch
Daten aus Verzehrstudien zeigen, dass die Zufuhr freier Zucker in Deutschland insbesondere bei jüngeren Altersgruppen deutlich über der Empfehlung liegt. Während in der Altersgruppe zwischen 15 und 80 Jahren die Zufuhr bei Frauen rund 14 Prozent (61 g/Tag) beträgt, liegt sie bei Männern bei 13 Prozent (78 g/Tag). Kinder und Jugendliche konsumieren bis zu 17,5 Prozent. Um die Empfehlung freier Zucker nicht zu überschreiten, müsste die aktuelle Gesamtzufuhr um mindestens 25 Prozent gesenkt werden.
Ein hoher Verzehr zuckerreicher Lebensmittel erhöht das Erkrankungsrisiko
Ein großer Anteil der Zufuhr freier Zucker stammt in Deutschland aus Süßwaren und zuckerhaltigen Getränken wie Fruchtsäften und Nektaren sowie Limonaden. Die zuckerhaltigen Getränke werden von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit niedrigem sozioökonomischem Status deutlich häufiger konsumiert als von Personen mit mittlerem und hohem sozioökonomischem Status (RKI 2013). Dabei kann insbesondere der hohe Konsum dieser Getränke zu einer positiven Energiebilanz und in der Folge zu erhöhtem Körpergewicht und weiteren Krankheitsrisiken führen.
Weniger Zucker ist mehr
Die DGE empfiehlt Verbrauchern in ihren 2017 aktualisierten „10 Regeln für eine vollwertige Ernährung“ Zucker generell einzusparen. Die Zufuhr freier Zucker kann reduziert werden, wenn stark verarbeitete und zuckergesüßte Lebensmittel selten und maßvoll verzehrt und zuckerhaltige Getränke durch Wasser oder ungesüßten Tee ersetzt werden. Ein erheblicher Bedarf liegt bei der Reduktion von Zucker bei Kindern, damit nicht bereits in jungen Jahren eine Gewöhnung an den Süßgeschmack und der damit verbundenen hohen Zuckerzufuhr entsteht.
Ernährungspolitische Maßnahmen zur Verhältnisprävention
Bisher haben verhaltenspräventive Maßnahmen nicht zur gewünschten Senkung der Häufigkeit von Übergewicht bzw. Adipositas und den damit assoziierten ernährungsbedingten Erkrankungen geführt. Aus diesem Grund werden derzeit weltweit ernährungspolitische Maßnahmen aus dem Gebiet der Verhältnisprävention angewendet, um die Zuckerzufuhr bevölkerungsweit zu reduzieren. Auch in Deutschland werden ab 2019 bis 2025 die Zuckeranteile in Fertigprodukten reduziert (Nationale Reduktions- und Innovationsstrategie für Zucker, Fette und Salz in Fertigprodukten der Bundesregierung). Langfristig ist ein ganzheitlicher Ansatz mit Kombination aus Verhaltens- und Verhältnisprävention sinnvoll, um der Komplexität der Ernährungs- und Gesundheitssituation auf Bevölkerungsebene gerecht zu werden und eine messbare Veränderung gesundheitsrelevanter Parameter zu erzielen.
Weiterführende Informationen:
- Das Konsensuspapier „Quantitative Empfehlung zur Zuckerzufuhr in Deutschland“ ist über die Seite der DGE frei zugänglich
- Eine englische Kurzversion des Konsensuspapiers ist in der Fachzeitschrift Ernährungs Umschau veröffentlicht