16.01.2014
Erster Potsdamer Gesundheitsatlas
Gesundheitliche Förderung und soziale Indikatoren lokal verbinden - ein "must have" für Gesundes Aufwachsen in der Kommune
Gerhard Meck, ehem. Landeshauptstadt Potsdam
Juliane Nachtmann, Landeshauptstadt Potsdam
Schlagwörter:inforo online, Partnerprozess
Der Zusammenhang von sozialer Lage und Gesundheit ist vielfach belegt - aber wie stellt er sich konkret in der Kommune dar? In welchen Wohnquartieren / Stadtvierteln und bei welchen Bevölkerungsteilen und ihren sozialen Lagen sind gesundheitliche Belastungen am geringsten, wo besteht erkennbarer Handlungsbedarf? Die Landeshauptstadt Potsdam hat sich diesen Fragen gestellt und legt mit dem „Ersten Potsdamer Gesundheitsatlas“ nun aktuelle und differenzierte Daten und Informationen vor.
Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Kommunen passgenau fördern
Um dem Zusammenspiel aus Armuts-, Bildungs- und Gesundheitsfaktoren frühzeitig begegnen zu können, "ist es wichtig, dass wir gesicherte Erkenntnisse über die gesundheitliche wie soziale Situation der Kinder haben", so Anke Latacz-Blume, Fachbereichsleiterin für Soziales und Gesundheit der Landeshauptstadt Potsdam. Einen wichtigen Anknüpfungspunkt dafür bildet die Schuleingangsuntersuchung (SEU), die jedes Kind durchläuft, bevor es den Schulbesuch antritt. Damit hat die Kommune die einzigartige Möglichkeit, jeweils einen kompletten Altersjahrgang zu untersuchen und die Befunde über die Jahrgänge hinweg zu vergleichen.
Diesen „Datenschatz“ hat eine verwaltungsweite Projektgruppe - bestehend aus dem Bereich Statistik und Wahlen, dem Fachbereich Jugend und Familie, dem Bereich Gesundheit, der Sozial- und Gesundheitsplanerin, der Beauftragten für Integration und Migration, der Stadterneuerung (Programm Soziale Stadt) und dem Landesamt für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz - genutzt und den Ersten Potsdamer Gesundheitsatlas erstellt, der gesundheitliche Daten mit den verfügbaren sozialen Indikatoren kombiniert. Darin werden statistische Auswertungen der Schuleingangsuntersuchungen für das gesamte Stadtgebiet im Zeitverlauf (2008 bis 2012) dargestellt und erstmalig Ergebnisse der SEU auch kleinräumig auf Ebene von 18 Sozial- und Planungsräumen präsentiert. Alle Sozial- und Planungsräume der Landeshauptstadt (mit durchschnittlich 9.000 Einwohnern) werden anhand ausgewählter Indikatoren der Schuleingangsuntersuchung vorgestellt und mit den Gesamtergebnissen der Landeshauptstadt Potsdam verglichen. Die kleinräumigen Untersuchungsvolumina und ihre Resultate ermöglichen eine passgenauere Steuerung von Angeboten und Maßnahmen der Gesundheitsförderung. Mit der Initiierung einer solchen kleinräumigen handlungsorientierten Gesundheitsdarstellung und Berichterstattung bildet der Potsdamer Gesundheitsatlas eine wichtige Grundlage für die Zielgenauigkeit kommunaler Planungs- und Umsetzungsprozesse beim gesund Aufwachsen in den einzelnen und vor allem unterschiedlichen Quartieren der Stadt.
Der Potsdamer Gesundheitsatlas gliedert sich in vier Hauptteile:
- Teil A: Präsentation der Daten der Schuleingangsuntersuchung auf Grundlage ausgewählter Indikatoren (2008 bis 2012)
- Teil B: Vergleich der Sozial- und Planungsräume für das Jahr 2012
- Teil C: Zusammenfassung der Ergebnisse
- Anhang: Visitenkarten der Sozial- und Planungsräume
Besonderen Wert wurde auf eine gute Lesbarkeit im Potsdamer Gesundheitsatlas und auf eine übersichtliche Darstellung gelegt. So werden die zentralen Ergebnisse kurz und prägnant in Kästen zusammengefasst.
Ergebnisse
Die Daten zeigen, dass die Landeshauptstadt Potsdam auf einem guten Weg ist: Die sprachlichen und motorischen Fähigkeiten der Schulanfängerinnen und Schulanfänger haben sich gesamtstädtisch verbessert. Bei näherer Betrachtung wird aber auch deutlich, dass die stadträumlichen Unterschiede groß und Kinder aus Familien mit niedrigem Sozialstatus erhöhten Risiken ausgesetzt sind.
Nächste Schritte
Der Potsdamer Gesundheitsatlas bewertet die gesundheitlichen Verhältnisse, verschränkt mit sozialen Koordinaten, ohne sofort in detaillierte Handlungsraster abzugleiten. Ein solcher zweiter, konzeptioneller, zukunftssichernder Fort-Schritt, von und mit allen geteilt, hat sich anzuschließen: Um dessen Agenda für die Landeshauptstadt Potsdam zu bestimmen, wird für den 7. April 2014, dem Weltgesundheitstag, in Kooperation mit dem regionalen Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin und dem für Gesundheit zuständigen Landesamt ein Fachtag zur Kindergesundheit vorbereitet. Interessierte Eltern, Kinderärzte, Netzwerkpartner und Bündnisse, Selbsthilfegruppen, Potsdamer Kitas und Schulen, Stadtpolitik und Verwaltung wollen gemeinsam beste Praxis antizipieren und dafür geeignete Handlungsempfehlungen erarbeiten.
Den Ersten Potsdamer Gesundheitsatlas können Sie hier als PDF-Dokument herunterladen.
Hier können Sie Presseartikel zum Gesundheitsatlas nachlesen:
- "Risikofaktor Wohngebiet" Potsdamer Neuester Nachrichten vom 03.08.2013
- "Wissen, was krank macht" Potsdamer Neuester Nachrichten vom 03.08.2013
Auszeichnung "Beitrag des Monats" im kommunalen Partnerprozess "Gesund aufwachsen für alle!"
Der erste Potsdamer Gesundheitsatlas steht Ihnen auch als Beitrag im PartnerWiki auf inforo online zur Verfügung. Der Beitrag der Partnerkommune Potsdam wurde aktuell als Beitrag des Monats gekürt.
Durch den Potsdamer Gesundheitsatlas hat sich die Stadt Potsdam ein wichtige Grundlage für die Zielgenauigkeit kommunaler Planungs- und Umsetzungsprozesse für eine gesundes Aufwachsen geschaffen.