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30.03.2020

"Es ist eine Überraschung, wie gut es funktioniert"

Umgang mit dem Virus SARS-CoV-2 / COVID-19

Tina Hilbert, (bis Dezember 2020) Gesundheit Berlin-Brandenburg

Schlagwörter:Quartier, Soziale Stadt, Vernetzung

Das Virus SARS-CoV-2 wirkt in al­le Bereiche der Ge­sell­schaft. Das öffentliche Leben ist ak­tu­ell wei­test­ge­hend herun­tergefahren. Die Koordinierungsstelle Ge­sund­heit­liche Chan­cen­gleich­heit (KGC) Ber­lin geht mit dem Pro­jekt „Clearingstelle Ge­sund­heit für Quartiere der sozialen Stadt“ ei­nen prag­ma­tischen Weg: al­le geförderten Pro­jekte lau­fen in diesem Jahr im Sinne der Ziel­grup­pen und der Be­schäf­tig­ten wei­ter.

Still­stand!

Aktuell gibt es wenige positive Nachrich­ten um das Virus SARS-CoV-2 und die Krank­heit COVID-19. Es gibt we­der ei­nen fes­ten Zeit­plan noch ei­nen sicheren Fahr­plan zur erfolgreichen Be­kämp­fung. Mit umfangreichen Maß­nah­men wurde das öffentliche Leben in vielen Bereichen herun­tergefahren, mit drastischen Konsequenzen für die öko­no­mische und soziale Si­tu­a­ti­on der Menschen. Halten die Menschen sich an die Vorgaben bzw. kön­nen sie sich da­ran halten, blei­ben sie wei­test­ge­hend zuhause und phy­sisch auf Ab­stand zu­ei­nan­der.
So gesundheitsförderlich diese Maß­nah­men wir­ken, so hinderlich sind sie gleich­zei­tig. Denn sie un­ter­bre­chen notwendige lau­fende gesundheitsfördernde Maß­nah­men - vor al­lem für vulnerable Personengruppen wie Kinder, Ältere, chro­nisch Kran­ke oder Einkom­mensschwache.

Was tun?

Mit die­ser Si­tu­a­ti­on will die „Clearingstelle Ge­sund­heit für Quartiere der sozialen Stadt“ als Teilprojekt der KGC Ber­lin prag­ma­tisch und bedarfsorientiert um­ge­hen.
Sie un­terstützt in diesem Jahr ins­ge­samt 18 gesundheitsfördernde Pro­jekte in sie­ben Ber­li­ner Bezirken mit Mit­teln der gesetzlichen Kran­kenkassenverbände.  Die Pro­jekte wer­den in der Ku­lis­se des Förderprogramms „Sozialer Zu­sam­men­halt“ (vormals „Soziale Stadt“) umgesetzt und rich­ten sich an Personengruppen mit erhöhten Ge­sund­heitsrisiken. Für deren Bedarfe gilt es in die­ser Kri­senzeit ins­be­son­de­re sen­si­bel zu sein.
Darüber hinaus heißt es jetzt, die gemeinnützigen Träger und qualifizierten Honorarkräfte zu stär­ken, die auf der ei­nen Sei­te durch das Virus öko­no­misch un­ter Druck ge­ra­ten und auf der anderen Sei­te rasch und en­ga­giert auf die neue Si­tu­a­ti­on re­a­gie­ren. Im Rahmen der Clearingstelle wer­den sie ermutigt, ih­re Pro­jekte umzusteuern, wenn es leistbar ist. Sie wer­den fach­lich be­ra­ten und begleitet, durch die unsichere Si­tu­a­ti­on zu kom­men und er­hal­ten Informationen und Emp­feh­lung­en, wie im Sinne der För­de­rung mit der Si­tu­a­ti­on umgegangen wer­den kann.

Aus der Kri­se kön­nen Alle ler­nen!

Zwei inspirierende Lö­sung­en lie­fern die Träger „Stadtbewegung e. V.“ und „Janainas e. V.“. Im Pro­jekt „Bewegte Ausflüge“ or­ga­ni­sie­ren der Träger Stadtbewegung e. V. und Interessierte aus dem Rollbergquartier in Neu­kölln ge­mein­sam Ausflüge in­ner­halb Ber­lins. Das An­ge­bot richtet sich an Menschen, die aus un­terschiedlichen Gründen nur sel­ten ih­ren Kiez verlassen und ist dem­ent­spre­chend niedrigschwellig konzipiert. Alternativ zur Grup­penaktivität wird vom Träger nun ei­ne 45-minütige Be­we­gungsrallye mit Ge­sund­heitsempfehlungen in ei­nem benachbarten Park or­ga­ni­siert, die ent­spre­chend dem social distancing durchgeführt wer­den kann. Mit der Auf­recht­er­hal­tung des regelmäßigen An­ge­bots wird das Ziel verfolgt, Menschen un­ter den gegebenen Umständen see­lisch und kör­per­lich in Be­we­gung zu halten.
Das Pro­jekt „Ge­sund­heits­för­de­rung von Migrantinnen“ wird mit Un­ter­stüt­zung des Olof-Palme-Zentrums (Nachbarschaftstreff) durch den „Janainas e. V.“ umgesetzt. Mit ei­nem Peer-To-Peer-Ansatz un­terstützt es die kulturelle und emotionale In­te­gra­ti­on von Migrantinnen im Brunnenviertel in Mit­te. In dem An­ge­bot wer­den Stra­te­gien der Stressbewältigung und Ent­span­nung durch Par­ti­zi­pa­ti­on und Empowerment vermittelt. Die Grup­pe der Frauen ist ein Ort der Si­cher­heit und (Selbst-)Für­sor­ge, der er­fah­rungs­ge­mäß von der phy­sischen An­we­sen­heit und nonverbalen Kom­mu­ni­ka­ti­on ge­tra­gen wird. Dieser sichere Ort wird nun in das In­ter­net verlagert: in den Wohn­raum, vor die Web­cam. „Es ist ei­ne Über­ra­schung, wie gut es funktioniert. Sie tan­zen, singen. Schwer ist der Um­gang mit der Tech­nik und Mo­de­ra­ti­on. Aber wir ler­nen ge­ra­de viel da­zu“, sagt Evelyne Leandro vom Pro­jekt. Eine Maß­nah­me beinhaltet u. a. Kunst und Handarbeit zur För­de­rung der Acht­sam­keit, von ei­ner Künst­le­rin angeleitet. Gewerkelt wird nun mit Dingen, die frau im­mer zuhause hat, wie Klopapier und Nudeln.

Nähere Informationen unter:

Clearingstelle Gesundheit für Quartiere der sozialen Stadt (Stand: 02.04.2020)
Stadtbewegung e. V., Kontakt Robin Spätling
Janainas e. V., Kontakt Evelyne Leandro
Programm „Soziale Stadt“ (Stand: 02.04.2020)

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