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02.07.2020

„Es war keine Zeit des Faulenzens, sondern eine Zeit der Herausforderung!“

Dr. Kathrin Steinbeißer, bis April 2023: Landeszentrale für Gesundheit in Bayern e. V. (LZG)

Schlagwörter:Digitale Medien, Gesundheitliche Chancengleichheit, Ältere

Aktionsgruppe „Gesundes Altern in der Oberpfalz“ diskutiert Unterstützungsmöglichkeiten für ältere Menschen in schwierigen Lebenslagen

Der „fehlende Ratsch“, der „ungestillte Gesprächshunger“, Scham, sich Hilfe holen zu müs­sen, Unwissen über die Krank­heit, Angst vor An­ste­ckung und fehlende Seel­sor­ge in Krisensituationen - all das sind Er­schei­nung­en der Corona-Pan­de­mie.
Ältere Menschen in schwierigen Le­bens­la­gen traf die Pan­de­mie mit voller Härte. Hilfe für die be­son­ders Be­nach­tei­lig­ten in unserer Ge­sell­schaft war des­halb un­er­läss­lich. Welche Maß­nah­men Ak­teu­rin­nen und Akteure aus der Ober­pfalz wäh­rend die­ser schwierigen Zeit entwickelten und kur­zer­hand in die Pra­xis umsetzten, war The­ma des Treffens der Aktionsgruppe „Gesundes Al­tern in der Ober­pfalz“.

Das Veranstaltungsmotto - Gemein­sam für mehr ge­sund­heit­liche Chancengleichheit

Die Mitglieder der Aktionsgruppe sahen sich be­reits das vierte Mal - nur die­ses Mal nicht per­sön­lich, son­dern on­line. Das hielt die engagierten Ak­teu­rin­nen und Akteure aus dem Ge­sund­heitsbereich al­ler­dings nicht da­von ab, aktiv in den Aus­tausch zu tre­ten. Sie ken­nen sich mitt­ler­wei­le gut und ei­ni­ge be­spre­chen sich auch zwi­schen den halbjährlich stattfindenden Treffen, um von den Er­fah­rung­en der an­de­ren zu profitieren. Manche ent­wi­ckeln zu­sam­men Maß­nah­men, die ältere Menschen in schwierigen Le­bens­la­gen in ihrer Ge­sund­heit un­terstützen sollen.

Ein vielfältiger Blu­men­strauß an Hilfen

Sie initiierten Telefonhotlines, um unsichere Bür­ge­rin­nen und Bür­ger über „Was darf ich?“ oder „Wie vermeide ich, dass ich mich anstecke?“ zu in­for­mie­ren. Sie entwickelten un­ter an­de­rem Informationsseiten auf Homepages mit regionalen An­lauf­stel­len und Unterstützungsmöglichkeiten. Jüngere Personen un­terstützten zeit­wei­se Nachbarschaftshilfen und Einkaufsdienste, um ältere Personen vor unnötigen Kontakten und so­mit vor An­ste­ckung zu schüt­zen. Auch regionale Bewegungsangebote wurden im In­ter­net bereitgestellt, um die negativen Be­gleit­er­schei­nung­en der Ausgangsbeschränkungen und der fehlenden An­ge­bo­te in gewissem
Maße zu kom­pen­sie­ren.

Die größ­te Hürde lag je­doch - wie auch be­reits vor der Corona-Zeit - da­rin, diejenigen zu er­rei­chen, wel­che die Hilfe am Nötigsten haben.

Man sollte nicht war­ten, bis die Bedürftigen zu ei­nem kom­men!

Doch auch diese Hürde überwanden die Mitglieder der Aktionsgruppe mit ihren „Corona-resistenten“ Ideen. Sie nutzten bei­spiels­wei­se das Verteilen der Mas­ken an al­le Älteren in den Ortschaften da­zu, aufsuchend auf die Bedürftigen zuzugehen und ih­nen Hilfe im Be­darfs­fall anzubieten. Bewegungsangebote wurden verschriftlicht und per Fahr­rad di­rekt an die Haustür gebracht - ein Abstands-Ratsch war da­mit un­er­läss­lich und gab Auf­schluss über die aktuelle La­ge bei den Bür­ge­rin­nen und Bür­gern. Gün­ter Makolla, Generationenbeirat in Bodenwöhr, be­tont: „Helfen und auch Helfen las­sen muss ge­lernt wer­den!“ Dabei wird die Hemmung, um Hilfe zu bit­ten, klei­ner, wenn be­reits ein Ge­sicht der Helferin oder des Helfers be­kannt ist.

Digitale Kom­pe­tenz un­terstützt Ge­sund­heitskompetenz

Bei ei­nem Punkt waren sich al­le Teilnehmenden des Aus­tauschtreffens ei­nig: digitale Kom­pe­tenz fördert nach­hal­tig die Ge­sund­heitskompetenz und Teil­ha­be am gesellschaftlichen Leben. „Ich habe ei­nem 92-jährigen Mann vor der Corona-Krise ei­ne Smartphone-Schulung ge­ge­ben.
Sei­ne Fa­mi­lie lebt in Stutt­gart und er konnte so zu­min­dest über Videochat mit sei­nen Liebs­ten re­den und war da­durch nicht ganz so ein­sam. Das hat mich sehr ge­freut!“, berichtet Sieg­lin­de Harres, Senioren-beirätin von Neumarkt in der Ober­pfalz. Doch viele ältere Personen hatten nicht das Glück, ei­ne Laptop- oder Smartphoneschulung be­kom­men zu haben. Gerade al­leinle­bende Ältere waren in der Zeit be­son­ders iso­liert und litten an Ein­sam­keit. Dies kann ge­mäß wissenschaftlicher Li­te­ra­tur bei vielen Menschen zu psychischen Ge­sund­heitsproblemen, die durch geeignete Maß­nah­men vermieden oder zu­min­dest abgemildert wer­den kön­nen.

„Tinder“ für Se­ni­o­rin­nen und Senioren - digitale Kontaktvermittlung

Hinnehmen möchten die Mitglieder der Aktionsgruppe diesen Zu­stand nicht. „Das ein oder an­de­re Pro­jekt zu diesem Themengebiet sollten wir ge­mein­sam ge­stal­ten!“, be­tont Si­mo­ne Eckert, Lei­tung der Ge­sund­heitsregionPlus Re­gens­burg. Laptop- und Handyschulungen für Se­ni­o­rin­nen und Senioren wie auch neue Apps, die bedienerfreundlich sind und ein­fach Kontakte zwi­schen Personen herstellen, kön­nen hierbei un­terstützend wir­ken. „Für fi­nan­zi­ell Bedürftige gibt es zum Bei­spiel in Re­gens­burg die Computerspende“, verweist Theresa Sittl, Pro­jektmitarbeiterin von Agil le­ben im Al­ter (ALiA).

Konkrete Aktionen für ei­nen zeitnahen Erfolg

Damit die Aktionsgruppe in­ten­siv an diesem und weiteren brennenden Ge­sund­heitsthemen ar­bei­ten kann, möchten die Mitglieder The­men­schwer­punk­te beim nächsten Treffen set­zen und „Unter-Aktionsgruppen“ bil­den. Denn es braucht starke Motoren, um in den nächsten Gang schal­ten zu kön­nen und vorwärts zu kom­men!“

Weitere Erfolge der Aktionsgruppe:

  1. Ein Beitrag beim Kongress Armut und Gesundheit zur partizipativen Netzwerkarbeit
  2. Der Praxisdatenbankeintrag des Netzwerkes

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