18.12.2012
Fachtagung "Gesunde Netzwerke & Präventionsketten"
Kommunale Gesundheitsförderung für Kinder und Jugendliche in sozial benachteiligten Lebenslagen
Annika Welz, Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz e.V.
Schlagwörter:Fachtagung, Familie, Kommunen, Netzwerk, Präventionsketten, Soziallage, Sozialraum
Eine landesweite Fachtagung des Regionalen Knotens Rheinland-Pfalz befasste sich mit den Möglichkeiten kommunaler Gesundheitsförderung für Kinder und Jugendliche in sozial benachteiligten Lebenslagen. Unter dem Titel „Gesunde Netzwerke und Präventionsketten“ hatte die Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz e.V. (LZG) am 21. November 2012 in das Bürgerhaus in Mainz-Lerchenberg eingeladen. Die Veranstaltung mit über 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmern stand unter der Schirmherrschaft der rheinland-pfälzischen Gesundheitsministerin Malu Dreyer.
In Rheinland-Pfalz gibt es bereits viele hilfreiche Angebote, die die gesundheitliche Verfassung von Kindern stärken und zu einer guten Lebensqualität beitragen. „Es ist ein wichtiges Ziel der Landesregierung, Angebote zur Gesundheitsförderung allen Menschen, egal welcher sozialen Herkunft und welchen Alters, zugänglich zu machen“, stellte Christine Morgenstern vom Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie (MSAGD) zu Beginn der Veranstaltung fest. „Prävention ist nicht nur für den einzelnen Menschen wichtig, sondern erhält auch vor dem Hintergrund einer älter werdenden Gesellschaft einen immer höheren Stellenwert. Unser Gesundheitssystem wird diese Herausforderung nur bewältigen können, wenn wir die Gesundheitschancen aller Menschen verbessern. Je früher Prävention ansetzt, umso wirksamer ist sie. Wir müssen daher vor allem auch Kinder und Jugendliche in sozial benachteiligten Lebenslagen erreichen“, sagte die Leiterin der Abteilung Gesundheit im MSAGD.
Untersuchungen zeigen: Wer in eine Familie in finanziell und sozial prekärer Lebenssituation hineingeboren wird, hat schlechtere Gesundheitschancen als sozial bessergestellte Altersgenossen. „Bei Kindern und Jugendlichen aus benachteiligten Familien sind körperliche Krankheiten, Gesundheitsrisiken wie Übergewicht oder Adipositas sowie psychische und verhaltensbezogene Auffälligkeiten überdurchschnittlich häufig zu finden“, erklärte Jupp Arldt, Geschäftsführer der LZG.
Wie umfassend und gravierend die Folgen von Armut für Kinder und Jugendliche sind, machte Gerda Holz vom Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik in Frankfurt deutlich. „Armut stellt das stärkste Entwicklungsrisiko für junge Menschen dar“, so die Expertin. Zur Armutsprävention vor Ort bedürfe es vor allem struktureller Anstrengungen. „Das bedeutet den Aus- und Umbau kommunaler Infrastruktur für junge Menschen in Form einer Präventionskette von der Geburt bis zum erfolgreichen Berufseinstieg.“ Mit einer Präventionskette ist die lückenlose Begleitung und Unterstützung der Betroffenen vom Kindesalter an gemeint. „Dazu ist es notwendig, dass sich die Institutionen vor Ort, die die Kinder und Jugendlichen während des Heranwachsens begleiten, untereinander austauschen und zusammenarbeiten“, so Holz.
Referentin Barbara Schneider vom Amt für soziale Leistungen in Mainz stellte ein Projekt aus der Mainzer Neustadt vor, das diesen Gedanken erprobt. „Das über die Soziale Stadt geförderte Modellprojekt „Elternnetzwerk“ soll erreichen, dass Eltern, unabhängig von der Altersstufe ihres Kindes, Strukturen im Stadtteil vorfinden, die es ihnen ermöglichen, sich mit anderen Eltern und Fachkräften in den Institutionen zu treffen, sich bei Bedarf Unterstützung zu holen und sich aktiv einzubringen.“ Schneider betonte, dass das zentrale Moment der Präventionskette nicht im bloßen Vorhandensein einzelner Angebote liege, sondern im abgestimmten und koordinierten Zusammenarbeiten aller Akteure und Institutionen.
Fünf verschiedene Workshops am Nachmittag vermittelten anhand konkreter Beispiele aus der Praxis, wie Vernetzung im städtischen und ländlichen Raum gelingen kann. Dr. Sandra Menk von der Servicestelle Kindesschutz des Landesjugendamtes Rheinland-Pfalz berichtete abschließend über bundeslandweite Umsetzungen, Entwicklungen und Erfahrungen in Bezug auf das Landes- und Bundeskinderschutzgesetz.
„Die Kommunen in Rheinland-Pfalz haben sich bereits auf den Weg gemacht, Armut in Familien zu verringern. Mit dieser Veranstaltung haben insbesondere kommunale Akteure eine Plattform für den fachlichen Austausch, um Maßnahmen der Armutsprävention noch stärker auszubauen und mit Gesundheitsförderung zu verbinden“, resümierte Burkhard Müller, Geschäftsführender Direktor des Landkreistages Rheinland-Pfalz.
Die Veranstaltung richtete sich an Fachkräfte und Multiplikatoren der Gesundheitsförderung, erziehungsbetraute Akteure aus dem Arbeitsfeld mit sozial benachteiligten Kindern, Jugendlichen und Familien, Projektträger, Fachkräfte aus dem Gesundheits- und Sozialwesen, Kommunalvertreter und -vertreterinnen sowie an alle Interessierte.