11.12.2012
Gemeinsam in Bund, Ländern und Kommunen für Gesundheit
10. Kooperationstreffen "Gesundheitliche Chancengleichheit" am 29. November 2012 im Landeshaus Westfalen-Lippe in Münster
Stefan Bräunling, Gesundheit Berlin-Brandenburg
Schlagwörter:Dokumentation, Frühe Hilfen, Gesunde Städte-Netzwerk, Kommunen, Netzwerk, Partnerprozess, Prävention
Im Mittelpunkt des 10. Jahrestreffens des Kooperationsverbundes stand der kommunale Partnerprozess „Gesund aufwachsen für alle!“, der vor einem Jahr offiziell gestartet und seitdem mit viel fachlicher und politischer Unterstützung aufgebaut werden konnte. Mit dem diesjährigen Kooperationstreffen wurde ein deutliches Zeichen für die Weiterentwicklung dieses Prozesses gesetzt. Es geht in der nächsten Phase vor allem darum, den Nutzen deutlich zu machen und noch zu erhöhen, den Kommunen und natürlich insbesondere die Kinder und Jugendlichen vom Aufbau integrierter Strategien für ein gesundes Aufwachsen haben.
Neuer Name: Kooperationsverbund „Gesundheitliche Chancengleichheit“
Die lebendigen Aktivitäten hatten auch Überlegungen beflügelt, dem Kooperationsverbund, der bisher „Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten“ hieß, einen eingängigeren, seinem Engagement angemessenen Namen zu geben. Es ist mittlerweile gelungen, den Aspekt der „sozialen Benachteiligung“ allgemein auf die Agenda im Gebiet Gesundheitsförderung und Prävention zu setzen. Wir möchten die Zuschreibung „sozial Benachteiligte“ und den möglichen Eindruck von Stigmatisierung vermeiden - mit „Gesundheitlicher Chancengleichheit“ betonen wir die positive und partizipative Perspektive unserer Aktivitäten und benennen das Ziel des Verbundes kompakt. Ebenfalls ist „Gesundheitliche Chancengleichheit“ anschlussfähig an die internationale Diskussion unter dem Titel „Health Equity“ (z.B. den „Marmot-Report“) - es geht darum, aus sozialer Ungleichheit resultierende und damit ungerechte und grundsätzlich vermeidbare gesundheitliche Ungleichheiten zu verringern.
Gleichzeitig wird die Arbeitsstruktur des Kooperationsverbundes in den Bundesländern, die bisher als „Regionale Knoten“ bezeichneten Kompetenz- und Vernetzungsinstanzen, von nun an als „Koordinierungsstellen Gesundheitliche Chancengleichheit“ benannt.
Drei neue Kooperationspartner
Der kommunale Partnerprozess bedeutet für den Verbund eine Intensivierung der Zusammenarbeit und viele gemeinsame Aktivitäten. Um sich hier einzureihen und ihre Unterstützung zu dokumentieren, sind drei große, bundesweite Verbände, die sich für Kinder und ihre Familien stark machen, dem Kooperationsverbund beigetreten:
- Der Deutsche Kinderschutzbund setzt sich für den Schutz von Kindern vor Gewalt, gegen Kinderarmut und für die Umsetzung der Kinderrechte in Deutschland ein. Ihr Ziel ist die Verwirklichung der UN-Konvention über die Rechte des Kindes in Deutschland. Sie treten für eine kinderfreundliche Gesellschaft ein. In den 430 Ortsverbänden des Deutschen Kinderschutzbundes werden Themen wie Gewaltprävention, Frühe Hilfen, gesunde Ernährung und Bewegung bearbeitet.
- Die Bundesarbeitsgemeinschaft Familienbildung & Beratung fördert die Zusammenarbeit und Austausch von Anregungen und Erfahrungen auf dem Gebiet der Familienbildung und Beratung. Im Handlungsfeld „Gesundheitliche Chancengleichheit“ ist die Bundesarbeitsgemeinschaft in der Multiplikatorenaus- und Weiterbildung tätig und führt tausende von Kursen und Seminaren im Bereich der frühkindlichen Förderung und Prävention auch sozial Benachteiligter durch. Die BAG erreicht mit ihren Angeboten jährlich bis zu 1,4 Millionen Familien.
- Das Deutsche Kinderhilfswerk setzt sich seit 1972 für Kinderrechte, Beteiligung und die Überwindung von Kinderarmut ein. Es stellt sich seiner Aufgabe, für Kinder und Familien eine kinderfreundliche Lebenswelt zu schaffen. Im Handlungsfeld „Gesundheitliche Chancengleichheit“ unterstützt das Deutsche Kinderhilfswerk z.B. mit seinem Ernährungsfonds „Eine Mahlzeit für alle Kinder“ Grundschulen, Kindergärten und Kinderhäuser, die in sozialen Brennpunktgebieten liegen.
Der Kooperationsverbund umfasst damit nun 57 Mitgliedsorganisationen.
Zehn neue Partnerkommunen
In einem feierlichen Rahmen wurden zehn neue Kommunen im Partnerprozess vorgestellt. Vertreter/innen nahmen die Partnerschaftsvereinbarung aus den Händen von Prof. Dr. Elisabeth Pott, Direktorin der BZgA, entgegen. Die neuen Partnerkommunen sind: Mannheim, Potsdam, Kassel, Salzgitter, Rhein-Kreis Neuss, Flensburg, Lübeck, Weimar, Bad Liebenwerda und der Wartburgkreis.
Damit sind bisher 26 Kommunen dem Partnerprozess offiziell mit einer Partnerschaftsvereinbarung beigetreten, weitere fünf nehmen zunächst „nur“ an den Darstellungen und dem Fachaustausch im Internet teil. Die Beteiligung am Partnerprozess ist kostenfrei, wird über ein interaktives Onlineportal gepflegt, bietet den Teilnehmenden, in der Regel Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der kommunalen Jugend- und Gesundheitsdienste, wertvolle Informationen und praktische Hilfestellungen und dient der Vernetzung der Akteure.
Diskussionen und Fachbeiträge
Das Gesunde Städte-Netzwerk ist einer der Partner, die den Partnerprozess von Anfang an mit konzipiert haben und seitdem aktiv unterstützen. Die Stadt Münster ist sowohl eine teilnehmende Kommune im Partnerprozess als auch der Sitz des Sekretariats des Gesunde Städte-Netzwerks. Die Bürgermeisterin der Stadt Münster Karin Reismann begrüßte die Teilnehmer/innen und betonte die Bedeutung, die das Thema Gesundheit für die städtische Politik hat.
Den inhaltlichen Rahmen setzte Frau Prof. Pott (BZgA), die die Entwicklungen im Partnerprozess in diesem Jahr nachzeichnete und die verstärkte Unterstützung dieser Aktivitäten durch ihr Haus auch für die Zukunft ankündigte. Kleine Schritte ebenso wie größere Weiterentwicklungen konnten in zwei Gesprächsrunden diskutiert werden. Neben Vertreter/innen von Institutionen auf Bundes- und Landesebene gaben hier insbesondere Kolleginnen und Kollegen aus kommunalen Gesundheits- und Jugendämtern einen Einblick in ihre täglichen Aktivitäten, die nicht selten auch mühsam sind und Geduld und „Umwege“ erfordern.
Dr. Volker Wanek (GKV-Spitzenverband) erläuterte, die Kommune sei das „Dach-Setting“ unter dem weitere Lebenswelten wie Quartier, Kita oder Schule zu verorten sind. Die Hauptherausforderung bleibe die Stärkung der Kooperationsbeziehungen mit den primär Verantwortlichen vor Ort, um ein vernetztes Vorgehen zu befördern. Dabei spiele die kommunale Verwaltung eine wichtige Rolle, um gegenseitigen Erfahrungsaustausch, Verbreitung von Beispielen Guter Praxis und aller lebensweltbezogenen Aktivitäten zu initiieren und zu steuern.
Mechthild Paul (Nationales Zentrum Frühe Hilfen, NZFH) beschrieb in ihrem Vortrag die Unterstützung der Kommunen durch die Bundesinitiative Frühe Hilfen. Durch die Bundesinitiative sollen die bereits bestehenden Aktivitäten von Ländern und Kommunen zur Etablierung verbindlicher Netzwerke Frühe Hilfen und zur Einbindung von Familienhebammen und vergleichbaren Berufsgruppen aus dem Gesundheitsbereich in diese Netzwerke ergänzt werden. Künftig sollen Frühe Hilfen als Teil einer kommunalen Gesamtstrategie verstanden werden, die über die ersten Lebensjahre von Kindern hinaus weitergeführt wird. Dabei kündigte Frau Paul auch das gemeinsame Online-Portal für die Bundesinitiative und den Partnerprozess, www.inforo-online.de, an.
Video zur Arbeit des Kooperationsverbundes
Als ein besonderes, öffentlichkeitswirksames „Highlight“ wurde ein elfminütiges Selbstdarstellungsvideo des Verbundes vorgestellt. Dieses stellt den Verbund mit seinen Zielen und seinen Partnern anschaulich „für Außenstehende“ dar. Das Video veranschaulicht:
- den Zusammenhang von sozialer Lage und Gesundheit
- die Notwendigkeit gemeinsamer Strategien
- den Kooperationsverbund als verbindliche Struktur für die soziallagenbezogene Gesundheitsförderung auf Bundes- und Landesebene
- die zentrale Positionierung der Qualitätsentwicklung über Transparenz und die Sichtbarkeit guter Beispiele
- die Vernetzungs- und Kompetenzstellen in den Bundesländern
Insbesondere wird die Zusammenarbeit der Mitgliedsorganisationen des Verbundes zum Wohle der Menschen, die sich in unserem Land in einer schwierigen gesundheitlichen und sozialen Lage befinden, heraus gestellt.
Das Video ist auf www.gesundheitliche-chancengleichheit.de sowie unter www.youtube.com/user/gesundechancen online anzusehen.
Die Dokumentation zum 10. Kooperationstreffen finden Sie hier.