15.04.2014
Gesund aufwachsen in Bremen! Partnerschaften stärken - gemeinsam handeln
Fachtagung vom 14. Februar 2014 in Bremen im Rahmen des kommunalen Partnerprozesses "Gesund aufwachsen für alle!"
Claudia Kwirand, Gesundheitstreffpunkt West
Schlagwörter:Fachtagung, Partnerprozess, Präventionsketten
Die Erfahrungen aus dem Kooperationsverbund zeigen eindringlich den Wert einer guten Zusammenarbeit unterschiedlicher Akteure in einer Kommune für ein gesundes und chancengerechtes Aufwachsen aller Kinder und Jugendlichen. Das Ziel des Partnerprozesses ist die nachhaltige Verankerung von integrierten Gesamtstrategien - Präventionsketten - ein koordiniertes Zusammenspiel unterschiedlicher Professionen und ein Prozess gemeinsamen Lernens. Bremen bietet bereits vielfältige Angebote für Kinder, Jugendliche und ihre Familien - von der Geburt bis zum Eintritt in den Kindergarten, von der Schule bis zum Ausbildungsbeginn, vom Quartiers- und Sozialzentrum bis zu gesundheitlichen Versorgungsstrukturen. Aber auch Bremen bedarf eines kommunalen Gesamtkonzeptes für ein stärker aufeinander abgestimmtes Vorgehen über Institutions- und Ressortgrenzen hinweg.
Das hat die Koordinierungsstelle in Bremen zum Anlass genommen, eine Fachtagung in Kooperation mit dem Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie und dem Gesundheitsamt Bremen zu organisieren.
Mit dem Fachtag sollte ein Forum zum Austausch über den Aufbau bzw. die Weiterentwicklung von Gesundheits- und Präventionsketten in Bremen geschaffen werden. Im Vorfeld erfolgte die direkte Ansprache und Kontaktaufnahme zu Schlüsselakteuren des Handlungsfeldes in Bremen und Bremerhaven sowie aus den Senatsressorts Gesundheit, Soziales und Bildung. Die Veranstaltung richtete sich an Fachkräfte aus dem Jugendhilfe-, Gesundheits-, Sozial- und Bildungsbereich, aus der Stadtteil- und Gemeinwesenarbeit sowie der Politik und Interessierte aus weiteren kommunalen Handlungsfeldern. Der Einladung sind ca. 100 Personen gefolgt.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Veranstaltung wurden von Dr. Frank Lehmann (Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung), Petra Krümpfer (Gesundheitstreffpunkte e.V.) und Dr. Hermann Schulte-Sasse (Senator für Gesundheit Bremen) begrüßt.
Im ersten Vortrag „Gesund aufwachsen - Was sagt die Wissenschaft“ stellte Dr. Tilman Brand (Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie) anhand der Lebenslaufperspektive die verschiedenen Entwicklungsphasen des Aufwachsens und das Auftreten von Gesundheitsproblemen dar. Dabei verdeutlichte er die möglichen Risikofaktoren bei soziökonomischer Benachteiligung und zeigte auf Basis verschiedener Studienergebnissen die Wirksamkeit von Maßnahmen auf. Er betonte, dass diese Erkenntnisse bei der Entwicklung einer Präventionskette mit bedacht werden müssen.
Dr. Antje Richter- Kornweitz (Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e.V.) betonte in ihrem Vortrag „Herausforderungen und Chancen beim Aufbau von Präventionsketten in Kommunen“, dass erfolgreiche Strategien für ein gesundes Aufwachsen mehrdimensional und ressorurcenorientiert sein müssen. Eine Präventionskette hat verschiedene Phasen, Bausteine und Anforderungen, und es gibt unterschiedliche Herangehensweisen. Bremen hat Potentiale und muss seinen eigenen Weg dafür finden - doch es lohnt sich
In seinem Vortrag „Kommunaler Partnerprozess - Leichter gesagt als getan“ zeigte Prof. Dr. Rolf Rosenbrock (Wissenschaftszentrum Berlin) die Potentiale und Herausforderungen von Kommunen für die Gestaltung gesundheitsförderlicher Lebenswelten auf. Neben der schwierigen Finanzsituation vieler Kommunen die sich in der Spirale „Zunahme von Problemen und Abnahme der Ressourcen“ befinden, ist für eine gelingende Kooperationen zwischen den verschiedenen Akteursgruppen noch einen großer Lernprozess erforderlich.
Prof. Rosenbrock machte außerdem deutlich, dass Veränderungen nur partizipativ, z.B. in Form der Präventionsketten, umgesetzt werden können. Den Familien fehle es nicht nur an finanziellen Mitteln sondern vor allem auch an Selbstwertgefühl, an positiv stärkenden Erfahrungen und Vertrauen. Entscheidend ist, dass die Menschen erleben, die Welt ist veränderbar und gestaltbar.
Nach der Mittagspause präsentierten sich unterschiedliche Bremer Akteure und gaben Einblick in ihre jeweiligen Praxisbereiche. Von der Schwangerschaft und das Angebot der Familienhebammen über das Projekt TippTapp, der Ev. Kita Seewenjestraße und dem Quartiersbildungszentrum Blockdiek bis zum Berufseinstieg durch das Schulzentrum Walle. Dabei wurde deutlich, dass Bremen über eine Vielfalt an Angeboten und engagierten Fachkräften verfügt und damit auch Ressourcen für Kinder, Jugendliche und ihre Familien bereit stellt.
Zum Abschluss der Veranstaltung gaben Rainer Düsterloh (Amt für Jugend, Familie und Frauen Bremerhaven), Dr. Carsten Schlepper (Landesverband Ev. Tageseinrichtungen für Kinder), Prof. Dr. Norbert Schmacke (LVG Bremen und IPP Universität Bremen), Eberhard Zimmermann (Gesundheitsamt Bremen), im Rahmen einer Podiumsdiskussion ihre Statements ab. Thematisiert wurden bereits gut funktionierende Ketten und Übergänge, Schwierigkeiten und Herausforderungen und der konkrete Handlungsbedarf in Bremen. Dabei wurde deutlich, dass Bremerhaven seit 2009 bereits viele Erfahrungen mit dem Aufbau einer Präventionskette gemacht hat. Für diesen Prozess seien personelle und fachliche Ressourcen nötig, die sich jedoch rentieren. Zudem wurde deutlich, dass es in Bremen einer übergreifenden Steuerung bedarf, um die unterschiedlichen Ressortzuständigkeiten, die Institutionsvielfalt und bewährte Praxisansätze, verbindlich zusammen zu bringen. Die Festlegung dieser Verantwortlichkeit hat in Bremen hohe Priorität um eine Präventionskette zukünftig und nachhaltig zu etablieren.
Der Fachtag wurde moderiert von Carola Bury (Arbeitnehmerkammer Bremen) und Claudia Gerken (Gesundheitsamt Bremen). Die finanzielle Förderung erfolgte durch die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.
Die Präsentationen der Referentinnen und Referenten finden Sie hier (externer Link).