29.03.2012
Gesund im Alter
Selbstbestimmt wohnen und aktiv bleiben
Dagmar Johannes, BKK Bundesverband GbR
Schlagwörter:Behinderung, Betreuungsangebote, Bewegungsförderung, Broschüre, Förderpreis, Stadtentwicklung
Die Lebenserwartung in Deutschland ist in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich gestiegen. Damit einher geht auch der Wunsch, die zusätzlichen Lebensjahre in möglichst hoher Lebensqualität und guter Gesundheit zu verbringen. In einer Gesellschaft, in der auch chronische Erkrankungen zunehmen, kann dies nur durch eine zielgerichtete Stärkung von Prävention und Gesundheitsförderung gelingen.
Wir wissen heute, dass Prävention in jedem Alter wirkt - je früher, desto besser. Aber es ist auch nie zu spät, etwas für die Gesundheit zu tun. Pflegebedürftigkeit zu verhindern oder so lange wie möglich zu vermeiden ist eine Frage der Lebensqualität und auch der Verringerung von Kosten für die Kommunen und Sozialversicherungen. Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen empfiehlt deshalb, Prävention und Gesundheitsforderung im Alter höchste Priorität beizumessen.
Seit 2006 verleiht der BKK Bundesverband und der Kooperationsverbund „Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten“, im Rahmen des Kongresses "Armut und Gesundheit" in Berlin, jährlich den BKK-Preis für vorbildliche Praxis. 2010 stand der Wettbewerb unter dem Motto „Gesund im Alter - Selbstbestimmt wohnen und aktiv bleiben“. Ob Wohnberatung, Begegnungszentren, Nachbarschaftshilfe oder Freizeit- und Bewegungsangebote - die zahlreichen Bewerbungen zeigten das hohe Engagement vieler Einrichtungen bundesweit für die Gesundheitsförderung von älteren Menschen. Aus insgesamt 94 Projekten mit überwiegend hoher Qualität wählte eine Expertenjury drei Preisträger aus.
Die Gesamtheit der Projekte gibt einen Einblick in den aktuellen Stand der Gesundheitsförderung auf dem Feld „gesund, aktiv und selbstbestimmt im Alter wohnen“. Die ausgezeichneten Projekte zeigen, wie Gesundheit und Selbstständigkeit von älteren Menschen gestärkt werden können. Zudem wird deutlich, wie mit Engagement, Fantasie und einfachen Kooperationen ein Kompetenznetzwerk aufgebaut werden kann, das bzgl. Prävention und Hilfe in Notfällen vorbildlich ist. Darüber hinaus geht es um die Suche nach Wegen, auf denen in Stadtvierteln ein neues Zusammenleben und gegenseitige Unterstützung gründendes Miteinander entwickelt wird.
Aktuell erschienen ist die Broschüre „Gesund im Alter - Selbstbestimmt wohnen und aktiv bleiben“, die die drei prämierten Projekte und zehn weitere herausragende Projekte vorstellt und damit zeigt, dass viele Wege zum Ziel führen können. Gemeinsam ist den dargestellten Projekten das Ziel, älteren Menschen Möglichkeiten zu bieten, ihre Selbstständigkeit zu erhalten, sie bei einem gesunden Lebensstil zu unterstützen und sie buchstäblich in Bewegung zu bringen. Aus den vielen guten Praxisbeispielen ergaben sich folgende Schwerpunktthemen:
- In den eigenen vier Wänden - Begleitetes Wohnen und Unterstützung im gewohnten Umfeld
- Alles unter einem Dach - Anlauf- und Servicestellen im Stadtteil
- Gemeinsam aktiv bleiben - Neue Begegnungs- und Bewegungsräume gestalten
- Zusammen ist man weniger allein - Neue Wohn- und Lebensformen schaffen
In den eigenen vier Wänden - begleitetes Wohnen und Unterstützung im gewohnten Umfeld
Ein zentrales Anliegen der beschriebenen Projekte ist die Gestaltung der sozialen Infrastruktur- auch in ländlichen Regionen, um ältere Menschen und diejenigen, die auf Hilfe angewiesen sind, durch kleinräumige Vernetzung von Akteuren und Angeboten, Stärkung der Eigenständigkeit sowie Einbindung in soziale Netze zu unterstützen und aktiv zu beteiligen. Das selbstbestimmte Leben im gewohnten Umfeld bzw. in den eigenen vier Wänden bis zum Lebensende und die ältere Generation in ein soziales Netz einzubinden, steht dabei im Vordergrund. Angebote wie Begleitung und Betreuung älterer Menschen, verschiedene wohnbegleitende Dienstleistungen, Seniorensportgruppen und verschiedene Freizeitgruppen im direkten Wohnumfeld wurden implementiert. Auch mittels Unterstützung und Weiterbildung für Angehörige sowie Beratung zur Anpassung der Wohnung wird die Thematik aufbereitet. Darüber hinaus werden ehrenamtlich in der Seniorenarbeit engagierte Bürgerinnen und Bürger sowie Multiplikatoren in die Gemeinde eingebunden. Zur Zielgruppe gehören neben älteren Menschen auch solche mit Behinderungen und Einschränkungen, wie z.B. durch Gedächtnisstörungen. An deren individuellen Bedarf und Bedürfnissen knüpfen die Angebote an.
Alles unter einem Dach - Anlauf- und Servicestellen im Stadtteil
Weitere Beispiele guter Praxis verfolgen den Ansatz der wohnortnahen Service- und Begegnungsstätten, um speziell ältere und hilfsbedürftige Menschen durch nachbarschaftliche Netzwerke zu stärken sowie gegenseitige Unterstützung und damit nachbarschaftliche Selbstorganisation zu fördern. Ziel ist stets, das selbstbestimmte Leben im eigenen Haushalt zu unterstützen und zu erhalten, indem angemessene Versorgung und Betreuung für älteren Menschen ermöglicht wird sowie darüber hinaus Angebote zur Freizeitgestaltung und aktiven Teilhabe implementiert werden. Die Projektträger setzen dabei zum Teil auf die Kooperation mit Krankenkassen oder Wohnungsbaugesellschaften bzw. Baugenossenschaften, die einen engen Kontakt zu ihren Versicherten oder Mieterinnen und Mietern pflegen. Lokal- und gemeinwesenorientierte Angebote sind notwendig, um zu kleinräumigen Unterstützungsstrukturen zu führen und die Eigenverantwortung und Solidarität der Menschen vor Ort zu stärken.
Gemeinsam aktiv bleiben - Neue Begegnungs- und Bewegungsräume gestalten
Mit zunehmendem Alter und abnehmender Mobilität gewinnen das Wohnumfeld sowie Aktivitäten zum Erhalt der Alltagskompetenzen eine immer größere Bedeutung. Im Fokus der unter diesen Schwerpunkt fallenden Projekte steht zum einen, die vorhandene Infrastruktur von Plätzen und Grünflächen an die Bedürfnisse älterer Menschen anzupassen und entsprechend zu gestalten, um somit Grün- und Freiflächen als Aufenthalts-, Begegnungs- und Bewegungsräume attraktiver für ältere Menschen zu machen. Zum anderen wurden niedrigschwellige gesundheitsorientierte Angebote in der Nachbarschaft initiiert und vernetzt, um älteren Menschen die Möglichkeit zu bieten, beweglich, kontaktfreudig und somit sozial integriert zu bleiben.
Zusammen ist man weniger allein - Neue Wohn- und Lebensformen schaffen
Einige Wohnprojekte verfolgen das Ziel, selbstständiges Wohnen auch bei Unterstützungsbedarf zu erhalten, das Leben in Gemeinschaft zu ermöglichen sowie gegenseitige Hilfe und Eigeninitiative zu fördern. Diese Wohnprojekte schaffen durch das Zusammenleben eine Basis für möglichst gute Nachbarschaftshilfe. Die älteren Menschen können selbst mitentscheiden, wie und mit wem sie leben möchten. Sie sind eingebunden in eine Gemeinschaft und eine Aufgabe. Dadurch werden sie vor immer neue Herausforderungen gestellt, die ihrem Leben Lebendigkeit, Sinn und Richtung geben können, was gerade im Alter und für Alleinstehende entscheidend sein kann.
Es ist wichtig, dass die Akteure in den vorhandenen Strukturen eng und verzahnt zusammenarbeiten und Verantwortung übernehmen. Nur so können auch ältere Menschen erreicht werden, die sich durch Präventionsmaßnahmen nicht angesprochen fühlen. Der BKK Bundesverband fördert im Rahmen der Initiative „Mehr Gesundheit für alle“ Projekte mit Modellcharakter. Ziel der Initiative ist und bleibt es, gerade auf die Menschen aktiv zuzugehen, die sonst kaum erreicht werden.
Die Broschüre „Gesund im Alter“ des BKK Bundesverbandes stellt Praxisbeispiele vor, die sich um den Preis „Vorbildliche Praxis 2010: Gesund im Alter - Selbstbestimmt wohnen und aktiv bleiben“ beworben haben. Die Broschüre kann hier als PDF-Dokument (1,1 MB) heruntergeladen werden. Außerdem können Sie eine gedruckte Version der Broschüre hier kostenlos bestellen.