02.08.2017
Gesund leben auf dem Land? - Gesundheitsförderung trifft partizipative Dorfentwicklung.
Sabine Köpke, Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz e.V.
Schlagwörter:Beteiligung, Gemeinde, Health in All Policies, Präventionsketten
Gesundheitsförderung in ländlichen Gemeinden
Die Kommune hat im Rahmen der Gesundheitsförderung eine besondere Rolle. Sie ist von großer Bedeutung, weil sie andere Lebenswelten umgreift (siehe Bundesrahmenempfehlung der Nationalen Präventionskonferenz). Darüber hinaus besitzen die Kommunen politische Gestaltungskompetenz für ihr Gebiet. Das Bundesland Rheinland-Pfalz ist ländlich geprägt. Die meisten Einwohnerinnen und Einwohner wohnen in kleinen Städten und Ortschaften.
Im Hinblick auf den Gesetzes- und Förderauftrag steht die Verminderung der sozial bedingten Ungleichheit von Gesundheitschancen im Fokus. Daher sollen insbesondere auch die Menschen in den ländlichen Räumen erreicht werden. Hier lebt ein hoher Anteil älterer Personen und Personen in einer schlechten Infrastruktur. Im Vergleich zu den städtischen Gegenden sind neben den langen Versorgungswegen auch die Erreichbarkeit von Angeboten und Vereinen problematisch und deren Auswahl geringer.
Dorfentwicklung braucht Beteiligung
Eine den gesellschaftlichen Wandel berücksichtigende Dorfentwicklung ist für die lebenswerte Gestaltung von Ortschaften wesentlich. Doch Dorfentwicklung braucht Beteiligung und Engagement - Beteiligung braucht Ressourcen und Gesundheit. Eine gesundheitsförderliche Entwicklung in Dörfern beinhaltet Angebote zum gesunden Verhalten des Einzelnen und von Gruppen in allen Altersphasen und zielt auf die gesundheitliche Gestaltung der Lebensverhältnisse. Daher wirkt eine Gesundheitsförderung für die dörfliche Bevölkerung vor allem im Rahmen einer breiten Dorfentwicklung mit struktureller Absicherung guter Lebensbedingungen.
Health in all Policies gut auf kommunaler Ebene umsetzbar
Eine integrierte Präventionsstrategie (verkettete Präventionsmaßnahmen) bedarf einer „sektorenübergreifenden“ Entwicklung sozialer Räume. Das Konzept, bei dem die erfolgreiche Gesundheitsförderung der Bevölkerung nur durch gebündelte Anstrengungen in allen Politikfeldern als wirksam und nachhaltig gesehen wird, bezeichnet man als „Health in all Policies“. Ein großer Vorteil auf kommunalpolitischer Ebene sind dabei die kurzen Wege, sodass ein Bürgermeister oder andere zuständige Mitarbeiter in der Gemeinde in unterschiedlichen Abteilungen gemeinsam effektiv an einem Thema arbeiten können. Je größer und komplexer die Strukturen und je mehr Ansprechpartner und Zuständigkeiten, desto schwieriger kann eine Zusammenarbeit werden. Außerdem können sektorenübergreifende Kooperationen zum Thema Gesundheit dazu beitragen, doppelte Strukturen und Angebote zu vermeiden und Kosten einzusparen. Somit haben kleine Kommunen gute Voraussetzungen für die ressortübergreifende Zusammenarbeit und profitieren davon. Dabei sind eine gute Vernetzung und Verfahrensabläufe mit den Zuständigkeiten anderer kommunaler Körperschaften und Ebenen wichtig wie z.B. mit den Gesundheitsämtern, die in Rheinland-Pfalz auf Kreisebene angesiedelt sind. Unterstützt man Dörfer dabei sich untereinander, z.B. innerhalb einer Verbandsgemeinde, zu vernetzen, können sie sich gegenseitig helfen und zu einer gesundheitsförderlichen Regionalentwicklung beitragen. Nicht zuletzt gehören die zivilgesellschaftlichen Kräfte, Bürgerbeteiligung und -initiativen, ehrenamtliche Nachbarschaftshilfe, Vereine und Verbände zu einem politikfeldübergreifenden Ansatz und einer aktivierenden Gemeinwesenentwicklung (bottom up) mit den verschiedenen Dorfbewohnern dazu.
Die KGC Rheinland-Pfalz möchte Kommunen und kommunale Akteure in Rheinland-Pfalz unterstützen und in ihren Kompetenzen zum Thema Gesundheitsförderung stärken. Unterschiedliche Veranstaltungen werden hierfür angeboten.