08.07.2013
Gesundheitschancen weiterhin ungleich verteilt
DEGS: Studienergebnisse zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland belegen Zusammenhang zwischen sozialer Lage und Gesundheit
Thomas Lampert, Robert Koch-Institut
Schlagwörter:Erwachsene, Soziallage, Studie
Autoren: Dr. Thomas Lampert (Robert Koch-Institut) und Kollegen
Wie steht es um die Gesundheit erwachsener Menschen in Deutschland? Antworten auf diese Frage geben die ersten Ergebnisse von „DEGS1“. Dies ist die „Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland“, in deren erster Erhebungswelle zwischen 2008 und 2011 mehr als 8.000 Personen zwischen 18 und 79 Jahren befragt und medizinisch untersucht wurden. Die Studie wird in weiteren Erhebungswellen (DEGS2 und folgende) fortgeführt und ermöglicht dann als Längsschnittstudie Aussagen über die Entwicklung des Gesundheitszustandes der erwachsenen Bevölkerung im Zeitverlauf.
RKI veröffentlicht Ergebnisse der ersten Erhebungswelle
Das Robert Koch-Institut hat nun repräsentative Ergebnisse der ersten Erhebungswelle (DEGS1) veröffentlicht. Diese bilden ein breites Themenspektrum ab, von der gesundheitsbezogenen Lebensqualität über Krankheitsbilder wie Herz-Kreislauf-, Muskel-Skelett- und Stoffwechselerkrankungen bis zur psychischen Gesundheit und zu Schlafproblemen. Darüber hinaus wird thematisiert, in welche Gesundheitsleistungen die erwachsene Bevölkerung in welchem Umfang in Anspruch nimmt (z.B. Früherkennungsuntersuchungen oder Impfungen) und wie gesundheitliche Schutz- bzw. Belastungsfaktoren (z.B. Rauchen, Obstkonsum oder Übergewicht) in der erwachsenen Bevölkerung verteilt sind.
Die DEGS1-Ergebnisse belegen, dass die soziale Lage ein wesentlicher Einflussfaktor auf den Gesundheitszustand ist. Der sozioökonomische Status (SES) wird über das Bildungsniveau, die beruflichen Stellung und das Netto-Äquivalenzeinkommen erhoben. Auf dieser Grundlage werden die befragten und untersuchten Personen in drei Gruppen mit hohem, mittlerem und niedrigem SES eingeteilt. Für die untersuchten Beispiele (allgemeiner Gesundheitszustand, Diabetes mellitus, Adipositas, depressiver Symptomatik und körperliche Inaktivität als Krankheitsrisiko) zeigt sich jeweils, dass ein niedriger SES mit einem deutlich höheren Erkrankungsrisiko verbunden ist. Insgesamt ist ein gesundheitlicher Gradient feststellbar (Ausnahme: Diabetes mellitus): Je günstiger die soziale Lage, desto geringer die gesundheitliche Belastung bzw. desto geringer das Erkrankungsrisiko.
Befund: Ausweitung der gesundheitlichen Ungleichheit
Im Vergleich zu den Daten des 1998 durchgeführten Bundesgesundheitssurveys kommen die Autor/innen zum Ergebnis, dass sich die gesundheitliche Ungleichheit „in den letzten 14 Jahren noch ausgeweitet haben könnte und mit Blick auf die sportliche Inaktivität weitgehend konstant geblieben ist“. Im Ergebnis messen sie der Frage besondere Bedeutung bei, „welche Beiträge die Primärprävention und die Gesundheitsförderung zur Verringerung der gesundheitlichen Ungleichheit leisten können“.
Weitere Informationen zur Studie und Fachbeiträge zu den Teilergebnissen finden Sie unter:
www.degs-studie.de/deutsch/ergebnisse/degs1/degs1-basispublikation.html
Die Publikation können Sie hier (PDF-Datei, 535kB) einsehen:
Lampert, T. et al. (2013), Sozioökonomischer Status und Gesundheit. Ergebnisse der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland. In: Bundesgesundheitsblatt 56(5/6):S. 631-636