21.04.2011
Gesundheitsförderung im Quartier
Expertinnen und Experten diskutieren Wege zur Nachhaltigkeit
Schlagwörter:Soziale Stadt, Werkstatt Quartier
Gesundheitsförderung im Quartier auch unter erschwerten Rahmenbedingungen qualitativ zu sichern und zielführend zu gestalten, war Thema des bundesweiten Expertenworkshops „Gesundheitsförderung im Quartier. Wege zur Nachhaltigkeit“ am 18. April 2011 in Hannover. 40 Teilnehmende waren der Einladung des Kooperationsverbundes „Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten“ gefolgt. Gesundheitsförderung im Stadtteil gehört zu den Schwerpunktthemen der bundesweiten Zusammenarbeit im Verbund.
Christa Böhme (Deutsches Institut für Urbanistik, Bundestransferstelle Programm Soziale Stadt) wies auf die weitreichenden Kürzungen der Bundesmittel für das Programm "Soziale Stadt" hin. Im Jahr 2011 stehen den Quartieren 70 Prozent weniger Bundesmittel für Maßnahmen im Rahmen von "Soziale Stadt" zur Verfügung als im Vorjahr. Auch für das Jahr 2012 seien weitere Einschnitte in der Städtebauförderung zu befürchten, so Böhme. Sie verwies auf unterschiedliche Strategien der Länder im Umgang mit diesen Veränderungen. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage „Wie können Erfolge dargestellt werden?“ in besonderer Dringlichkeit. In der Diskussion wurde deutlich, dass es unter sich häufig ändernden Rahmenbedingungen eine ständige Aufgabe ist, lokale Potentiale und Ressourcen zu mobilisieren.
Am Beispiel des Hamburger „Pakt für Prävention - Gemeinsam für ein gesundes Hamburg“ verdeutlichte Klaus-Peter Stender (Behörde für Soziales, Familie, Gesundheit und Verbraucherschutz der Stadt Hamburg) Gesundheitsförderung als verbindliche Kooperationsaufgabe.
Prof. Alf Trojan (Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf) thematisierte Vorschläge für eine Klassifizierung und einheitliche Terminologie von Interventionen der Gesundheitsförderung im Quartier. Dies sei eine wichtige Voraussetzung, um sich zukünftig auf messbare Indikatoren für Erfolge verständigen zu können.
Den Schwerpunkt des Arbeitstreffens bildeten zwei parallel stattfindende Arbeitsgruppen. Thema einer Arbeitsgruppe waren Strategien und Methoden der Qualifizierung von Akteuren im Stadtteil, um Projekte und Maßnahmen der Gesundheitsförderung im Quartier nachhaltig einzubetten und zu verstetigen. Hierzu lieferten Margret Roddis („Begegnung Bewegung Beteiligung in Hamburg-Lurup“) zum „Community Field“-Ansatz und Stefan Bräunling zur „Good-Practice-Werkstatt Quartier“ den fachlichen Input.
Zentrales Thema von „Community Field“ ist die Kultur des Miteinanders durch Beziehungen im Sinne von Vielfalt, Raumgestaltung, Aktivierung von Bewohnerpotenzialen und Begegnung. Hiermit richtet sich „Community Field“ an Anwohnerinnen und Anwohner sowie Schlüsselpersonen im Stadtteil. Dahingegen stellt die Werkstatt Quartier speziell ein Qualifizierungsangebot für professionelle Akteure der Stadtentwicklung und der Gesundheitsförderung in der Kommune dar.
In der zweiten Arbeitsgruppe wurden Indikatoren für erfolgreiche Kompetenzentwicklung und Strukturaufbau und damit auch die Überprüfbarkeit von Vorgehensweisen thematisiert. Dr. Johann Böhmann (Klinikum Delmenhorst) betonte in seinem Vortrag über die „Safe Community Delmenhorst“, wie wichtig Unfallprävention ist und verdeutlichte deren leichte Erfassbarkeit anhand statistischer Werte. Verletzungen im Kindesalter seien einer der häufigsten Gründe für Behandlungen teilweise lebenslanger Folgeschäden und auch für Todesfälle. Da diese Verletzungen besonders zahlreich in sozialen Brennpunkten nachweisbar sind, besteht hier erhöhter Handlungsbedarf.
Erfahrungen aus dem Forschungsprojekt „Lenzgesund“ mit dem Instrument „KEQ - Kapazitätsentwicklung im Quartier“, vorgestellt von Waldemar Süß (Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf), zeigen, dass engagierte Akteure und gesundheitsfördernde Einrichtungen eine wichtige Voraussetzung sind, um Kapazitätsentwicklung zu messen. Dies ist als eine wertvolle Ergänzung zu anderen Erfolgsmessungen zu verstehen. Konkrete Indikatoren zur Messbarkeit von Erfolgen sollen angebots-, quartiers- und zielgruppenspezifisch entwickelt werden.
Eine ausführliche Darstellung der Beiträge und Diskussionen auf dem Expertenworkshop wird in Kürze auf dieser Internetseite erscheinen.