04.04.2017
Gut und gesund aufwachsen - Präventionskette München-Freiham
Rita Fehrmann-Brunskill, Referat für Gesundheit und Umwelt, München
Claudia Janke, Referat für Bildung und Sport, München
Volker Hausdorf, Sozialreferat-Stadtjugendamt, München
Schlagwörter:Präventionsketten, Quartier, Stadtentwicklung
Am westlichen Stadtrand der Landeshauptstadt München entsteht über einen Zeitraum von etwa 30 Jahren auf einer bisher völlig unbebauten Fläche von 350 Hektar der neue Stadtteil Freiham in der Größe einer deutschen Mittelstadt. Durch eine vorausschauende ressortübergreifende Planung der Dienste und Angebote für Kinder, Jugendliche und Familien sollen frühzeitig die Weichen für gute und gesunde Aufwachsbedingungen gestellt werden.
Freiham - der neue Stadtteil im Münchner Westen
Das Neubauvorhaben Freiham ist für München aus stadtplanerischer Sicht von herausragender Bedeutung: Freiham soll ein Freiraum werden für Menschen jeder kulturellen und sozialen Herkunft, d.h. für „alle Menschen, jenseits von Alters-, Bildungs- oder vermeintlichen Leistungsgrenzen. Inklusion wird großgeschrieben“ (1). Nach Fertigstellung werden dort insgesamt mehr als 20.000 Menschen leben, die ersten Bewohnerinnen und Bewohner werden ab 2018 das neue Quartier beziehen. Infolge des überwiegend sozial- und familiengerechten Wohnungsbaus
(> 50 % öffentlich gefördert) sind vor allem Familien mit jüngeren Kindern zu erwarten (ca. 4.000 unter 18 Jahren). Aufgrund der sozio-demografischen Entwicklung ist außerdem von einem hohen Bevölkerungsanteil mit Migrationshintergrund auszugehen.
Im ersten Realisierungsabschnitt bis 2024 sind geplant:
4.400 Wohneinheiten für ca. 11.000 Menschen, 4.000 Arbeitsplätze, 13 Kindertageseinrichtungen, 3 Grundschulen, 1 Förderzentrum, 1 Realschule, 1 Gymnasium, ein Bildungscampus mit Sportstätten für 3.000 Schülerinnen und Schüler,je ein BildungsLokal, Familien- und Beratungszentrum, Gesundheitszentrum, Jugendfreizeitstätte, Bürgerheim, Kulturzentrum (2).
Präventionskette als integrierter Handlungsansatz
Eine Präventionskette hat zum Ziel, allen Kindern ein gelingendes Aufwachsen zu ermöglichen und ihnen unabhängig vom sozialen Status ihrer Familie positive Lebens- und Teilhabebedingungen zu eröffnen. Dieser Ansatz erfordert ein integriertes Vorgehen, das neben Maßnahmen der Stadtplanung vor allem abgestimmte Angebote in den Bereichen Gesundheit, Bildung und Soziales umfasst. Ressourcen und Kompetenzen unterschiedlicher kommunaler Akteure und Institutionen werden ressortübergreifend gebündelt. Kooperation und Vernetzung der Dienste und Angebote werden verbindlich geregelt, Unterstützungsangebote aufeinander abgestimmt, bedarfsgerecht weiterentwickelt und die Bewohnerschaft dabei so früh wie möglich aktiv eingebunden (3).
Von Anfang an gute Aufwachsbedingungen schaffen
Die ressortübergreifende Planung und Implementierung der Präventionskette erfolgt zeitgleich mit dem Wohnungsbau und der Realisierung der inklusiven Infrastruktur. Dadurch kann eine neue Qualität der Angebots- und Versorgungsstruktur entstehen, die von den Familien als wirksame Unterstützung wahrgenommen wird. Mit dem integrierten Planungs- und Arbeitsansatz werden die Lebensbedingungen von Familien bedarfsgerecht gesundheitsförderlich gestaltet und insbesondere für benachteiligte Kinder werden die Chancen auf gesunde Entwicklung, Bildung und Teilhabe erhöht.
Die Akteure der Präventionskette
- legen den Fokus auf die Entwicklungsstufen und biografischen Übergänge der Kinder;
- orientieren sich an den Lebenswelten der Familien (Kita, Schule, Stadtteil etc.);
- fördern die aktive Beteiligung von Kindern, Jugendlichen und Eltern;
- binden Menschen ein, die sich selber nicht vertreten können;
- beziehen Familien mit chronisch kranken Kindern bzw. pflegebedürftigen Menschen ein.
Projektstruktur und -phasen
Die drei Münchner Referate (4), - Referat für Bildung und Sport, Referat für Gesundheit und Umwelt und Sozialreferat - verpflichten sich in einer Kooperationsvereinbarung auf die gemeinsame Zielsetzung und Vorgehensweise. Planung und Umsetzung der Präventionskette erfolgen sukzessive:
2016/2017: Strukturbildung für die referatsübergreifende Kooperation sowie Planung und Entwicklung der Angebotsstruktur und der Kooperationsmodalitäten vor Ort;
ab 2018: Start der ersten Durchführungsphase, möglichst mit einem Vorläuferprojekt des Kinder-, Familien- und Beratungszentrums, Sammlung und Auswertung erster Erfahrungen;
Folgejahre: Kontinuierliche konzeptionelle Weiterentwicklung und Anpassung orientiert an den Bedarfen und weiterhin unter Beteiligung der Bewohnerschaft.
Koordination und Evaluation
Die Präventionskette Freiham ist ein komplexes Planungsvorhaben und bedarf der fachkompetenten Koordination. Diese wird für einen Zeitraum von 5 Jahren von der Techniker Krankenkasse finanziell gefördert. Das Vorhaben soll außerdem wissenschaftlich begleitet und evaluiert werden, die Finanzierung hierzu wird voraussichtlich bei der BZGA beantragt.
Fußnoten
- Freiham: Imagebroschüre 2014: www.muenchen.de/rathaus/Stadtverwaltung/Referat-fuer-Stadtplanung-und-Bauordnung/Projekte/Freiham/download.html
- siehe ebd.
- vgl. Werkbuch Präventionskette, Herausforderungen und Chancen beim Aufbau von Präventionsketten in Kommunen, www.bzga.de/?sid=1144
- Referat“ in München entspricht in anderen Kommunen „Dezernat“
Kontakt
- Referat für Bildung und Sport: claudia.janke(at)muenchen.de
- Referat für Gesundheit und Umwelt: rita.fehrmann-brunskill(at)muenchen.de
- Sozialreferat-Stadtjugendamt: volker.hausdorf(at)muenchen.de
Weitere Informationen zu Freiham-München finden Sie hier!