12.06.2014
Hanau erhält als erste deutsche Stadt das Siegel "Kinderfreundliche Kommune"
Gleichzeitig wird das Bewerbungsverfahren für neue Kommunen eröffnet
Heide-Rose Brückner, Kinderfreundliche Kommunen e.V.
Schlagwörter:Auszeichnung, Kinderrechte, Kommunen
In einer festlichen Veranstaltung vor Ort wurde die Stadt Hanau mit dem Siegel „Kinderfreundliche Kommune“ am 4.Juni 2014 ausgezeichnet. Nach einem positiven Votum der Sachverständigenkommission entschied auch der Vorstand des Vereins „Kinderfreundliche Kommunen e.V.“, das Siegel an Hanau als erste Kommune Deutschlands zu vergeben. Die Stadt wurde nach einem Prüfverfahren auf der Grundlage internationaler Standards der Child friendly Cities-Initiative ausgezeichnet.
Hanau setzt damit das Ziel, die UN-Kinderrechtskonvention lokal zu verankern, in einem beschlossenen Aktionsplan für die kommenden vier Jahre um. Diese Anstrengung würdigt der Verein „Kinderfreundliche Kommunen e.V.“
„Sehr früh hat sich Hanau um die Teilnahme am Vorhaben bemüht, hat als erste Kommune die Vereinbarung mit dem Verein unterschrieben und nun folgerichtig als erste Stadt den Aktionsplan eingereicht. Wir sind sehr gespannt auf die Umsetzung des Aktionsplanes in den nächsten vier Jahren. Besonders beobachten werden wir, wie es der Stadt gelingt, den Umsetzungsprozess mit den Kindern und Jugendlichen gemeinsam zu gestalten“, sagt die Vorstandsvorsitzende des Vereins, Anne Lütkes.
„In der Sachverständigenkommission wurde der Aktionsplan der Stadt Hanau sehr ausführlich diskutiert. Die Anstrengungen der Stadt, die auch unter erschwerten Haushaltsbedingungen erkennbar wahrgenommen werden konnten, hat die Sachverständigenkommission mit ihrem Votum zur Vergabe des Siegels honoriert. Die Maßnahmen, die die Stadt für die nächsten vier Jahre vorhat, gewährleisten mehr Kinder- und Jugendfreundlichkeit in Hanau“, so der Vorsitzende der Sachverständigenkommission, Prof. Lothar Krappmann.
Die Umsetzung des Aktionsplans soll sofort beginnen, Kinder und Jugendliche werden das weitere Verfahren begleiten. Sie waren bereits in der Vorbereitungsphase über Befragungen und Workshops einbezogen. Die beiden Juniorsachverständigen Sarah Tabatabai und Melina Herbert, die auch Juniorsachverständige sind, trugen maßgeblich zum Gelingen des Vorhabens vor Ort bei.
"Ich fand es sehr interessant den gesamten Prozess bis zur Siegelübergabe miterleben zu dürfen. Schön war auch, dass wir unsere Meinungen kundtun konnten, an Diskussionen beteiligt waren und uns so für unsere Stadt einbringen konnten. Wichtige Informationen sammelten wir von Kindern verschiedener Altersgruppen beim Spielen des Stadtspiels. Ich bin gespannt was sich alles in den nächsten 4 Jahren in Hanau für Kinder verändert. Stolz bin ich darauf, dass Hanau die erste Stadt ist, die das Siegel überreicht bekommt ", sagt Melina.
Hanau ist neben Köln, Regensburg, Senftenberg, Weil am Rhein und Wolfsburg eine der sechs Pilotkommunen, die seit Mitte 2012 dem Vorhaben beigetreten sind.
Ab sofort ist das Bewerbungsverfahren „Kinderfreundliche Kommunen“ für neue Städte eröffnet
Der Verein „Kinderfreundliche Kommunen e.V.“ startet ein neues, bundesweites Bewerbungsverfahren. Städte und Gemeinden können sich für die Teilnahme am Verfahren „Kinderfreundliche Kommune“ bewerben. Frist für die Anträge ist der 30. September 2014. Eine Entscheidung zu den neuen Kommunen wird bis Jahresende erfolgen.
Bewerbungsunterlagen können ab sofort unter www.kinderfreundliche-kommunen.de heruntergeladen werden. Bewerben können sich alle Kommunen mit mindestens 5.000 Einwohnern. Sie verpflichten sich, die Rechte der Kinder aus der UN-Kinderrechtskonvention in ihrer Stadt umzusetzen. Durch Beschluss des Stadtrates über die Teilnahme am Verfahren werden die finanziellen und inhaltlichen Rahmenbedingungen für das Vorhaben sichergestellt.
Die Initiative „Kinderfreundliche Kommunen“ verfolgt das Ziel, die UN-Kinderrechtskonvention lokal zu verankern. Das Siegel „Kinderfreundliche Kommune“ bietet den Kommunen die Möglichkeit, die Rechte von Kindern und damit den besonderen Schutz, die Förderung und die Beteiligung von jungen Menschen zu stärken.
Das Deutsche Komitee für UNICEF und das Deutsche Kinderhilfswerk sind seit Mai 2012 Träger der Initiative und des Vereins „Kinderfreundliche Kommunen e.V.“. Der Verein vergibt das Siegel „Kinderfreundliche Kommune“ an Städte und Gemeinden, die unter der Beteiligung von Kindern und Jugendlichen für die lokale Umsetzung von Kinderrechten einen Aktionsplan verabschiedet haben.
Das Siegelverfahren erfolgt auf der Grundlage internationaler Standards. Bereits seit 1996 setzt sich die Child Friendly Cities Initiative dafür ein, dass Kommunen kinderfreundlicher gestaltet werden. Dazu hat das UNICEF Innocenti Research Centre in Florenz Standards und Instrumente entwickelt, die ein partizipatives kommunales Management unterstützen. Die Grundlage bilden neun Bausteine.
Die neun Bausteine sind:
- die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen
- die kinderfreundliche Rahmengebung
- der übergreifende Aktionsplan
- die Interessenvertretung für Kinder
- der Vorrang des Kindeswohl
- ein ausgewiesener Kinder- und Jugendetat
- der regelmäßige Bericht der Kommune
- die Information über Kinderrechte
- die Unterstützung von Kinderrechtsorganisationen
Zu diesen neun Bausteinen müssen sich die Kommunen bekennen.
Der Prozess beginnt mit einer Standortbestimmung anhand eines Fragebogens. Workshops mit Kindern und Jugendlichen ermitteln ihre Wünsche und Vorschläge, die in einen Aktionsplan einfließen. Darin sind die Ziele, Zeitpläne und Verantwortlichkeiten festgehalten. Der Aktionsplan wird vom Stadt- oder Gemeinderat beschlossen.
Aus dem Aktionsplan wird eine Zielvereinbarung entwickelt, die zwischen der Verwaltung und dem Verein abgeschlossen wird und zur Vergabe des Siegels führt. In dem Vorhaben wird also kein Ergebnis zertifiziert, sondern ein Prozess. Dieser wird vom Verein begleitet und von einer Sachverständigenkommission aus Experten unterstützt und nach zwei und vier Jahren evaluiert. Das Siegel wird für vier Jahre vergeben und kann danach durch einen neuen Aktionsplan verlängert werden.
Ansprechpartner
Verein „Kinderfreundliche Kommunen e. V.“
Geschäftsführerin Dr. Heide-Rose Brückner
Berliner Büro
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Tel. +49 30 209 11 601 und 209 11 624
Mobil: 01705360447
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