03.07.2015
Interview zum Bundeswettbewerb "Gesund älter werden in der Kommune - bewegt und mobil"
Bettina Reimann, Difu - Deutsches Institut für Urbanistik
Christa Böhme, Difu - Deutsches Institut für Urbanistik
Schlagwörter:Bewegungsförderung, Wettbewerb, Ältere
Gesundheitsförderung und Stadtentwicklung bzw. Raumgestaltung sind eng miteinander verknüpft, deshalb arbeiten das Deutsche Institut für Urbanistik und die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) in diesem Bereich Hand in Hand. So wird auch der von der BZgA mit Unterstützung des Verbandes der Privaten Krankenversicherung und der Kommunalen Spitzenverbände ausgelobte Wettbewerb „Gesund älter werden in der Kommune -bewegt und mobil“ vom Deutschen Institut für Urbanistik (Difu) betreut. Der Wettbewerb ist Teil des BZgA Programmes „Älter werden in Balance“. Im Interview erklären Christan Böhme und Dr. Bettina Reimann, Difu, Grundideen und Nutzen des Wettbewerbs sowie die Teilnahmebedingungen.
1. Der Bundeswettbewerb „Gesund älter werden in der Kommune - bewegt und mobil“ wird ausgelobt von der BZgA und betreut von dem Deutschen Institut für Urbanistik (Difu)- ist diese Zusammenarbeit auch symbolisch für die Schwerpunktsetzung?
BZgA und Difu arbeiten schon viele Jahre sehr gut zusammen und das in ganz vielfältigen Zusammenhängen. So betreut das Difu die Wettbewerbsreihe „Vorbildliche Strategien kommunaler Suchtprävention“, die gemeinsam von der Drogenbeauftragten der Bundesregierung und der BZgA bereits seit 2001 regelmäßig ausgeschrieben wird. Zudem ist das Difu Mitglied im von der BZgA 2001 initiierten Kooperationsverbund „Gesundheitliche Chancengleichheit“ sowie im beratenden Arbeitskreis zu diesem Verbund. In diesem Kontext haben BZgA und Difu sich unter anderem gemeinsam für eine stärkere Integration von Gesundheitsförderung in das Städtebauförderungsprogramm Soziale Stadt stark gemacht und tun dies auch immer noch. Das Difu hat darüber hinaus für die BZgA bereits Befragungen durchgeführt, beispielsweise zum Thema „Seniorenbezogene Gesundheitsförderung und Prävention auf kommunaler Ebene“. Ja, das Motto des Wettbewerbs - „bewegt und mobil“ - kann wohl auch ein stückweit symbolisch für die vielfältige Zusammenarbeit von BZgA und Difu stehen.
2. Welche Zielstellung verfolgen Sie mit dem Wettbewerb?
Ziel des Bundeswettbewerbs ist es, die vielfältigen kommunalen Aktivitäten und Maßnahmen zur Gesundheitsförderung und Prävention bei älteren Menschen im Bereich Bewegungs- und Mobilitätsförderung bekannt zu machen. Darüber hinaus sollen diejenigen Städte, Gemeinden und Landkreise ausgezeichnet werden, die mit ihren Maßnahmen zur Bewegungs- und Mobilitätsförderung bei älteren Menschen ein gutes Beispiel für andere Kommunen geben. Hierbei sollen explizit auch Aktivitäten kleinerer Gemeinden im ländlichen Raum mit in den Blick genommen werden. Das bedeutet, dass Kommunen, die bislang noch wenig Erfahrung und Praxis im genannten Themenfeld haben, von erfahrenen Kommunen lernen können und dass insgesamt der kommunale Erfahrungsaustausch zu Bewegungs- und Mobilitätsförderung älterer Menschen befördert wird.
3. Sie sprechen mit der Ausschreibung Städte, Gemeinden und Landkreise an. Welchen Stellenwert haben Kommunen für die Bewegungs- und Mobilitätsförderung bei älteren Menschen?
Bewegungs- und Mobilitätsförderung nimmt im Spektrum an Strategien und Handlungsfeldern von kommunaler Gesundheitsförderung und Prävention bei Älteren eine herausgehobene Stellung ein. Die Möglichkeiten, mit denen Kommunen gemeinsam mit anderen Akteuren zu gesunden und bewegungsfördernden Lebensbedingungen und damit präventiv zur Gesundheit im Alter vor Ort beitragen können, sind vielfältig: Angebote zur Erreichung alltagsbezogener Bewegungs- und Mobilitätsförderung bei älteren Menschen, die Schaffung eines bewegungsförderlichen Wohnumfelds, die Entwicklung und der Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs sowie von Mobilitätshilfediensten sind hierfür nur einige Beispiele. Dabei ist Bewegungs- und Mobilitätsförderung bei älteren Menschen eine Querschnittsaufgabe, die über den Gesundheitsbereich weit hinausgeht, und zu der andere Ressorts wie Stadtplanung, Verkehr, Freiraumplanung einen wichtigen Beitrag leisten können.
4. Wie läuft das Anmelde- und Auswahlverfahren ab? Nach welchen Kriterien bewerten Sie die eingegangenen Beiträge?
Eingeladen zur Teilnahme sind alle deutschen Städte, Gemeinden und Landkreise. Wichtig zu beachten ist, dass Präventionsaktivitäten Dritter - z. B. von Krankenkassen oder Einrichtungen der Seniorenarbeit - nur als Bestandteil der Bewerbung einer Kommune berücksichtigt werden können.
Kommunen, die sich für eine Teilnahme interessieren, sollten sich die Bewerbungsunterlagen, dazu gehören der Bewerbungsbogen, das Merkblatt und der Flyer, genau anschauen. Alle Bewerbungsunterlagen sind online gestellt oder können im Wettbewerbsbüro angefordert werden.
Informationen:
Deutsches Institut für Urbanistik gGmbH
Wettbewerbsbüro Gesund älter werden
Zimmerstraße 13-15, 10969 Berlin
E-Mail: gesund_aelter_werden@difu.de
Internet: http://www.wettbewerb-aelter-werden-in-balance.de
Nadine Dräger (Organisation) Tel: 030 - 39001-201
Christa Böhme (Projektleitung) Tel: 030 - 39001-291
Dr. Bettina Reimann Tel: 030 - 39001-191
Hat sich eine Kommune für die Teilnahme am Wettbewerb entschieden, muss sie den Bewerbungsbogen ausfüllen und absenden.
Dieser umfasst folgende Inhalte:
- Angaben zur Kommune,
- Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags durch einen Fließtext im Umfang von maximal fünf DIN A 4-Seiten,
- Beantwortung standardisierter Fragen zum Wettbewerbsbeitrag,
- Beschreibung von maximal drei bereits umgesetzten Einzelprojekten,
- Illustrierung des Wettbewerbsbeitrags durch Fotos und evtl. Anlagen.
Wettbewerbsbeiträge sind beim Wettbewerbsbüro einzureichen. Die Einreichung der Beiträge ist online im Internet, per E-Mail sowie auf dem Postweg möglich. Einsendeschluss für die Wettbewerbsbeiträge ist dann der 24. September 2015.
Wie kommt es nun zu einer Entscheidung? Eine von der BZgA berufene Jury bewertet die Wettbewerbsbeiträge und wählt die zu prämierenden Beiträge aus. Die Bewertung und Prämierung erfolgt getrennt für drei Gruppen, nämlich kreisfreie Städte, kreisangehörige Städte und Gemeinden sowie Landkreise.
Es gibt eine Vielzahl von Kriterien, die der Bewertung zugrunde gelegt werden. Sie alle sind im Merkblatt aufgeführt. Kommunen sollten sich von der Fülle der Kriterien nicht abschrecken lassen; sie müssen nicht alle erfüllt werden und am Ende ist für die Entscheidung vielleicht auch „einfach“ eine innovative Idee und deren engagierte Umsetzung entscheidend. Dennoch sollen hier einige Kriterien beispielhaft genannt werden.
Positiv bewertet werden Beiträge, die
- in eine Gesamtkonzeption zur kommunalen Gesundheitsförderung und Prävention für ältere Menschen eingebunden sind,
- Ziele detailliert festgelegt haben,
- ganzheitlich und umfassend angelegt sind, indem sie z.B. sowohl verhaltens- als auch verhältnispräventive Maßnahmen in den Blick nehmen,
- ihre Strategien und Ansätze auf die Förderung von Empowerment, Eigeninitiative und Partizipation älterer Menschen ausrichten,
- eine langfristige und nachhaltige Implementation gesundheitsfördernder und präventiver Strategien in der Kommune vorsehen und umsetzen.
Die Jury wird ihre Entscheidung Ende November 2015 treffen. Die Preisverleihung findet im März 2016 in Berlin statt.
5. Welchen Nutzen haben teilnehmende Kommunen von der Teilnahme am Bundeswettbewerb?
Zunächst gibt es einen finanziellen Anreiz: Für die prämierten Wettbewerbsbeiträge stellt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung ein Preisgeld in Höhe von insgesamt 60.000 Euro zur Verfügung. Es steht im Ermessen der Jury, die Preisgelder auf mehrere Wettbewerbsbeiträge zu verteilen.
Dann gibt es den Anreiz, das Preisgeld für den Ausbau der eigenen Aktivitäten nutzen zu können. Denn die Preisgelder müssen von den prämierten Kommunen in voller Höhe für zukünftige Maßnahmen der Gesundheitsförderung und Prävention bei älteren Menschen bzw. damit im Zusammenhang stehende innovative Maßnahmen, Projekte und Ideen eingesetzt werden.
Und dann gibt es den Anreiz der öffentlichen Bekanntmachung und Wertschätzung: Neben der Preisverleihung erhalten alle Kommunen, die sich am Wettbewerb beteiligen, eine Teilnehmerurkunde und eine Dokumentation der Wettbewerbsergebnisse. Diese Dokumentation wird zudem veröffentlicht und steht online sowie als Broschüre allen Interessierten kostenfrei zur Verfügung.