05.11.2010
„Kaum Bewegung, viel Ungleichheit“ - neue Studie der Heinrich Böll Stiftung
Wie ist es um gesellschaftliche Aufstiegschancen in Deutschland bestellt? Im Auftrag der Heinrich Böll Stiftung hat Dr. Reinhard Pollak vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung die Chancen sozialer Mobilität - also die Chancen zum sozialen Auf- und Abstieg in der Bundesrepublik in den Blick genommen. Dabei werden Herkunft und Bildungsstand über mehrere Generationen analysiert (Jahrgänge 1920 bis 1978).
Betrachtet man die langfristige Entwicklung sozialer Mobilität fällt auf, dass die im Krieg oder unmittelbar danach geborenen Generationen vergleichsweise mobil waren. So konnten beispielsweise von den 1940 bis 1949 in Westdeutschland geborenen Männern etwa 40 Prozent eine höhere Klassenposition erreichen als ihre Väter. Deutlich anders war die Situation von Frauen: In den alten Bundesländern stiegen weniger als 30 Prozent der Frauen auf.
30 Jahre später zeigt sich: Für westdeutsche Männer haben sich die Aufstiegschancen geringfügig verschlechtert und die Abstiegsrisiken leicht erhöht. Für westdeutsche Frauen ist es deutlich aufwärts gegangen. In den ostdeutschen Bundesländern sind Verschlechterungen zu verzeichnen: Die Möglichkeit sozial aufzusteigen geht im Besonderen bei Männern stark zurück.
Die Studie zeigt auch, dass Auf- und Abstiege über mehr als eine soziale Schicht kaum möglich sind: Nur etwa ein Prozent der Kinder aus Familien, in denen der Vater ungelernter Arbeiter ist, schafft es, eine leitende Angestelltenposition zu beziehen. Der Autor stellt zusammenfassend fest: „Soziale Herkunft übertrumpft Talent und Leistungsbereitschaft.“ So würden Begabungsreserven nicht ausschöpft, die auch angesichts des zunehmenden Fachkräftemangels dringend gebraucht werden.
Die Studie als PDF-Dokument finden Sie hier (PDF-Dokument, 1.3 MB).