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12.10.2021

Kinder und Jugendliche in der Pandemie: Problemfelder - Lösungsansätze - Verstetigung

Kernbotschaften aus dem 2. Düsseldorfer Symposium zu Kinderrechten und Kinderschutz

Simone Weyers, Institut für Medizinische Soziologie, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf

Schlagwörter:Corona, Jugendliche, Kinder

Kinder und Jugendliche sind besonders stark von den unterschied­lichen Maßnahmen des Infektions­schutzes betroffen. Diese beeinträch­tigen nicht nur ihre Schul­bildung, sondern die ganze Band­breite ihrer kindlichen und jugend­lichen Lebenswelt. Hierzu zählen sowohl Aspekte ihrer psychi­schen und physischen Gesund­heit als auch ihrer psycho­sozialen, sprachlichen und motorischen Entwick­lung. Insbesondere für Kinder aus sozial benach­teiligten Familien, für Kinder mit spezifischen Bedürf­nissen, etwa einer Behinderung oder einer chronischen Erkrankung, aber auch für Kinder mit geringen Deutsch­kenntnissen sind die Folgen der aktuellen Lebens­einschrän­kungen noch nicht absehbar.  

Anlässlich des 2. Düsseldorfer Symposiums zu Kinder­rechten und Kinderschutz wurden die aktuellen Lebens­welten und spezifischen Problemlagen von Kindern und Jugend­lichen unter den Bedingungen der Pandemie beleuchtet. Die vier digitalen öffentlichen Fach­gespräche, die zwischen dem 10. März und dem 29. April 2021 stattfanden, zielten auf einen inter­disziplinären Austausch von Erfahrun­gen, um Wissen zu bündeln und die (nicht nur) lokale Vernet­zung zu fördern. Hierzu wurden Fachbei­träge von insgesamt 20 Expertinnen und Experten aus unterschied­lichen Fachdiszi­plinen und Versorgungs­einrichtungen gehalten und im Plenum von jeweils rund 120 Teilneh­merinnen und Teilneh­mern diskutiert. Die Ergebnisse sollen dazu beitragen, Versorgungs- und Forschungs­lücken zu identifizieren und zu adressieren.  

Das Symposium erfolgte im Rahmen einer Kooperation des Instituts für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin (Dr. Maria Griemmert, Dr. Anne Oommen-Halbach) und des Instituts für Medi­zinische Soziologie (Dr. Simone Weyers) der Heinrich-Heine-Universität. Die Beiträge der Expertinnen und Experten werden in Kürze nachzulesen sein.

In der Zwischenzeit wurden erste Kernbotschaften aus dem Symposium abgeleitet:

  • Die Zunahme des familiären Stresses hat einen erhöhten Beratungs- und Unterstützungsbedarf aller Familien zur Folge.
  • Sozioökonomisch benachteiligte Kinder und Familien sowie alleinerziehende Familien erfahren eine Mehrbelastung und sollten besondere Beachtung erfahren.
  • Kinder und Jugendliche mit seelischen Problemen sind durch die Pandemie(folgen) besonders belastet und benötigen eine die individuellen Defizite ausgleichende Förderung.
  • Alle Kinder, insbesondere Kinder mit Behinderungen, brauchen einen strukturierten Tagesablauf.
  • Biographische Übergänge (z.B. in frühe Elternschaft, Kita, Schule oder Beruf) sind besonders sensible Phasen und müssen verstärkt begleitet werden.
  • Die gute Erreichbarkeit von Fachkräften hat enormen Einfluss auf gelingende Interventionen.
  • Kinderbetreuung, Homeschooling und Notbetreuung benötigen verlässliche und systemübergreifende Konzepte.
  • Um Bildungsungleichheiten auszugleichen, sollten Schülerinnen und Schüler an der Umgestaltung von Schulen partizipativ mitarbeiten.
  • Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene sollten in relevanten Gremien stärker (stell)vertreten sein.
  • Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene benötigen Kontakt mit Gleichaltrigen, um soziale Fähigkeiten zu erlernen. Hierzu sollten entsprechende Angebote gemacht werden (z.B. in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit, Jugendverbandsarbeit und Vereinsarbeit).
  • Lebenswelten sollten so ausgestaltet werden, dass sie Kinder und deren Familien zu (mehr) Bewegung einladen.
  • Die mediale Berichterstattung in Deutschland zu Kindern und Jugendlichen in der Pandemie fokussiert auf die Gefahr, die von Kindern ausgeht. Dies verstellt den Blick auf die Bedarfe, Bedürfnisse und Rechte dieser vulnerablen Gruppe.
  • In der gesellschaftlichen Auseinandersetzung mit der Pandemie sollten Kinderrechte (v.a. Recht auf Bildung, Recht auf Beteiligung, Recht auf psychische und physische Gesundheit - vergleiche Kinderrechtskonvention) einen höheren Stellenwert erlangen.

Fazit: Um die Folgen der Pandemie abzumildern, besteht der dringende Bedarf, bestehende und geplante Maßnahmen der Gesundheitsförderung auf diese besonderen Problemlagen hin zu überprüfen, auszuweiten oder ggfs. neu zu entwickeln.

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