06.06.2012
Kinderarmut und ungleich verteilte Chancen auf Gesundheit
Welche Bedeutung haben kommunale Strategien?
Heinz Hilgers, Deutscher Kinderschutzbund e.V.
Schlagwörter:Armut und Gesundheit, Familie, Kommentar, Kommunen, Netzwerk, Partnerprozess, Selbsthilfe, Teilhabe, Video
Aktuelle Zahlen des Paritätischen Wohlfahrtsverbands zeigen: die Kinderarmut in Deutschland ist weiterhin hoch. Die Auswirkungen auf die Teilhabe am sozio-kulturellen Leben, auf die Bildungschancen und die Gesundheit der Kinder und Jugendlichen ist dramatisch.
Zuständig und verantwortlich für einen gerechten Familienleistungsausgleich, menschenwürdige Kinderregelsätze und die Gesundheitspolitik ist der Bund. Gleiche Bildungschancen zu gewährleisten, ist Sache der Bundesländer. Gleichzeitig ist die Entwicklung der Kommunalfinanzen in den meisten deutschen Städten dramatisch. Die Folgen bundes- oder landespolitischer Entscheidungen und gesamtgesellschaftlicher Entwicklungen erleben die Kommunen aber jeden Tag direkt vor ihrer Haustür.
Was können Kommunen tun gegen Kinderarmut und ihre Folgen? Welche Strategien sind erfolgreich?
Dormagener Modell
Grundzüge des Dormagener Modells sind die Vernetzung aller Akteure der Jugendhilfe, des Gesundheitswesens, des Bildungssystems und der Arbeitsförderung. Die Lebensbedingungen der Familien werden positiv verändert, indem die Eigenkräfte der Familien gestärkt, soziale Konflikte und Notlagen früh erkannt werden und rechtzeitig konkret Hilfe geleistet wird.
Eltern werden so früh wie möglich unterstützt. Mögliche Hilfen sind den Eltern in einer demokratischen Kultur der Wertschätzung anzubieten.
Erfolgsfaktoren des Modells liegen in der Einhaltung wesentlicher Prinzipien wie Stärken sehen und das vorhandene Potential bündeln. Das gilt für Helfer und die Familien. Dazu kommt Kooperation und Kommunikation, Transparenz und Verlässlichkeit, Wertschätzung gegenüber den Familien und ein Menschenbild, das die Entwicklung von Eigenkräften im Menschen auch in schwierigen Situationen für möglich hält.
Durch den Anstieg der familienergänzenden Hilfen werden teure familienersetzende Hilfen vermieden. Das Dormagener Modell rechnet sich daher schon nach wenigen Jahren. Gleichzeitig verbessert es die Situation bei den von Armut betroffenen Familien und Kindern.
Das Dormagener Modell zeigt: Kommunen haben Gestaltungsspielraum und Möglichkeiten, um Kinder und ihre Familien effektiv zu unterstützen und die Folgen der Kinderarmut einzudämmen. Prävention rechnet sich vor allem, wenn die Hilfe zur Selbsthilfe so früh wie möglich einsetzt.