11.08.2014
"Klein aber fein"
Das Konzept des Modellprojekts "Perspektiven in Betrieben" zeigt erste Erfolge in Rheinland-Pfalz/Saarland und Nordrhein-Westfalen.
Jürgen Wursthorn, Zentrale der Bundesagentur für Arbeit
Schlagwörter:Agentur für Arbeit, Erwerbslosigkeit
Wie kann es gelingen, Menschen, die lange Zeit nicht mehr Teil der Arbeitsgesellschaft waren und bei denen sich inzwischen viele Probleme aufgebaut haben, wieder in den Arbeitsmarkt zu integrieren? Eine Antwort darauf soll das Modellprojekt „Perspektiven in Bertrieben“ geben. Erprobt wird das seit Anfang letzten Jahres in Rheinland-Pfalz/Saarland und Nordrhein-Westfalen. In ausgewählten Jobcentern soll in einem insgesamt dreijährigen Test geklärt werden, ob mit vorhandenen Arbeitsmarktinstrumenten und mit neuen Betreuungsstrukturen Wege gefunden werden können, besonders marktfernen Langzeitarbeitslosen eine dauerhafte Beschäftigung zu ermöglichen. Die Herausforderung des Projekts liegt einmal in den Profilen der Kunden - Langleistungsbezug, gesundheitliche Einschränkungen, fehlender Berufsabschluss, etc.. Zum anderen mussten Arbeitgeber gefunden und überzeugt werden, entsprechende Beschäftigungsverhältnisse für diese Menschen zu schaffen. So konnten von ursprünglich 40 Teilnehmern 37 Langzeitarbeitslose integriert werden. Heute zeigt sich, dass die aufgenommenen Arbeitsverhältnisse größtenteils stabil verlaufen und mit hoher Wahrscheinlichkeit in unbefristete Beschäftigung münden werden.
Dazu Heinrich Alt, Vorstand Arbeitsmarkt der Bundesagentur für Arbeit (BA): „Die Kunst guter Arbeitsmarktpolitik zeigt sich darin, auch für eingeschränkte Talente Arbeitsplätze zu finden oder zu gestalten. Mit dem Projekt wollen wir feststellen, was geht beim Thema Langzeitarbeitslosigkeit und was eben nicht. Natürlich sind wir immer in der Verantwortung, einem Betrieb eine Lösung anzubieten und kein Problem. Das Projekt zeigt aber, dass es keine hoffnungslosen Fälle gibt, wenn man sich intensiv mit den Menschen auseinandersetzt und wenn sich verantwortungsbewusste Unternehmen dieser Herausforderung stellen.“
Perspektiven für Menschen in Langzeitarbeitslosigkeit
Um das Potential der Langzeitarbeitslosen für den 1. Arbeitsmarkt nutzen zu können, werden Arbeitgeber gezielt über die Förderkonditionen des Programms informiert und darüber hinaus über Problemlagen von Menschen in Langzeitarbeitslosigkeit aufgeklärt. So sollen die Personalentscheider in den Betrieben davon überzeugt werden, diese Personen einzustellen. Für die Ansprache der Arbeitgeber wird den Jobcentern empfohlen, anhand der regionalen Gegebenheiten des Marktes eine entsprechende Strategie zu entwickeln, die örtliche Branchen- und Betriebsstrukturen und andere regionale/lokale Bedingungen einbezieht.
Das laufende Modellprojekt basiert ganz bewusst auf enorm problematischen Bewerberprofilen. Dies soll den Beteiligten des Modellprojekts zeigen, dass selbst für extrem marktferne Personen Stellen gefunden werden können. Ferner zeigt der Konzepttest, dass auch für Langzeitarbeitslose Perspektiven in Betrieben des 1. Arbeitsmarktes geschaffen werden können. Dies ist dann möglich, wenn sowohl die vormals Langzeitarbeitslosen als auch die Arbeitgeber professionell begleitet werden. In der Vergangenheit haben sich Programme zur Bekämpfung von Langzeitarbeitslosigkeit eher auf Beschäftigungsmöglichkeiten auf dem 2. Arbeitsmarkt konzentriert.
Auch das zur Bundesagentur für Arbeit gehörige Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) kommt in seinem Bericht vom September 2013 zu dem Ergebnis, dass immerhin 33% der befragten Betriebe grundsätzlich bereit sind, Langzeitarbeitslosen eine Chance zu geben. So bewertet etwa die Hälfte aller Betriebe, die ehemals langzeitarbeitslose Menschen beschäftigen, deren Arbeitsmotivation und Zuverlässigkeit als sehr gut oder gut.
Die Bundesagentur für Arbeit ist Mitglied im bundesweiten Kooperationsverbund Gesundheitliche Chancengleichheit.
Gesundheitsförderung bei Arbeitslosen: Empfehlungen zur Zusammenarbeit
In 7 Eckpunkten werden die Erfahrungen aus Beispielen guter Praxis (Good Practice) und aus laufenden Prozessen in den Ländern gebündelt. Damit bietet das Eckpunkte-Papier einen fachlichen Rahmen und Anregung zur Stärkung der Gesundheitsförderung bei Arbeitslosen - durch die Zusammenarbeit aller relevanten Einrichtungen in der Kommune.
Das Papier richtet sich an: Akteure im Bereich der Gesundheits- und Arbeitsförderung wie Jobcenter, Krankenkassen, Beschäftigungs- und Qualifizierungsträger sowie an politische Entscheidungsträger, Betroffeneninitiativen, Beratungsstellen, Kammern, Wohlfahrtsverbände, freie Träger und an alle, die die gesundheitlichen Ressourcen arbeitsloser Menschen stärken und ihre Belastungen senken können.