14.12.2011
Kommunaler Partnerprozess "Gesund aufwachsen für alle!" gestartet
9. Jahrestreffen des Kooperationsverbundes am 30. November in Berlin
Stefan Bräunling, Gesundheit Berlin-Brandenburg
Schlagwörter:Kommentar, Kommunen, Netzwerk, Partnerprozess
Der Partnerprozess „Gesund aufwachsen für alle!“, initiiert durch die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) in Zusammenarbeit mit den kommunalen Spitzenverbänden und dem Gesunde Städte-Netzwerk, ist gestartet! Fachlicher Ausgangspunkt sind die Handlungsempfehlungen des Kooperationsverbundes, „Gesundheitschancen von sozial benachteiligten Kindern und Jugendlichen nachhaltig verbessern!“.
„Der Partnerprozess ist ein gemeinsamer Lernprozess für die Kommunen!“, so Prof. Dr. Elisabeth Pott, Direktorin der BZgA, in ihrer Präsentation der Handlungsempfehlungen (PDF-Dokument, 1,6 MB). Als zentrales Instrument für den Erfahrungsaustausch dient die Internetplattform www.gesundheitliche-chancengleichheit.de
Ziel des Partnerprozesses ist die weitere Umsetzung kommunaler Strategien, um die Empfehlungen und Standards zur Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten in den Kommunen bundesweit zu verbreiten. Die kommunalen Spitzenverbände Deutscher Städtetag, Deutscher Städte- und Gemeindebund und Deutscher Landkreistag sowie das Gesunde Städte-Netzwerk sind maßgeblich daran beteiligt. Die Übergabe der ersten 14 Partnerschaftsvereinbarungen (PDF-Dokument, 650 KB) auf diesem Kooperationstreffen spiegelt die Bereitschaft zur praktischen Umsetzung des Partnerprozesses.
Mit dem afrikanischen Sprichwort, „Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind zu erziehen“, betont Prof. Dr. Klaus Hurrelmann (Hertie School of Governance, Berlin) die kommunale Verantwortung bei der Erziehung und begrüßt in seinem Vortrag Erziehungspartnerschaften. Das Nachkriegsmodell der bürgerlichen Kleinfamilie sei in unserer Gesellschaft längst nicht mehr omnipräsent. Die Erziehungsleistung der Familie sei wertzuschätzen, aber auch aktiv zu unterstützen. Zur Prävention einer weiteren Verstetigung sozialer Ungleichheit brauchen wir den Ausbau einer bürgerschaftlichen Infrastruktur, Elternbildung, sektoren- und berufsübergreifende Zusammenarbeit sowie Struktureffekte z.B. über finanzielle Anreize und eine zeitgemäße Förderpolitik.
Auch der Deutsche Städtetag, vertreten durch die Vorsitzende des Fachausschusses für Gesundheit, Anne Janz, hat die Einschätzung, „ (…) dass die Kommunen die Verantwortung für ein gesundes Aufwachsen haben.“ Bei einer zielgeleiteten Vernetzung müsse die Kommune Steuerungsverantwortung übernehmen. Der strategische Austausch zwischen allen Akteuren und die Kooperation an den Schnittstellen seien für den nachhaltigen Erfolg wichtig. Aus dieser Perspektive sei der Partnerprozess sehr zu begrüßen. Bleibt die globale Frage: „Welche Strategien sind in Kommunen erfolgreich?“ Hier weisen Frau Prof. Pott und Frau Janz darauf hin, dass es kein Allheilmittel für alle Kommunen gebe, da die Bedarfe höchst unterschiedlich sind! Ansatzpunkte sind die Ressourcen, die bei der ressortübergreifenden Zusammenarbeit zu nutzen sind.
Die Unterstützung von Präventionsketten in Nordrhein-Westfalen (Modellvorhaben „Kein Kind zurücklassen“) spiegelt den politischen Rückenwind, den das Thema kommunale Vernetzung in diesem Bundesland bekommen hat. Hier kam der Impuls für eine weiterreichende Vernetzung von der Ministerpräsidentin Hannelore Kraft als Reaktion auf ein Gutachten, das den fiskalpolitischen Aspekt von kommunalen Präventionsketten betont. Dr. Hildegard Kaluza, Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes NRW, über kommunale Präventionsketten: „Die Kommune ist der Ort, wo Vernetzung stattfinden muss! Übergänge von einer Institution in die andere müssen organisiert werden!“ (PDF-Dokument, 1,6 MB)
Durch das 9. Kooperationstreffen konnten die gemeinsamen Ziele der Akteure im Partnerprozess herausgestellt werden. Wünschenswert wäre, wenn auf Bundesebene Programme und Förderkriterien das Thema Gesundheit stärker in den Fokus rücken und gleichzeitig den Kommunen mehr Verantwortung - mit den dafür benötigten Ressourcen - zugeschrieben wird. Es wird unbedingt als eine Gemeinschaftsaufgabe angesehen, kommunale Rahmenbedingungen für ein gesundes Aufwachsen aller Kinder zu schaffen.