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15.09.2011

Krankenkassen als Partner in der gesundheitsfördernden Stadtentwicklung

Anforderungen für die Aktivitäten im Setting Stadtteil

Bettina Reimann, Difu - Deutsches Institut für Urbanistik

Schlagwörter:Krankenkassen, Newsletter, Stadtentwicklung

Im Leitfaden Prävention (GKV-Spitzenverband) wird empfohlen, dass sich Krankenkassen im Stadtteil engagieren. Die Kassen erhoffen sich durch ihr Engagement, ein breiteres Spektrum an Menschen zu erreichen und Einfluss auf deren gesundheitliche Lebensbedingungen nehmen zu können. Dies schließt auch jene Zielgruppen mit ein, die Präventionsmaßnahmen bisher wenig oder gar nicht in Anspruch genommen haben (z.B. Migranten, Arbeitslose). Hierbei ist der Stadtteil als Setting besonders geeignet, weil es keine Beteiligung am Erwerbsleben oder den Besuch einer Einrichtung voraussetzt.

Die Aktivitäten im Setting Stadtteil sind jedoch mit besonderen Anforderungen verbunden: Einerseits besteht im Stadtteil ein unklarer Sozialzusammenhang, andererseits sind Strukturen, Verantwortlichkeiten und Angebote oft nicht klar definiert und Interventionen sehr schwer zu realisieren. Settingbezogene Präventionsmaßnahmen der gesetzlichen Krankenkassen konzentrieren sich vor allem auf Kindergärten und Kindertagesstätten sowie auf Schulen. Nur fünf Prozent aller im Berichtsjahr 2009 durchgeführten Präventionsmaßnahmen bezogen sich auf das Setting Stadtteil. Angesichts dieser Ausgangslage stellen sich folgende Fragen:

  • Sind für die Krankenkassen spezielle Hindernisse oder Hürden zu überwinden?
  • Unter welchen Voraussetzungen engagieren sich Krankenkassen für die gesundheitsfördernde Stadtteilentwicklung und wie profitieren Krankenkassen und Stadtteile davon?

Aus den Erfahrungen des Projektes „Mehr als gewohnt. Stadtteile machen sich stark für Gesundheitsförderung“, initiiert im Rahmen des  Regierungsprogramms „Gesundheitsforschung: Forschung für den Menschen“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, durchgeführt vom Difu, resultieren folgende Erkenntnisse:
Es gibt keine Vorlagen oder Erfahrungen, wie Kooperationen zwischen Krankenkassen und
Kommunen verbindlich gestaltet werden können. Jedoch birgt die Zusammenarbeit ein großes
Potential, wenn die Kommune explizit Federführung und Verantwortung übernimmt - indem
sie beispielsweise:

  • die Krankenkassen direkt anspricht und einbezieht,
  • eine schriftliche Kooperationsvereinbarung zwischen Kommunen, Krankenkassen und Gesundheitsakteuren im Stadtteil initiiert und einen Netzwerkaufbau fördert und
  • einen Vertrag zwischen Kasse und Kommune für die Umsetzung eines durch die Krankenkassen finanzierten Verfügungsfonds abschließt.

Besonders wichtig für das Engagement der Krankenkassen ist es, dass Verantwortungs- und Entscheidungsstrukturen, finanzielle Ressourcen sowie Ansprech- und Kooperationspartner im Stadtteil bekannt und benannt sind. Haben die Krankenkassen die Möglichkeit, am Prozess der gesundheitsfördernden Stadtentwicklung mitzuwirken und diesen zu gestalten, fördert dies ihr Image bei Bewohnerinnen und Bewohnern und birgt Möglichkeiten der Profilierung gegenüber anderen Kassen.

Anderseits gewinnt der Stadtteil durch die Mitarbeit von Krankenkassenvertretern an Expertise. Strukturen und Projekte können konkret durch die Einrichtung lokaler Koordinierungsstellen (z.B. Geschäftsstelle Gesundheit in Fürth), Präventionsberater oder Verfügungsfonds gefördert werden.

Das kassengetragene Engagement konzentriert sich vor allem auf die Bereiche Bewegung, Ernährung, Entspannung und Suchtprävention. Die Kommunen sind daher gefordert, weitere Handlungsfelder zu besetzen, um die Gesundheit im Stadtteil zu stärken.

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