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17.03.2023

Mundgesundheit älterer Menschen fördern – auch bei Unterstützungs- und Pflegebedarf

Martin Schumacher, Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen Bremen e.V.

Schlagwörter:Zahngesundheit, Ältere, Pflege

Der Weltmundgesundheitstag (World Oral Health Day) steht im Jahr 2023 unter dem Motto „Be Proud Of Your Mouth“ („Sei stolz auf deinen Mund“). Förderung und Erhalt der Mundgesundheit gelten weltweit als bedeutsame Public Health-Herausforderungen. Nach Schätzungen des Veranstalters, der FDI World Dental Federation, sind fast 3,5 Milliarden Menschen von Erkrankungen des Mundraums betroffen. Es bestehen Potenziale, diese Zahl zu senken, insofern etablierte Maßnahmen der Primärprävention, Prophylaxe und Therapie zur Verfügung stehen. Diese Maßnahmen sind aber nicht allen Menschen gleichermaßen zugänglich.

In Deutschland ist erfreulicherweise festzustellen, dass Erkrankungen in der Mundhöhle wie Karies oder Parodontitis generell rückläufig sind, sich die Mundgesundheit in der Bevölkerung in den letzten Jahrzehnten also verbessert hat. Ein differenzierter Blick auf die Befunde der Deutschen Mundgesundheitsstudien zeigt jedoch, dass auch in Deutschland gesundheitliche Ungleichheiten bestehen. Auch für die Mundgesundheit gilt, dass eine schlechtere soziale Lage eine schlechtere Gesundheit zur Folge hat.

Als weiterer Risikofaktor für eine Verschlechterung der Mundgesundheit ist neben materieller Benachteiligung der Eintritt von Pflegebedürftigkeit zu nennen. Insbesondere bei Eintreten höhergradiger Pflegebedürftigkeit fällt es Menschen zunehmend schwer, sich eigenständig um Mundhygiene zu kümmern und zahnärztliche Praxen zwecks Screenings und Interventionen aufzusuchen. Durch chronische Erkrankungen wie Schluckstörungen (Dysphagie) kann sich das tägliche Speisenangebot einschränken, da zahlreiche Lebensmittel nicht mehr verzehrt werden können. Die Beschränkung auf wenige, leichter verzehrbare Speisen kann neben nährstoffbezogenen Mangelerscheinungen auch eine Verschlechterung der Mundgesundheit mit sich bringen. In der Mundhöhle angesiedelte Krankheitserreger, die nicht regelmäßig adäquat durch Mundhygiene beseitigt werden, können sich im Körper ausbreiten und Erkrankungen des Atmungs- und Verdauungssystems auslösen. Zudem können sich durch die Pflegebedürftigkeit determinierenden Grunderkrankungen verschlechtern.

Die Förderung der Mundgesundheit von älteren Menschen mit Unterstützungs- und Pflegebedarf erfordert also passgenaue Maßnahmen und Teamwork verschiedener Gesundheitsdisziplinen. Eine interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Pflegefachpersonen, Zahn- und Humanmediziner*innen, Logopäd*innen, Ernährungswissenschaftler*innen und weiteren im Feld aktiven Fachkräften des Gesundheitswesens ist bislang jedoch noch nicht systematisch etabliert.

In Zusammenarbeit mit der Zahnärztekammer Niedersachsen, der AOK Niedersachsen und der Vernetzungsstelle Seniorenernährung Niedersachsen hat die Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen Bremen e. V. am 4. März 2023 eine Fachtagung durchgeführt, die dem interdisziplinären Austausch der oben benannten Fachkräfte gewidmet war und aus verschiedenen Perspektiven auf die im Pflegealltag oft nicht unmittelbar erkennbaren Herausforderungen aufmerksam gemacht hat.

Vorgestellt und diskutiert wurden Handlungsansätze wie zahnärztliche Versorgung in der Häuslichkeit pflegebedürftiger Menschen, Einsatz geeigneter Pflegehilfsmittel, Symptommanagement bei Vorliegen chronischer Erkrankungen beziehungsweise Behinderungen und generell Sensibilisierung der an Versorgung, Pflege und Betreuung beteiligten Fachkräfte sowie An- und Zugehöriger. Alle an der Veranstaltung Beteiligten streben an, Unter- und Fehlversorgung pflegebedürftiger Menschen zu vermindern und ihre Lebensqualität durch eine gute Mundgesundheit zu verbessern.

Die Dokumentation ist unter www.gesundheit-nds-hb.de/mundgesundheit-senior-innen einsehbar.

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