04.01.2017
Ohne Moos nix los!? Die Kunst, Förderer zu finden und zu binden
Erfolgreiche Instrumente für Fundraising in Kommunen und Quartieren
Melanie Schieck, Landesvereinigung für Gesundheitsförderung Thüringen e.V. (AGETHUR)
Schlagwörter:Fundraising, Kommunen
Wer kennt das nicht: In Kommunen, Städten und Dörfern gibt es wunderbare Menschen, die geniale Ideen haben und das Leben vor Ort für Groß und Klein, Jung und Alt und ganz im Sinne der Gesundheit(sförderung) gestalten wollen. Diese Akteure engagieren sich in unterschiedlichen Einrichtungen mit viel Einsatz und dennoch fehlt es für die Umsetzung der Ideen häufig am nötigen Kleingeld. Der Umbau des Jugendclubs, ein Theaterstück in der Begegnungsstätte, der neue Männer-Kochkurs oder der langersehnte Fahrdienst zum Einkaufsmarkt im Nachbardorf - ohne Moos ist da oft gar nix los!
Aber nicht nur die Sachkosten für all diese Aktionen wollen abgedeckt werden, auch die eigenen Koordinationskosten sollen irgendwie aufgetrieben werden, bevor die kurzfristig angelegte Anschubfinanzierung aufgebraucht ist - all das bedeutet viel Arbeit. Die (Projekt-)Verantwortlichen sind somit oft ganz beiläufig mit der Aufgabe konfrontiert, eine längerfristige Finanzierungs-möglichkeit für die eigene Arbeit zu erschließen. Förderer zu finden, braucht viel Zeit und vor allem die richtige Strategie. Wen fragt man wie um Mithilfe, ohne zu betteln? Fundraising bietet hierfür hilfreiche Instrumente und ist dabei als jene Haltung zu verstehen, mit der es gelingt, Freunde und Mitstreiter für das eigene und später gemeinsame Anliegen zu finden.
Fundraising als Beziehungspflege
Am 28. und 29. Oktober 2016 kamen in Erfurt unterschiedlichste Akteure aus ganz Thüringen zusammen, die in verschiedenen Begegnungsstätten, Vereinen und sozialen Einrichtungen tätig sind, sich täglich für Alt und Jung einsetzen und mehr darüber erfahren wollten, was Fundraising ist, was es ausmacht und wie es funktionieren kann. Hierfür lieferte die erfahrene Referentin Doris Voll aus Jena das entsprechende Wissen, passende Methoden und unzählige Beispiele aus der Praxis der Fundraising-Arbeit. Die Unterscheidung zwischen Sponsoring und einer Spende, die oft unbemerkten Vorteile für Unternehmen, sich für soziale Projekte zu engagieren und die Ansicht, dass Fundraising als Beziehungspflege zu verstehen ist, sind nur einige inhaltliche Einblicke in diese Fortbildung.
In diesen beiden „Werkstatt-Tagen“ wurden Ideen und Schritte diskutiert und entwickelt, um Eintagsfliegen zu vermeiden und ganz im Sinne der Gesundheitsförderung den Schulterschluss zwischen relevanten Institutionen und Einrichtungen, aber auch (regionalen) Unternehmen zu fördern. Die Parallelen zur kommunalen Gesundheitsförderung waren offensichtlich, denn für ein gemeinsames Agieren sind sowohl organisatorische Bedingungen als auch persönliche Kompetenzen nicht nur förderlich, sondern auch die Basis für ein erfolgreiches Miteinander. Das Brennen für das eigene Anliegen, gepaart mit einer charmanten, hartnäckigen Überzeugungsarbeit ist für die Umsetzung gesundheitsförderlicher Aktivitäten genauso notwendig wie eine interne, abgestimmte und konsequente Aufgabenverteilung bzgl. der eigenen Fundraising-Strategie. Die Pflege einer Datenbank und/oder das Wissen um die Stärken und Schwächen der eigenen Einrichtung sind nicht minder relevant, möchte man ertragreiche Unternehmenskooperationen und/oder „Freundschaften“ mit weiteren Partnern initiieren.
Kamingespräch ohne Kamin
Neben der Vermittlung des Knowhows rund um Fundraising wurden individuelle Möglichkeiten abgewogen und passende Strategien für die einzelnen Teilnehmerinnen und Teilnehmer entwickelt. Die Vielfalt der zu bewegenden Themen und die Erfahrungen aller Teilnehmenden trugen im besonderen Maße dazu bei, dass diese Veranstaltung so ertragreich werden konnte. Ein weiteres Highlight der Fortbildung war das Kamingespräch am Abend des ersten Fortbildungstages mit einem engagierten Unternehmer einer Wohnungsbaugesellschaft. Auch wenn in Wirklichkeit der Kamin fehlte, waren die Wärme und das Feuer dieses Gesprächs deutlich zu spüren. Das Aufeinandertreffen derjenigen, die Unterstützung und finanzielle Hilfe suchen, mit denen, die beides bieten können, war ein voller Erfolg und wurde von allen Anwesenden als sehr bereichernd wahrgenommen. So manches Vorurteil gegenüber Unternehmenskulturen musste daraufhin weichen.
Als Ergebnis waren sich alle einig darüber, dass Fundraising zwar Mühe macht, aber die Kunst, Förderer zu finden, mit einer passenden Strategie und der persönlichen Überzeugung durchaus gelingen kann. Die individuellen und zahlreichen Tipps der Referentin machten allen Anwesenden Mut, nach dem versteckten Moos zu suchen und dieses Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Eine gewünschte Fortsetzung dieser Veranstaltung könnte auf diesem Weg sehr hilfreich sein.
Ein außerordentliches Dankeschön gilt der Techniker Krankenkasse und dem Thüringer Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie, die die Umsetzung dieser Veranstaltung ermöglichten. Ebenso gilt Doris Voll sowie allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern ein herzlicher Dank. Alle zusammen haben diese beiden Tage besonders und wertvoll werden lassen.
Die Dokumentation der Veranstaltung können Sie hiereinsehen und herunterladen (PDF).