04.07.2018
Sächsische Kommunen kommen zu gemeinsamer Fortbildungsklausur zusammen
Denis Spatzier, Sächsische Landesvereinigung für Gesundheitsförderung e.V. (SLfG)
Schlagwörter:Kommunen, Qualitätssicherung, regionale Akteure, Vernetzung
Gesundheitsförderung findet vor Ort statt! Diese simple und doch in ihrer Umsetzung voraussetzungsvolle Aussage ist im aktuellen Diskurs zur lebensweltbezogenen Gesundheitsförderung und Prävention allgemein geläufig. Kommunen verstanden als „Dach-Setting“ erfüllen im Rahmen des Setting-Ansatzes somit eine wichtige Schnittstellenfunktion. Sie können andere Lebenswelten wie Kita, Schule oder Pflegeeinrichtung beeinflussen und verbinden, erreichen zusätzliche Zielgruppen und haben im Sinne ihrer öffentlichen Daseinsvorsorge politische Gestaltungsmöglichkeiten. Somit sind Kommunen gut geeignet, integrierte Gesundheitsstrategien zu entwickeln und zu koordinieren - soweit die Theorie.
Wie und unter welchen Rahmenbedingungen gelingt das jedoch in der täglichen kommunalen Praxis? Welche Prozesse sollten initiiert werden, um die entsprechenden Voraussetzungen für eine nachhaltige, kommunale Gesundheitsstrategie zu etablieren? Welche Ansätze und Instrumente können dafür genutzt werden?
Mit diesen und weiteren Fragen beschäftigten sich die Teilnehmenden drei Tage lang in Waldheim. Zu Beginn wurde noch einmal darauf hingewiesen, dass im Rahmen der Klausur auch Zeit und Raum ist, sich im Sinne des gemeinsamen Lernens über misslungene Praxisbeispiele auszutauschen. Die Beteiligten erhielten danach einen vertiefenden Input zu Grundbegriffen und Grundlagen der soziallagenbezogenen Gesundheitsförderung (z. B. Gesundheitliche Chancengleichheit, Konzept der Sozialraumorientierung, kommunale integrierte Strategie), um ein gemeinsames Verständnis zu entwickeln. Im Anschluss referierte Dr. Reinhild Benterbusch zu den geplanten Neuerungen der Förderrichtlinie „kommunale Gesundheitsförderung“ in Sachsen für das kommende Jahr. Ziel des Freistaates ist es, zukünftig kommunale Gesamtkonzepte über zwei Jahre zu finanzieren. Die Teilnehmenden diskutierten danach über Möglichkeiten der Mischfinanzierung von kommunalen Projekten der Gesundheitsförderung, zum einen aus sächsischen Landesmitteln, zum anderen aus Mitteln der Gesetzlichen Krankenversicherung.
Brit Oppat, AOK PLUS, und Anett Wagner, BARMER, referierten zu den Themen Leitfaden Prävention der Gesetzlichen Krankenversicherung und dessen Förderkriterien sowie zum Thema Selbsthilfeförderung für die Lebenswelt Kommune.
Am Nachmittag fanden zwei parallel laufende Workshops statt. Dr. Karoline Schubert vom Gesundheitsamt der Stadt Leipzig näherte sich gemeinsam mit den Vertreterinnen der Kreisfreien Städte Chemnitz und Dresden der Gesundheitsförderung und deren Rahmenbedingungen aus städtischer bzw. Stadtteilperspektive.
Steffen Hampel, Leiter des Gesundheitsamtes, und Lisa Hoffmann, Koordinatorin der Gesundheitskonferenz im Landkreis Märkisch-Oderland, berichteten über die Entwicklungsprozesse und Strukturen des nordöstlich gelegenen brandenburgischen Landkreises. Die Sozialregion Nord des Kreises war eine der Modell-Regionen in Brandenburg, in der eine integrierte Gesundheitsstrategie („Präventionskette“) entwickelt wurde. Die Prozesse und Strukturen wurden 2015-2016 evaluiert.
Unter dem Motto „Good-Practice-Kriterien der soziallagenbezogenen Gesundheitsförderung“ im Kontext des Präventionsgesetzes bzw. der LRV begann der zweite Tag. Pia Block und Holger Kilian von Gesundheit Berlin-Brandenburg e. V. vertieften in praktischen Übungssequenzen und Kleingruppenarbeit einige der 12 Kriterien guter Praxis und tauschten sich mit den Teilnehmenden über die Anwendungsmöglichkeiten aus. Der Nachmittag stand dann im Zeichen der Netzwerkarbeit und des Netzwerkmanagements. Ulrike Leistner, Gesundheitsamt, präsentierte anschaulich und anfassbar, worauf es bei der Netzwerkarbeit ankommt und wie man konstruktiv mit schwierigen Situationen (z. B. Störungen und Widerstände) in diesem Zusammenhang umgehen kann.
Am letzten Tag widmeten sich die Teilnehmenden dem kollegialen Austausch. Kerstin Schnepel, Sächsische Landesvereinigung für Gesundheitsförderung (SLfG), und Denis Spatzier, KGC Sachsen bei der SLfG, führten zunächst in die Methodik und in die sechs Phasen der kollegialen Beratung1 ein. Im Anschluss hatten die Beteiligten Zeit und Raum, sich zu ihren eigenen Fragestellungen Tipps und Ratschläge der Kolleginnen und Kollegen einzuholen.
Insgesamt haben die Teilnehmenden die dreitägige Klausur aufgrund der wertschätzenden Kommunikation - zum Beispiel zwischen Kommunen und Fördermittelgebern - mehrheitlich positiv bewertet. Es boten sich viele Gelegenheiten, die eigene Arbeit zu reflektieren und das bisher Geleistete einzuordnen. Durch den kollegialen Austausch erhielten die Regionalkoordinatorinnen und -koordinatoren gezielte und bedarfsgerechte Anregungen und Lösungsvorschläge für die Weiterentwicklung der soziallagenbezogenen Gesundheitsförderung und Prävention in den sächsischen Kommunen.
Die Veranstaltung fand statt unter dem Dach der Landesrahmenvereinbarung (LRV) gemäß Paragraph 20f SGB V zur Umsetzung des Gesetzes zur Stärkung der Gesundheitsförderung und Prävention (PrävG) für den Freistaat Sachsen. Sie wurde durch die Gesetzlichen Krankenkassen finanziert und von weiteren Mitgliedern der LRV unterstützt. Die Koordinierungsstelle Gesundheitliche Chancengleichheit Sachsen bei der SLfG koordinierte und organisierte die Fortbildungsklausur im Rahmen ihrer Beauftragung in Zusammenarbeit mit der Geschäftsstelle LRV Sachsen.
Quellen:
1Tietze, Dr. Kim-Oliver (2018): Die 6 Phasen der kollegialen Beratung unter: www.kollegiale-beratung.de/Ebene2/6phasen.htm [Stand: 24.06.2018].