28.10.2013
Settings gestalten, Hürden reduzieren
10. "Fit for Work"-Tagung am 8. Oktober 2013 in Essen
Michael Bellwinkel, ehem. GKV Spitzenverband, BKK Bundesverband; bis 2019 Mitglied des Beratenden Arbeitskreises des Kooperationsverbundes
Schlagwörter:Agentur für Arbeit, Betriebliche Gesundheitsförderung, Erwerbslosigkeit, Krankenkassen
Die Tagung „Fit for Work“ des DNBGF-Forums Arbeitsmarktintegration und Gesundheitsförderung sowie der Koordinierungsstelle Gesundheitliche Chancengleichheit NRW wurde in diesem Jahr zum zehnten Mal durchgeführt. Zum einen stand sie, wie im letzten Jahr, im Zeichen der Zusammenarbeit zwischen der Bundesagentur für Arbeit (BA) und der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) zum Thema Arbeitslosigkeit und Gesundheit.
"Wir machen weiter!"
Zum anderen wurde ein Übergang „eingeläutet“. Der BKK Bundesverband in Essen, Ausrichter dieser Fachtagungen, wird zum Jahresende aufgelöst. Franz Knieps, Vorstand des neu gegründeten BKK Dachverbandes in Berlin, gab das deutliche Signal, die wesentlichen Initiativen des Bundesverbandes, zu denen die Gesundheitsförderung bei Arbeitslosen seit vielen Jahren zählt, weiterführen zu wollen: „Wir machen weiter!“. Herr Knieps wandte sich in seinem engagierten Vortrag gegen den „Zusatzbeitragsvermeidungswettbewerb“, in den die gesetzlichen Krankenkassen geraten seien. Die Sorge der Kassen, Versicherte mit „schlechten Risiken“ könnten zu ihnen wechseln wollen, sei falsch herum gedacht: Die Versicherten dürften ihre Krankenkasse frei wählen, ein „Wahlrecht für die Versicherungen“ sei hingegen nicht vorgesehen. Die Sorge sei auch ökonomisch unbegründet, denn es sei erwiesen, dass kranke Mitglieder und Mitglieder mit geringem Einkommen ihre Krankenkasse in der Regel nicht wechseln.
Gesundheitsförderung bei Arbeitssuchenden nachhaltig gestalten
Dr. Andreas Bahemann, Leiter des Ärztlichen Dienstes der Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg, zeichnete die umfassenden Überlegungen der BA, wie die Gesundheit der Arbeitsuchenden nachhaltig zu fördern ist, nach. Dabei ist der hohe Stellenwert, der dem Wohlbefinden bzw. der allgemein verstandenen „Fitness“ mittlerweile beigemessen wird, beeindruckend. Herr Dr. Bahemann betonte, dass es die Grundhaltung der BA sei, ernst zu nehmen, wenn Jobcenter-„Kund/innen“ sich von der Arbeitslosigkeit gestresst fühlen. Es sei dann angemessen, ihnen gesundheitsförderliche und präventive Maßnahmen in Form von Anreizen oder Gutscheinen anzubieten und die Zugänge sehr niedrigschwellig zu halten. Erfahrungen damit sammelt seit vielen Jahren das Jobcenter Köln, das als innovativer Vorreiter und Ideenschmiede in Sachen Gesundheitsorientierung gilt. Verantwortlich dafür ist Olaf Wagner, Mitglied der Geschäftsführung des JobCenters Köln, der in seinem prägnanten Vortrag einen breiten Bogen von DiMa über Zug um Zug bis zum aktuellen Vorhaben Fit for Life schlug. Das Thema Fit for Life wurde anschließend im Workshop unter Beteiligung von Brigitte Carl, Jobcenter Köln, Thomas Wagemann, BKK-Landesverband NORDWEST und Mechthild Tresiak-König, BA, vertieft. Kern dieses Vorhabens ist eine zweitägige Schulung für Arbeitslose durch Ärzte und Psychologen der BA zu Gesundheitsthemen inklusive einer Beratung durch eine/mehrere Krankenkassen. Ziel ist zu erproben, ob Arbeitslose durch diesen Ansatz für Gesundheitsangebote der Kassen aufgeschlossen werden können.
Die Zusammenarbeit nimmt Fahrt auf!
Im Frühjahr 2012 haben die Bundesagentur für Arbeit und die Gesetzlichen Krankenversicherungen ihre „Empfehlung zur Zusammenarbeit“ veröffentlicht. Nun stellten Herr Staible (BA) und Frau Schreiner-Kürten (GKV-Spitzenverband) die aktuellen Planungen für ein Modellprojekt zur Zusammenarbeit von GKV und BA sowie weiteren Trägern im kommunalen Rahmen vor. Hier sollen 2014 die Erprobung an wenigen Standorten, 2015 eine Erweiterung und 2016 Möglichkeiten zum Transfer beginnen. Die nächste fachöffentliche Darlegung und Diskussion des Fortgangs wird im Rahmen des Kongresses Armut und Gesundheit im März 2014 in Berlin stattfinden. Die Zusammenarbeit nimmt also deutlich Fahrt auf.
In einem weiteren Workshop ging es schließlich um neue Erkenntnisse aus Wissenschaft und Forschung zum Zusammenhang von Arbeitslosigkeit und Gesundheit, die aus drei wissenschaftlichen Blickwinkeln betrachtet wurden: Den psychologischen Teil übernahm Susann Mühlpfordt, den arbeitsmedizinischen Prof. Peter Angerer und den sozialwissenschaftlichen Johannes Eggs vom IAB.
Die Empfehlung zur Zusammenarbeit wurde auch hier vorgestellt.