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06.01.2011

Soziale Gerechtigkeit in der OECD - Wo steht Deutschland? : Neuer Index zeigt Armutsvermeidung und Bildungszugang als Problemfelder auf

Wie ist es um die soziale Gerechtigkeit in Deutschland bestellt? Haben Menschen unabhängig von Alter, Geschlecht, Bildungsstand und sozialer Herkunft die gleichen Chancen, das eigene Leben nach individuellen Bedürfnissen zu bestreiten? Eine am Montag vorgelegte internationale Vergleichsstudie der Bertelsmann Stiftung zeigt: Deutschland ist in Sachen sozialer Gerechtigkeit nur Mittelfeld mit deutlichem Verbesserungsbedarf. Im Feld der 31 OECD-Staaten platziert sich die Bundesrepublik auf Rang 15. Spitzenpositionen belegen die nordeuropäischen Länder Finnland, Schweden, Norwegen, Dänemark und Island.  

Grundlage der Vergleichsstudie ist der Gerechtigkeitsindex, welcher sich aus den Dimensionen Armutsvermeidung, Bildungszugang, Arbeitsmarktinklusion, sozialer Zusammenhalt und soziale Gleichheit sowie Generationengerechtigkeit zusammensetzt.

Der größte Handlungsbedarf, so verdeutlichen die Ergebnisse, ergibt sich für die Bereiche Armutsvermeidung, Bildung und Arbeitsmarkt. Im Besonderen die Kinderarmut in Deutschland bezeichnet die Bertelsmann Stiftung als besorgniserregend. Etwa jedes neunte Kind (10,8 Prozent) ist von relativer Armut betroffen. Zum Vergleich: In Dänemark wächst nur eines von 37 Kindern (2,7 Prozent) in relativer Armut auf. Insbesondere Kinder sowie junge Erwachsene im Alter von 18 bis 25 Jahren (16 Prozent) fallen in Deutschland unter die Armutsgrenze.
Trotz der leichten Verbesserungen in der kürzlich veröffentlichten PISA-Studie zeigt sich: Nur in Österreich, Frankreich, Neuseeland, Belgien und Ungarn stehen sozioökonomischer Hintergrund und Bildungserfolg in einem stärkeren Zusammenhang als in Deutschland. Deutlich wird auch, dass trotz der Investitionen in frühkindliche Bildung in den letzten Jahren Deutschland auch hier nicht über eine Platzierung im Mittelfeld hinauskommt.
Die Autoren der Studie stellen fest, dass die Situation auf dem deutschen Arbeitsmark positive Entwicklungen zeigt. So ist in den letzten Jahren die Arbeitslosigkeit gesunken und auch die globale Krise hat sich auf den deutschen Arbeitsmarkt weit weniger ausgewirkt als in vielen anderen Ländern. Trotzdem bleibt bestimmten Bevölkerungsgruppen wie Geringqualifizierten und Zuwanderern der Zugang zum Arbeitsmarkt verschlossen. Und auch der Anteil Langzeitarbeitsloser an den Personen im erwerbstätigen Alter ist in Deutschland mit 3,9 Prozent weiterhin vergleichsweise hoch. Im internationalen Vergleich liegt die Langzeitarbeitslosigkeit nur in der Slowakei auf einem höheren Niveau als in Deutschland.

Gunter Thielen, Vorstandsvorsitzender der Bertelsmann Stiftung stellt zusammenfassend fest: „In einer zukunftsfähigen Sozialen Marktwirtschaft dürfen wir uns nicht damit zufrieden geben, dass rund jedes neunte Kind in armen Verhältnissen aufwächst, Bildungschancen stark von sozialer Herkunft abhängen und vergleichsweise viele Menschen dauerhaft vom Arbeitsmarkt ausgeschlossen bleiben.“

Insgesamt wurden 18 quantitative und sieben qualitative Indikatoren den fünf Dimensionen sozialer Gerechtigkeit zugeordnet. Die quantitativen Daten stammen größtenteils von der OECD, qualitative Indikatoren beruhen auf Einschätzungen von rund 70 Länderexpertinnen und Länderexperten.

Die vollständige Studie zum Herunterladen finden Sie unter: www.bertelsmann-stiftung.de

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