05.12.2017
Stadt und Land - Einstimmig für Gesundheit
Gemeinsame Gesundheitsstrategie der Gesundheitsregionplus Erlangen-Höchstadt - Stadt Erlangen verabschiedet
Zsuzsanna Majzik, ehem. Stadt Erlangen
Schlagwörter:Gesundheitsversorgung, Kommunen, regionale Akteure, Strukturaufbau
Das Modellprojekt Gesundheitsregionplus Erlangen-Höchstadt- Stadt Erlangen ist ein weiterführender Baustein auf dem Weg in eine gemeinsame Gesundheitsregion, die die Kommunen des Landkreises Erlangen-Höchstadt und der Stadt Erlangen inhaltlich, aber vor allem auch formal zusammenführt. Zentrale Handlungsfelder sind Gesundheitsförderung und Gesundheitsversorgung, die beide in Erlangen-Höchstadt und Erlangen in vielfältigster Weise fest etabliert sind, wenn auch ohne eine gemeinsame, konzeptionelle Leitlinie und mit wenig inhaltlicher oder struktureller Abstimmung. Ziel sind integrierte Handlungskonzepte, die alle erforderlichen Akteurinnen und Akteure (Leistungserbringende/-betroffene, Kooperationspartnerinnen und -partner, Behördenvertretende etc.) in dessen Planung und Umsetzung einbeziehen. Integrierte Handlungskonzepte ermöglichen planmäßiges Handeln zur Bewältigung neuer (z.B. demographischer) Herausforderungen bei sinnvoller Einsetzung begrenzter Mittel. Sprechen wir vom Ausbau von Gesundheitsregionen, geht es zunächst um die Stärkung der Vernetzung auf kommunaler Ebene.
Eine zentrale Aufgabe ist die Zusammenführung der zwei Gebietskörperschaften Landkreis Erlangen-Höchstadt und Stadt Erlangen, die sich in ihren Strukturen, ihrer Bevölkerung und Versorgungslage unterscheiden. Bei aller Bündelung von Themen benötigen beide Kommunen eine, ihrem Bedarf gerechte Zielgruppenberücksichtigung, räumliche Orientierung im Sinne des Settingansatzes und den Einbezug der jeweiligen Multiplikatorinnen und Multiplikatoren vor Ort. Um diesen Besonderheiten gerecht zu werden, wurde die Geschäftsstelle zu 50% in der Stadtverwaltung und 50% im Landratsamt verortet. Bestehende Netzwerke können leichter einbezogen werden, neue Akteure und verwaltungstechnische Unterstützung gewonnen werden.
Nun wurde im Rahmen des Projektes Gesundheitsregionplus Erlangen-Höchstadt & Erlangen Ende September eine „Gemeinsame Gesundheitsstrategie für Stadt und Landkreis“ jeweils einstimmig verabschiedet. Die „Gemeinsame Gesundheitsstrategie“ zielt vor allem darauf ab, Menschen in schwierigen Lebenslagen mit gesundheitsfördernden Maßnahmen zu erreichen und zu unterstützen. Neben individuellen Aspekten sollen auch strukturelle Gesundheitsbedingungen stärker in den Blick genommen werden. Dazu gehören die medizinische Versorgung, Mittlerstrukturen zur Erreichung von Menschen in schwierigen Lebenslagen, die gesunde Arbeitswelt, gesunde Lebenswelten und niedrigschwellige Hilfe.
Die fünf Handlungsfelder
Medizinische Versorgung
Ziele des Handlungsfeldes der medizinischen Versorgung sind unter anderem: Wege im Versorgungsmanagement wie beispielsweise im Entlassungsmanagement und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu optimieren sowie eine flächendeckende medizinische Versorgung zu ermöglichen. Ebenso wird versucht, einzelfallbezogene Lösungen für Jugendliche und Obdachlose zu finden und Lücken im Versicherungsschutz wieder herzustellen. Aktuelle Themen des Arbeitskreises sind auch die Anbindung der Gesundheitsregionplus an die interkommunale Pflegekonferenz, die Verzahnung mit dem SAPV- und Palliativnetzwerk, der Ausbau der Kooperation mit dem regionalen Vertreter der bayerischen Landesapothekenkammer und die Entwicklung von Kooperationen mit Partnern des Medical Valleys.
Informationen zielgruppenspezifisch weitergeben
Im Fokus des Handlungsfeldes Mittlerstrukturen stehen die professionelle, wertschätzende Betreuung und Koordination ehrenamtlicher Strukturen sowie Vernetzung und Stärkung bereits bestehender niedrigschwelliger Strukturen (Entlastung, Begleitung, Lotsen). Geschulte Mittler sollen auf gebündelte Informationen (z.B. Online-Portal) zugreifen können, um sie dann zielgruppenspezifisch weiterzugeben. Zudem werden interkulturelle Mittler- und Dolmetscherstrukturen im Rahmen des Projektes SprINT (Sprach- und Integrationsmittlung) ausgebaut.
Gesunde Arbeitswelten schaffen
Die gesunde Arbeitswelt ist ein Handlungsfeld der Gesundheitsregionplus, welches sich hauptsächlich mit Themen des betrieblichen Gesundheitsmanagements beschäftigt. Gesundheitsangebote sollen besser an die Bedürfnisse der Menschen angepasst werden, wobei auch Menschen mit einer geistigen und/oder körperlichen Behinderung besonders beachtet werden.
Gesunde Lebenswelten
Im Mittelpunkt des Handlungsfeldes der gesunden Lebenswelten stehen Themen wie der Ausbau von wohnortnahen, sozialen Netzwerken für Familien, in denen individuelle Unterstützung, aber auch Freizeit- und Entspannungsangebote frei verfügbar sind. Es wird am Ausbau eines flexiblen Hilfesystems gearbeitet, wodurch Familien individuelle Randzeiten- und Krankheitsbetreuung ermöglich wird. Das gesunde Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen soll durch die Optimierung von Strukturen und Angeboten weiter gefördert werden. Allgemein werden gesündere Wohn- und Lebensverhältnisse angestrebt.
Niedrigschwellige professionelle Hilfen
Durch den Ausbau niedrigschwelliger Hilfen sollen Zugänge zu gesundheitlichen Leistungen trotz Sprachproblemen und Unkenntnis der Strukturen erleichtert werden. Dafür ist es nötig, einen kultursensible Fachkompetenz auszubauen und eine kompetente Beratung zu bedarfs- und, inklusionsorientierter Unterstützung von Menschen in schwieriger Lebenslagen sicher zu stellen.
Seit der Verabschiedung und Einführung des Präventionsgesetzes (2015) mussten die Krankenkassen ihre Ausgaben für Prävention versiebenfachen. Das Vorgehen in der Gesundheitsregionplus passt genau zu den gesetzlich und fachlich geforderten Qualitätskriterien an die Präventionsarbeit der Krankenkassen. Bereits jetzt werden deshalb von den Kassen hohe Fördersummen zur Qualitätssicherung und zur Umsetzung von Projekten bereitgestellt.
Mit der Veröffentlichung startet gleichzeitig die Umsetzungsphase. Sie soll als politischer Handlungsleitfaden und als Orientierungshilfe für das weitere Vorgehen in der Gesundheitsregionplus Erlangen-Höchststadt & Erlangen dienen. Durch die Orientierung an definierten Qualitätskriterien für die Umsetzungsphase und einem ausgeprägten partizipativen Ansatz in allen Handlungsschritten soll die gesundheitliche Chancengleichheit in der Region nachhaltig verbessert werden.
Qualitätssicherung
Ein Hauptqualitätsmerkmal für qualitative Gesundheitsförderungsarbeit in Kommunen und gleichzeitig die Grundvoraussetzung für die Beantragung von Kassengeldern im Bereich der Prävention ist strategisches, vernetztes und qualitätsvolles Handeln. Die Maßnahmen und Projekte in der Gesundheitsregionplus Erlangen-Höchstadt & Erlangen richten sich nach drei verschiedenen Gruppen von Qualitätskriterien, um ein professionelles Vorgehen zu gewährleisten. Neben allgemeinen Qualitätskriterien, werden auch die Kriterien gesundheitsförderlichen Handelns nach der WHO berücksichtigt. Allgemeine Kriterien wie z.B. SMART und Kriterien entlang der Hauptziele der Gesundheitsregionplus berücksichtigen dabei gesundheitliche Chancengleichheit, intersektorale Entwicklung, und Partizipation. Sie setzen ein gemeinsames Vorgehen von Stadt und Landkreis voraus.
- Die „Gemeinsame Gesundheitsstrategie für Stadt und Landkreis“ finden Sie hier.