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01.06.2022

Standortanalyse für den Auf- und Ausbau integrierter kommunaler Strategien

Eine Zwischenbilanz

Daniel Franz, Hamburgische Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung
Henrieke Franzen, bis Ende 2023: Koordinierungsstelle Gesundheitliche Chancengleichheit Hamburg

Schlagwörter:Quartier, Gesundheitliche Chancengleichheit

Zum Hintergrund des Instruments Standortanalyse

Die Hamburgische Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung e.V. (HAG) beteiligte sich von 2015-2021 am BMBF-geförderten Forschungsprojekt „KEG – Kommunale Entwicklung von Gesundheitsstrategien: Wissenschaft und Praxis im Dialog“. In diesem Rahmen entwickelten die Hochschule Esslingen (Prof. Dr. Petra Wihofszky) und die HAG das Beratungsinstrument Standortanalyse.

Seit Abschluss des Forschungsprojektes ist das Instrument im Rahmen der Koordinierungsstelle Gesundheitliche Chancengleichheit Hamburg im Einsatz. Zudem bietet die HAG Fortbildungen zur Anwendung an.

Einsatz der Standortanalyse im Rahmen der Koordinierungsstelle Gesundheitliche Chancengleichheit (KGC) Hamburg

Kommunale Gesundheitsförderung folgt dem Anspruch, gesundheitliche Chancengerechtigkeit zu befördern und soll daher vorrangig dort stattfinden, wo Bürger:innen mit geringeren Gesundheitschancen und hohen Gesundheitsrisiken erreicht werden können. Und so setzt auch Hamburg bei der Umsetzung von soziallagenbezogener Gesundheitsförderung und Prävention auf ein sozialräumliches Vorgehen in den „Lokalen Vernetzungsstellen Prävention“ (früher: Koordinierungsbausteine für Gesundheitsförderung – Koba[1]).

Die Arbeit in den Lokalen Vernetzungsstellen Prävention und die von den Krankenkassen bereitgestellten Regionalfonds für bedarfsgerechte und konkrete Maßnahmen zur kommunalen Gesundheitsförderung tragen wesentlich zur Ausgestaltung der stadtteilbezogenen Umsetzung der Ziele der Landesrahmenvereinbarung und zur Entwicklung von integrierten kommunalen Strategien für Gesundheitsförderung bei.

Seit dem Jahr 2019 hat die Koordinierungsstelle Gesundheitliche Chancengleichheit (KGC) Hamburg die fachliche Begleitung und Beratung der Lokalen Vernetzungsstellen Prävention hamburgweit ausgebaut.

Ziel ist die Förderung der Gesundheit von Hamburger:innen, die in Stadtteilen mit nachweislich geringeren Gesundheitschancen leben und arbeiten. Dies gelingt durch:

  • Integration des Themas Gesundheitsförderung in die Strukturen der Stadtteile,
  • indem die lokal handelnden Akteure zusammengeführt werden und
  • die Beteiligung der Bürger:innen gewährleistet wird.

Seit dem Jahr 2019 wendet die KGC bei der Beratung der Lokalen Vernetzungsstellen Prävention zum Auf- und Ausbau integrierter Strategien für Gesundheitsförderung das Instrument Standortanalyse an.

Sowohl digital (vor allem in der Zeit der Corona-Pandemie) als auch vor Ort haben bis Ende 2021 an zehn Standorten intensive Beratungsprozesse stattgefunden, in denen fachbereichsübergreifend lokale Akteur:innen, die in den Stadtteilen der Lokalen Vernetzungsstellen Prävention tätig sind, sich zu den sechs Themen der Standortanalyse ausgetauscht haben. Durch die Standortanalyse erfahren die Koordinatorinnen der Lokalen Vernetzungsstellen Prävention, welche gesundheitsfördernden Angebote es im Sozialraum gibt, wie der Zugang dazu und die Akzeptanz in der Bevölkerung ist. Es geht aber auch darum, zu identifizieren, welche Schlüsselpersonen es gibt und wie es um die Zusammenarbeit unter den Fachkräften und die verfügbaren Ressourcen bestellt ist. Dieses Wissen bietet eine gute Grundlage, um ein strategisches Vorgehen zu entwickeln, wie eine integrierte kommunale Gesundheitsförderungsstrategie vor Ort aussehen soll und vor allem, um abzuleiten, welche weiteren Fachkräfte, Entscheidungsträger:innen oder auch Vertreter:innen der Bevölkerung an welcher Stelle einbezogen werden müssen.

Verbreitung des Instruments und Fortbildungsangebote

Die Erfahrungen aus den Beratungsprozessen der KGC Hamburg wurden bereits in verschiedenen Veranstaltungen präsentiert und sind eingeflossen in ein Schulungskonzept, das die HAG zu dem Instrument, v.a. in der Online-Anwendung, entwickelt hat. Die Aktivitäten zur Verbreitung des Instruments umfassen u.a.:

  1. Die Vorstellung des Instruments auf Tagungen und Veranstaltungen, u.a. in der Workshopreihe „Partizipative Gesundheitsforschung – Erfahrungen und Perspektiven“ des Forschungsverbundes PartKommPlus, in der Lernwerkstatt „Miteinander.Gemeinsam.Gesund! – Gemeinsam wirken in Wusterhausen/Dosse“ der KGC Brandenburg sowie auf dem Kongress „Armut und Gesundheit“ 2022.
  2. In halbtägigen Online-Workshops mit Teilnehmenden aus unterschiedlichen Arbeitsfeldern werden die Grundlagen und Hintergründe des Instruments praxisnah erläutert und das Online-Tool in seiner Funktionalität vorgestellt. Darüber hinaus gibt es für Teilnehmer:innen die Gelegenheit, die Einsatzmöglichkeiten des Tools für ihre konkreten Vorhaben zu reflektieren. Hier zeigen sich die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten der Standortanalyse: Neben Akteur:innen aus der Gesundheitsförderung sind auch andere Bereiche vertreten, z.B. Eingliederungshilfe, Quartiersmanagement, Senior:innen-Arbeit und Stadtentwicklung. Die nächsten Veranstaltungstermine sind hier einzusehen.
  3. In spezifisch zugeschnittenen Veranstaltungen (inhouse-Modell) werden Akteur:innen eines bestimmten Arbeitsfeldes, einer spezifischen Region o.ä. im Einsatz des Instruments geschult. Die gemeinsame Schulung von Akteur:innen aus benachbarten Regionen oder den gleichen Arbeitsfeldern ermöglicht, Varianten der gegenseitigen Unterstützung in der Durchführung zu finden (z.B. die wechselseitige Entlastung in der Dokumentation). Das Online-Tool bietet hier den Vorteil, dass diese Unterstützung auch räumlich ungebunden stattfinden kann. Durchgeführt wurden diese Schulungen bisher mit Fachkräften der Gesundheitsförderung in Sachsen sowie mit Multiplikator:innen aus dem Bereich Gesundheitsförderung für Menschen mit Behinderung in Hamburg.

Ausblick

Gelingende Zusammenarbeit mit dem gemeinsamen Ziel integrierte kommunale Strategien aufzubauen, benötigt eine transparente und verlässliche Kooperationsgrundlage für alle Beteiligten (u.a. Verwaltung, Politik, Krankenkassen, Gesundheitsakteure). Um partizipative Ansätze umzusetzen, arbeiten die Koordinator:innen der Lokalen Vernetzungsstellen Prävention mit Stadtteilkonferenzen und – wo vorhanden – Quartiers- und Stadtteilbeiräten zusammen.

Das Kommunale Gesundheitsförderungsmanagement (KGFM) bildet das Verbindungsglied zwischen stadtteilbezogenen Aktivitäten der Gesundheitsförderung, z.B. freie Träger oder Krankenkassen, und den Maßnahmen der Bezirke im Rahmen der Aufgabenstellung des Öffentlichen Gesundheitsdienstes.

Perspektivisch wird das inhaltliche Zusammenwirken von Lokalen Vernetzungsstellen Prävention mit den KGFM der Bezirke angestrebt. Unterstützend wirken bereits jetzt die Kostenträger der Regionalfonds durch Beratung und Bereitstellung von eigenen Angeboten in kommunalen Lebenswelten (Settings) und die KGC Hamburg durch Beratung, Fortbildung und Prozessbegleitung.

Die Erfahrung der Workshop-Formate zeigen auf, wie das Online-Tool die Einsatzmöglichkeiten des Instruments Standortanalyse erweitert: Die Verbreitung erhöht sich (der Workshop kann überregional beworben und besucht werden), der konkrete Einsatz im Alltag ist erleichtert (Wegzeiten fallen weg, das kann v.a. in Flächenlandkreisen eine gewichtige Rolle spielen) und die Einsatzfelder erweitern sich über Gesundheitsförderung im engeren Sinne hinaus in benachbarte Felder. Hierüber kann ein Tool wie die Standortanalyse auch einen Beitrag zur Stärkung von Kooperation vor Ort bis hin zum Aufbau Integrierter Handlungsstrategien leisten.

Literaturhinweise

  • Umsetzungsempfehlungen „Lokale Vernetzungsstellen Prävention“ in Hamburg. Ein Beitrag zur Umsetzung der Landesrahmenvereinbarung Hamburg,(2021). Unveröffentlichtes Dokument.

  • Wihofszky, P., Layh, S., Hofrichter, P., Jahnke, M. & Göldner, J. (2020). Standortanalyse für den Auf- und Ausbau integrierter kommunaler Strategien. Arbeitsheft zum Instrument. Esslingen/Hamburg.

[1] Die LVS Veddel und Rothenburgsort (RBO) werden ab 2022 von der AOK RL/HH und der IKK classic, unterstützt von der KNAPPSCHAFT und der SVLFG (Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau), mit finanziellen Mitteln für einen Regionalfond ausgestattet. Die Sozialbehörde wird weiterhin die Personalkosten tragen. Mit dieser Anpassung werden alle drei LVS des Bezirks Mitte - Veddel, RBO, MüHoBi - federführend von der AOK RL/HH und der IKK classic betreut.

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